Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Ansprache des Bundespräsident
#1
In einem offenen Brief kritisieren Henryk Broder und Reinhard Mohr die Ansprache von Christian Wulff zum zwanzigsten Jahrestag der deutschen Vereinigung.

Es geht um folgendes Zitat:
Wulff schrieb:Das Christentum gehört zweifelsfrei zu Deutschland. Das Judentum gehört zweifelsfrei zu Deutschland. Das ist unsere christlich-jüdische Geschichte. Aber der Islam gehört inzwischen auch zu Deutschland.

Besteht also Deutschland nur aus Juden, Christen und Muslimen?
Broder/Mohr schrieb:Und was ist, bitteschön, mit den Baha’i und den Buddhisten, mit Hindus und Anhängern evangelikaler Sekten, mit orthodoxen Juden und Paderborner Diaspora-Katholiken? Und was mit den frei schwebenden Esoterikern aller Glaubensrichtungen, Vegetariern und Veganern, den Apokalyptikern und Verschwörungsliebhabern aller Bundesländer?
Selbst der amerikanische Präsident meinte in seiner Antrittsrede:
Zitat:Wir sind eine Nation von Christen und Muslimen, Juden und Hindus - und von Atheisten.

Gehören wir Ungläubigen auch dazu?
tagesspiegel.de/meinung/andere-meinung/gehoeren-wir-unglaeubigen-auch-dazu/1950404.html
"What can be asserted without proof can be dismissed without proof." [Christopher Hitchens]
Zitieren
#2
Hm, ich kenne ja den Zusammenhang nicht, aber da steht "gehört zu..." Da steht nicht, dass alle anderen nicht erwähnten NICHT dazugehören, oder?

Aber Vegetarier und Veganer gehören wohl nicht in die Sparte "Religion" Icon_wink)
Gruß
Motte

Zitieren
#3
@humanist
Da steht nur, daß sie dazu gehören! Da wird m.E. schon wieder mehr hinein interpretiert, als gesagt wurde. Daß unsere Tradition christl.-jüdisch geprägt ist, kann auch niemand verleugnen. Das ist aber doch kein Ausschließlichkeitsfaktor. Un vor allem: diese genannte Tradition hat doch nichts mit dem einzelnen Menschen zu tun, unabhängig von seiner Gesinnung!

Gruß
Zitieren
#4
(06-10-2010, 19:47)Schmettermotte schrieb: Aber Vegetarier und Veganer gehören wohl nicht in die Sparte "Religion" Icon_wink)
:icon_rolleyes:

Man kann nicht in seinen Kopf gucken. Ein Bundespräsident sollte dann aber doch der Präsident aller Bürger sein und das auch so kommunizieren.
Über seine Beweggründe dieser einseitigen Betrachtung lässt sich nur spekulieren.
"What can be asserted without proof can be dismissed without proof." [Christopher Hitchens]
Zitieren
#5
Die eigentliche Kritik des Tagesspiegels ist die überbordende Sammlung von Gemeinplätzen. Nur was soll ein Präsident dann überhaupt noch sagen, wenn er sich nicht in eine unabsehbare Vielzahl von Einzelheiten verlieren will?
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Zitieren
#6
In der Sache ist er oberflächlich geblieben. Außer hohlen Phrasen nix gewesen.
Kein Mann, dem man glaubt, was er da sagt.
"What can be asserted without proof can be dismissed without proof." [Christopher Hitchens]
Zitieren
#7
@ Schmettermotte

Es handelt sich hier um einen Ausspruch vom Bundespräsidenten Wulff,
die er bei seiner Ansprache zum 20ten Jahrestag der Wiedervereinigung
getätigt hat.

@ humanist

Ob das nur eine hohle Phrase war kann ich nicht sagen. Es hörte sich
für die Moslems anders an. Für viele ist er nun der Präsident, welcher
den Moslems in den A*** kriecht. Find ich schade.

Hm, ich persönlich fand es ein wenig unpassend. Immerhin ging es
hier um einen Festakt der nur sehr indirekt mit den Moslems zu tun
hat. Er hätte es sich für eine andere Rede aufsparen können, wenn
man mich fragt.

Bisous ()
Tao-Ho
Zitieren
#8
Tao, das weiß ich, aber wenn er eben wirklich nur das gesagt hat und das in keinem größeren Redezusammenhang steht, verstehe ich das Problem wie oben beschrieben nicht wirklich. Menschengruppen zu nennen bedeutet ja nicht, alle anderen auszuschließen.
Gruß
Motte

Zitieren
#9
Humanist, mir scheint, dass Du den Kern der Aussage hier nicht richtig herausgearbeitet hast. Der wird u.a. hier deutlich:
Zitat:Aber wir verstehen natürlich: Sie meinten die Kultur des Abendlandes. Doch hier fehlt dann wieder das entscheidende Wort: Aufklärung. Es kommt in Ihrer Rede nicht vor. Weder Kant noch Voltaire, weder Spinoza noch Moses Mendelssohn. Das ist kein Zufall, denn auch die alten Römer und Griechen kommen bei Ihnen ja nicht vor, weder Aristoteles noch Sokrates oder Seneca. Kurz: Die gesamte europäische Geschichte von Aufklärung, Revolution und Humanismus ist Ihnen keinen einzigen Satz wert. Dabei ist sie doch die Grundlage unserer demokratischen Republik.

