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Das Christentum und die Liebe
#31
(19-11-2011, 16:40)Gerhard schrieb: In 3.Mose 19,18 steht "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst."

Ich habe auch schon gelesen, das es heißen würde: "Du sollst Deinen Nächsten lieben, denn er ist wie Du!"
Dazu passt dann "Gleich und Gleich gesellt sich gern". Das besagt aber, daß es auch Menschen gibt die nicht wie "Du" sind und die man trotzdem lieben soll. Also ist im Ersteren mehr Deutlichkeit.

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#32
Hans schrieb:
paxinsulae schrieb:Notwehr und ihre Interpretation ist so eine offene Frage. Auch die Zwei- Reiche-Lehre.

Hallo Paxisulae,
das ist ja das besondere, das Jesus hier keinen Spielraum läßt,bei der Interpretation im Bezug zur Nächsten -und zur Feindesliebe.
Hier handelt Jesus für einen Durchschnittsbürger völlig unverständlich.
Er wird mißhandelt und schlägt nicht zurück.Er betet noch für die,die ihn mißhandeln.

Der Mensch soll wieder zu Gott zurück und dazu muß er die Liebe verwirklicht haben.
Die ist dann verwirklicht wenn der Mensch auch seine Feinde liebt.
Wenn er auch denen gutes tut ,die ihn hassen.
Liebe soll sich in der Handlung offenbaren.

Das kann keiner aus dem Stand heraus.Zu Lieben ist eine Kunst die gelernt sein will.Dazu ist es sehr hilfreich Jesus zu verstehen.
Es ist schwer weil der Mensch sich selbst dazu überwinden muß.
Er muß seinen Egoismus überwinden.

Jesus schaut bei den Menschen durch den äußeren Schein auf das Wesen des Menschen.Das Wesen des Menschen ist der Geist,die Liebe.
Das Wesen des Menschen ist seine Bedürftigkeit an seinen Mitmenschen

Hallo hans,

zunächst freue ich mich, über soviel offenbar innerer Überzeugung und "Radikalität" zur Nächstenliebe.

Erlaube bitte, dass ich etwas Wasser in diesen Wein gieße:

Nicht umsonst habe ich ja die Notwehr genannt. Man kann sich in seiner Fantasie viele schreckliche Dinge vorstellen und leider wird auch vieles sogar noch in der Realität übertroffen. Ein ganz einfaches Beispiel:

Du kommst für den Täter unbemerkt für ihn von hinten zu einem Verbrechen: Vor ihm liegen gefesselt wehrlose Menschen und er schießt einen nach dem anderen ab. Du schaust zu. Sicher kannst Du jetzt versuchen zu fragen: "Do you speak English and I would like to explain you the meaning of Jesus words for the world." Um es klarer zu machen, weißt Du, dass es sich um Unschuldige handelt, die Opfer eines Mörders werden. Was tust Du?

Das gleiche gilt wenn einer mit einer Bombe in ein öffentliches Gebäude geht wo tausende Unschuldige sich aufhalten. Du weißt es und bemerkst, wie er gleich die Bombe zünden will. Was tust Du?

Die Frage ist eben, was hat Jesus wirklich gemeint mit der Nächstenliebe. Da gibt es nicht wenige, die einiges von ihm der Erfindung Matthäus zuschreiben, wie der (immerhin) "ökumenische" Kommentar von Ulrich Luz zu den Antithesen ausführt. Immerhin hält er (und damit die Ökumene?) die fünfte und sechste Antithese für eine "Schöpfung" von Matthäus (Seiten 326 und 327 seines katholischen-evangelischen Kommentars zum Neuen Testament Mt. 1-7). Was nicht heißt, dass die ganze Nächstenliebe erfunden ist, aber die Nuancen sind das Entscheidende. Luz glaubt an die "Normalhypothese" (also Mt 5,38ff ist eine Mt-Schöpfung).

Aber Luz tut sich genau so schwer mit der Interpretation des "wahren Willens" Jesu, was die folgenden Seiten seines Kommentars zeigen (Seiten 383 bis 400).

