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Rassismus
#46
Ich hab von der Adresse dann offenbar zu viel weggenommen - weil man hier ja keinen anklickbaren Link schreiben soll.

Neuer Versuch:

//www.tagesschau.de/multimedia/sendung/tt1464.html

Wenn auch das nicht klappt:

Ja, über das Archiv von tagesschau.de musst du gehen. Aber bevor Du das richtige Datum auswählst, musst Du erst "Tagesthemen" einstellen. Der Button dazu - "Auswahl der Sendung" - ist direkt über der Datenauswahl.
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#47
Ja, danke, Karla, jetzt hat es geklappt.

Lieben Gruss

DE
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#48
(30-10-2010, 19:27)petronius schrieb:
(30-10-2010, 18:26)agnostik schrieb:
(30-10-2010, 17:34)petronius schrieb:
(30-10-2010, 16:05)agnostik schrieb: Oder nimm die Ballade von den Goten: Gebt Raum ihr Völker unserem Schritt

o ja, tolles ideal!

und ohne stalingrad - wer weiß - hätte das ja vielleicht auch geklappt... :icon_rolleyes:

Leider typisch - einfach Schlüsse ziehen! Aus einem Satzfragment, ohne Zusammenhang.

Das war kein Eroberungsheer - das war ein Leichenzug :icon_rolleyes: :icon_rolleyes: :icon_rolleyes:

ja und?

was für ein tolles ideal soll da also angesprochen sein,

Genau das, was ich ursprünglich aus dem Gedicht zitiert hatte:

Das soll der Treue Insel sein, dort gilt noch Eid und Ehre

Keine Ideale? :bduh:
(30-10-2010, 19:27)petronius schrieb: das damit eingeleitet wird, daß man ein "volk ohne raum" postuliert?

Wo ist das postuliert???

Diese "letzten Goten" waren ein kleines Häufchen, die Überrbleibsel des Stammes/Volks, das Rom erobern wollte und dabei dezimiert worden war. Sie wollten lediglich durchgelassen werden, damit sie Thule finden konnten :icon_cheesygrin:

Wenn " macht Raum ihr Völker" 60 Jahre später in anderem Sinn gebraucht worden ist, kann man das ja wohl kaum dem Gedicht anlasten - oder den darin besungenen Idealen:icon_exclaim:

(30-10-2010, 19:27)petronius schrieb: sorry, aber deine romantischen vorstellungen

In andere Foren - Spiegel Online - liest man vielleicht als häufigste Klage, dass diese "romantischen Vorstellungen" bei den Politikern und der selbst-ernannten Elite eben nicht mehr vorhanden sind, dass der Amtseid leeres Gewäsch ist, die Ehre diesen Leuten ganz egal ist Icon_wink

Ich scheine also nicht so ganz allein da zu stehen Icon_smile

(30-10-2010, 19:27)petronius schrieb: haben aller wahrscheinlichkeit nach mit realen "germanischen idealen" (so denn überhaupt welche existiert haben) nichts zu tun

Genau so wenig wie das "reale" Christentum mit den "Idealen" des NT oder die 68-er mit ihren "Idealen".
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#49
(31-10-2010, 14:30)agnostik schrieb:
(30-10-2010, 19:27)petronius schrieb: was für ein tolles ideal soll da also angesprochen sein,

Genau das, was ich ursprünglich aus dem Gedicht zitiert hatte:

Das soll der Treue Insel sein, dort gilt noch Eid und Ehre

Keine Ideale? :bduh:

sicher nicht solche in der art von "meine ehre heißt treue" :bduh:

sorry, aber mit solch martialischem getröte kann ich nichts anfangen

und sehe auch nicht, inwiefern das etwas mit tatsächlichen idealen der alten germanen zu tun hat. aus meiner sicht nicht mehr als die karl-may-geschichten mit der kultur der indigenen nordamerikas

(31-10-2010, 14:30)agnostik schrieb:
(30-10-2010, 19:27)petronius schrieb: das damit eingeleitet wird, daß man ein "volk ohne raum" postuliert?

Wo ist das postuliert???

na hier:

"Gebt Raum ihr Völker unserem Schritt"

Zitat:Diese "letzten Goten" waren ein kleines Häufchen, die Überrbleibsel des Stammes/Volks, das Rom erobern wollte und dabei dezimiert worden war. Sie wollten lediglich durchgelassen werden, damit sie Thule finden konnten :icon_cheesygrin:

"laßt uns am leben, damit wir abhauen und euch in frieden lassen können" wär dann vielleicht besser formuliert als ein pathetisches "gebt uns raum!"

Zitat:Wenn " macht Raum ihr Völker" 60 Jahre später in anderem Sinn gebraucht worden ist, kann man das ja wohl kaum dem Gedicht anlasten - oder den darin besungenen Idealen:icon_exclaim:

wieso nicht?

genau aus diesem seltsamen ideal, eine bande von räubern und mördern (du selbst sagst ja, daß sie "Rom erobern wollten und dabei dezimiert worden" sind - ist halt schon blöd bzw. pech, wenn andere sich gegen die germanischen reckenhelden wehren...) zu eben jenen germanischen recken und helden zu stilisieren, wurde schließlich das, was eben daraus geworden ist

dieses "ideal" hat nichts mit den historischen germanen zu tun, sondern ist ausdruck eines (aus heutiger sicht) verschwiemelten romantischen nationalismus, und konnte nahtlos von den kündern der nodischen herrenrasse übernommen werden

Zitat:In andere Foren - Spiegel Online - liest man vielleicht als häufigste Klage, dass diese "romantischen Vorstellungen" bei den Politikern und der selbst-ernannten Elite eben nicht mehr vorhanden sind, dass der Amtseid leeres Gewäsch ist, die Ehre diesen Leuten ganz egal ist Icon_wink

dafür, in welchen foren du dich rumtreibst oder welche postings dich offenbar ansprechen, kann ich nichts

zwischen dem amtseid eines politikers und den schwärmereien eines uhland oder dahn einen zusamenhang herstellen zu wollen, erscheint mir lächerlich

Zitat:Ich scheine also nicht so ganz allein da zu stehen Icon_smile

natürlich nicht

und genau derart wiedergängereien überwunden geglaubten denkens sind es ja, die ich kritisiere

(30-10-2010, 19:27)petronius schrieb: haben aller wahrscheinlichkeit nach mit realen "germanischen idealen" (so denn überhaupt welche existiert haben) nichts zu tun

Genau so wenig wie das "reale" Christentum mit den "Idealen" des NT oder die 68-er mit ihren "Idealen".
[/quote]

du schmeißt gern äpfel mit birnen durcheinander, nicht wahr?

welche ideale die alten germanen oder jesus einst hatte(n), weiß kein mensch

die ideale der 68er sind wohlbekannt - wie ihre verwirklichung an der realität scheiterte, auch
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#50
Das ist dann ja wohl ausdiskutiert Icon_smile
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#51
zumindest meine ich, meine position erläutert zu haben
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#52
Ja - in der Weise, in der ich einfach nicht diskutiere - hatten wi ja schon einige Male.

Ich habe sie zur Kenntnis genommen und belasse es dabei - Du darfst gern wieder denken, dass mir die Argumente ausgegangen sind Icon_lol
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#53
(30-10-2010, 16:05)agnostik schrieb: Oder nimm die Ballade von den Goten: Gebt Raum ihr Völker unserem Schritt:

...bis wir im fernen grauen Meer die Insel Thule finden.
Das soll der Treue Insel sein, dort gilt noch Eid und Ehre ...


Ich habe gestern eine Weile rumrecherchiert, dann hier einen etwas längeren Beitrag geschrieben, und der PC blieb hängen. Ich musste aus dem Programm raus, und der Beitrag war futsch. Leider schreibe ich nicht immer alles bei Word vor.

Ich werde jetzt aber versuchen, noch einmal zu schreiben, was ich rausgefunden hatte. Es ist leider nur fragmentarisch, da ich nie auf die Idee gekommen war, "Ein Kampf um Rom" von Felix Dahn zu lesen und mir so kein eigenes Bild machen kann. Aber jedenfalls in diesem Roman stehen diese "Gotenlieder", von denen das von Dir zitierte wohl am Ende des Romans steht.

Für mich ist in solchem Falle immer die wichtigste Frage: In welcher Situation wurde das geschrieben, welche Botschaft sollte es transportieren, wie wurde es von den Zeigenossen selbst aufgefasst.


Erst mal zu Felix Dahn:
er war unter anderem Historiker und hat viele Bücher über die Völkerwanderung und die Germanen geschrieben. Laut Wikipedia scheinen diese historischen Werke heute brauchbar geblieben zu sein.
Professor war er allerdings in Rechtswissenschaften.
http://de.wikipedia.org/wiki/Felix_Dahn

In seinem Roman "Ein Kampf um Rom" aber sei er in vielem bezüglich der Goten von der historischen Realität abgewichen, da es ihm um Zeitbezüge gegangen sei. Mit anderen Worten: er habe einen historischen Stoff genutzt, um die eigene Zeit zu schildern.
http://de.wikipedia.org/wiki/Ein_Kampf_um_Rom

Das ist nicht selten so, und ich kenne eigentlich überhaupt keinen Dichter, der einen historischen Stoff aufgreift und dabei nicht - ganz unhistorisch - Probleme der eigenen Zeit abhandelt. Schiller, Shakespeare sind die Hauptbeispiele. Man muss immer auch an die Zensur denken, der man durch Historisierung zu entgehen sucht. Die Zeitgenossen verstanden das dann schon.

Das ist die eine Linie, die ich verfolgt hatte. Auf der Wikipedia-Seite zu "Ein Kampf um Rom" steht:

Zitat:Dieser Tote (der Gotenkönig Teja) drückte dem ganzen voluminösen Roman den Stempel des tragischen Niedergangs eines Volkes aus verheißungsvollen Anfängen auf (vgl. Theoderich der Große). Er wurde bereits im Wilhelminismus - durchaus im Sinn des Verfassers - als Warnung vor Überschätzung augenblicklicher Erfolge und als Dekadenzkritik rezipiert und nach dem Ersten Weltkrieg als eine eingetroffene Vorhersage für das Deutsche Reich gelesen.


Falls hier also richtig wiedergegeben wird, dass die Zeitgenossen "die letzten Goten" als eine Warnung für die damaligen Deutschen aufgefasst haben - dass sie nicht zu hoch hinaus wollen sollen, denn das gerade gegründete Reich könne auch wieder zusammenstürzen - dann liegt hier gerade keine Germanenverehrung statt.
Der von mir gefettete Satzteil besagt, dass Dahn selber das auch so beabsichtigt habe.

Selber beurteilen kann ich das nicht, aber vielleicht lese ich ja mal den Schinken oder eine Biographie über Dahn.

Es gibt aber noch eine zweite Linie, die ich verfolgt habe. Ich recherchierte u.a. nach dem Begriff "Thule". Es gibt ja die "Thule-Gesellschaft", die aber erst nach Dahns Tod gegründet wurde, und die gilt als rassistisch. Dass die Goten in ihr sagenhaftes Ursprungsland, nach Thule zurückwollen, ist an sich nicht verfänglich. Nur, die realen Goten sind in anderen Völkern aufgegangen. "Thule" ist hier also mythisch benutzt, so wie auch heute noch die Begriffe "Paradies", "Arkadien" etc. Wofür damals, 1876, der Begriff stand, wäre wichtig herauszufinden, um die Intention des Gedichtes besser zu verstehen.

Hinzu kommt, dass laut Wikipedia Felix Dahn Mitglied des Alldeutschen Verbandes war, welchselbiger als geistiger Vorbereiter des Nationalsozialismus gilt.

Letzteres wird übrigens auch oft pauschal von den Vertretern der literarischen Romantik gesagt, und das klingt dann oft so: weil die Romantiker die Natur liebten, und die Nationalsozialisten auch, haben die Romantiker den Nationalsozialismus vorbereitet.

In einigen Fällen aber stimmt es. Es ist immer individuell zu überprüfen. Und dafür gibt es für mich auch Kriterien.

Über Felix Dahn weiß ich zur Zeit zu wenig.
Aber man kann auch mal das ganze Gedicht auf sich wirken lassen, um die Intetnion herauszuspüren:


Zitat:Die letzten Goten

Gebt Raum, ihr Völker, unserm Schritt:
wir sind die letzten Goten;
wir tragen keine Krone mit:
wir tragen einen Toten.

Mit Schild an Schild und Speer an Speer
wir ziehn nach Nordlands Winden,
bis wir im fernsten grauen Meer
die Insel Thule finden.

Das soll der Treue Insel sein,
dort gilt noch Eid und Ehre:
dort senken wir den König ein
im Sarg der Eichen-Speere.

Wir kommen her - gebt Raum dem Schritt -
aus Romas falschen Toren:
wir tragen nur den König mit -
die Krone ging verloren!