oder

Zitat:Vielleicht gar in der öffentlich geäußerten Erkenntnis, dass sich Demokratie, Freiheit und Menschenrechte in unserer „christlich-jüdischen Geschichte“ fast immer im Kampf der Aufklärung gegen die Macht der Religion und des Glaubens durchgesetzt haben? Ein Kampf, der bis in die jüngsten Tage reicht, denken wir nur an unseren Mitbruder Ex-Bischof Mixa.

Das Problem worauf hier, neben der folgenden Feststellungen islamischen Staaten betreffend, eingegangen wird ist, dass diese Demokratie in der wir existieren nicht das Resultat irgendeines jüdisch-christlichen Konglomerats, nicht das Resultat des Christentums ist, das hauptsächlich für theokratische Staatsformen steht, und einen enormen schädlichen Einfluß auf alle Staaten Europas ausgeübt hat, und nicht zuletzt über das antike Europa mit dem hohen Bildungsstandard und der relativ hohen Alphabetisierungsquote hergefallen ist, jeglichen Toleranzgedanken im Keim erstickt und sich mehr und mehr in Glaubens- und später dann Reformationskriege verheddert hat.
Einen ganz ähnlichen Weg hat selbstverständlich der Islam genommen.
Die Staatsform, in der wir uns befinden, ist das Resultat von mehreren Revolutionen. Die einen gewaltsam, die anderen leise und langsam voranschreitend. Demokratie ist kein christlicher und kein islamischer Weg. Beide Religionen haben in ihrer Praxis Jahrhunderte lang gegen Redefreiheit und Demokratie gewirkt. Das christliche Abendland ist der falsche Adressat, wenn es darum geht, einen Verursacher für unser heutiges System zu finden.
Ich finde es interessant, dass gerade Broder dies herausarbeitet. Er sagte einmal, er sei regelmäßiger Leser von pi-news, wo ja bekanntlich heftigst auf der christlichen Abendlandsrhetorik herumgeritten wird.
“I love to play with kids; they’re easy to cheat and fun to beat.” –Fran Lebowitz
Zitieren
#10
Du lieber Himmel, vergeßt doch mal bitte nicht die Macht der Presse und was sie - je nachdem wer bezahlt - daraus macht?!??!Evil5 :sleepy2:

Weiterpennen... (ja, war jetzt böse!)

Gruß
Zitieren
#11
@Franziskus
Den Aspekt hatte ich bewusst ausgelassen.
Einerseits geht es um die verengte Sicht auf wenige Weltanschauungen, andererseits um das verklärte Bild des historischen Erbe.
Aber hast recht, in der evangelikalen Ecke wird gern Umdeutung der Geschichte zum eigenen Vorteil betrieben.
"What can be asserted without proof can be dismissed without proof." [Christopher Hitchens]
Zitieren
#12
Die Ansprache des Bundespräsidenten Herrn Wulff, ist eine der besten Ansprachen, die ich in letzter Zeit gehört habe. Vielleicht ist sie für mich persönlich, die menschlichste und ermutigenste Rede bzw. Ansprache, die ich von einem Bundespräsidenten je gehört habe.
Zitieren
#13
----ich bezweifle mal, dass die Demokratie so wie wir sie heute kennen einzig und alleine auf den Gedankengängen der Humanisten, der Atheisten aufgebaut wurde. Christliche (nicht kirchliche) Werte spielten da ebenso eine Rolle wie alttestamentarisch-jüdische Werte - und nicht zuletzt auch die leidvollen Erfahrungen der Juden mit den wechselnden Progromen im Laufe ihrer Diaspora.
Zitieren
#14
Da steuere ich offen bei! Offensichtlich haben es aber gewisse Kreise nicht verstanden, seine Aussagen zu verstehen. Traurig für gewisse Politiker, die bei Ihrer Bezahlung nicht fähig sind, solche Zusammenhänge zu erfassen. Sie gehören entlassen.

Gruß
Zitieren
#15
(08-10-2010, 17:15)t.logemann schrieb: ----ich bezweifle mal, dass die Demokratie so wie wir sie heute kennen einzig und alleine auf den Gedankengängen der Humanisten, der Atheisten aufgebaut wurde. Christliche (nicht kirchliche) Werte spielten da ebenso eine Rolle wie alttestamentarisch-jüdische Werte - und nicht zuletzt auch die leidvollen Erfahrungen der Juden mit den wechselnden Progromen im Laufe ihrer Diaspora.
Keine Frage.
"What can be asserted without proof can be dismissed without proof." [Christopher Hitchens]
Zitieren


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste