Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Das Gesetz
#16
@ Bion
nun kann ich auf die bereits formulierte Schimpfrede verzichten. Ihr habt in der Zwischenzeit selbst erkannt, dass das Einordnen des Themas in bestimmte "Kisten" schwierig ist, sie sogar sprengt.

Mein Dank dafür, dass Dir (wenigstens) der historische Teil beachtenswert und nachvollziehbar erscheint. Meine Anerkennung auch an die anderen Schreiber. Genauso leicht wie ein anderer Blick auf die geschichtlichen Hintergründe wäre die andere sprachliche Zuordnung der Texte, wenn die Sprache der Bibel gelernt und gesprochen würde. Das ist aber (bisher) leider nicht der Fall.

So stehen wir vor einer merkwürdigen Situation:
Die hebräische Sprache wurde im Christentum nie gepflegt. Jetzt erst fängt man damit an. Das Hebraicum gehört mittlerweile zur theologischen Ausbildung. Leider enthält es nicht genügend normales Hebräisch sondern orientiert sich bisher nur an den übersetzten Bibelbegriffen, die doch in Hebräisch auch weitere Bedeutungen haben können und zudem kann der mündliche Vortrag ganz andere Aspekte zeigen. Erst mit der Gründung Israels wurde Hebräisch wieder eine Staatssprache. Erst in letzter Zeit gibt es gute Grammatikbücher und Analytische Wörterbücher.

Die Pflege der Texte wurde aus jüdischer Sicht analog dem Christentum geführt. Auch da sieht man zuweilen die gleichen Unterschiede wie in christlichen Gruppen, die einen liberal, die anderen orthodox bis zum Extrem.

Die hebräische Grammatik erlaubt es die Texte der Bibel auf verschiedene Weise zu lesen. Stelle ich so einen Satz vor, findet ihn ein Israeli wunderbar. Er kann auf der Stelle alle Bedeutungen sagen und lacht sich schier kaputt über den Charme und den Witz darin. Ganz anders verhält er sich aber, sobald er den Satz als einen aus der Thora geortet hat. Es gilt ab da nur was der Rabbi dazu sagt. Es ist daher manchem russischen Juden leichter den Inhalt der Bibel zu erfahren, weil er im Kommunismus ohne Religionsunterricht aufwuchs, als einem der unter religiösen Gesichtspunkten seine Ausbildung erhielt.

Das Kistendenken Christentum, Islam, Judentum hat doch nichts als Kriege gebracht! Es hat nie die Irrtümer auflösen können. Wenn nun eine Möglichkeit da ist - warum weiterhin die Kisten benutzen? Sie behindern nur bei dem neuen Wissen.

Du musst sie um ein paar Größen erweitern, und überhaupt soll eine andere Beschriftung darauf:
Wissen um den Menschen. Unterteilungen kannst Du gern in Psycholinguistik, Psychologie, Philosophie, Gesetzeswesen, Visionen, und vielleicht einigen anderen Bereichen wie Fremdsprachen und Grammatik, oder Unterhaltung machen. Nur für das wirkliche Fachwissen. Das Meiste dreht sich nur um Wissen über die Menschen. Ach, das geht dann wieder nicht im Religionsforum - oder?

Ich startete im katholischen Bereich, lernte im Laufe meines Lebens mit Menschen vieler Religionen und Kulturen leben. Die Probleme vor die mich das stellte waren der Grund meiner Nachforschungen.

Man ist dieser ANDEREN Seite nie nachgefolgt, hat die Tausende Splitter nicht gesehen. Es gab nur die Schubladen, die Du grad einordnest.
Aber daraus entstand ein Scherbenhaufen.
Die Frage ist, wollen wir die Scherben wieder (anders) und nun richtig zusammensetzen?
Dann sieht das Gesamtbild anders aus.
Zitieren
#17
(30-11-2010, 02:49)MaSofia schrieb: Du musst sie um ein paar Größen erweitern, und überhaupt soll eine andere Beschriftung darauf:
Wissen um den Menschen. Unterteilungen kannst Du gern in Psycholinguistik, Psychologie, Philosophie, Gesetzeswesen, Visionen, und vielleicht einigen anderen Bereichen wie Fremdsprachen und Grammatik, oder Unterhaltung machen. Nur für das wirkliche Fachwissen. Das Meiste dreht sich nur um Wissen über die Menschen. Ach, das geht dann wieder nicht im Religionsforum - oder?


