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religionsfreier Lehrstoff?
#1
Vor sehr langer Zeit hatte man Spaß an einer bestimmten Art von Dichtung. Ihre Überlieferung ging über Jahrtausende, aber die Ansichten wechselten über sie.

Als Moritat kennt man in Deutschland das Erzählen von schrecklichen Ereignissen, das von einer einfachen Melodie begleitet wird und mit moralisierenden Worten endet. Straßenfeger nannte man die ersten Krimiserien in den 60er Jahren. Keine Auto und keine Menschen waren mehr auf der Straße, wenn der Film lief. Welche Moral daraus kam kann ich nicht sagen. Die Krimis wurden immer härter, die Straßen bieben danach nicht mehr leer und zuletzt verbot man die Gewalt.

Wie man heute meint, haben Propheten wie Jeremia von Gott ein persönliches Wort empfangen und schreckliche Prophezeiungen ausgestoßen, wenn die Menschheit ...

Was eigentlich soll sie tun? Genau das geht aus den Versen nirgends richtig hervor. Es entsteht nur der Eindruck, da wäre ein Gott der schreckliche Dinge zu tun imstande ist, wenn er nicht richtig verehrt wird. Je größer er wird, desto schlimmer mit ihm ....

Ein Hebräer hatte aber einen ganz anderen Eindruck. Für ihn war die scheinbare Moritat nicht das Zentrum seiner Überlegung, sondern nur ein Auslöser zu einer seiner Überlegungen. In Wirklichkeit wurden bei den grausamen Gechichten nicht Tränen geweint sondern zur Erlösung Tränen gelacht. Das Nachempfinden der Szenen löste beim Nachdenken die Blockaden auf und führte zur idealen Auflösung dieses Rätsels.

Jeremia 6
6 Denn also spricht der HERR Zebaoth: Fället Bäume und macht Schütte wider Jerusalem; denn sie ist eine Stadt, die heimgesucht werden soll. Ist doch eitel Unrecht drinnen.

Was empfindet ein Mensch. Unrecht erlitten - also dreinschlagen! Oder sagen die Einen: "wollen wir schon immer haben". Dann erscheint eine Legitimation, eine Gelegenheit zur gewaltsamen Übernahme, oder andere Gründe mehr. Sollten etwa die eigenen Einwohner ihre Stadt zerstören oder gibt ein Gott den Feinden seines geliebten Volkes den Auftrag? Ist da ein Gott oder nicht?

Nichts von den bisher gemeinten Globalvorstellungen zur Bibel passt wirklich in die Prophetenaussagen. Sie dichteten in Reimen, die in den Worten selbst stecken. Bei Jerusalem dachten sie nicht nur an das bildliche Wort Burg, sondern auch an die Inhalte jeru salem - werden / sollen Frieden sehen. Sie lasen Bäume fällen aber ihr Wortschatz enthielt Ratschläge fällen. Ein Hebräer hörte also zweierlei und bastelte in seinem Kopf ein Bild zurecht. Das machte die Geschichten so spannend und herzergreifend. Man sah vor sich die Belagerung und gleichzeitig sich selbst in all den Situationen. Wie man sich verteidigt und auf was zu achten sei. Die Erzählung führte zur Spannung, ihr Inhalt zur Erlösung.

Jerem. 6.6. sagt vom inneren Sinn her: Man sagt man wie es sein soll, bezeichnet was kommt, fällt Ratschläge, schüttet die auf, wehrt sich gegen das arm machen - sieht wie es vollkommen wäre. Da stürmt man drauf und lobt das. Da ist man wach und passt auf alles auf .....