Letztlich ist er auch hilflos und stellt den Pazifismus gleichwertig gegen/neben den Pragmatismus. Also bei unseren oben genannten Beispielen, wenn ich jetzt und hier der einzige wäre, der nicht nur Tod sondern viel Leid verhindern könnte, würde ich den Mörder umbringen? Was ist in Gottes Sinn? Unterlassen, weil ich den Feind liebe oder Töten, weil ich die Opfer liebe oder Unterlassen weil ich mich nicht entscheiden kann?

Wir alle kennen diese Fragen. Antworten gibt es bisher keine und in der angeblich christlichen Welt scheint die zwei Reiche Theorie und der Pragmatismus sich durchgesetzt zu haben. Bis hin zur präventiven indirekten Tötung aufgrund von Indizien.

Also es bleiben Fragen offen.

Es gibt auch Stimmen, die eher darauf hinauslaufen, dass Jesus das israelische Volk schützen wollte mit der Bergpredigt. Wenn sich Israeliten selbst gegenseitig zerstören, ist es bald vorbei mit dem auserwählten Volk (und damit im Sinne des Judentums und seinen Gesetzten Auge um Auge besser mit Geldstrafen auszugleichen um das kleine israelische Volk vor Zerstümmelung zu schützen) und die Feindesliebe war notwendig zum Überleben gegen einen übermächtigen Gegner (das römische Reich). Also lasst Euch nicht provozieren (zum eigenen Nutzen - nicht zum Nutzen des Feindes). Gebt dem Kaiser was des Kaisers ist.

Ich glaube wir sind uns einig, dass letztere These nicht dem Sinn der Worte und Werke Jesu entspricht, aber Fragen zur Notwehr stellen sich leider noch täglich neu in dieser Welt.

Auch das (natürliche und damit gottgegebene) Silberrücken und Platzhirschdenken der Männer (und die instinktive Faszination für Macht bei Frauen) ist Ursache für viel viel Leid - nicht nur für körperliche Gewalt. Das zeigt sich täglich bei Nachbarstreitigkeiten, am Arbeitsplatz und sogar im Pfarrgemeinderat - überall.

Auch hier gilt es die Worte Jesu richtig zu interpretieren.

Ich bin erstaunt, wie die Bergpredigt immer wieder durch Religionshistoriker und Theologen relativiert wird und missgedeutet.
Außerdem geht das Wesentliche (und das ist m.E. die Nächtenliebe in vielem Unwesentlichem unter). Auch angebliche oder vermeintliche Erkenntnisse, dass Mt 5,38 und anderes vielleicht gar nicht von Jesu selbst stammen sollte oder auch andere angebliche oder wirkliche Fehler, wie sie sich gleich am Anfang des Mt schon zeigen (Bethlehemsche Kindermord, Tod Johannes des Täufers), bleiben in der Öffentlichkeit unbemerkt. Was ist hier Ökumene, wenn sie weiter Sonntag für Sonntag wörtlich verlesen werden ohne sie kritisch zu hinterfragen oder im historischen Kontext vor der Gemeinde zu kommentieren?

So gerät man wieder in den Verdacht etwas zu vertuschen, was die Kirche doch angeblich als ökumenischen Kommentar "öffentlich" vertritt. Wer in der Gemeinde versteht denn schon Luz und hat ihn zu Hause neben der Bibel stehen?

Ist Gott nur für die Wissenschaftler gemacht?

Fragen über Fragen, aber ich würde gern von Dir hans Deine Meinung zu den Grenzfällen von Pazifismus und Notwehr im christlichen Sinne wissen.

Gruß

paxinsulae

Anm. Bion: Zitate repariert.



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#33
(16-11-2011, 18:33)hans schrieb:
(06-11-2011, 22:26)Gundi schrieb: Einfach nur den Nächsten lieben weil er auch ein Mensch ist, ist mMn unmöglich (da eine gemeinsame Ebene fehlt) und wer für sich meint dies zu können verdient meine Hochachtung.

Hallo Gundi,
die gemeinsame Ebene ist, weil wir Menschen sind.Du kannst potenziell jeden Lieben, weil er wie Du Mensch ist.

Es ist sehr schwer,aber es ist nicht unmöglich.
Es ist schwer, weil Du Dich selbst überwinden mußt.
Aber der Lohn dafür ist der höchste.

Jeder Mensch hat in seiner Umgebung Menschen die ihm nicht mögen und umgekehrt.Hier kann man schon beginnen.Rede nur gut über diese Menschen,wünsche ihnen wahrhaft alles Gute,bete für sie usw.
Man fängt wie bei allem klein an.Meistens in der eigenen Familie.

Viele fragen sich warum sie das überhaupt sollen.
Weil es das Vernünftigste ist und weil es Dich frei macht.

Hallo Hans erneut Icon_smile
(hoffentlich klappt es jetzt mit dem zitieren besser - ich versuche zu lernen Icon_wink

Meine Meinung dazu ist, wie in meinem ersten Beitrag hier ausgeführt, dass es wenig Sinn macht, Liebe im Sinne, wie wir Menschen es heute verstehen, einzufordern. Ich denke es ist im christlichen Sinne, wenn wir es eben als Respekt, Hilfsbereitschaft, Mitleid, Einfühlungsvermögen, Aufmerksamkeit und ähnliche Tugenden definieren.

Der Unterschied ist, dass man "Liebe" im klassischen Sinne wirklich nur bedingt durch Selbstdisziplin erzwingen kann, aber die Tugenden vielleicht mit einem guten Herz und Verstand kombiniert doch annähernd erreichen kann.

Ich denke in diesem Sinne ist schon vieles im christlichen Sinne getan. Ein Ideal ist ein Ideal und wir dürfen es uns nicht leicht machen, aber wenn es zu weit von unserer Erreichbarkeit entfernt ist, besteht die Gefahr, dass wir resignierend uns lieber den allzu (un)"menschlichen" Bedürfnissen widmen, denn die sind ja auch Gott gegeben und ja so leicht erreichbar
Icon_wink

Gruß

paxinsulae

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#34
(16-11-2011, 22:59)Ekkard schrieb: An dieser Stelle muss man wohl unterscheiden zwischen der zwischenmenschlichen Empathie (Gefühl, Emotion) und dem Gegenstück zu institutioneller Ignoranz.
Zwischenmenschliche Empathie hat etwas mit unseren Spiegelneuronen, der Vertrautheit der Personen und einer gemeinsamen Erlebniswelt etwas zu tun, bildet sich langsam und ist gefühlsmäßig verankert, ohne dass man konkret angeben könnte, worin der Grund für dieses Gefühl besteht.

Im Gegensatz dazu gibt es eine systemimmanente Ignoranz einer Gesellschaft, die Ursache dafür ist, dass Teile der Gesellschaft ein Rand- oder Schattendasein führen oder führen müssen. Letzteres, wenn sie durch Gesetze und sonstigen Regeln Ressourcen nicht anzapfen können, beispielsweise deshalb, weil ihre (nur) körperliche Arbeitsfähigkeit nicht hinreichend anerkannt wird. Ich bezeichne diese Regelbildung als "institutionelle Ignoranz". Man lässt gewisse Teile der Gesellschaft oder auch Einzelpersonen "links liegen".
Das Gegenstück zu dieser Art des Verhaltens ist wohl das, was im Neuen Testament als Nächstenliebe bezeichnet wird. Dazu ist jedes Gesellschaftsmitglied aufgerufen, und das ist auch leistbar. Nehmen wir als Beispiel das Thema Mobbing. Man braucht nichts weiter, als zuzuhören, hinzuschauen und den Betroffenen gegen die Mobber zu unterstützen! Niemand kann verlangen, dass mir der Gemobbte sympathisch ist, aber man kann von mir erwarten, dass ich dem Vorgang selbst entgegen trete.
Die Feindesliebe ist sogar noch einfacher: Zuhören, Interessen abwägen und anerkennen, Versöhnung versuchen, vergeben, Vereinbarungen oder Verträge treu erfüllen. Auch hier ist m. E. keine zwischenmenschliche Empathie verlangt.

Hallo Ekkard,

Ich stimme Dir in vielem zu. Ich würde aber die Institutionen und die Gefühle nicht trennen wollen.

