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Dialogmöglichkeit Christen - Moslems
#1
Auch inspiriert von den Gedankengängen hier im Forum, insbesondere in meiner Arbeit, denke ich schon, daß ein fruchtiger Dialog zur Annäherung und Toleranz bis hin zu einer Akzeptanz beider Religionen möglich ist. Als Anreiz gebe ich mal die Punkte der persönlichen Glaubenserfahrung vor, die unter Umständen im Konflikt mit (aus christl. Sicht) "kirchenamtlichen Verlautbarungen stehen.

Miß- oder Unkenntnisse können nicht dadurch bereinigt werden, daß aufeinander eingehackt wird. Hier ist auf Grund von Nachfragen gegenseitige Information nötig.

Warum nicht hier damit beginnen?

Gruß
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#2
Keiner traut sich - gut, ich fang mal an:

Ich wurde als Säugling christlich-evangelisch getauft, wurde auch evangelisch konfirmiert und lernte ein Jahr nach meiner Konfirmation die Baha'i-Religion kennen.

Meinen Konfirmantenlehrer, Pfarrvikar Richter, "nervte" ich regelmässig damit das ich ihm sagte: "...wenn Sie mir Gott stichhaltig beweisen können - werd' ich ihr treuestes Schäflein" Der gute Mann gab sich redlich Mühe - aber mit 13, 14 Jahren hat man noch nicht den Erfahrungsschatz, die Bildung und den theologischen wie philosophischen "Tiefgang" um erklärte Religion "richtig" zu verstehen. Standardfrage an Pfarrvikar Richter war bei mir: "Wenn es einen Gott gibt - warum lässt er dann die Grausamkeiten auf der Welt zu?" Die Antwort - die mich heute als Baha'i noch begleitet - war der Konfirmationsspruch "Nichts auf der Welt wird geschehen, wenn wir träge darauf warten dass Gott allein sich darum kümmert" - von Martin Luther King.


Ich lernte die Baha'i kennen - und vom Gefühl her war mir von Anfang an klar: Es gibt einen Gott ! Beweisen konnte ich ihn mit naturwissenschaftlichen Mitteln auch mit der Baha'i-Religion nicht - aber gefühlt habe ich es. Und ich fühle es noch heute. Durch die Baha'i-Religion habe ich mich zuerstmal intensiv mit dem Christentum auseinander gesetzt und dabei im Laufe der Jahre gelernt, zwichen der Botschaft der Religion und den Glaubenden der Religion zu differenzieren. Und da die Baha'i-Religion aus einem muslimischen Land stammt, begann ich auch mich intensiv mit dem Qur'an und dem Islam auseinander zu setzen. Die vorher erkannte Unterschiedlichkeit von Religion und Gläubigen half mir sehr dabei, den Islam zu verstehen; letzlich wuchs da sogar ein grösseres und tieferes Verständnis für die Lehren Baha'u'llah's in meiner nunmehr nicht nmehr ganz so "neuen" Religion.

Ohne die Baha'i-Religion - hätte ich für mich wohl weder den Sinn der christlichen Botschaft, noch den Sinn der jüdischen, islamischen, buddhistischen, hinduistischen und zoroastrischen Botschaft erkannt.

Und heute, als Baha'i, bewege ich mich "zwischen" den Religionen - ständig darum bemüht zum Religionsfrieden aufzurufen, gleichzeitig aber auch Verfechter der Rechte der Religionsangehörigen, die gerade von anderen Religionsangehörigen angegriffen werden.

Sicher hätte ich das auch als Christ oder Muslim bewerkstelligen können - das so ungemein wichtige Gefühl für Religion hatte ich aber nur durch die Kenntnis der Baha'i-Religion.
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#3
Danke für Deinen Mut! Ich hoffe ja nicht, daß das Eisen zu heiß für die "anderen" ist!

