In "3 Pfeiler des Zen" erwähnt Yasutani Roshi eine Methode Shikantaza
Er sagt dazu:
Shikantaza ist also eine Übung, bei der die Aufmerksamkeit allein vom Sitzen in Anspruch genommen wird Da es hierbei keine stützenden Hilfsmittel mehr gibt wie das Zählen der Atemzüge oder ein koan ....
Ich verstehe nicht, was er hier mit "sitzen" meint.
Kann da jemand etwas zu erklären? Ist es äquivalent zu Vipassana?
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05-12-2010, 01:15
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 05-12-2010, 01:34 von anna4.)
(05-12-2010, 00:08)agnostik schrieb: In "3 Pfeiler des Zen" erwähnt Yasutani Roshi eine Methode Shikantaza
Er sagt dazu:
Shikantaza ist also eine Übung, bei der die Aufmerksamkeit allein vom Sitzen in Anspruch genommen wird
Ich verstehe nicht, was er hier mit "sitzen" meint.
Kann da jemand etwas zu erklären? Ist es äquivalent zu Vipassana?
"Sitzen" meint hier speziell das Sitzen in Zazen-Haltung - das ist der äußere Aspekt.
Shikantaza ist nun die Ausübung dieses "Sitzen" (dafür können wir aber auch "Gehen", "Liegen" oder eine andere Tätigkeit stellen) die in diesem Tun ungeteilt ist - es gibt also auch nicht Aufmerksamkeit hier - und Sitzen da. Vipassana-(Ein-)Übungen weisen aber meistens genau diesen Dualismus auf. Der Shikantaza-"Modus" wird allerdings im Satipattana-Sutta (M10) nach Aufzählung aller möglicher Vipassana-Objekte klar beschrieben: "Oder, hört jetzt genau her, sati tritt so ein, daß er vergegenwärtigt: "Nur-Körper" (Nur-Sitzen, ...) worin er ungestützt verweilt, ohne jede Fessel."
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Anna4 - schön, dass Du wieder da bist:icon_exclaim:
Hi Anna,
danke für die Erklärung.
Ich habe mir das S. suttra noch einmal daraufhin durchgelesen - Übersetzung ins Englische von Thanissaro Bhikkhu - und es ist das, was ich unter dem Etikett vipasssana, bzw. dem tibetischen lhak-tong geübt habe.
Damit ist meine Frage beantwortet.
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(05-12-2010, 18:06)agnostik schrieb: Hi Anna,
danke für die Erklärung.
Ich habe mir das S. suttra noch einmal daraufhin durchgelesen - Übersetzung ins Englische von Thanissaro Bhikkhu - und es ist das, was ich unter dem Etikett vipasssana, bzw. dem tibetischen lhak-tong geübt habe.
habe ich jetzt nicht zur Hand, aber Vipassana ist m.E. objektorientierte Modus von Satipatthana - also gerade nicht Shikantaza.
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(05-12-2010, 18:53)anna4 schrieb: (05-12-2010, 18:06)agnostik schrieb: Hi Anna,
danke für die Erklärung.
Ich habe mir das S. suttra noch einmal daraufhin durchgelesen - Übersetzung ins Englische von Thanissaro Bhikkhu - und es ist das, was ich unter dem Etikett vipasssana, bzw. dem tibetischen lhak-tong geübt habe.
habe ich jetzt nicht zur Hand, aber Vipassana ist m.E. objektorientierte Modus von Satipatthana - also gerade nicht Shikantaza.
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Ich habe mal vipassana gegoogelt, und da steht im wiki, dass es wohl vielerlei Ausformungen gibt, die mit vipassana bezeichnet werden.
Was ich geübt habe, ist das, was im S. suttra beschrieben ist - wie auch immer es benannt werden mag bzw. wozu auch immer es gehören mag.
Ist Shikantaza anders als das, was in dem suttra beschrieben ist? Da wird doch Körper/Gefühle/Gedanken etc. beobachtet. Oder meinst Du mit Objekt äußeres Objekt? Das kann bei meiner Übung mit einbezogen werden - ein Geräusch ist ja schließlich Teil von mir, wenn ich es höre. Das hat für mich immer einen sehr großen praktischen Wert gehabt, weil ich dadurch mitten auf dem Kölner Hauptbahnhof üben konnte
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Die Beschreibung von shikantaza in Wiki ist IMHO recht zutreffend -
ich habe das Wort mal übersetzt mit 'ausschließliches Betreiben der
Tätigkeit Sitzen' - bei Dôgen war das wohl noch eher wörtlich gemeint;
später wurde es verallgemeinert - man 'sitzt' nicht nur im Sitzen :icon_wink:
Wenn ich shikantaza mache, dann sitze ich nur, ich beobachte nicht...
Das mit dem Kölner Hauptbahnhof kommt schon hin - von einem alten
Meister ist der Spruch überliefert "Wenn du übst, dann ziehe dich nicht
in die Einsamkeit zurück, sondern übe auf der fünften Straße von Kyoto
und achte der dort umherhastenden Menschen wie der Bäume im tiefsten
Gebirge" - d.h. beobachte sie nicht, auch deine Gedanken/Gefühle nicht -
sitz' einfach... (Leicht zu schreiben, aber nicht so leicht zu tun :icon_mrgreen:)
() qilin
Unter "einfach sitzen" kann ich mir einfach gar nichts vorstellen.
Ich meine das jetzt nicht aus der Theorie "Vorstellung" sondern aus doch recht langer Praxis heraus.
Wenn ich sitze und mich auf nichts konzentriere, nichts beobachte, nicht sagen wir dazu Gewahrsein (awareness) meines Körpers, eines Teils von ihm, von Gefühlen, Empfindungen, Gedanken oder Freisein davon habe - ja dann döse ich oder die Gedanken springen herum wie die bewussten Affen, oder ich denke über was nach oder träume - also ich tue all das, was bei denen geschieht, die sich außerhalb des Zen "einfach mal hinsetzen", um zu entspannen oder über etwas nachzudenken.
Nach dem, was Yasutani Roshi sagt, scheint das aber nicht gemeint zu sein. Er sagt, das sei die anstrengendste Methode, die man nicht länger als 1/2 Stunde hintereinander üben sollte/könnte.
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Eben die "Gedanken wie Affen" sind zu vermeiden,..dann konzentrierst du dich auf NICHTS,..das Annähern ans Nichtsein, das nichtberührtwerden von mannigfachen Ablenkungen, trotz ebendieser großen Anzahl an anderen Individuen, Geräuschen, Eindrücken, dass ist hier gemeint,..
Aut viam inveniam aut faciam
(06-12-2010, 22:13)d.n. schrieb: Eben die "Gedanken wie Affen" sind zu vermeiden,..dann konzentrierst du dich auf NICHTS,..das Annähern ans Nichtsein, das nichtberührtwerden von mannigfachen Ablenkungen, trotz ebendieser großen Anzahl an anderen Individuen, Geräuschen, Eindrücken, dass ist hier gemeint,..
Aha - man konzentriert sich also auf etwas - was auch immer das sein mag.
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Nein, ebn nicht,..:icon_cheesygrin: Schwer zu erklären,..eher einfach existieren, ohne bewußt zu denken,..das (nicht existente)Ich nicht einmal ignorieren,..genaugenommen ist es auch ein nichtkonzentrieren,...denn das konzentrieren wäre ebenfalls eine Tätigkeit :icon_rolleyes:
Aut viam inveniam aut faciam
(07-12-2010, 08:18)d.n. schrieb: Nein, ebn nicht,..:icon_cheesygrin: Schwer zu erklären,..eher einfach existieren, ohne bewußt zu denken,..das (nicht existente)Ich nicht einmal ignorieren,..genaugenommen ist es auch ein nichtkonzentrieren,...denn das konzentrieren wäre ebenfalls eine Tätigkeit :icon_rolleyes:
Das nicht-bewusst Denken ist aber auch eine Tätigkeit - sogar DIE Tätigkeit, der wir den größten Teil unserer Zeit sowieso nachgehen - neben dem, was wir gerade tun und sehr oft auch, während wir bewusst an Anderes denken.
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ich präzisiere: "einfach existieren, ohne bewußt zu denken" bedeutet nicht "nicht-bewußt Denken", sondern der Versuch, überhaupt nicht zu denken; alle die kleinen Gedankenfetzen und Splitter, die die ganze Zeit durch den kopf rasen, wie Fliegen in einem Zimmer; dieses Zimmer leeren,..keine "Fliegen" nur ein leerer Raum,..
Aut viam inveniam aut faciam
(08-12-2010, 00:20)d.n. schrieb: ich präzisiere: "einfach existieren, ohne bewußt zu denken" bedeutet nicht "nicht-bewußt Denken", sondern der Versuch, überhaupt nicht zu denken; alle die kleinen Gedankenfetzen und Splitter, die die ganze Zeit durch den kopf rasen, wie Fliegen in einem Zimmer; dieses Zimmer leeren,..keine "Fliegen" nur ein leerer Raum,..
Ah - jetzt kann ich nachvollziehen und etwas eher Sinnvolles dazu sagen - hoffe mal, dass es sinnvoll ist
Dieser Versuch gelingt mir überhaupt nur, für ganz kurze bis längere Zeitspannen, wenn ic2h mich darauf konzentriere!, nicht zu denken und beobachte!, "wenn diese Fliegen wieder da sind - allzu oft und oft versteckt - und sie dann wieder rauspuste bzw. eher, das Fenster aufmache, dass der Luftzug im Raum sie mit rausnimmt.
Aber Du siehst - dazu brauche ich sowohl Konzentration als auch Beobachten - ich sitze also nicht nur.
Ich spreche dabei ganz bewusst von mir - besser Geübte können das dann sicher ohne die Anstrengung; sie können dann "einfach sitzen". Das verstehe ich.
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