Ich kann Dir nur uneingeschränkt zustimmen, dass sich die Nächstenliebe verstärkt im Alltag zeigen müsste. Ohne jetzt zu ökonomisch werden zu wollen, ist ja gerade aus deutscher Sicht in den letzten Jahren ein Trend in der in Deutschland angekommenen Weltwirtschaft nach Schnelllebigkeit, schnell zu erzielenden, hohen Gewinnen, Rücksichtslosigkeit, Ellenbogengesellschaft zu verzeichnen. Der Tanz um das goldene Kalb des schnellsten höchsten Gewinns.

Dabei ist meine These, schon aus ökonomischer Sicht ist Nachhaltigkeit und Rücksicht natürlich mit Qualitätsbewusstsein (die Deutschen wissen das) langfristig der bessere und kumuliert höhere Gewinn. Und da macht es durchaus Sinn, die individuellen Fähigkeiten der Kollegen zu entdecken und mit einzubauen - auch in einer sich schnell wandelnden Gesellschaft. Es ist ja im Personalwesen (also beim ArbeitGEBER!) längst erkannt, dass Mobbing und Kündigungen fast nie mit mangelnder Leistung zu tun haben sondern fast immer auf Antipathie zurückzuführen sind. Da sind viele "im Weg", die nicht helfen wollen oder können, das größte Strohfeuer zu entfachen...

Ich bin mit der Zwei-Reiche-Theorie vorsichtig, auch wenn ich an die Notwendigkeit von Notwehr glaube. Nächstenliebe sollte sich gerade jetzt im Berufsalltag zeigen. Und zwar in Respekt, Einfühlungsvermögen, Hilfsbereitschaft etc.

Wir würden alle davon langfristig profitieren.

Gruß

paxinsulae
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#35
(17-11-2011, 12:13)Ekkard schrieb:
(17-11-2011, 00:37)petronius schrieb: liebe zu fordern, wo eigentlich nächstenliebe gemeint ist, erweckt in mir den verdacht, schuldbewußtsein zu provozieren, weil liebe sich einfach nicht befehlen oder bewußt herbeiführen läßt.
Hallo Petronius,
ich stimme dem zu, was ein Ergebnis jahrelanger Diskussionen "on-land" ist. Man kann keine Emotionen fordern, ohne einen emotionalen Druck zu produzieren, der letztlich zur Verlogenheit und zu Schuldgefühlen führt.
Hingegen kann man "soziale Ignoranz" allmählich abbauen und damit Chancen für die Betroffenen eröffnen. Empathie ist dazu nicht erforderlich.

Ich betone ausdrücklich, dass man im Einzelfall zur Empathie (Liebe) kommen kann, aber weder spontan noch in gesellschaftlich relevantem Umfang.

Noch offensichtlicher wird die Unterscheidung bei der Feindesliebe. Niemand kann einen Feind, der noch dazu Schlimmes angerichtet hat, von jetzt auf gleich (empathisch) lieben. Aber ich kann auf Feinde eingehen und Vereinbarungen mit ihnen treffen. Letztere kann ich treu erfüllen, ohne Empathie. Im Anschluss kann dann ein (lang dauernder) Prozess der Aussöhnung stattfinden. Gerade die Begegnung auf Augenhöhe und den anschließenden Prozess würde ich im christlichen Sinne als Feindesliebe bezeichnen.

Es ist m. E. gerade ein Kennzeichen der Nächsten- und Feindesliebe, dass die Vorgänge und Strategien emotionslos und vernunftbetont ablaufen. Denn Empathie kann bei nichtigen Anlässen in Hass umschlagen. Das hat man m. E. gar nicht sicher im Griff!

Hallo Ekkard,

ich kann das was Du schreibst nur unterstützen. Ich glaube eben, wie hier mehrfach ausgeführt, dass wir das große Wort "Liebe" etwas aufgliedern müssen bei der Nächstenliebe. Ich will nicht sagen, dass Gefühle hier gar keine Rolle spielen. Ich nenne es mal ein gutes Herz in Kombination mit Selbstdisziplin und Verstand und das gute Herz heißt, auch den eigenen Egoismus in Grenzen halten - dafür braucht es auch die Selbstdisziplin (auch um negative Gefühle im Griff zu behalten) und den Verstand.

