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Gott als Vater
#1
Hallo ihr,
ich war länger nicht hier.
Und bin deshalb auch nicht ganz auf dem Laufenden.

Mich beschäftigt im Moment der Gedanke Gott als Vater im weitesten Sinne, also auch religionsübergreifend.
(Ich hab kurz die Such-Funktion betätigt und nichts Neueres dazu gefunden)

Was bedeutet es (ich glaube dass es Gott gibt) wenn ein Gott sich als Vater den Menschen vorstellt, oder besser gesagt sich den Menschen als Vaterfigur nähert?

Wie seht ihr das in anderen Religionen?
Ist das nicht die Krux in der christlichen Religion, dass es in den Menschenköpfen zuwenig positive Vaterbilder gibt?
Und deshalb auch ein Vertrauen in den Gott-Vater nicht möglich ist?
Ist das uns zu nah?
(Vorausgesetzt wir können glauben, dass es so etwas wie einen Gott gibt.)

Wie seht ihr das mit dem Vater als Gott?
Oder mit dem Gott als Vater?

Viele Grüße
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#2
(19-06-2011, 15:01)miriam schrieb: Hallo ihr,
ich war länger nicht hier.
Und bin deshalb auch nicht ganz auf dem Laufenden.

Mich beschäftigt im Moment der Gedanke Gott als Vater im weitesten Sinne, also auch religionsübergreifend.
(Ich hab kurz die Such-Funktion betätigt und nichts Neueres dazu gefunden)

Was bedeutet es (ich glaube dass es Gott gibt) wenn ein Gott sich als Vater den Menschen vorstellt, oder besser gesagt sich den Menschen als Vaterfigur nähert?

Hallo miriam,
welche Eigenschaften verbindest du denn mit dem Begrif "Vater"?
Normalerweise schafft so ein Begriff Vertrauen, Fürsorge. Ein Vater beschützt dich, hält dich an der Hand und ist, in kindlicher Wahrnehmung, allwissend. Der Vater ist, neben der Mutter, die wichtigste Person für ein Kind in den ersten Jahren.

(19-06-2011, 15:01)miriam schrieb: Wie seht ihr das in anderen Religionen?
Ist das nicht die Krux in der christlichen Religion, dass es in den Menschenköpfen zuwenig positive Vaterbilder gibt?
Und deshalb auch ein Vertrauen in den Gott-Vater nicht möglich ist?
Ist das uns zu nah?

Verstehe nicht worauf du hinauswillst. Meinst du es glauben immer weniger menschen wegen einem gestörten Vater-Bild?

(19-06-2011, 15:01)miriam schrieb: Wie seht ihr das mit dem Vater als Gott?
Oder mit dem Gott als Vater?

Da sich auch unnahbare Begriffe wie Gott in menschlichen Sprachen ausdrücken lassen müssen, finde ich den christlichen Bezug zum Vater eigentlich nicht schlecht.
Gott werden damit eben auch bestimmte Eigenschaften zugesprochen.
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#3
Miriam, das ist ein ganz tiefgreifendes Thema. Es handelt von Schemen, von Bildern, letztlich auch von der Verdrängung der alten Muttergottheiten, der Muttergöttin als Schöpfungsprinzip und dem Etablieren eines Monotheismus, der das Vaterprinzip über das Mutterprinzip stellt. Selbstverständlich ist dabei weder ein Geschlecht noch Vater oder Mutter gemeint. Mit dem Monotheismus begann aber auch die Herrschaft - das Wort besagt schon sehr viel - des Patriarchats über das Weiblich-mütterliche-Prinzip. Es handelt sich desweiteren um eine Gesellschaftsordnung.
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#4
(19-06-2011, 15:01)miriam schrieb: Ist das nicht die Krux in der christlichen Religion, dass es in den Menschenköpfen zuwenig positive Vaterbilder gibt? Und deshalb auch ein Vertrauen in den Gott-Vater nicht möglich ist?

Oh, es gibt heutzutage ganz, ganz liebe Ausgaben von Vätern.
Daran liegt es bestimmt nicht!
Aber Gott Vater macht es nicht wie die.

Er zahlt keine Alimente,
lässt sich nie auf den Versammlungen blicken,
er redet mit keinem und gibt keinem die Hand.
In der Bibel werden schlimme Dinge über ihn gesagt und die Atheisten erklären öffentlich es gäbe ihn nicht.

