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Einfluss des Christentums auf die Geschichte Europas
#1
Zitat:Die Verharmlosung der Geschichte des Christentums ist meines Erachtens eine große Form von Leugnung der Geschichte.
(Franziskus)

Zitat:Das ist nur eine Seite der Medaillie - gerne wird dabei vergessen, ob und was das Christentum in der europäischen Geschichte an Positivem hervorgebracht hat. Es ist ja auch viel bequemer auf die tatsächlich gemachten Fehler "einzuprügeln"...
(t.logemann)


Vielleicht können wir in diesem Thread mal explizit die positiven und negativen Einflüsse des Christentums auf die europäische Geschichte herausstreichen, die ihr angesprochen habt.
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#2
Wie gesagt - ich denke dass dieses 'Einprügeln auf Fehler' die Reaktion ist auf die
undifferenzierte Positivdastellung, der wir [fast] alle von Kind an ausgesetzt waren -
'das Christentum hat die Heiden erst zivilisiert', 'ohne Religion keine Ethik' etc...
() qilin
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#3
Ja gut, aber ich möchte hier eher nüchtern und objektiv die Einflüsse auflisten bzw. feststellen, und Positiv- oder Negativpropaganda als solche entlarven.
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#4
Ich verstehe die Intention nicht ganz. Die "Einflüsse" sind so gravierend politischer Natur, dass es schwierig sein dürfte, sie von der historischen Entwicklung Europas zu trennen. Ein Großteil der Dinge, die politisch und gesellschaftlich in Mitteleuropa passiert sind und passieren, haben ihren Ursprung im Christentum, das nun mal das Ordnungssystem fundamental geprägt hat, gegen das sich unsere Vorfahren - gipfelnd in der französischen Revolution - aufgelehnt haben. Es dürfte schwierig sein, hier eine konkrete Trennung zu vollziehen. Genauso wie Begriffe wie "positiv" und "negativ", d.h. Wertungen, immer subjektiver Natur und eine Frage der Position sind.
“I love to play with kids; they’re easy to cheat and fun to beat.” –Fran Lebowitz
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#5
Zitat:Die Verharmlosung der Geschichte des Christentums ist meines Erachtens eine große Form von Leugnung der Geschichte.
Wieso? Sie stellt eine andere Sichtweise dar. Keinesfalls negiert sie Fakten, also kann es auch keine Verleugnung darstellen. Daß man gewisse Vorkommnisse auch in einem anderen Licht sehen und bewerten kann, ist damit nicht außer Frage gestellt.

Gruß
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#6
@alwin:

Eine Verharmlosung negiert keine Fakten? Vielleicht nicht, nein, das muss sie nicht, sicherlich. Aber eine Aussage à la: "Ach, das war'n ja nur so'n paar unterentwickelte paganistische Völker" oder "das waren ja nur Randerscheinungen" ist in meinen Augen noch zynischer und verharmlosender. Dasselbe über die Zeit des 3. Reiches geäußert, und die gesellschaftliche Exkommunikation ist geglückt - und das mit Recht.
“I love to play with kids; they’re easy to cheat and fun to beat.” –Fran Lebowitz
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#7
(28-10-2010, 19:12)alwin schrieb:
Zitat:Die Verharmlosung der Geschichte des Christentums ist meines Erachtens eine große Form von Leugnung der Geschichte.
Wieso? Sie stellt eine andere Sichtweise dar. Keinesfalls negiert sie Fakten, also kann es auch keine Verleugnung darstellen. Daß man gewisse Vorkommnisse auch in einem anderen Licht sehen und bewerten kann, ist damit nicht außer Frage gestellt.

Das ist - formal - richtig. Wenn ich feststelle "vor der 'Christianisierung'
Lateinamerikas gab's dort 20 Mio. Indios, danach 2 Mio.", dann wird das
Faktum niemand negieren - aber ich werde die Argumente hören "Aber die
Missionare haben doch niemand umgebracht" oder "das waren eben die
Krankheiten, gegen die sie nicht immun waren", und das beschönigt und
verharmlost die Rolle des Christentums dabei und leugnet die historischen
Zusammenhänge.
() qilin
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#8
Zunächst ist das Christentum das durch eine jüdische Sekte transformierte Imperium Romanum vom Mittelmeer bist Nordeuropa und vom Atlantik bis zum Ural mit Kolonien in den beiden Amerikas. Ab dem frühen Mittelalter stellt sich das Christentum als Staatsdoktrin dar sowohl im Westen (Rom) als auch im Osten (Byzanz). Pikanterweise waren sich beide Imperien, Rom und Byzanz, spinnefeind eben weil sie die gleiche Staatsdoktrin verinnerlicht hatten. Und beide haben die Ideen des Jesus von Nazareth vom Primat der Nächstenliebe, der Feindesliebe und der Gerechtigkeit ersetzt durch die Hierarchie: Gott, Jesus, Ober“hirte“, Priestertum, Volk, wobei sich die jeweiligen Oberhirten als Nachfolger der Cäsaren gerierten – als imperiale Herrscher also.
Meiner Meinung nach ist diese Struktur erst im späten Mittelalter durch die Reformation im Westen aufgeweicht worden. Aber die Doktrin einer gottgewollten, imperialen Hierarchie ist in der römischen Kirche durch ihr Papsttum omnipräsent.
Dass jeder Gläubige die gleichen Rechte und Pflichten hat, in der Gemeinde sprechen darf und soll, Gott Mann und Frau gleichberechtigt nebeneinander gestellt hat, Aussöhnung mit dem Feind geboten ist, Gerechtigkeit, Sanftmut und Barmherzigkeit (= Solidarität) gelten sollen, ist in dem imperialen Gepränge untergegangen und wurde auch erst nach der Reformation in den protestantischen Gemeinden wieder hervor gekramt.
Auch die so genannte Aufklärung ist Folge dieses Prozesses. Denn die Gleichberechtigung von Priestern und Laien im Protestantismus und dessen synodal verfasste Gemeinden setzen der „gottgewollten Hierarchie“ einen Gegenentwurf entgegen, der zum Ungehorsam gegen die imperiale Staatsdoktrin ermuntert. (Extrembeispiel ist der Bauernaufstand zur Zeit Luthers).
Im Grunde handelt es sich dabei um die Emanzipation von der (Kirchen-)Staatsdoktrin des frühen Mittelalters. Wir, die wir uns heute als Demokraten verstehen, haben diese Staatsdoktrin immer noch nicht zugunsten der Lehren des jüdischen Wanderpredigers und Heilers Rabbi Joschua (Jesus) hinter uns gelassen.

In sofern besteht der Einfluss des Christentums für lange Zeit darin, das Imperium Romanum weltweit konserviert zu haben.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#9
Zitat:

Wir, die wir uns heute als Demokraten verstehen, haben diese Staatsdoktrin immer noch nicht zugunsten der Lehren des jüdischen Wanderpredigers und Heilers Rabbi Joschua (Jesus) hinter uns gelassen.


Richtig - thematisch fällt mir da das Verhalten des ehemaligen Präseidenten der USA, Herrn Bush, bezüglich des "gottgefälligen Krieges gegen die Achse des Bösen" ein.....
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#10
(28-10-2010, 16:04)Franziskus schrieb: Ich verstehe die Intention nicht ganz. Die "Einflüsse" sind so gravierend politischer Natur, dass es schwierig sein dürfte, sie von der historischen Entwicklung Europas zu trennen. Ein Großteil der Dinge, die politisch und gesellschaftlich in Mitteleuropa passiert sind und passieren, haben ihren Ursprung im Christentum, das nun mal das Ordnungssystem fundamental geprägt hat, gegen das sich unsere Vorfahren - gipfelnd in der französischen Revolution - aufgelehnt haben. Es dürfte schwierig sein, hier eine konkrete Trennung zu vollziehen. Genauso wie Begriffe wie "positiv" und "negativ", d.h. Wertungen, immer subjektiver Natur und eine Frage der Position sind.

Konkret gesagt, möchte ich gerne wissen, was du gemeint hast, als du sagtest "Verharmlosung der Geschichte des Christentums... etc.", siehe oben. Inwiefern wird was verharmlost?

Und von t.logemann wüsste ich gerne die Kehrseite der Medaille, die er anspricht.
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#11
Zitat:

Ein Großteil der Dinge, die politisch und gesellschaftlich in Mitteleuropa passiert sind und passieren, haben ihren Ursprung im Christentum, das nun mal das Ordnungssystem fundamental geprägt hat,

Falsch: Nicht "das Christentum" ist dafür verantwortlich, sondern "die Auslegung der chrsitlichen Religion". Was der Mann aus Nazareth gelehrt hat, waren weder Kreuzzüge, noch Inquisition, Hexenverfolgungen oder das Christentum als Herrschaftsdoktrin.
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#12
Zitat:Nicht "das Christentum" ist dafür verantwortlich, sondern "die Auslegung der chrsitlichen Religion".

Hm - was Marx geschrieben hat, unterscheidet sich auch deutlich vom
'real existierenden Marxismus' - wie heutige Marxisten nicht müde werden
zu betonen. Trotzdem wird heute kaum zwischen den beiden differenziert
- und das ist gerade mal 150 Jahre her...

Ob und inwieweit die Lehre des historischen Jesus unsere Kultur
beeinflusst hat - das wäre allerdings ein interessantes Thema... :icon_twisted:
() qilin
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#13
Wie willst du das verfolgen können, schließlich gibt es dazu keine Vergleichsdaten.

Gruß
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#14
(29-10-2010, 10:02)t.logemann schrieb: Zitat:

Ein Großteil der Dinge, die politisch und gesellschaftlich in Mitteleuropa passiert sind und passieren, haben ihren Ursprung im Christentum, das nun mal das Ordnungssystem fundamental geprägt hat,

Falsch: Nicht "das Christentum" ist dafür verantwortlich, sondern "die Auslegung der chrsitlichen Religion". Was der Mann aus Nazareth gelehrt hat, waren weder Kreuzzüge, noch Inquisition, Hexenverfolgungen oder das Christentum als Herrschaftsdoktrin.

Ist das Christentum nicht, was die Christen daraus machen? Das sagen Christen doch auch immer, wenn man ihnen die "Schwachstellen" der Schrift vor Augen führt. "Och, wir legen das so und so aus, das muss man nicht alles wörtlich nehmen".
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#15
Wenn sich das Christentum daraus charkterisieren soll was die Christen daraus gemacht haben - dann gibt's aber sehr vielfältige "Christentume".....
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