Es ging um das Achtsam sein und Vollkommenheit sehen und wie sie zu erreichen ist -


... nicht um die Vernichtung einer Stadt namens Jerusalem als einer von Gott perönlich prophezeiten Schreckenstat, für die er Helfershelfer braucht weil er mit dem Unrecht nicht fertig wird. Angeblich gibt es dort nur Mord und Totschlag (vermutlich von ein paar Leuten, falls überhaupt). Da rottet er gleich ganze Kulturen aus. Man weiß doch, dass eine Gewalttat eine neue bringt, die Ursachen dafür aber in vielen Bereichen liegen und dass sie oft einen ganz anderen Beginn haben.

Die Verse gehen bis ins Feinste und analysieren das Menschsein. Sie zeigen alle Perspektiven und man findet die dort mit den höchsten Idealen...
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#2
MaSofia, ist das jetzt Deine ureigenste Interpretation oder kann man das irgendwo, von Theologen geschrieben, nachlesen?

Gruß
Vitoria
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#3
Zitat:kann man das irgendwo von Theologen geschrieben nachlesen

Ja, der Text steht in der BHS, Stuttgartensia, eine Handschrift aus Petersburg aus dem Jahre 1008 und ist heute in fast allen Drucken vom hebräischen Bibeltext zu finden.

Was Du allerdings nicht finden wirst ist, dass Theologen über den Text schrieben. Man hatte das schlichtweg Jahrhunderte vergessen ...
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#4
(16-06-2011, 18:42)MaSofia schrieb: Was Du allerdings nicht finden wirst ist, dass Theologen über den Text schrieben. Man hatte das schlichtweg Jahrhunderte vergessen ...

Das stimmt nicht.

Kommentare zum Alten und Neuen Testament füllen ganze Bibliotheken. Allerdings stimmt das, was Theologen zu den Texten zu sagen haben, mit Deiner Sicht der Dinge nicht überein.
MfG B.
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#5
Die Gedanken und inneren Verbindungen, die MaSofia herstellt - siehe Beispiel Jeremia -, ergeben durchaus eine sinnvolle Interpretation des biblischen Textes.
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#6
Bion, geschrieben wird nicht über den hebräischen Text, sondern über die Meinungen zum übersetzten Erzähltext der Bibel.

Ich gebe Dir allerdings Recht, dass ganze Bibliotheken an Werken über das AT und NT geschrieben wurden. Nur eben - wie gesagt ...
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#7
(16-06-2011, 21:16)Theodora schrieb: Die Gedanken und inneren Verbindungen, die MaSofia herstellt - siehe Beispiel Jeremia -, ergeben durchaus eine sinnvolle Interpretation des biblischen Textes.

Was allerdings von dem, was die theologische Elite an den Universitäten dazu zu sagen hat, mehr als nur abweicht.
MfG B.
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#8
Ich wollte wissen, ob diese Form der Interpretation noch irgendwo anders auftaucht - bei einem (möglichst nicht gänzlich unbekannten) Theologen, beispielsweise. Das scheint aber nicht der Fall zu sein - oder?

Gruß
Vitoria
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#9
(16-06-2011, 22:16)Bion schrieb: Was allerdings von dem, was die theologische Elite an den Universitäten dazu zu sagen hat, mehr als nur abweicht.

Das ist erstmal ohne Belang und kann getrost vernachlässigt werden. Abweichen von einer gängigen Lehrmeinung, führt oft zu überaschenden Ergebnissen; ein Labor par excellence. Wir würden wahrscheinlich immer noch in der irrigen Vorstellung leben, die Erde sei eine Scheibe, wenn nicht unkonventionelle Menschen mit etwas überdurchschnittlicher Phantasie begabt gewesen wären.
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#10
Du liest die "Spielwiese" der Interpretationen zum Beispiel bereits bei Maimonides. Würdest Du Hebräisch können, müsstes Du seinen hevorragenden Ruf mit vollem Herzen zustimmen. Als ich die Auslegung und die hebräische Sprache noch nicht kannte jammerte ich: Von was redet er eigentlich?

Aus den ersten Jahrhunderten des Christentums sind sehr viele Zeugnisse da. Auch von den Rabbinern. Man merkt es aber nicht, hält das für merkwürdige Reden der Kirchenväter - altmodisch halt und kraus. Um sich die ganz schwierige Erklärung zu sparen - wurden weiter die gleichen "Fachausdrücke" wie in der Bibel verwendet. Die damalige Logik wird beim "richtigen" Lesen nachverfolgt. Sie machten sich nicht die Mühe der Weitergabe der Sprache.

Vielleicht bevorzugst Du die 30 Bände Auslegung über Hiob von Papst Gregor. Heraus kam Himmel und Hölle, aber nicht der leichte und vernünftige Inhalt, den die Geschichte Hiob im mehrfachen Text kurz und bündig sagt. Er hat sich an der Auslegung mit Allegorien berauscht aber nicht eine praktische Technik gesagt. Wer weiß, wie er das Latein benutzte.

Ähnlich wie AT und NT lesen sich die Werke merkwürdig, weil man aus heutiger Sicht die falschen Werte einsetzt. Es würde nicht helfen diese Werke zu zitieren. Man muss ZUERST über den Bibeltext Bescheid wissen. Den Inhalt kann man vorerst nur in Hebräisch in allen Bezügen lesen.

Wenn ein Fachgebiet neu ist, gibt es halt nicht viele, die sich damit beschäftigen. Also musst Du die Prüfung ob richtig oder nur von fachlicher Seite her aufrollen und nicht durch die Bestätigung: "Der hat das auch gesagt".

Wie Theodora es nett ausdrückte:
"Sinnvolle Interpretation".
Sie ist nachvollziehbar durch die Vernunft. Darüber verfügt wohl jeder und braucht sie nicht durch einen Dr. Dr. legitimieren lassen.

Um noch ein paar Namen zu nennen, die sich mit der Interpretation des hebräischen Textes befassten. Da ist vor allem Erich Zenger, leider verstorben, der an der Uni Münster lehrte und da sind eine Reihe Leute, die im ganzen deutschen Sprachraum weiter insprierten. Uni München, Innsbruck, Wien. Universitäten in Holland, Theologen in der Tschechoslowakei und viele Studierende in Israel und der arabischen Welt. Sehr sehr viele achten mittlerweile auf die wichtige Ausbildung in der Sprache und beginnen fachkundig mit Verständnis. Auch wenn ich den Stein ins Rollen brachte, und es die geschichtlichen Hinweise immer schon gab, und Leute bereits um 800 n. Chr. sagten: "man muss die Bibel in ihrer Sprache lesen" so haben sie doch alle mit ihren besseren Studienvoraussetzungen viel beigetragen, dass mit mehr Qualität und Vernunft gelehrt wird. Da wurde Neulánd betreten auf vielfältige Weise. Mit der Einführung der Hebräischen Sprache als gesprochene Sprache. Da ist zum Beispiel Pinchas Lapide, leider verstorben, der sich noch sehr ängstlich an die Vergleiche machte. Seine Frau spricht oft in Vorträgen für das Wortverständnis der Sprache. Da wird geforscht im Bereich Psycholinguistik. Wer mit wachen Augen Buber liest, merkt dass seine Bibelinterpretation von seiner Auffassung abweicht. Diese Information hat er zum Teil durch das "doppelte" Lesen der Schriften und nicht allein durch die Tradtion im Judentum. Eigentlich wäre die Liste länger als es hier rein passt.

Wer etwas zum Blick in die Sprache tun möchte, kann "vor Babel" von Friedrich Weinreb lesen. Wer analytisch denkt, nimmt sich ein hebräisches Wörterbuch, möglichst eines als Analytisches Lexikon und stellt fest, wie der Wortschatz ist. Man wird nicht gleich jede Lösung gleich auf Anhieb finden, denn die Reime der Bibel basieren auf Erlebnisse und beziehen sich oft auf frühere Wortscherze. Irgendwo werden sie fast immer erklärt. Es ist ein interessantes aber erst langsam auflösbares Puzzle.
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#11
(16-06-2011, 23:57)Theodora schrieb:
(16-06-2011, 22:16)Bion schrieb: Was allerdings von dem, was die theologische Elite an den Universitäten dazu zu sagen hat, mehr als nur abweicht.