Das alles macht jeden das Ideal recht madig.
Und dann gibt es noch andere Gründe, wie Theodora andeutete...
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#5
Wieso sollte es in den Menschenköpfen wenig positive Vaterbilder geben? Die meisten die ich kenne, mögen ihre Väter - ich auch.

Vielleicht liegt es eher daran, dass in der Bibel steht, dass ein Vater, der seinen Sohn liebe, zur Peitsche greifen solle - tue er es nicht, liebe er ihn nicht. Und in demselben Roman finden sich auch genügend Beispiele von Gottes Anwendung "der Peitsche" gegenüber seinen "Kindern" Icon_wink
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#6
(19-06-2011, 15:25)Gundi schrieb: Hallo miriam,
welche Eigenschaften verbindest du denn mit dem Begrif "Vater"?
Normalerweise schafft so ein Begriff Vertrauen, Fürsorge. Ein Vater beschützt dich, hält dich an der Hand und ist, in kindlicher Wahrnehmung, allwissend. Der Vater ist, neben der Mutter, die wichtigste Person für ein Kind in den ersten Jahren.
Nun ich persönlich, was verbinde ich mit dem Begriff Vater?
Erstmal das was mein Vater für mich in meinem Leben bedeutet, das Wort Vater löst aber eine Vielfalt an Widersprüchen aus, so erlebe ich das auch bei anderen mit denen ich rede, weil Väter nicht perfekt sind. Weil sie uns auch kränken und verletzen und ungerecht sind. Weil sie nie dem Ideal entsprechen.
Interessieren würde mich, ob dieses Vater-Ideal, also so wie ein Vater sein sollte, bei allen Menschen so ziemlich gleich ist - die Psychologie sagt so was, ich meine damit z.B. Jung mit dem Archetypus Vater. Meiner Meinung nach kommt Gott diesem Archetypus nach, das heißt er entspricht dem Idealtyp Vater, wir haben ihn dann sozusagen als Ideal bereits in uns. Ob das so stimmt?
Findest du Gundi, dass dein Vater ziemlich nah an den Idealtyp herankommt?
Welche Eigenschaften würdest du z.B. im Gegensatz zur Mutter einem Vater zu schreiben, damit gehe ich auch auf die Gedanken von Theodora ein: Eine Religion die:
Theodora schrieb:das Vaterprinzip über das Mutterprinzip stellt
?
Prinzip - Prinzip finde ich besser als Archetypus, oder könnt ihr mit dem Begriff Archetypus was anfangen?
Weil es doch so Muttergottversuche auch bei Christen gibt, kann man einem Idealvater, einfach auch die Eigenschaften einer Idealmutter zu schreiben, um den Konflikt Frau-Mann nicht bis zur 'Gottesebene' fortzusetzen?

Gundi schrieb:Verstehe nicht worauf du hinauswillst. Meinst du es glauben immer weniger menschen wegen einem gestörten Vater-Bild?
Ja, ich denke schon das viele wegen einem gestörten Vaterbild nicht glauben, oder z.B. auch angstvoll glauben, wenn es um den christlichen Glauben geht, aber ich meine nicht, dass immer weniger glauben, zu so einem Urteil sehe ich mich nicht in der Lage.
Ich könnte mir vorstellen, dass viele Menschen letztendlich ihr Vaterbild auf Gott übertragen (ich mein natürlich den christlichen Gott) und sich dann nie drantrauen, weil es einfach zu negativ ist. Überlegenswert wäre dann auch, die besondere Position von Männern, für die das Vaterbild als Identifikationsfigur nochmal eine andere Bedeutung wie für Frauen haben könnte, weiß nicht. Viele von ihnen sind selbst Väter und wollen es besser machen als ihre Väter, stellen sich also unbewusst über ihren Vater, so dass der Zugang zu einem Gott-Vater verstellt sein könnte.
MaSofia schrieb:Oh, es gibt heutzutage ganz, ganz liebe Ausgaben von Vätern.
Hört sich gut an, ich habe mit meinem Vater eigentlich auch keine schwerwiegenden Probleme, aber mein Vater z.B. mit seinem Vater und mein Vater versucht ein Gegenmodell zu leben und ist deshalb zwar prima aber z.B. angstvoll.

Gundi schrieb:Da sich auch unnahbare Begriffe wie Gott in menschlichen Sprachen ausdrücken lassen müssen, finde ich den christlichen Bezug zum Vater eigentlich nicht schlecht.
Gott werden damit eben auch bestimmte Eigenschaften zugesprochen.

Wie gehst du, Gundi, dann z.B. mit den negativeren Vaterbildern in der Bibel um, oder ist das für dich nicht so relevant?

Stimmt mein Eindruck, dass Christentum das mit dem Vatergott für sich in Anspruch nimmt, oder kennt ihr andere Religionsformen, die auch Vatergötter haben, na ja außer Zeus und Wotan und so?
Und wenn, welche Art von Vater stellen sie dar?
Zeus und Wotan könnte man schon diskutieren Icon_lol

Ah, ich hab noch ne verrückten Gedanken, ist ein Vater, ein Ideal-Vater allmächtig?
Sagen wir mal so, er hat keine Macht über sein Kind - ?

Gruß, miriam
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#7
(19-06-2011, 23:04)miriam schrieb: Findest du Gundi, dass dein Vater ziemlich nah an den Idealtyp herankommt?
Welche Eigenschaften würdest du z.B. im Gegensatz zur Mutter einem Vater zu schreiben...

Ich würde hier gar nicht expliziet auf Unterschiede zwischen Vater und Mutter eingehen wollen. Ich denke viel mehr dass der Vergleich Gott und Vater auch historisch bedingt ist. Der Vater galt als Beschützer, als Lehrer und vieles mehr. Der Bezug auf den Vater macht daher schon Sinn, denke ich. Heute ist das natürlich überholt.





(19-06-2011, 23:04)miriam schrieb:
Gundi schrieb:Da sich auch unnahbare Begriffe wie Gott in menschlichen Sprachen ausdrücken lassen müssen, finde ich den christlichen Bezug zum Vater eigentlich nicht schlecht.
Gott werden damit eben auch bestimmte Eigenschaften zugesprochen.

Wie gehst du, Gundi, dann z.B. mit den negativeren Vaterbildern in der Bibel um, oder ist das für dich nicht so relevant?

Nein, ist es nicht. Wenn ich von Gott als Vater höre, denke ich aber auch nicht daran was mein eigener Vater für ein Mensch ist, sondern eher daran was ich unter einem Idealvater verstehe bzw. daran was ich als kleines Kind mit meinem Vater verbunden habe. Für mich war mein Vater, wie denke ich für viele Kinder, eine absolute Vertrauensperson. Bei ihm fühlte ich mich sicher, geborgen und ich vertraute ihm absolut.
Ich denke es geht vor allem um solch ein kindliches (keine negative wertung) absolutes Vertrauen, weshalb Gott als Vater gleichgesetzt wird.
Die totale Hingabe im Glauben an das absolut richtige, was der Vater/Gott tut, auch wen sich mir selbst der Sinn nicht erschliest.
Verstehst du was ich meine?
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#8
Ich finde die Theorie sehr interessant. Wenn man einmal annimmt das der christliche, oder eher gesagt der Gott aller drei großen monotheistischen Religion als Männlich „gesehen“ wird, hat das doch bestimmt Auswirkungen auf die Gläubigen.
Wenn man einmal Deutschland betrachtet, das im letzten Jahrhundert mehrere „vaterlose“ Generationen hatte. Die Väter die aus dem Krieg wiederkehrten, waren entweder tot, oder sie waren so traumatisiert, das sie zwar körperlich anwesend waren, aber geistig nicht wirklich für ihre Familien erreichbar waren.
Auch durch die Emanzipation, gibt es wohl einen großen Teil von Kindern, die entweder ohne Vater oder zumindest mit einem sehr veränderten Vaterbild aufgewachsen sind.
Ich kann mir vorstellen, das gerade diese Generation von „Vaterlosen“ sich mit einem väterlichen Gottesbild sehr schwer tut. Besonders da Sie gelernt haben, die Position des Vaters eben nicht mehr als autoritär und weisungsbefugt zu betrachten.
Liegt hier vielleicht auch der Grund für die Flucht Vieler in andere Religionen, die nicht Väterlich geprägt sind?
Besonders wenn man die weltlichen Vertreter betrachtet, die in den meisten Fällen auch männlich und autoritär sind?
"Die meisten Götter würfeln, aber das Schicksal spielt Schach, und zwar mit zwei Damen."