Gruß
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#4
Ich hoffe dass ich Alwins Einladung richtig verstanden habe und stelle hier (noch)mal meine Glaubenserfahrung vor.
Ich wurde katholisch getauft und erzogen. War als Jugendliche aktiv in der Gemeinde bei Kinderbetreuung, Krippenspielen, Gottesdienstgestaltung und einigem mehr beteiligt. Viele meiner Fragen konnte mir kein Pfarrer beantworten. Da mir vieles widersprüchlich erschien habe ich um Verständnis für den Inhalt der Bibel gebetet aber ich habe vieles trotzdem nicht verstanden. Als ich älter wurde haben mich das Postengerangel und die Intrigen innerhalb der einzelnen Abteilungen abgeschreckt, so dass ich mich aus den kirchlichen Aktivitäten zurückgezogen habe. Zur Kirche ging ich auch nur noch sehr selten. Religion und Glaube an Gott waren in weite Ferne gerückt, da ich keinen Zusammenhang finden konnte zwischen dem was in der Bibel stand und dem wie die Kirchenleute miteinander und anderen umgegangen sind.
Viele Jahre später lernte ich durch einen "Zufall" die Tänze des universellen Friedens kennen. Durch sie bin ich mit allen Religionen in kontakt gekommen und habe viel über alle Religionen gelernt, auch über die vielen Gemeinsamkeiten die es tatsächlich gibt.
Durch dieses Kennenlernen habe ich festgestellt, dass mich die arabischen Worte am tiefsten berühren und ich ging in die Moschee hier Vorort um mich näher über den Islam zu informieren. Daraus entstand unter anderem ein interreligiöser Dialog zwischen Christen und Muslimen. Letzendlich bin ich über die Tänze auf einem universellen Sufiweg angekommen, den ich nun Schritt für Schritt weiter verfolge. Im Herzen fühle ich mich als Muslima da ich versuche, so gut ich kann, in Hingabe an Gott zu leben. Ähnlich wie bei den Bahai geht es bei meinem Sufiweg darum sich für ein friedliches Miteinander zwischen den Menschen, aber auch zwischen den einzelnen Religionen einzusetzen. Dies geschieht z B durch die Friedenstänze aus allen Religionen, oder Friedensfeiern bei denen für jede Religion eine Kerze entzündet wird und ein Gebet oder ein Text gesprochen wird. Diese werden gemeinsam von Anhängern der verschiedenen Glaubensgemeinschaften gefeiert. Nicht nur von Christen und Muslimen.
Im Alltag versuche ich mich, so gut ich kann, von meinem Herzen, von Mitgefühl und Verständnis leiten zu lassen, um jeden annehmen zu können so wie er ist, als Mensch der ein göttliches Licht in sich trägt, unabhängig davon wie er sich gerade verhält oder zu welcher Religion er gehört. Das klappt mal mehr mal weniger gut, aber das darf ja sein, ich bin ja "nur" ein Mensch ;o)
As Salamu Aleikhum
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#5
zahira schrieb:Ich hoffe dass ich Alwins Einladung richtig verstanden habe
Das hast Du mit Sicherheit! Einvernehmlicher Dialog ist das Ziel, wie im Thema dargestellt! Zum Streiten gibt es andere Threads....

Liebe Grüße in die Nacht! Das Bett lacht mich schon an.... :sleepy2:
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#6
(22-09-2010, 20:41)alwin schrieb: Danke für Deinen Mut! Ich hoffe ja nicht, daß das Eisen zu heiß für die "anderen" ist!

nö, ist es nicht

ich habe kein problem, mich mit muslimen oder christen (oder egal was) über ihren glauben zu unterhalten, selbst wenn ich getauft bin

bzw.: fundamentalisten und prediger von hohlphrasen egal welcher denomination finden meinen widerspruch. zum miteinander reden gehören mindestens zwei

meine glaubenserfahrung?

na, eben keine. obwohl ich mich darum bemüht habe
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#7
(28-09-2010, 04:48)petronius schrieb: meine glaubenserfahrung?
na, eben keine. obwohl ich mich darum bemüht habe

Lieber Petronius,
ich erlaube mir das in Frage zu stellen. Muss eine "Glaubenserfahrung" grundsätzlich innerhalb einer religiösen Traditione geschehen?
Wenn ich deine Beiträge hier lese sind die eine bunte Mischung aus spitzfindigen oder verständnislosen Fragen, Provokation, Wahrheitssuche, Verständnis für andere, Verteidiger derer die grade "angegriffen" werden. Eine direkte auseinandersetzung mit "Gläubigen" verschiedenster Art. Ist das nicht auch eine Glaubenserfahrung?
Erfahren was andere und man selbst grade glauben?
Manchmal erst in dem Moment wo man nochmal liest was man da grade geschrieben hat? Oder die Antwort dazu liest und man plötzlich das selbst geschriebene nicht mehr versteht oder hinterfragt?

Vielleicht müsste es heißen Dialogmöglichkeiten über Glaubensfragen unabhängig von der Konfession
As Salamu Aleikhum
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#8
Hallo Zahira,
daran hatte ich auch schon gedacht, was die Unabhängigkeit der Religion - weniger der Konfession (sie bezeichnet ja nur eine besondere Richtung innerhalb einer Religion), angeht. Abgehalten hat mit die Gefahr einer Verzettelung. Und innerhalb der theistischen Religionen stehen sich nun einmal hauptsächlich Muslime und Christen im Gespräch gegenüber.

Gruß
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#9
(28-09-2010, 07:31)zahira schrieb:
(28-09-2010, 04:48)petronius schrieb: meine glaubenserfahrung?
na, eben keine. obwohl ich mich darum bemüht habe

ich erlaube mir das in Frage zu stellen. Muss eine "Glaubenserfahrung" grundsätzlich innerhalb einer religiösen Traditione geschehen?

nein - ich habe auch nichts dergleichen behauptet

soll ich denn aber zig "glaubensrichtungen" ausprobieren müssen auf der ewigen suche nach einer "glaubenserfahrung", bis ich vielleicht endlich eine mache?

das kanns ja wohl auch nicht sein.da bin ich doch lieber wie james thurbers "bär, der es auch bleiben lassen konnte"

(28-09-2010, 07:31)zahira schrieb: Wenn ich deine Beiträge hier lese sind die eine bunte Mischung aus spitzfindigen oder verständnislosen Fragen, Provokation

oh, danke auch recht schön...

(28-09-2010, 07:31)zahira schrieb: Ist das nicht auch eine Glaubenserfahrung?
Erfahren was andere und man selbst grade glauben?

nun, glaubenserfahrungen aus zweiter hand sind wohl etwa so wie playboy ansehen anstatt selber poppen. da vermittelt mir nichts wirklich die präsenz eines "gottes", an den ich konsequenterweise auch nicht glaube. was den glauben anderer ja nicht schmälert
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#10
Hallo, Petronius,

es gibt doch für Dich sicherlich auch Erfahrungen, die nicht (zumindest nicht umfassend) rationalisierbar sind, z.B. die Liebe, oder auch das erhabene Gefühl angesichts von Anblicken der Natur oder des erhabenen Anblicks eines Kunstwerks. Ich denke, auch DAS sind "Glaubenserfahrung" im Sinne einer umfassend verstandenen Spiritualität. Bei mir ist dies jedenfalls eine Basis, um z.B. Standpunkte, die mir ansonsten völlig fremd wären, wenigstens ansatzweise verstehen zu können. Und daraus entsteht nicht selten Dialogmöglichkeit.

Schönen Gruss

DE
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#11
(28-09-2010, 14:15)Der-Einsiedler schrieb: es gibt doch für Dich sicherlich auch Erfahrungen, die nicht (zumindest nicht umfassend) rationalisierbar sind, z.B. die Liebe, oder auch das erhabene Gefühl angesichts von Anblicken der Natur oder des erhabenen Anblicks eines Kunstwerks. Ich denke, auch DAS sind "Glaubenserfahrung" im Sinne einer umfassend verstandenen Spiritualität

naja, da fehlt mir halt schon das "transzendente"

