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Pantheismus = atheistische Gottesvorstellung???
#61
(07-08-2011, 01:07)Artist schrieb: aber wenn mans vielleicht so definieren kann. keine religionsgehabe wie bei einem atheismus - aber dafür ein gewissen gottgedanken übertragen von einem theismus -
aber in einer umrissenen, eher irdischen eingebunden form und dazu offene philosophische bezüge ohne die verbindlichkeiten in einer religion zu übergehen.
son mix mit übergängen und einer art gewissen philosphischen integrierbarkeit ohne sich dabei selbst zu verfremden in seiner haltung.


Nicht schlecht. Das hast Du gut in die Sprache bekommen.

Das ist etwas, nachdem ich eigentich auch schon lange suche: in welchen Konzeptionen ist "Gott" als Begriff so benutzt, dass er entweder so, wie Du es sagst: philosophiosch ohne Selbstverfremdung integrierbar ist - oder , wie ich es sagen würde: eine anthropologische Grundkomponente meint.

Das ist zum Beispiel in der Mystik - die mit dem Pantheismus gewisse Schnittmengen hat - auch nicht selten der Fall. Da wird zwar der Begriff "Gott" benutzt, aber in einem Sinn, der eher "das Göttiche" meint, und dann auch so, dass dieses "Göttliche" philosophisch oder anthropologisch übersetzbar ist.

Übersetzbar aber nur in dem Sinne, dass man für sich nachvollziehen kann, was gemeint ist, ohne dass man "an" einen Gott glaubt.

Nicht übersetzbar aber in dem Sinne, dass man innerhalb der "Ethik" Spinozas den Begriff "Gott" gegen einen anderen austauschen könnte.
Jedenfalls glaube ich nicht, dass das ginge. Aber wer weiß, vielleicht findet ja mal jemand ein Wort, das genauso innerhalb Spinozas Denken funktionieren würde.

Bis jetzt jedenfalls glaube ich, dass Spinozas Denken in ein Nichts zusammenbrechen würde, wenn man seine Grundauffassung von Gott herausnehmen würde.Es gibt kein Ersatzwort dafür.

Was aber richtig ist - und dem versuchst Du sehr feinfühlig auf die Spur zu kommen, artist - ist, dass hier kein "Gott" vorliegt, an den man zu glauben habe, ja, an den überhaupt glaubbar wäre. Und der auch zu keiner Religion führt.

Was aber sonst? Welche Funktionalität hat hier "Gott" als Begriff, der, wie Du schreibst, in einer "irdischen Form" eingebunden ist?

Ich benutze mal eine Analogie, die vielleicht in Deinem Sinne ist, artist:
wir haben den Begriff "Baum", und wir haben den Begriff "Wald".
"Wald" ist aber nicht nur ein abstraktum zu "viele Bäume", sondern beinhaltet noch mehr als "viele Bäume". Was ist dieses "mehr"`?

Wir haben heute eigentlich ein Denken, das das noch besser versteht als das Denken vor 100 Jahren: Wir reden z.B. von einem "ökologischen System".
"Wald" ist also nicht nur eine Abstrahierung von "Einzelbaum", sondern meint auch die Wechselbziehung zwischen den Bäumen, aber auch mit anderen Pflanzen, auch den Tieren und den Gewässern, die sich alle im Wald befinden und zueinander in Bezug stehen. Und voneinander abhängig sind, einander bedingen.

Der "System"gedanke spielt heute in fast allen Wissenschaften eine herausragende Rolle. Er formuliert also nicht nur die Einzeldinge, sondern auch die Beziehung, die die Einzeldinge zueinander aufnehmen und einander bedingen, mit.

Der Begriff "System" klingt zwar starr, ist aber in genannten Zusammenhängen meist flexibel und vor allem organisch gemeint. Der Bezug der Einzelteile zueinander ist organischer Natur. Dinge entstehen, passen einander an, verändern sich gegenseitig und schaffen auch neue Zusammenhänge und Dinge.

Dies alles wurde in alten Zeiten und in manchen Vorstellungssystemen als "Gott" bezeichnet. Keine Person, aber ein zugrundeliegendes Beziehungsgefüge. Das man wahrnehmen kann, beobachten kann, das aber nicht physisch in die Hand genommen werden kann.

Goethe benutzte den Begriff auch ähnlich, und es tun sehr viele Autoren, die auf das Wort "Gott" nicht verzichten wollen oder können.
Sie meinen diesen organischen Zusammenhang, der alles miteinander verbindet und durch den alles beeinflusst wird.

Und wenn das gemeint ist, dann kann ich mühlelos "Gott" für mich "irdisch" übersetzen, auch wenn ich dafür eher eine Wahrnehmung denn einen Begriff habe. Man spricht in dem Falle ja auch von einem "immanenten" Gott. Also etwas, das uns in ein lebendiges Gefüge eingebettet sieht.
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Pantheismus = atheistische Gottesvorstellung??? - von Karla - 26-07-2011, 23:52
RE: Pantheismus = atheistische Gottesvorstellung??? - von Karla - 07-08-2011, 07:38

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