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#9
(19-06-2011, 15:01)miriam schrieb: Wie seht ihr das mit dem Vater als Gott?
Oder mit dem Gott als Vater?

Viele Grüße

Miriam,
es geht um Beziehung. In Zeiten der Muttergottheiten wurde das Prinzip des Weiblichen verehrt (im Hinduismus ist das immer noch existent). Das Gebärende, Leben-Schenkende wurde abgelöst vom männlichen Prinzip, dass eine ganz andere Gesellschaft formt. Ich sehe das so, dass sich das in einer Ordnung einer vertikalen Hierarchie manifestiert, von Oben nach Unten Macht ausübt und so funktioniert; mechanisch anstatt organisch.
Die Beziehung "Vater" verinnerlichen, bewirkt auf einer anderen Ebene ein Wachstum von Bewußtheit. Wir dürfen dabei nicht vergessen, das Geschlecht aussen vor zu lassen. Es geht nicht um den Mann, auch nicht um die Frau, sondern um Beziehung und Prinzip.

Doch wo ein Vater ist, ist auch eine Mutter. Vater kann nur sein, wenn es eine Mutter gibt, die gebärt. Das Mütterliche - die Mutter - wird in männlich orientierten Gesellschaften bzw. Kulturen auf andere Weise wahrgenommen und vervollständigt. Es würde ja sonst ein Teil fehlen vom Ganzen. Den Vater suchen und dabei die Mutter finden. Yin und Yang, um ein Beispiel zu nennen...
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#10
Miriam, es ist sehr nett von Dir, dass Du auf alle Diskussionsbeiträge eingehst!

(19-06-2011, 23:04)miriam schrieb: Stimmt mein Eindruck, dass Christentum das mit dem Vatergott für sich in Anspruch nimmt, oder kennt ihr andere Religionsformen, die auch Vatergötter haben, na ja außer Zeus und Wotan und so?
Und wenn, welche Art von Vater stellen sie dar?
Zeus und Wotan könnte man schon diskutieren Icon_lol

Ah, ich hab noch ne verrückten Gedanken, ist ein Vater, ein Ideal-Vater allmächtig?
Sagen wir mal so, er hat keine Macht über sein Kind - ?

Zeus ist nicht direkt ein Vatergott, er ist das oberste Prinzip. In der Mythologie wurde eine Geschichte erzählt teils als Ideal. Dahinter war ein Wissen, das den alten Völkern der Erde bekannt war. Irgendwie scheint das im Laufe der Zeit zu passieren, dass sich die Information verdichtet - zuweilen verkehrt. Wenn die Väter ihren Söhnen von der Erfindung Opas erzählen, sagen sie alle Details. Die Enkel kennen sie auch noch, waren sie doch dabei als die Späne fielen und der Motor explodierte und fast die Garage in die Luft flog. Der ferne Verwandte in Amerika erzählt aber seinen Kindern nur noch: Da war einmal ein Mann im fernen Europa. Der hat das Automobil erfunden, das sich in der ganzen Welt verbreitete. Das stimmt so nur zum Teil, denn über Jahrhunderte waren Tausende von Leuten dabei beteiligt.

Wotan oder Zeus entsprechen einer Erzähltechnik, die man auch im Alten Testament anwendete. Wir Urahnen sehen darin aber nicht mehr die Philosophie, genausowenig wie wir sie in der Bibel mit ihren Deetails verstehen. Da ist das Mittelmeer dazwisschen. Daher scheint das Christentum die einzige Religion zu sein, die einen Vater-Gott erfand. Es ist seltsam, dass dieses Wort aba (Vater) in der Sprache der Bibel bei den biblischen Geschichten mit dem anderen Wort aba (wollen) gleichzeitig zu lesen geht. Das heißt, beide Geschichten stecken ineinander. Die eine Form erzählt Gesetze zum Wünsche verwirklichen und was dabei zu beachten ist. Die andere Seite ist zur bildlichen Beschreibung da und löst dabei auch bestimmte Gedanken aus. Was im Neuen Testament mit einigen Wortwendungen einen Vater-Gott vorstellen lässt, hat im Überboden weitere Geschichten aus dem Alten Testament, die sich mit den Wünschen befassen.