aber stimmt schon, ich habe den verdacht, daß das, was andere für ihre begegnung mit "gott" halten, eben bloß emotion ist, also ein gewisses wohlfühlen, dem man dann halt den namen "spiritualität" gibt

ich würde aber schon aus respekt vor den gläubigen meine glücksgefühle bei einer gelungenen mopedtour, einer schönen schiabfahrt oder einem perfekt gekochten gericht (für mich ist mopedfahren oder kochen meine "dynamische meditation", bei der die welt drumherum unwichtig wird) nicht mit ihrer "gotteserfahrung" vergleichen wollen
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#12
Mit dem Moped den Aarlbergpass hoch fahren und von oben 'runter kucken, durch den hebstlichen Odenwald düsen oder gerade zum Sonnenuntergang die Küste Fieslands erreichen - das hat schon eine ganze Menge von Spiritualität, egal ob man nun religiös gläubig ist, oder nicht....Pop
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#13
Was ist nach Eurer Erfahrung in einem religiösen Dialog sinnvoller, zuerst von Unterscheidungen oder eher von möglichen Gemeinsamkeiten auszugehen? Ich persönlich ziehe das Letztere, werde dann aber auch gerne schnell zur Unterscheidung hingezogen bzw. betont aufmerksam gemacht...

Gruß
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#14
Wenn ich einem Fremden begegne und mit ihm ins Gespräch komme, suche ich auch nicht zuerst das, was uns gemeinsam ist. Ich stelle mich vor, zeige im Laufe des Dialogs meine Interessen, und wenn man sich dann langsam näher kennenlernt, zeige ich ihm sicher auch meine Stärken und wenn ich viel Vertrauen zu dem Dialog habe, auch Schwächen. Dasgleiche macht er. Und DANN erst können wir Gemeinsamkeiten suchen und hoffentlich finden.

Wie will ich denn am Anfang Gemeinsames herausstellen, wenn ich den Anderen noch gar nicht kenne? Konkret: Ich kenne kaum Moslems (eigentlich nur eine Muslima, aber unsere Themen sind nicht religiöser Art), ich kenne kaum etwas vom Islam, ausser das, was in den Medien so grassiert, und da bemühe ich mich, das eben nicht als "islamisch" zu betrachten, denn das Medienbild über den Islam ist extrem gefärbt. Und so geht es mir auch mit anderen Religionen, die ich nicht wirklich kenne.

Kurz: Ich gehe den umgekehrten Weg, Alwin. Zuerst das Eigene, das vielleicht auch Trennende darlegen, bevor ich nach Gemeinsamem suche. "Hier stehe ich und mein (Nicht-)Glaube, dort stehst Du mit dem Deinen, legen wir unsere Überzeugungen dar und suchen dann das Verbindende". Ich finde, anders kann es nicht gehen...

Lieben Gruss

DE
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#15
Im Allgemeinen und auf Religion bezogen hab' ich da kein so grosses Problem... als Baha'i kenne ich die Grundlagen der Weltreligionen recht gut (hab' sie teilweise auch als pdf auf'm Rechner oder wenigstens ein paar Links parat) . Und da für mich alle Religionen "aus der gleichen Quelle" schöpfen, habe ich auch kein Problem damit, den "Anderen" in seiner religiösen Grundüberzeugung zu respektieren.

Schwierig wird's eigentlich "nur", wenn mein Gegenüber auf einem allgemein gehaltenen Absolutheitsanspruch aus ist - individuell geht das in Ordnung - "jeder soll nach seiner Fasson selig werden " - aber wenn das dann in die Richtung: "...willst Du nicht mein Bruder sein - so schlag' ich Dir den Schädel ein..." geht, dann werde ich leicht "ungehalten"...

Und zugegebenermassen schwierig wird's auch, wenn mein Gegenüber einer solch' exotischen Glaubensrichtung wie Wodoo, Kadomble`Rasta nachfolgt - Jainismus im Sinne von Kelthenkult, indianischer Religion oder Wicca/Wichia - damit kann ich was anfangen, aber für Wodoo oder Kadomble` fehlt mir jegliches Hintergrundwissen....
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