Hier ist doch eine Tendenz zu spüren:
Rom als falsch, die Goten als ehrenhafte Verlierer.

Und jetzt zitiere ich ein weiteres Gotenlied dieser Gotenlieder, in der diese Tendenz noch verstärkt ist:


Zitat:Tejas Todesgesang

Erloschen ist der helle Stern
Der hohen Amalungen:
O Dietrich, teurer Held von Bern,
Dein Heerschild ist zersprungen.
Das Feige siegt, das Edle fällt,
Und Treu' und Mut verderben,
Die Schurken sind die Herrn der Welt: -
Auf, Goten, laßt uns sterben! -

O schöner Süd, o schlimmes Rom,
O süße Himmelsbläue,
O blutgetränkter Tiberstrom,
O falsche welsche Treue!
Noch hegt der Nord manch kühnen Sohn,
Als unsres Hasses Erben,
Der Rache Donner grollen schon: -
Auf, Goten, laßt uns sterben!

Vom Kaukasus bis vor Byzanz,
Welch stolzes Siegeswallen!
Der Goten Glück stieg auf in Glanz,
In Glanz auch soll es fallen.
Die Schwerter hoch, um letzten Ruhm
Mit letzter Kraft zu werben:
Fahr wohl, du freudig Heldentum: -
Auf, Goten, laßt uns sterben! -


Es käme jetzt darauf an, die Anspielung auf das "falsche Rom" zeitgenössisch zu deuten. Da bin ich im Moment überfragt. Aber das könnte klären helfen, gegen wen hier gewettert wird.
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#54
Ich bin ein einfacher mensch - und meine Anwort zu Deinem Beitrag war einfach.

Du sprachst von einem Literaturfoum - ich nehme mal an, man spricht dort über Literatur und in diesem fall über die Heldensagen der Germanen, in denen die Ideale in den Helden personifiziert wurden.

Prominent im Vordergrund stand dabei Treue, Eid, Ehre.

Meine Frage war lediglich, warum sie nicht hoffähig sein sollten.

Auch im Vergleich zu den Helden z. B. bei Homer: der listenreiche Odysseus, das trojanische Pferd ...

oder in der Mahabharata die nicht hinterfragbare Befolgung der Kastenregeln.

Warum sollte man da nicht Treue, Eid und Ehre den letzten beiden als überlegen ansehen bzw. zumindest diskutieren, ob sie es sein könnten?
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#55
(02-11-2010, 02:07)agnostik schrieb: Prominent im Vordergrund stand dabei Treue, Eid, Ehre.

Meine Frage war lediglich, warum sie nicht hoffähig sein sollten.

Auch im Vergleich zu den Helden z. B. bei Homer: der listenreiche Odysseus, das trojanische Pferd ...

oder in der Mahabharata die nicht hinterfragbare Befolgung der Kastenregeln.

Warum sollte man da nicht Treue, Eid und Ehre den letzten beiden als überlegen ansehen bzw. zumindest diskutieren, ob sie es sein könnten?


Gut. Jetzt verstehe ich Deine Frage endlich. Du hast sie hier aber auch zum ersten Mal klar formuliert. Icon_smile Also:

Es ist ein Unterschied, ob man bestimmte "Tugenden" wie Tapferkeit, Mut, Selbstlosigkeit, List miteinander vergleicht und für sich selber da eine Rangordnung erstellt,

oder ob man diese Eigenschaften als Erbgut einer Rasse betrachtet und bestimmte Eigenschaften einem bestimmten Volk zuordnet. Genau das wäre nämlich Rassismus. Dann erstellt man nämlich nicht nur eien Rangordnung von Tugenden, sondern auch von Völkern.

Der Rassismus behauptet, dass charakterliche Eigenschaften durch Gene vererbt werden - daher gebe es eben überlegene Rassen. Ehrgefühl, Eidfähigkeit, Treue seien in germansichen Genen enthalten, so wie Neigung zu List und Betrug in den griechischen.

Wir haben aber durchaus auch jede Menge deutsche Literatur, in denen Betrug und List geschildert wird. Und griechische Werke haben wunderbare Beschreibungen von Treue.

Es ist lediglich das Bedürfnis, völkische Eigenschaften zu finden, das dazu führt, dass man irgendein beliebiges germanisches Epos herausgreift - weil es zufällig überliefert wurde - und es zur Volkseigenschaft erklärt.


Die moderne Genforschung bestätigt nicht, dass genannte Charaktereigenschaften angeboren sind. Sie entstehen, falls sie in einer ganzen Nation vorkommen - zum Beispiel trinken die Finnen wahnsinnig viel Kaffee - auf Angleichung untereinander.


Was nun konkret die Eigenschaften "Treue, Eid und Ehre" betrifft, so beinhalten sie, wenn sie heute wieder aufgegriffen werden, meist nichts Gutes. Treue gegenüber Deutschland heißt: zur Not andere Nationen abschlachten.
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#56
Man darf nicht vergessen, dass da literarische Bilder verglichen werden, nicht historische
Wirklichkeit. Wie die aussah, lässt sich z.B. in Wikipedia unter 'Goten' nachlesen,
besonders im Kapitel 'Greutungen/Ostgoten'. Dahns 'Kampf um Rom' habe ich mit zehn
Jahren mit heißen Ohren gelesen; heute sehe ich die Sache natürlich anders. Die Goten
sind aus ihrer Heimat, der heutigen Ukraine, verdrängt worden (woher sie ursprünglich
stammten, ja ob sie überhaupt ein Volk waren, ist unsicher) und nach Süden und Westen
gewandert, haben zwischen Ost- und Westrom fleißig mit-intrigiert, eine Zeitlang Italien
beherrscht, sind geschlagen worden, und dann nicht 'heim ins Reich' gezogen, sondern in
der Bevölkerung Italiens und Spaniens aufgegangen. Zur Darstellung Dahns vgl. hier:
.westfr.de/ns-literatur/dahn-wolff.htm

Dass 'Treue, Eid und Ehre' (vor allem aber auch deren tragische Folgen) in der deutschen
(und mindestens ebenso in der japanischen) klassischen Literatur zentrale Themen sind
ist unbestreitbar - das hängt wahrscheinlich mit der dort übermäßig gepflegten Betonung
von 'Krieg, Kampf und Tod' als Wert an sich zusammen. Tatsächlich wurde unter den
Germanen und den Fürsten und Rittern in Deutschland und Japan nicht weniger intrigiert,
verraten und ehrlos gehandelt als irgendwo anders auch... :icon_confused:
() qilin
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#57
(02-11-2010, 02:07)agnostik schrieb: Prominent im Vordergrund stand dabei Treue, Eid, Ehre.

Meine Frage war lediglich, warum sie nicht hoffähig sein sollten

weil dieses ganze ehrengedöns noch nie zu etwas gutem geführt hat. ob jetzt ein neonazi sich durch den anblick eines vietnamesen in seiner doitschen ehre gekränkt fühlt und fröhliches "fidschi-klatschen" veranstaltet oder ein kurde seine ehre zwischen den beinen seiner frauen und töchter verortet
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#58
(02-11-2010, 08:06)qilin schrieb: Dass 'Treue, Eid und Ehre' (vor allem aber auch deren tragische Folgen) in der deutschen (und mindestens ebenso in der japanischen) klassischen Literatur zentrale Themen sind ist unbestreitbar - das hängt wahrscheinlich mit der dort übermäßig gepflegten Betonung
von 'Krieg, Kampf und Tod' als Wert an sich zusammen.


Der Witz ist ja, dass das, was in der Germanisitk als "klassische Literatur" angesehen wird, ja alles auf der Rezeption der griechischen und römischen Antike beruht, und gerade eben nicht auf der germanischen.
Und die Epen des Mittelalters - und andere kennen wir fast gar nicht - sind bereits christianisiert. Der Kmapf gegen den Drachen war der Kampf des Christen gegen den germanischen Heiden.

Selbst die literarischen Romantiker, die anfingen, die einfache Bevölkerung ernst zu nehmen und deren Märchen sammelten und würdigten, stellten sich ihre Zukunftsvision - ein vereintes Europa zum Beispiel - unter der Leitung der katholischen Kirche vor.

Das, was vielleicht einmal wirklich "die germanische Kultur" war, ist von den Christen ausgerottet worden. Es war einfach tabu, überhaupt noch davon zu reden, dass es mal etwas anderes gegeben hat als das Christentum. Das wurde per Gehirnwäsche - Drohung von entsetzlicher Rache des christlichen Gottes - möglichst komplett "gelöscht".

Insofern hat das Christentum den "bekehrten Völkern" das schlechte Gewissen eingepflanzt, das sie gegenüber dem Heidentum zu haben hätten.

Das geschah so tiefgreifend und wirksam, dass man eben selbst dann, wenn man in der Dichtung dem Christentum etwas entgegensetzen wollte - und dabei auf alte Mythen zurückgriff -, das nicht mit deim eigenen, vernichteten, Heidentum tat, sondern mit einem fremden Heidentum: den griechischen und römischen Sagen.

Nur kann man eben nicht auf Dauer eine ganze Nation unter Schach halten und ihnen verbieten, sich mit ihrer ursprünglichen Kultur auseinanderzusetzen.
Aber wie es so ist mit einem künstlich gezüchteten schlechten Gewissen:
Als dann im 19. Jahrhundert das Bedürfnis entstand, das Tabuisierte vom Tabu zu befreien, geschah es krankhaft, überdreht. Der Aufstand gegen die christliche Oberhoheit wurde zur Verherrlichung dessen, was das Christentum einst ausgerottet hatte.

Da man aber wenig wusste über das, was ausgerottet worden war, erzeugte man ein Pseudogermanentum, dessen Tugenden man gegenüber den christlichen Tugenden ausspielen wollte - ohne doch
dem Christentum entrinnen zu können. Das Obrigkeisdenken wurde imitiert.

All das ist eine komplette kulturelle Sackgasse.

Selbst Nichtchristen haben das Tabu, das die Christen gezüchtet haben, übernommen und tabuisier(t)en nun ebenfalls die Auseinandersetzung mit den germanischen Mythen und vor allem deren Akzeptanz. Man hatte sie pfui zu finden.


Es wird wohl der Zukunft vorbehalten bleiben, die gleiche Unbefangenheit gegenüber der germanischen Antike wiederzugewinnen wie gegenüber der griechischen und romischen Antike.

Meines Erachtens garantiert erst eine solche wiedergewonnene Unbefangenheit, dass das krankhafte Pseudogermanentum von alleine zerfällt. Ein Tabu hingegen erzeugt irrationalen Widerstand.



(02-11-2010, 08:06)qilin schrieb: Zur Darstellung Dahns vgl. hier:
.westfr.de/ns-literatur/dahn-wolff.htm

Danke für diesen Link. Ich habe die ganze Abhandlung gefunden, die sich mit dem historischen Roman auseinandersetzt.
Ob da nun aber alles untendenziös beschrieben wird, sollte man prüfen. Manches schien mir beim Überfliegen pauschal. Aber wertvoll ist die Abhandlung auf jeden Fall.
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#59
@ karla

Nun ja - Du sprachst von einem Literaturforum und von den Idealen.

Was Du darunter beschreibst, ist Missbrauch dieser Ideale.

Ob und inwieweit das, was Du im obigen Beitrag dazu gesagt hast, in dem Forum so geschrieben wurde, kann ich ich ja nicht beurteilen.

Meine Meinung zur heutigen Rassismus Debatte habe ich ja schon gesagt. Sie beruht auf der völlig unerkannten Arroganz der - in diesem Fall - weißen "Rasse oder auch Nicht-Rasse" Wenn etwas von uns verschieden sein sollte, dann ist es per Definition minderwertiger
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#60
(02-11-2010, 08:06)qilin schrieb: Man darf nicht vergessen, dass da literarische Bilder verglichen werden, nicht historische
Wirklichkeit.

Genau - es ging um ein Literaturforum Icon_smile

(02-11-2010, 08:06)qilin schrieb: Dass 'Treue, Eid und Ehre' (vor allem aber auch deren tragische Folgen) in der deutschen
(und mindestens ebenso in der japanischen) klassischen Literatur zentrale Themen sind
ist unbestreitbar - das hängt wahrscheinlich mit der dort übermäßig gepflegten Betonung
von 'Krieg, Kampf und Tod' als Wert an sich zusammen.
Nein, die Ideale kommen auch - unter anderen Namen - generell vor.

Es war das Ideal der Kaufleute (sicher nicht auf Deutschland begrenzt)

Oder ganz volkstümlich in dem "Bergischen Heimatlied" : wo der Handsclag noch gilt als das heiligste Pfand - da ist meine Heimat, mein Bergisches Land

und genau so volkstümlich bei Karl May Winnetou hat noch nie sein Wort gebrochen
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