Das ist erstmal ohne Belang und kann getrost vernachlässigt werden.

Das mag für sich jeder halten wie er will. In der Regel führt das in eine Sackgasse.

(16-06-2011, 23:57)Theodora schrieb: Abweichen von einer gängigen Lehrmeinung, führt oft zu überaschenden Ergebnissen; ein Labor par excellence. Wir würden wahrscheinlich immer noch in der irrigen Vorstellung leben, die Erde sei eine Scheibe, wenn nicht unkonventionelle Menschen mit etwas überdurchschnittlicher Phantasie begabt gewesen wären.

Dass die Erde annähernd eine Kugel ist, stand schon in der klassischen Antike fest.

Beweise dieser Art wurden nicht durch Phantasie, sondern durch methodisch-systematisches Denken erbracht.
MfG B.
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#12
(16-06-2011, 21:16)Theodora schrieb: Die Gedanken und inneren Verbindungen, die MaSofia herstellt - siehe Beispiel Jeremia -, ergeben durchaus eine sinnvolle Interpretation des biblischen Textes.

interpretationen zeichnen sich naturgemäß dadurch aus, daß man texten einen bestimmten sinn zuschreibt

ob und was der dann damit zu tun hat, was der autor des originaltexts vielleicht sagen wollte (wenn er überhaupt über den nackten text hinaus etwas sagen wollte), steht auf einem anderen blatt

sicher macht auch cerebrale masturbation spaß - das will ich niemandem, auch masofia nicht, verleiden. man ist aber nicht gezwungen, sie ernst zu nehmen
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#13
(16-06-2011, 23:57)Theodora schrieb: Das ist erstmal ohne Belang und kann getrost vernachlässigt werden. Abweichen von einer gängigen Lehrmeinung, führt oft zu überaschenden Ergebnissen; ein Labor par excellence. Wir würden wahrscheinlich immer noch in der irrigen Vorstellung leben, die Erde sei eine Scheibe, wenn nicht unkonventionelle Menschen mit etwas überdurchschnittlicher Phantasie begabt gewesen wären.

das ist falsch

die erkenntnis der kugelgestalt der erde ist nicht frucht haltloser phantasterei, sondern naturwissenschaftlicher beobachtung
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#14
(17-06-2011, 00:51)MaSofia schrieb: Um noch ein paar Namen zu nennen, die sich mit der Interpretation des hebräischen Textes befassten. Da ist vor allem Erich Zenger, leider verstorben, der an der Uni Münster lehrte und da sind eine Reihe Leute, die im ganzen deutschen Sprachraum weiter insprierten. Uni München, Innsbruck, Wien.

Mich würde der Hinweis auf auch nur eine Zeile des Schaffens von E. Zenger interessieren, wo Textinterpretationen der von Dir bevorzugten Art gestützt werden.

Und wer, beispielsweise, sollte das an der UNI Wien gewesen sein?
MfG B.
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#15
Zitat:Mich würde der Hinweis auf auch nur eine Zeile des Schaffens von E. Zenger interessieren, wo Textinterpretationen der von Dir bevorzugten Art gestützt werden.

Bion, Du findest viele Zeilen. Eine davon in .*http://www.con-spiration.de/texte/2007/zenger.html zu Ratzinger Jesus Buch. Ungefähr auf Seite 31 geht er, sehr diplomatisch, darauf ein aber auch in anderen Teilen. Er musste es so formulieren und konnte es nicht als Behauptung darstellen - also zwischen den Zeilen lesen. Setz Dich mal in seine Lage zwischen Wissen und Verlust des Lehrstuhls oder mehr.
Auch andere stecken in seiner Situation seit Jahren ....
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