Man ist dieser ANDEREN Seite nie nachgefolgt, hat die Tausende Splitter nicht gesehen. Es gab nur die Schubladen, die Du grad einordnest.
Aber daraus entstand ein Scherbenhaufen.
Die Frage ist, wollen wir die Scherben wieder (anders) und nun richtig zusammensetzen?
Dann sieht das Gesamtbild anders aus.

Beim letzten Satz beginnend:
Warum muß ich zwangsläufig ein Gesamtbild haben, wenn es doch auch die Möglichkeit gibt, ein "Bild" unfertig zu lassen, etwas lassen, was Offenheit braucht. Mach dir kein Bild. Ich finde diese Anregung und Aufforderung wunderbar, toll. Es befreit schon mich und ebenso die "Anderen" vor allen Schubladen, die doch meist ganz unpassend, viel zu eng und unnötig sind. Loslassen...

Wissen um den Menschen, das beginnt damit, dass Menschen sich ihrerselbst bewußt werden. Wenn Menschen bei sich sind, erwächst ein ganz andersgeartetes Grundverständnis für den Mitmenschen. Von sich auf andere zu schließen, sei nicht gemeint, sondern um die Grundstruktur und Menschsein an sich. Die Verschiedenartigkeit (Persönlichkeit) gehört ja dazu und ist wie der Name, Fingerabdruck eines jeden Menschen.
Zitieren
#18
L a n g s a m liebe Theodora,

Deine humanistische Einstellung in Ehren, sie unterscheidet sich von den fundamentalistischen Ansichten der religiösen Schriften! Betrachte diesen Bogen, dann geht Dir der Sinn meines Schreibens auf.

Wir lesen in der Bibel von Gottes Befehl Kananiter, Hethiter,Jebusiter, etc. auszurotten. Deshalb ordnen wir die "Kisten" nach -Gottesbefehl- und -geschichtlicher Überlieferung- ein. Im schlimmsten Fall wird der "Gottesbefehl" dann auch ausgeführt, selbst wenn er gesetzeswidrig wäre. Beispiele gibt es genug: Kreuzzüge, Judenverfolgung, Zwangsbekehrungen, etc. Die Schiene wirkt auch in die Politik hinein und wird von ihr benutzt.

Ein Israeli liest Kananiter und überlegt erst einmal, ob er die Bewohner des Landes, Kaufleute oder Nachgeber oder Unterdrückte zuordnen soll. Wenn er in der Rechtschreibung nicht fit ist, bzw. die üblichen Regeln des Reimes kennt, wartet er schon darauf, wie sie diesmal gereimt werden. Aus der ANDEREN Sicht hat er ganz andere Überlegungen. Er ist dafür - die Hethiter auszurotten, meint aber nicht das tempramentvolle und angriffslustige Volk, sondern xati, die Furcht. Er ist dafür - alles was blamieren würde auszurotten (Jebusiter).

Dies ergibt einen völlig anderen Zusammenhang und dann passiert
die Einordnung in die "Kiste" Wissen um den Menschen.
Zitieren
#19
MaSofia schrieb:…nun kann ich auf die bereits formulierte Schimpfrede verzichten.

Das ist lobenswert!

Schimpfreden werden hier nicht geschätzt und landen – wenn sie zu heftig ausfallen – im Mülleimer!

MaSofia schrieb:Genauso leicht wie ein anderer Blick auf die geschichtlichen Hintergründe wäre die andere sprachliche Zuordnung der Texte, wenn die Sprache der Bibel gelernt und gesprochen würde.