Väter sind dort in der Mehrzahl weiblich, womit sie mehr auf den Willen eingehen und diese merkwürdig passenden "Reime" ergeben. Daher die seltsamen Formulierungen "Wille des Vaters" wobei man nirgends findet, was nun der Wille sei. Wie gesagt, das hat weit mehr mit der anderen Textstruktur der psychologischen Gesetze zu tun und weniger mit einem Vater.

Daher passt der Bibel-Papa auch nicht so ganz auf die väterlichen Ideale.
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#11
(19-06-2011, 23:04)miriam schrieb: Stimmt mein Eindruck, dass Christentum das mit dem Vatergott für sich in Anspruch nimmt, oder kennt ihr andere Religionsformen, die auch Vatergötter haben, na ja außer Zeus und Wotan und so?
Und wenn, welche Art von Vater stellen sie dar?
Zeus und Wotan könnte man schon diskutieren Icon_lol

Ja, Zeus ist eine Vatergottheit.

Nach Hesiod (Theogonie 50) ist er "Vater der Götter und Menschen". Auch das Weibliche wohnt in Zeus, nachdem er seine erste Frau, Metis, die Klugheit, in sich aufgenommen hatte, sie "in seinem Leib barg", wie es bei Hesiod (Theogonie 886-900) heißt.

Auch Odin (Wodan) ist eine Vatergottheit, er heißt mit Beinamen Alföðr (Allvater), weil "er der Vater aller Götter ist" (Gylfaginning 19), mit Hœnir und Loðurr gemeinsam erschuf er die Menschen (Völuspá 17 u. 18).
MfG B.
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#12
(19-06-2011, 15:01)miriam schrieb: Mich beschäftigt im Moment der Gedanke Gott als Vater im weitesten Sinne, also auch religionsübergreifend.

Was bedeutet es (ich glaube dass es Gott gibt) wenn ein Gott sich als Vater den Menschen vorstellt, oder besser gesagt sich den Menschen als Vaterfigur nähert?
Wenn von Gott als 'Vater' die Rede ist, dann muss es denknotwendig auch 'Kinder Gottes' geben. Dies ist das Bild einer Familie, in der die Kinder rücksichts- und achtungsvoll miteinander umgehen. Darin - denke ich - ist eingeschlossen, dass wir füreinander Verantwortung übernehmen, so als müssten wir dem 'Vater' gegenüber Rechenschaft ablegen, wie wir miteinander umgegangen sind.
Meines Erachtens braucht man mehr nicht aus diesem Bild. Alle differentiellen Bilder (mütterlich/väterlich, lobend/strafend, wissend, gängelnd, Freiheiten lassen usw.), sind bestenfalls Dreingaben und nicht das Wesentliche dieses Bildes.
(Sprach-)Bilder bleiben solche Vorstellungen allemal. Denn über Gott können wir aus praktischen und logischen Gründen nichts wissen in dem Sinne, wie wir etwas über Dinge (Sachen und Vorgänge) dieser Welt wissen können. Glaubensbilder haben deshalb sehr enge Grenzen, so auch das Vaterbild insbesondere in den abrahamitischen Religionen.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#13
(20-06-2011, 07:48)MaSofia schrieb: Miriam, es ist sehr nett von Dir, dass Du auf alle Diskussionsbeiträge eingehst!
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#14
(20-06-2011, 18:59)Ekkard schrieb: Wenn von Gott als 'Vater' die Rede ist, dann muss es denknotwendig auch 'Kinder Gottes' geben. Dies ist das Bild einer Familie, in der die Kinder rücksichts- und achtungsvoll miteinander umgehen. Darin - denke ich - ist eingeschlossen, dass wir füreinander Verantwortung übernehmen, so als müssten wir dem 'Vater' gegenüber Rechenschaft ablegen, wie wir miteinander umgegangen sind.
Meines Erachtens braucht man mehr nicht aus diesem Bild.

Das Bild ist schön. Es hapert am WIE.



(20-06-2011, 18:59)Ekkard schrieb: (Sprach-)Bilder bleiben solche Vorstellungen allemal. Denn über Gott können wir aus praktischen und logischen Gründen nichts wissen in dem Sinne, wie wir etwas über Dinge (Sachen und Vorgänge) dieser Welt wissen können. Glaubensbilder haben deshalb sehr enge Grenzen, so auch das Vaterbild insbesondere in den abrahamitischen Religionen.

Das WIE liegt im Detail.

Weil nämlich die Geschichten Abraham (um nur ein Beispiel zu nennen) psychologische Unterweisungen über den Umgang miteinander sind. Als Bild von einem Gott der mit Abraham sprach - taugen sie dazu nicht.
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#15
Gundi schrieb:Ich würde hier gar nicht expliziet auf Unterschiede zwischen Vater und Mutter eingehen wollen.
Ich seh das anders. Der Unterschied ist schon interessant, gerade weil wie Theodora auch schreibt, das Mütterliche dann doch noch ergänzt wird:
Theodora]
Vater kann nur sein, wenn es eine Mutter gibt, die gebärt. Das Mütterliche - die Mutter - wird in männlich orientierten Gesellschaften bzw. Kulturen auf andere Weise wahrgenommen und vervollständigt.[/quote] Wird nicht gerade in der christlichen Religion über die Marienfigur das dann wieder geschaffen? Und damit vielleicht auch eine Art Abwendung von Gott gelebt?
[quote=Gundi schrieb:
Wenn ich von Gott als Vater höre, denke ich aber auch nicht daran was mein eigener Vater für ein Mensch ist, sondern eher daran was ich unter einem Idealvater verstehe bzw. daran was ich als kleines Kind mit meinem Vater verbunden habe. Für mich war mein Vater, wie denke ich für viele Kinder, eine absolute Vertrauensperson. Bei ihm fühlte ich mich sicher, geborgen und ich vertraute ihm absolut.
Ich denke es geht vor allem um solch ein kindliches (keine negative wertung) absolutes Vertrauen, weshalb Gott als Vater gleichgesetzt wird.
Die totale Hingabe im Glauben an das absolut richtige, was der Vater/Gott tut, auch wen sich mir selbst der Sinn nicht erschliest.
Verstehst du was ich meine?
Doch ich glaub schon das ich versteh was du meinst.
Es entspricht auch ganz den sagen wir man positiven Stellen der Bibel, die mir da dann so alle einfallen, wie ein Kind glauben, aber nicht primitiv oder naiv, sondern als Fähigkeit gedacht, sich wirklich auf Gott zu verlassen.
Aber ist da nicht der Nachsatz, wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, könnt ihr nicht ins Himmelreich kommen, (oder so ähnlich) ist das nicht ein sagen wir mal - himmelschreiender Widerspruch und solche und ähnliche Stellen gibt es fast ohne Zahl. Wenn ihr nicht ..!
Drohungen reihen sich aneinander. Bedingungen, Warnungen, Befehle, Anordungen. Alles sehr väterlich. Aber kein netter Vater wie es scheint.

Nochmal zu deinem Denken, Gundi. Bei dir hört es sich tatsächlich 'heil' an, wie du deine Vaterbeziehung beschreibst, vielleicht ist doch deinen Art zu glauben viel mehr daran gebunden als du denkst. Wenn du schreibst: "Wenn ich von Gott als Vater höre, denke ich aber auch nicht daran was mein eigener Vater für ein Mensch ist, sondern eher daran was ich unter einem Idealvater verstehe" dann ist es vielleicht so, dass sich dein Real-Vater nicht dazwischen schiebt, wenn du dich auf Gott beziehst.

Ich seh das eher so, dass ein Real-Vater, der in starkem Widerspruch zu dem Ideal-Vater steht, einem Kind (auch ein Leben lang nicht, also auch wenn es schon älter und der Vater z.B. tot ist) keine Ruhe lässt, weil es auf der Suche nach dem Ideal-Vater ist.
Aber vielleicht treibt ein 'schlechter' Realvater seine Kinder in die Arme des Idealvaters, und damit näher zu Gott?

Gundi, jedenfalls ist deine Vaterbeschreibung schön.
Aber in meiner Weltsicht ist das absolut nicht so wie du schreibst, dass der Vater - für viele Kinder, eine absolute Vertrauensperson - ist,
ich sehe das ganz anders, eher so, dass es überall wackelt und fehlt.
Wahrscheinlich hat die Sicht auf die Welt viel mit der eigenen Herkunft, den erlebten Mutter- und Vaterbildern zu tun. Kannst du eine kaputte Weltsicht verstehen? Dabei geht´s natürlich nicht um richtig oder falsch Icon_lol

Theodora schrieb:..das Prinzip des Weiblichen verehrt (im Hinduismus ist das immer noch existent). Das Gebärende, Leben-Schenkende
Ja, das Mutterprinzip, ich denk ich versteh was du meinst, Prinzip ist abgelöst von der eigenen Identität, Mutterprinzip ist gebärend, nährend, umarmend, weniger organisiert, ja, aber heißt es doch nicht auch, Gott sammelt seine Kinder wie eine Glucke ihre Kücken, ein superschönes Bild und absolut mütterlich, die Frage ist nur ob es auf unser Gottesbild beim christlichen Gott passt.