Gruß

paxinsulae
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#36
(19-11-2011, 16:40)Gerhard schrieb: In 3.Mose 19,18 steht "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst."

Ich habe auch schon gelesen, das es heißen würde: "Du sollst Deinen Nächsten lieben, denn er ist wie Du!"

Vielleicht lohnt es sich, darüber nachzudenken.

Hallo Gerhard,

das sehe ich genauso und bin der Überzeugung, dass das der Schlüssel zur Nächstenliebe ist. Einfühlungsvermögen nenne ich das. Das ist christlich!

Gruß

paxinsulae
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#37
(20-11-2011, 12:34)paxinsulae schrieb: Anm. Bion: Zitate repariert.

Danke Bion für die optische Reparatur!

Gruß

paxinsulae
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#38
(20-11-2011, 12:45)paxinsulae schrieb:
(16-11-2011, 18:33)hans schrieb:
(06-11-2011, 22:26)Gundi schrieb: Einfach nur den Nächsten lieben weil er auch ein Mensch ist, ist mMn unmöglich (da eine gemeinsame Ebene fehlt) und wer für sich meint dies zu können verdient meine Hochachtung.

Hallo Gundi,
die gemeinsame Ebene ist, weil wir Menschen sind.Du kannst potenziell jeden Lieben, weil er wie Du Mensch ist.

Es ist sehr schwer,aber es ist nicht unmöglich.
Es ist schwer, weil Du Dich selbst überwinden mußt.
Aber der Lohn dafür ist der höchste.

Jeder Mensch hat in seiner Umgebung Menschen die ihm nicht mögen und umgekehrt.Hier kann man schon beginnen.Rede nur gut über diese Menschen,wünsche ihnen wahrhaft alles Gute,bete für sie usw.
Man fängt wie bei allem klein an.Meistens in der eigenen Familie.

Viele fragen sich warum sie das überhaupt sollen.
Weil es das Vernünftigste ist und weil es Dich frei macht.

Hallo Hans erneut Icon_smile
(hoffentlich klappt es jetzt mit dem zitieren besser - ich versuche zu lernen Icon_wink

Meine Meinung dazu ist, wie in meinem ersten Beitrag hier ausgeführt, dass es wenig Sinn macht, Liebe im Sinne, wie wir Menschen es heute verstehen, einzufordern. Ich denke es ist im christlichen Sinne, wenn wir es eben als Respekt, Hilfsbereitschaft, Mitleid, Einfühlungsvermögen, Aufmerksamkeit und ähnliche Tugenden definieren.

Der Unterschied ist, dass man "Liebe" im klassischen Sinne wirklich nur bedingt durch Selbstdisziplin erzwingen kann, aber die Tugenden vielleicht mit einem guten Herz und Verstand kombiniert doch annähernd erreichen kann.

Ich denke in diesem Sinne ist schon vieles im christlichen Sinne getan. Ein Ideal ist ein Ideal und wir dürfen es uns nicht leicht machen, aber wenn es zu weit von unserer Erreichbarkeit entfernt ist, besteht die Gefahr, dass wir resignierend uns lieber den allzu (un)"menschlichen" Bedürfnissen widmen, denn die sind ja auch Gott gegeben und ja so leicht erreichbar
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Gruß

paxinsulae




Hallo paxinsulae
Leider kenne ich die Schriften von Herrn Lutz nicht.Sind sie auch über das Internet zugänglich?
MnM ist die Bergpredigt zu Recht das Herzstück der Botschaft Jesu.Aber nur wenn man sie so stehen läßt.
Diese Botschaft stößt aber auf den größtmöglichen Widerstand.Nämlich den vereinzelten Menschen,den Sünder.

Man kann resignieren, weil dieser Weg sehr schmal ist.
Es fordert das höchste was ein Mensch zu geben vermag,sich selbst.
Jesus ist hier das Maß für die Liebe.

Im Grunde ist es für jeden Menschen erreichbar, weil es Menschen schon vorgelebt haben.
Grundsätzlich ist uns nichts fremd was andere Menschen antreibt zu handeln.
Wir unterscheiden uns nur von Herkunft,Kindheit usw.
Man hört des öfteren Menschen über andere sagen ,"das könnte ich nie machen" und das stimmt so eigentlich nicht ,denn wenn die Verhältnisse dementsprechend wären,ist bei jedem alles möglich.


Liebe konkret zwischen Menschen drückt sich im handeln aus.Hier kommen dann Handlungen zum tragen, wo sich der Mensch gegenseitig erhebt.
Die Liebe ist das Handeln, welches das Wohl meines Gegenüber im Auge behält.
Die meisten hier können sich das vorstellen, weil sie Menschen haben denen sie besonders nahe stehen.Da kann man dann konkret die Handlungen der Liebe nachvollziehen.
Obwohl hier des öfteren nur der Schein von Liebe ist, kann man,sofern man gewillt ist, sich die Liebe im vollen Umfang vorstellen.

Das Wahre kann man dann erkennen wenn diese Liebe Krisen ausgesetzt ist.
Wenn der Partner oder der Sohn usw zum Feind wird.Ist dann keine Liebe mehr,so war nie Liebe vorhanden.Dann war alles vorher nur ein Schein von Liebe und mithin Selbstzweck.

Wenn die Liebe dazu aufruft, auch die Feinde zu lieben, dann sieht sie über den Grund der Feindschaft hinweg und folgt dem in der Feindschaft verborgenem Kern. Feindschaft ist nur durch die vereinzelten Interessen, aber darunter ist das gemeinsam Interesse verborgen, und darauf zielt die Liebe.

Die Liebe treibt zum Feind, weil er wesentlich gar nicht der Feind ist, sondern das Gegenteil. Er ist das Gegenteil, weil ein Mensch durch den anderen Menschen erst zum Menschen wird. Damit hilft die Liebe dem blinden, durch seine vereinzelten Interessen verblendeten Menschen.
Ein vernünftiger Mensch liebt seinen Nächsten, weil er eingesehen hat, dass ihn der Nächste erst zum Menschen macht.

Man kann jede Handlung reflektieren und auf Liebe hin überprüfen.
Bei der Liebe ist der andere der Zweck und nicht ich.
ZB.Eltern machen Fehler weil sie ihre Kinder bevormunden.
Dieses Bevormunden resultiert aus einer Angst heraus.Wer Angst hat liebt nicht.
Es ist die Angst des Sünders sein Leben zu verlieren.Es ist das Interesse an mir selbst und nicht dem anderen.

Hier ist das Gleichnis vom verlorenen Sohn ein Beispiel für einen guten Vater.
Dieser Vater hat die Freiheit des Sohnes im Auge und er korrumpiert diese nicht, gerade weil er ihn liebt.
Bei kleinen Kindern geht man natürlich anders vor.

Die Liebe ist heute gleich wie vor Zweitausend Jahren.
Was heute oft unter Liebe gezeigt wird, ist weitestgehend von Gefühlen bestimmt.Gefühle sind aber nicht die Wahrheit weil sie zum Einzelnen gehören und nicht verallgemeinert werden können.
Deine Gefühle sind nur Dir zugänglich,die erfährst nur Du.Du kannst sie wem erzählen aber er wird deswegen nicht so fühlen wie Du.
Gefühle können sich schnell ändern.
Die Wahrheit ist aber allgemein gültig.Die Wahrheit ist objektiv ,die Gefühle sind subjektiv.
Du kannst erkennen,das dort wo Liebe ist, das es dort schön ist.Das kann jeder erkennen.
Die Taten ,und hier der Liebe, sind nicht interpretierbar,weil sie nur sind ,was sie sind

Du kannst gefühlsmäßig richtig liegen oder falsch.
Das heißt zu den Gefühlen muß sich die Vernunft gesellen,das sie die Gefühle richtig interpretiert.
Das die Gefühle mit einem nicht durchgehen.
Das ist schon richtig das man sich zu seinen Liebsten gefühlsmäßig hingezogen fühlt und zu seinen Feinden nicht.Das ist natürlich so.

Respekt, Mitleid, Einfühlungsvermögen, Aufmerksamkeit sind noch keine Liebe.
Diese Eigenschaften sind sicher ein guter Boden wo Liebe gedeihen kann.
Aber das kann ich auch für denjenigen aufbringen, den ich dann in seinem Elend allein lasse.