Es ist immer von Vorteil, fremdsprachige Texte im Original lesen zu können. Nur sollte man daraus nicht ableiten, man verfüge damit über alleinige und letztgültige Wahrheiten. Wenn es um Interpretation von alttestamentlichen Texten geht, liegen sich nicht selten auch des Hebräischen kundige Theologen und Orientalisten heftig in den Haaren.

Auch stellt sich die Frage, was ist originaler Text? Alles, was an biblischen Texten verfügbar ist, ist Rekonstruktion! Das gilt insbesondere für den Text der hebräischen Bibel, der zwischen dem 5. und 9. Jh. nC aus der Tradition hergestellt wurde. Warum also soll mich dieser Text mehr beeindrucken als beispielsweise die griechische Version des ATs, die Septuaginta?

Aber zurück zu Ex 21, 24:
MaSofia schrieb:Wenn ich nur schreibe "ain tachat ain" heißt "Aug um Aug", kommt der Entrüstungssturm daher.

In Stammesgesellschaften hatte das Vergeltungsrecht hohe Bedeutung. Es galt ausufernde Sühnemorde (Blutrache), die für Familien- und Stammesgemeinschaften existenzbedrohend sein konnten, zu unterbinden, ohne das Bedürfnis der geschädigten Person (Familie, Stammesgemeinschaft) auf angemessene Sühne für einen durch Einzel- oder Kollektivschuld erfahrenen Schaden zu negieren (jus talionis).

Besonderes Gewicht hatte eine solche Regelung, wenn sie - wie im vorliegenden Fall, aber auch im Koran - als "von Gott gegebenes Recht" zu verstehen war.

Das Talionsrecht war keine jüdische Erfindung. Es scheint in den Rechtssätzen des Codex Urnammu ebenso auf, wie im Codex Hammurabi.

Man darf zwar annehmen, dass kodifizierte Normen des Vergeltungsrechts auch Anwendung fanden, ausdrücklich bestätigt wird das durch die biblischen Texte aber nicht. Die jüdische Rechtspflege dürfte auf Streitschlichtung und Ausgleich ausgerichtet gewesen sein.

Denkbar sind auch Regelungen, wie sie aus islamischem Recht geläufig sind, wo als Ausgleichssühne für Schadenszufügung (auch für die Tötung einer Person) im Einverständnis mit dem (den) Geschädigten Geldbußen möglich sind.

Daher nochmals:

Ex 21, 24 ist kein "problematischer" Text, sondern eine – für die damalige Zeit - fortschrittliche Mäßigung des Vergeltungsrechts. Es ist nicht nötig, ihn durch philologische Kunstgriffe schönzureden.
MfG B.
Zitieren
#20
Bion schrieb:Aber zurück zu Ex 21, 24:
Besonderes Gewicht hatte eine solche Regelung, wenn sie - wie im vorliegenden Fall, aber auch im Koran - als "von Gott gegebenes Recht" zu verstehen war.

Das Talionsrecht war keine jüdische Erfindung. Es scheint in den Rechtssätzen des Codex Urnammu ebenso auf, wie im Kodex Hammurabi.

Man darf zwar annehmen, dass kodifizierte Normen des Vergeltungsrechts auch Anwendung fanden, ausdrücklich bestätigt wird das durch die biblischen Texte aber nicht. Die jüdische Rechtspflege dürfte auf Streitschlichtung und Ausgleich ausgerichtet gewesen sein.

Schau Bion, Du widersprichst Dir selbst...
Lies mal den Rest der alten Gesetze im Kodex Hammurabiund oder bei Mose sieh nach, ob sie für eine VERNÜNFTIGE und WEISE Rechtsprechung in dieser Form geeignet sind! Das sind sie nicht - und das ist der entscheidene Punkt!
Daher lass auch Du die "Schönrederei"

Bion schrieb:Auch stellt sich die Frage, was ist originaler Text? Alles, was an biblischen Texten verfügbar ist, ist Rekonstruktion! Das gilt insbesondere für den Text der hebräischen Bibel, der zwischen dem 5. und 9. Jh. nC aus der Tradition hergestellt wurde. Warum also soll mich dieser Text mehr beeindrucken als beispielsweise die griechische Version des ATs, die Septuaginta?