Theodora schrieb:wurde abgelöst vom männlichen Prinzip, dass eine ganz andere Gesellschaft formt. Ich sehe das so, dass sich das in einer Ordnung einer vertikalen Hierarchie manifestiert, von Oben nach Unten Macht ausübt und so funktioniert; mechanisch anstatt organisch.
ja väterlich ist geordneter, auch hierarchisch
Theodora schrieb:Die Beziehung "Vater" verinnerlichen, bewirkt auf einer anderen Ebene ein Wachstum von Bewußtheit. Wir dürfen dabei nicht vergessen, das Geschlecht aussen vor zu lassen. Es geht nicht um den Mann, auch nicht um die Frau, sondern um Beziehung und Prinzip.
Natürlich ist die Mutter als Gott etwas völlig anderes als der Vater als Gott, jetzt auch mal einfach ohne viel Beschreibungen heranzuziehen, nur mal so gefühlt. Aber vielleicht ist für uns als Menschen, das Vaterprinzip wichtiger, also ich mein, dass wir uns damit auseinandersetzen. Ein Muttergott, besser natürlich eine Muttergöttin, schreit doch dann auch nach Ergänzung so wie du schreibst: "Es würde ja sonst ein Teil fehlen vom Ganzen." Ist aus deiner Sicht erkennbar, dass Gesellschaften mit obersten Muttergottheiten wesentliche Dinge fehlen, wie ich jetzt einfach mal so behaupten würde, weil das väterliche Prinzip dann als schwaches Derivat irgendwo rumgeistert, und andersrum, mit einem Gottvater die fehlenden mütterlichen Elemente viel besser, viel menschlicher ergänzbar sind?

Volere schrieb:Ich finde die Theorie sehr interessant. Wenn man einmal annimmt das der christliche, oder eher gesagt der Gott aller drei großen monotheistischen Religion als Männlich „gesehen“ wird, hat das doch bestimmt Auswirkungen auf die Gläubigen.
Wenn man einmal Deutschland betrachtet, das im letzten Jahrhundert mehrere „vaterlose“ Generationen hatte. Die Väter die aus dem Krieg wiederkehrten, waren entweder tot, oder sie waren so traumatisiert, das sie zwar körperlich anwesend waren, aber geistig nicht wirklich für ihre Familien erreichbar waren.
Auch durch die Emanzipation, gibt es wohl einen großen Teil von Kindern, die entweder ohne Vater oder zumindest mit einem sehr veränderten Vaterbild aufgewachsen sind.
Ich kann mir vorstellen, das gerade diese Generation von „Vaterlosen“ sich mit einem väterlichen Gottesbild sehr schwer tut. Besonders da Sie gelernt haben, die Position des Vaters eben nicht mehr als autoritär und weisungsbefugt zu betrachten.
Liegt hier vielleicht auch der Grund für die Flucht Vieler in andere Religionen, die nicht Väterlich geprägt sind?
Besonders wenn man die weltlichen Vertreter betrachtet, die in den meisten Fällen auch männlich und autoritär sind?
Ja, das sind auch so meine Gedanken, gerade auch das mit den Kriegswaisen. Waisenkinder, ohne Vater, müssen als Väter dann selbst den Vater neu erfinden, um Vater sein zu können. Sie kennen den Vater nicht als Rückhalt. Oder auch die Kriegs-geschädigten, vielleicht verrückten Väter, die ihre Funktion nicht erfüllen, traumatisiert, depressiv. Wenn man so will ist antiautoritäre 'Revolution' auch ein Sturz des Vatergottes, der nur negativ erlebt wurde und schon herrscht Anarchie? Mütterlichere, organischere - wie Theodora schreibt - Gottesbilder bieten sich dann hier als Ersatz an?
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