Die Liebe zu erzwingen ist kontraproduktiv.Man sollte begreifen.Und durch das Begreifen sollte sich die Gesinnung verändern.Mit der richtigen Gesinnung sollte der Mensch dann zum richtigen handeln angetrieben sein.
Dem Menschen sollte bewußt werden, das es notwendig ist ,seinen Nächsten zu lieben.


In Deinem Beispiel:

Letztlich ist er auch hilflos und stellt den Pazifismus gleichwertig gegen/neben den Pragmatismus. Also bei unseren oben genannten Beispielen, wenn ich jetzt und hier der einzige wäre, der nicht nur Tod sondern viel Leid verhindern könnte, würde ich den Mörder umbringen? Was ist in Gottes Sinn? Unterlassen, weil ich den Feind liebe oder Töten, weil ich die Opfer liebe oder Unterlassen weil ich mich nicht entscheiden kann?

Hier bleibt noch eine dritte Option.Sein Leben für die Geiseln zu geben.

Jesus hätte auch aus Notwehr handeln können und seine Gegner niedermachen.Aber in dem Moment wo Jesus Gewalt angewandt hätte ,ist es keine Liebe mehr.
Wäre es ,als wäre sie nie gewesen.Entweder ist Liebe und Freiheit, oder ist es nicht.
Auch zur damaligen Zeit ist viel Unrecht geschehen.Wurden Unschuldige gekreuzigt usw.Jesus hat um dieses Unrecht auch gewußt.
Selig sind die Trauernden, den sie werden getröstet werden.
Zu Judas sagte Jesus,"Das was Du tun willst ,das tue".Judas hat ,nachdem er seine Sünde,sein falsches Handeln erkannt hat, die größtmögliche Konsequenz daraus gezogen und sich sein Leben genommen.

Menschen wissen, insofern sie es wollen, wann sie falsch gehandelt haben.
Der Mensch sollte sich selbst von Grund auf ,aus Einsicht verändern, und nicht von außen durch Zwang verändert werden.Dazu braucht es Vorbilder.Menschen die das vorleben.
Nur dann kommt es zu einer Gesinnung ,die jeden Sturm standhält.

Jesus hat die Liebe in seiner Person verwirklicht und deswegen war es ihm unmöglich, Gewalt in welcher Form auch immer, anzuwenden.
In einer Welt der Sünde,.bezahlt der wahrhaft Liebende, dafür meistens frühzeitig mit seinem Leben.In einer Welt der Sünde opfert sich die Liebe.
Ist ein Mensch sanftmütig,gütig, und von Herzen demütig, dann in allen Momenten seines Lebens.
Will man etwas wahrhaft verändern ,von Grund auf, für alle Menschen,gibt es nur diesen Weg.

Der Einzelne müßte sich bewußt werden welches Potenzial er mit der Liebe in sich trägt.
Wie in der Vergangenheit Einzelne dadurch den Lauf der Geschichte beinflußt haben.


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#39
"Liebe deinen Nächsten wie dich selbst" Läßt sich diese Aussage nicht wie folgt interpretieren und vereinfachen?

Alles was man selbst tut und zu beanspruchen für richtig hält, halt gleiche Gültigkeit für jeden anderen.
Alles was man selbst für ungerecht und nicht angemessen empfindet, hat ebenso für jeden anderen zu gelten.
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#40
(27-11-2011, 23:20)Schnurrli schrieb: "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst" Läßt sich diese Aussage nicht wie folgt interpretieren und vereinfachen?

Alles was man selbst tut und zu beanspruchen für richtig hält, halt gleiche Gültigkeit für jeden anderen.
Alles was man selbst für ungerecht und nicht angemessen empfindet, hat ebenso für jeden anderen zu gelten.
Wo ist die "Vereinfachung" wenn man aus 6 Wörtern über 30 macht?

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#41
So kann man es natürlich auch sehen. Ich bin jedoch der Meinung die Kurzvariante läßt sich auch in Extreme interpretieren und damit sollte eine Versachlichung oder auch Ernüchterung erreicht werden.

Das Problem, der Vorstellung und Phatasie sind keine Grenzen gesetzt.
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