Die Ähnlichkeiten der Gesetze Mose und des Kodex Hammurabi sind zu erstaunlich. Letztere sind bestimmt nicht gefälscht, da Sie als Kunstdenkmal dastehen. Wir können nicht mehr feststellen wie die Gesetze angewendet wurden, jedoch sollten wir annehmen, dass sie mit ihrem vernünftigen Sinn verwendt wurden. Der VERNÜNFTIGE Sinn des angeblichen "Vergeltungsrechts" ergibt etwas ganz Anderes.

Ich schreibe in freier Rede, damit es besser verständlich wird. Gern können die genauen Wörter nachgefragt werden.

Aug um Aug - eine Blickweise gegen eine andere tauschen,
hat er geprüft? Eine Quelle oder eine Masche da?

Zahn um Zahn - emsig lernen, statt wie ein Felsbrocken verhalten

Hand um Hand - statt Macht ausüben Kraft geben

Es ist sicher unschwer zu erkennen, dass es um Regeln der VERNUNFT und nicht um Vergeltungsprinzipien handelt. Wenn ein jus talionis gemeint ist, dann sollte man erst allgemein mal diesem Namen nachgehen.

Das "Vergeltungsrecht" würde sich auf diese Weise katatrophal auswirken:
Brand um Brand oder Wunde um Wunde,
da wären keine Häuser oder Leute mehr übrig.
Kommt nichts als Vergeltung, wenn man diesen Zirkus weiter betreibt.
Beule um Beule, xabura tachat xabura

Was denn?
Beulen überall oder dreht das mal einer um?
Man nimmt statt verletzen, das Öffnen
Wieder eine Beule oder lese ich diesmal xabura anders?
a l s - G e m e i n s c h a f t.

Das IST das große Gesetz von dem im Judentum in allen Schriften die Rede ist.


Bion schrieb:Daher nochmals:

Ex 21, 24 ist kein "problematischer" Text, sondern eine – für die damalige Zeit - fortschrittliche Mäßigung des Vergeltungsrechts. Es ist nicht nötig, ihn durch philologische Kunstgriffe schönzureden.

Vielleicht ist das doch eines Tages nötig?
Zitieren
#21
Nur war das Vergeltungsrecht eben genau das,..diverse Verurteilungen nach eben dem Codex sind auf alten Tonscherben gefunden worden,..Hier wird meines Erachtens versucht, ein antikes Rechtssystem schönzureden, mit "die meinten das nicht so",..

Vergeltungsrecht war in der Antike gang und gäbe, der eigentliche Fortschritt war die Normierung und Reglementierung; so ist Auge um Auge eher als Eindämmung einer unkontrollierten Vergeltung zu sehen im Sinne von: "Wenn der Täter dir ein Auge nimmt, so darfst du ihm auch NUR ein Auge nehmen,..nicht Töten!"

Dass die Gesetze der damaligen Zeit keine philosophische Schönfärberei und kryptische Botschaften waren, ist an der durchgängigen Ausübung der Leibesstrafen, reglementiert von Codex H, 9-Tafelgesetz der Römer, über Constitutio C bis zu deren Aufhebung im 18. Jahrhundert, nachzuvollziehen
Aut viam inveniam aut faciam
Zitieren
#22
(01-12-2010, 01:46)MaSofia schrieb: Ich schreibe in freier Rede, damit es besser verständlich wird. Gern können die genauen Wörter nachgefragt werden.

Aug um Aug - eine Blickweise gegen eine andere tauschen,
hat er geprüft? Eine Quelle oder eine Masche da?

Zahn um Zahn - emsig lernen, statt wie ein Felsbrocken verhalten

Hand um Hand - statt Macht ausüben Kraft geben

das ist in der tat sehr freie rede

ich wüßte jetzt nicht, warum man diesen weit her geholten sinn unterstellen sollte, wenn doch schon das mosaische talionsrecht an sich sehr vernünftig ist im vergleich zu der gewaltspirale des blutrechts, die es ablöste
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
Zitieren
#23
(01-12-2010, 10:10)petronius schrieb: ich wüßte jetzt nicht, warum man diesen weit her geholten sinn unterstellen sollte, wenn doch schon das mosaische talionsrecht an sich sehr vernünftig ist im vergleich zu der gewaltspirale des blutrechts, die es ablöste
Hatten wir alles schon mal: Biblisches Verständnis von Gerechtigkeit

und "Auge um Auge, Zahn um Zahn"
Der Missbrauch mit einem Bibelwort
Von Prof. Dr. Dieter Vetter, Bochum


Fritz
Liebet eure Feinde, vielleicht schadet das ihrem Ruf! (Jerci Stanislaw Lec)

Wer will, dass Kirche SO bleibt - will nicht, dass sie bleibt!
Zitieren
#24
(01-12-2010, 01:46)MaSofia schrieb: Lies mal den Rest der alten Gesetze im Kodex Hammurabiund oder bei Mose sieh nach, ob sie für eine VERNÜNFTIGE und WEISE Rechtsprechung in dieser Form geeignet sind! Das sind sie nicht - und das ist der entscheidene Punkt!

Recht wurde niedergeschrieben, um dem Bedürfnis nach Rechtssicherheit zu entsprechen.

Wenn Gesetzestexte von Vernunft und Weisheit getragen sind, ist das erfreulich. Wichtig vor allem ist, dass Gesetze eindeutig formuliert sind. Erfüllen Gesetzestexte diesen Anspruch nicht, sind sie auch nicht in der Lage, die erwünschte Rechtssicherheit zu gewährleisten. Das heißt: schwammig gehaltene Rechtstexte erleichtern willkürliche Rechtsprechung. Niemandem ist mit mehrdeutigen oder gar in Rätseln gehaltenen Texten dieser Art gedient.

MaSofia schrieb:Lies mal den Rest der alten Gesetze im Kodex Hammurabi…

Lesen wir gemeinsam:
(Übersetzung von Wilhelm Eilers)

§ 196
Wenn ein Bürger das Auge eines Bürgersohns zerstört, so zerstört man sein Auge;
§ 197
wenn er den Knochen eines Bürgers gebrochen hat, so bricht man seinen Knochen;
§ 198
wenn er das Auge eines Untergebenen zerstört hat oder den Knochen eines Untergebenen bricht, so zahlt er eine Mine Silber;
§ 199
wenn er das Auge des Sklaven eines Bürgers zerstört oder den Knochen des Sklaven eines Bürgers gebrochen hat, so zahlt er die Hälfte von dessen Kaufpreis.
§ 200
Wenn ein Bürger den Zahn eines ihm ebenbürtigen Bürgers ausgeschlagen hat, so schlägt man seinen Zahn aus;

usw.

Dass dieses Recht auch angewandt wurde, geben (d.n. hat das schon angeführt) Prozessprotokolle, die erhalten sind, ausreichend Sicherheit.

Was Ex 21,24 betrifft, verweise ich auf den von Fritz7 angemerkten Link zu einem Aufsatz von Dieter Vetter, der das Thema umfassend behandelt.
MfG B.
Zitieren
#25
@fritz
Ist Dir nicht aufgefallen, dass Dein Link nicht den Text -Aug um Aug- erklärt. Nur das Übliche...

@ petronius
Die Gewaltspirale kam, als man (wie heute im Islam noch üblich) die Gesetze als göttliche Racheakte ansah, statt dem mosaischen Inhalt:
Auflösung der Gewaltspirale durch Überlegung was folgt

@bion
Deine Reihe aus dem Kodex Hammurabi beweist die Ähnlichkeit zu den Gesetzen Mose. Ist kein Wunder, gleicher Kulturraum, ähnliche Sprache. Nachdem im jüdischen Raum dieses grausame Gesetz keine Anwendung fand,
als Folge aber die Liebeslehre der Erlösung entstand, kann ich Deine Ansichten :

Zitat:Dass dieses (Rache) Recht auch angewandt wurde, geben (d.n. hat das schon angeführt) Prozessprotokolle, die erhalten sind, ausreichend Sicherheit.
nur mit einem schallenden Lachen quitieren.

Stell Dir vor, was passiert, wenn diese (grausamen)Gesetze angewendet werden! Das Land ist voller Krüppel... und wird überfallen. Der Staat ist kaputt. Verzichte auf dieses Recht!

Doch die Protokolle gibt es...
Wenn das Gesetz A) doppeldeutig geschrieben ist
der folgt auch B) das Protokoll darüber doppeldeutig.
Bis heute ist diese Art der Literatur fortgeführt und zugänglich.
Aber offensichtlich nicht gesehen.

Es folgt: Auf derart mühseligen Diskussion, bei denen ich alleine gegen den Strom schwimmen muss habe ich keinen Bock und sage daher nun tschüss.
Zitieren
#26
L a n g s a m, liebe MaSofia
was läufst du so schnell weg. Ich habe ja auch nur versucht - wennauch ansatzweise in einfachster Form - einen Bogen zu spannen. Vielleicht hab ich Tomaten auf den Augen und Rübchen in den Ohren, ich versteh deine Intension nur spärlich, wenn überhaupt.
Du schreibst von einer Literatur die fortgeführt und zugänglich sei, jedoch offensichtlich nicht gesehen wird. Welche? Soll daraus ein Verständnis vom Gestern und ein Zeitbezug und Aktualität für das Heute hergestellt werden?
Zitieren
#27
(01-12-2010, 11:17)Fritz7 schrieb:
(01-12-2010, 10:10)petronius schrieb: ich wüßte jetzt nicht, warum man diesen weit her geholten sinn unterstellen sollte, wenn doch schon das mosaische talionsrecht an sich sehr vernünftig ist im vergleich zu der gewaltspirale des blutrechts, die es ablöste
Hatten wir alles schon mal: Biblisches Verständnis von Gerechtigkeit

und "Auge um Auge, Zahn um Zahn"
Der Missbrauch mit einem Bibelwort
Von Prof. Dr. Dieter Vetter, Bochum

stimmt

ist offenbar nicht bei allen angekommen
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
Zitieren
#28
(01-12-2010, 19:54)MaSofia schrieb: Die Gewaltspirale kam, als man (wie heute im Islam noch üblich) die Gesetze als göttliche Racheakte ansah, statt dem mosaischen Inhalt:
Auflösung der Gewaltspirale durch Überlegung was folgt

das ist historisch nicht belegt, eher das gegenteil

(01-12-2010, 19:54)MaSofia schrieb: Deine Reihe aus dem Kodex Hammurabi beweist die Ähnlichkeit zu den Gesetzen Mose. Ist kein Wunder, gleicher Kulturraum, ähnliche Sprache. Nachdem im jüdischen Raum dieses grausame Gesetz keine Anwendung fand

fand es doch aber...

(01-12-2010, 19:54)MaSofia schrieb: Doch die Protokolle gibt es...

von welchen protokollen und wozu genau sprichst du?

(01-12-2010, 19:54)MaSofia schrieb: Es folgt: Auf derart mühseligen Diskussion, bei denen ich alleine gegen den Strom schwimmen muss habe ich keinen Bock und sage daher nun tschüss.

hmmm...

ich habe begrenztes verständnis dafür, wenn eine diskussion, in der man seine argumente auch begründen und herleiten soll, von manchen als (allzu) mühselig empfunden wird

und denk mir mein teil dazu
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
Zitieren
#29
(01-12-2010, 19:54)MaSofia schrieb: Deine Reihe aus dem Kodex Hammurabi beweist die Ähnlichkeit zu den Gesetzen Mose. Ist kein Wunder, gleicher Kulturraum, ähnliche Sprache. Nachdem im jüdischen Raum dieses grausame Gesetz keine Anwendung fand,
als Folge aber die Liebeslehre der Erlösung entstand, kann ich Deine Ansichten :
Bion schrieb:Dass dieses Recht auch angewandt wurde, geben (d.n. hat das schon angeführt) Prozessprotokolle, die erhalten sind, ausreichend Sicherheit.
nur mit einem schallenden Lachen quitieren.

Schallendes Lachen ist kein Argument.

Wer sich dem verschließt, was die einschlägige Wissenschaft zu diesen Dingen befunden hat, zugleich aber "Theorien" anbietet, die nur durch die eigene Behauptung, so sei es gewesen, gestützt sind, sollte die Einwände, die zwangsläufig kommen müssen, auszuhalten in der Lage sein.

E. Zenger schreibt (Einleitung in das Alte Testament, S. 186f.):

Die Gesetze dieses Rechtsbuches (Bundesbuch)… regeln Fälle, die sich im Rahmen einer sesshaften, vielleicht gerade sesshaft gewordenen, Viehzucht und Ackerbau treibenden, in offenen Dörfern lebenden und auf verwandtschaftlicher Basis egalitär strukturierten Bauern- und Hirtenkultur durchaus ereignen können. Mit der Verschriftlichung des Rechts wächst sein normativer Anspruch,…
[…]
Eine genaue Datierung des Rechtsbuchs ist schwierig. Aufgrund des institutionellen Haftpunktes der in der Tradition der kanaanäischen Schreiberschulen stehenden altisraelitischen Schreiberschulen wird man durchaus damit rechnen können, dass es in seinem ältesten Bestand in die vorstaatliche Zeit zurückreicht. Als rein profanes kasuistisches Rechtsbuch dürfte es bis ins 9./8. Jh. vC überliefert und fortgeschrieben worden sein.
[…]
Das im Kontext von Rechtsprechung und juristischer Gelehrsamkeit entstandene und überlieferte kasuistische Rechtsbuch wurde im Rahmen einer umfassenden Redaktion "theologisiert".


In der Regel darf man davon ausgehen, dass kodifiziertes Recht auch angewandt wurde. Biblische Belege dafür gibt es, wie schon bemerkt, nicht. Es gibt aber auch keine Belege dafür, wonach das Talionsrecht (und zur Zeit der Niederschrift des Gesetzes war es wohl solches), weiter gemildert worden wäre, wie das für das islamische (Talions-)Recht im Koran belegt ist.

Der Befund Dieter Vetters, der Ex 21,24 nicht als jus talionis anerkennen will, beschreibt das jüdische Rechtsverständnis der rabbinischen Zeit und danach. Ob dieses Rechtsverständnis so ohne weiteres auf die Zeit des 8. Jhs. vC und davor zu übertragen ist, darf doch zumindest angezweifelt werden.
MfG B.
Zitieren
#30
@ Theodora,
Danke für die aufmunterden Worte. Ich werde es l a n g s a m zu erklären versuchen. Das gelingt aber nur, wenn hier keine Prügelei erfolgt - und Interesse bleibt.

Prügelei um "Aug um Aug". Ein anderer liest auch "Aug um Aug" sieht in die Blickweise des anderen, hat sich reinversetzt und prüft sie. (heißt auch "Aug um Aug"). Ich kann jetzt entweder eine seitenlange Worterklärung schreiben, ain = Quelle, Blickweise, Auge, (Blick in ein hebräisches Wörterbuch) und für tachat gibt es auch 5 Möglichkeiten. Wer die alle entsprechend geschickt kombiniert, lässt eine Philosophie entstehen über *Blickweisen prüfen, sie akzeptieren - um eben ein blaues Auge, bzw. eine herausgenommene Blickweise zu erhalten.


@Fritz und Petronius,

das viele Gerede, das bis jetzt um die Sprüche "Aug um Aug und Zahn um Zahn" etc. ablief, und die Vorstellungen die man sich dabei machte, erschweren es ungemein ganz nüchtern (nur mit dem Wörterbuch ausgerüstet) an die Angelegenheit heranzugen - um damit gegen den Strom zu schwimmen.
Warum?
Vorurteile passen nicht mehr in unsere Zeit!


@ bion,

weil Du so auf die Meinung von "Titelträgen" stehst, bist Du sehr geneigt ihrer Meinung viel Geltung zu verleihen. Irgendwann ist aber ihre Meinung überholt. Trotzdem ein Dank, dass Du Prof. Zenger zitierst (kursiv)
Ich schreibe dazwischen, was ein "Laie" selbst empfindet (blau) und ein hebräischsprachlicher Forscher (rot).

E. Zenger schreibt (Einleitung in das Alte Testament, S. 186f.):

Die Gesetze dieses Rechtsbuches (Bundesbuch)… regeln Fälle, die sich im Rahmen einer sesshaften, vielleicht gerade sesshaft gewordenen, Viehzucht und Ackerbau treibenden, in offenen Dörfern lebenden und auf verwandtschaftlicher Basis egalitär strukturierten Bauern- und Hirtenkultur durchaus ereignen können.


Diese Dinge ereignen sich meist nicht im Leben.
Und wenn, wären die Gesetze keine Hilfe.
Zum Regeln so einer Gesellschaft wären andere Gesetze da gewesen.
Wer die Bauten der Pharaonen sieht, andere Völker vor Ort kennenlernt, revidiert die Bibel. Das muss ganz anders gewesen sein!



Eine höchst beachtenswerte Philosophie, die sich mit dem Regeln der Wünsche und ihrer Verwirklichung befasst und andere Ansichten tolerliert. Die Grundzüge sind in unseren neuesten Psychologiebücheren nicht mal annähernd so gut. Auch die antike griechische Philosophie ist nur ein Bruchteil dessen.


Mit der Verschriftlichung des Rechts wächst sein normativer Anspruch,…
[…]
Eine genaue Datierung des Rechtsbuchs ist schwierig. Aufgrund des institutionellen Haftpunktes der in der Tradition der kanaanäischen Schreiberschulen stehenden altisraelitischen Schreiberschulen wird man durchaus damit rechnen können, dass es in seinem ältesten Bestand in die vorstaatliche Zeit zurückreicht. Als rein profanes kasuistisches Rechtsbuch dürfte es bis ins 9./8. Jh. vC überliefert und fortgeschrieben worden sein.

[…]

Ein Blick in den Geschichtsatlas: Es gab kein Israel

Die Verbreitung der Philosophie, die weit in den Osten hinein reicht, lässt Spuren in Zentralasien, in Afrika, in China finden. Der erschlossene Inhalt der Bibel ähnelt in vielem den Lehren des Buddhismus. Das Römische Recht und die darauf folgenden Werke entstand aus dieser Quelle, nicht von "Aug um Aug" sondern aus seinen Regeln der Friedenserforschung.



Das im Kontext von Rechtsprechung und juristischer Gelehrsamkeit entstandene und überlieferte kasuistische Rechtsbuch wurde im Rahmen einer umfassenden Redaktion "theologisiert".


Das macht das unheimliche Gefühl, ein barmherziger Vater mit Gesetzen wie "Aug um Aug".


Die Übersetzer der Bibel standen vor einer schweren Herausforderung. Sie mussten einen mehrdimensionalen Text in irgendeine Form übertragen. Sie entschieden sich für die humorvolle Erzählstruktur und man führte den Rest als profane und - später immer weiter aufgesplittete Wissenschaft weiter. Eine Weile ging das gut. Kriegswirren, und vor allem das Fehlen der hebräischen Sprache ließen mit der Zeit eine Art Fehlentwicklung entstehen. Durch die Erzählung und die theologische Gewichtung war nichts mehr von dem "wahren" Zusammenhängen zu ahnen.


So kommt es auch, dass der wirklich geschätzte Prof. Zenger (der übrigens schon manchen Schritt Richtung Jerusalem unternahm) mit einer Fülle von aufgebundenen Leichen operierte und sie an seine Schüler weiter reichte. Von denen müssen sich nun einige aufmachen und gegen den Strom schwimmen. Das Problem hat man übrigens immer in Israel.
Zitieren


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste