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carl sagans werkzeugkasten zur aufdeckung von unsinn
#1
eigentlich wars eher zufall - ich hab einen interessanten blog dazu gefunden, wie unwissenschaftlich, ja faktenverzerrend und schlicht irreführend die thesen des herrn sarrazin sind (://www.wissenslogs.de/wblogs/blog/mente-et-malleo/skeptische-ecke/2010-09-06/herr-sarrazin-und-seine-quellen)

in diesem blog wird (auch hrn. s selber) empfohlen, die argumentation erst mal nach folgenden kriterien abzuklopfen:

1. Wenn möglich, Bestätigung der Fakten durch eine unabhängige Quelle suchen.

2. Es sollte eine Debatte möglich sein, bei der die Vertreter aller Richtungen ausgiebig zu Wort kommen.

3. Argumente mit Hilfe von "Autoritäten“ besitzen keinen Wert, denn in der Wissenschaft gibt es keine Autoritäten.

4. Entwickle mehrere Hypothesen und folge nicht der erstbesten Idee, um eine Sache zu erklären.

5. "Verliebe“ Dich nicht in eine Deiner Hypothesen.

6. Teste die Vorhersagen Deiner Hypothesen, wann immer das möglich ist. Quantifiziere die Vorhersagen wenn möglich.

7. In einer Argumentationskette muss jedes Glied der Kette in Ordnung sein. Denn jede Kette ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied.

8. Occam´s Messer: Wenn zwei Hypothesen einen Sachverhalt gleich gut erklären, wähle die einfachere, bei der weniger Vorraussetzungen anzunehmen sind. Sie ist die Wahrscheinlichere.

a. Sind Kontrollexperimente durchgeführt worden? Besonders Doppelblindversuche, bei denen die durchführende Person nichts von dem Test oder der Hypothese wusste.

b. Schaue nach irritierenden Faktoren und trenne die Testvariablen.

9. Ist eine Hypothese überprüft worden? Ist sie durch irgendeinen Test widerlegbar? Jede Hypothese sollte zumindest prinzipiell widerlegbar sein. Wird sie durch Tests bestätigt; können unabhängige Tester die Ergebnisse bestätigen?

10. Lasse Dich nicht durch logische und rhetorische Tricks verwirren

a. Ad hominem – persönliche Angriffe gegen den Diskussionspartner, nicht gegen seine Argumente.

b. Argumente, bei denen sich auf eine Autorität berufen wird.

c. Überzeugung durch nachteilige Konsequenzen einer „falschen“ Entscheidung, durch die Druck auf Dich ausgeübt werden soll.

d. Die Abwesenheit von Belegen ist kein Beleg für ein Nichtvorhandensein.

e. Verweise auf etwas wie Gottes Wille oder dergleichen.

f. Rhetorische Fragen, die eine bestimmte Antwort beinhalten.

g. Selektive Beobachtung. Treffer zählen und Nieten vergessen.

h. Bei Statistiken: War die Probenmenge groß genug, um die Aussagen zu treffen?

i. Irrtümer über Statistik. Ist es wirklich alarmierend, wenn die Hälfte der Amerikaner einen IQ unter dem Durchschnitt hat, wie Präsident Eisenhower fand?

j. Widersprüche. Militärische Ausgaben gehen von worst case Szenarien aus, aber wissenschaftliche Warnungen vor Gefahren werden ignoriert, weil sie „nicht bewiesen“ sind.

k. Non sequitur – „daraus folgt nicht“. l. Post hoc, ergo propter hoc. „Es folgt, also ist es verursacht durch“. Verwechslung von Ursache und Wirkung.

m. Sinnlose Fragen: Was passiert, wenn eine unwiderstehliche Kraft auf ein unbewegliches Objekt wirkt?

n. Die vergessene Mitte: Werden aus einer Reihe von Möglichkeiten nur die Extrempositionen gesehen, um die Gegenseite älter aussehen zu lassen?

o. Kurzfristige gegen langfristige Wirkung: Warum Grundlagenforschung betreiben, wenn wir ein so großes Haushaltsdefizit haben?

p. Argument mit dem "Dammbruch“: „ wenn man ihnen einen Finger gibt, nehmen sie den ganzen Arm“.

q. Verwechslung von Korrelation mit Ursache. „Die Storchenpopulation in Deutschland nimmt parallel zur Geburtenrate ab.“

r. Das Strohmännchen. Karikaturen oder Stereotype über die Gegenseite, um sie leichter angreifbar zu machen.

s. Angebliche Unterdrückung der Wahrheit

t. Euphemismen. Benutzung neuer und positiver Worte, um etwas Negatives zu beschreiben. Von „Polizeiaktion“ reden, anstatt von Krieg


wär vielleicht auch gar nicht schlecht, den diskussionen in diesem forum mal diese checkliste zugrunde zu legen
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einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#2
(08-09-2010, 12:04)petronius schrieb: wär vielleicht auch gar nicht schlecht, den diskussionen in diesem forum mal diese checkliste zugrunde zu legen
Solange es um Thesen geht, die einen Sachverhalt objektivieren sollen: ja. In vielen Fällen geht es aber nicht um die angeführten Fakten, sondern um eine subjektive Befindlichkeit. Und da sind Einfühlungsvermögen, Abholen im momentanen Zustand, ein paar nette Worte und Verständnis gefragt. Ich gebe zu, dass die behaupteten "Fakten" im schriftlichen Verkehr diese Ebene eher behindern, zu Polemik/Spott verführen oder gar in die Irre leiten.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#3
(08-09-2010, 15:08)Ekkard schrieb:
(08-09-2010, 12:04)petronius schrieb: wär vielleicht auch gar nicht schlecht, den diskussionen in diesem forum mal diese checkliste zugrunde zu legen
Solange es um Thesen geht, die einen Sachverhalt objektivieren sollen: ja

sicher

Zitat:In vielen Fällen geht es aber nicht um die angeführten Fakten, sondern um eine subjektive Befindlichkeit

dann sollte das auch so gekennzeichnet sein

wenn ich mir z.b. diversen *** ansehe, daß und welche prophezeihungen was nicht alles vorhergesagt haben sollen, dann klingt das für mich nach einer sachverhaltsdarstellung und nicht nach einer schilderung der eigenen subjektiven befindlichkeit, laute sie so oder anders:

"ich bin halt gaga und glaube deshalb solchen schrott"

(08-09-2010, 15:08)Ekkard schrieb: Und da sind Einfühlungsvermögen, Abholen im momentanen Zustand, ein paar nette Worte und Verständnis gefragt. Ich gebe zu, dass die behaupteten "Fakten" im schriftlichen Verkehr diese Ebene eher behindern, zu Polemik/Spott verführen oder gar in die Irre leiten.

leider aber ist es eben auch so, daß "Einfühlungsvermögen, Abholen im momentanen Zustand, ein paar nette Worte und Verständnis" ignoriert werden. jedenfalls weder zu einer änderung des "diskussions"verhaltens führen (daß also nicht mehr jeder *** einfach so behauptet wird, als sei er tatsache) noch auch nur auf ein eingehen auf sanfte hinweise hinsichtlich der fragwürdigkeit so mancher thesen


es ist immer noch dasselbe:

jeder darf glauben, was er will - und sei es an die existenz unsichtbarer grün-rosa karierter elefanten, die auf der rückseite des mondes leben. stellt er seinen glaubensinhalt aber als fakt dar ("gott hat alle arten erschaffen, wie sie heute sind, und deshalb ist darwin ein lügner) oder versucht, sie durch behauptete fakten zu belegen (die bibel ist unfehlbar, weil der tod von papst dingsbums schon im altentestament exakt vorhergesagt wird/der koran ist gottes wort, weil dort schon alle möglichen erkenntnisse haarklein drinstehen, die die wissenschaft erst in den letzten jahrzehnten erarbeitet hat) - dann muß er sich der kritik stellen und wäre daher gut beraten, sich von vornherein an die regeln von carl sagan zu halten

was für hrn. sarrazin recht ist, muß auch für gläubige fundamentalisten billig sein
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#4
Hallo Petronius,
du hast in Vielem Recht. Aber du stellst Anforderungen an deine Mitmenschen, die diese nicht erfüllen. Sie möchten, wie sich Karla ausdrückt, auch mal unausgegorene Ideen beleuchten lassen, ohne unmittelbar der Lächerlichkeit preisgegeben zu sein. Es sind deine in den Text eingeflochtene Urteile, die abschrecken. Du merkst das offenbar nicht bei dir selbst. Erst bei anderen fällt es dir auf - und dann Gnade denen P.! Du bist inzwischen geschickt genug, die Verdikte so einzuflechten, dass dein Gegenüber die Fühler einzieht, ohne dass emotionell unbeteiligte Leser (Moderatoren zum Beispiel) gleich merken, wie der Hase läuft.
Wie wär's, wenn du dich an solchen Sachen gar nicht beteiligst. (Dasselbe, was wir anderen Usern auch raten, wenn sie sich nur aufregen.).

Ekkard schrieb:In vielen Fällen geht es aber nicht um die angeführten Fakten, sondern um eine subjektive Befindlichkeit
(08-09-2010, 15:23)petronius schrieb: dann sollte das auch so gekennzeichnet sein.
Nun, das ist vielen Usern nicht so bewusst. Wie gesagt, du überforderst deine Mitmenschen.

(08-09-2010, 15:23)petronius schrieb: wenn ich mir z.b. diversen *** ansehe, daß und welche prophezeihungen was nicht alles vorhergesagt haben sollen, dann klingt das für mich nach einer sachverhaltsdarstellung und nicht nach einer schilderung der eigenen subjektiven befindlichkeit, laute sie so oder anders:

"ich bin halt gaga und glaube deshalb solchen schrott"
Dann halt dich doch bitte heraus, sobald du so etwas denken musst!

(08-09-2010, 15:23)petronius schrieb: leider aber ist es eben auch so, daß "Einfühlungsvermögen, Abholen im momentanen Zustand, ein paar nette Worte und Verständnis" ignoriert werden. jedenfalls weder zu einer änderung des "diskussions"verhaltens führen (daß also nicht mehr jeder *** einfach so behauptet wird, als sei er tatsache) noch auch nur auf ein eingehen auf sanfte hinweise hinsichtlich der fragwürdigkeit so mancher thesen
Hm? Warum um deiner Mitmenschen willen, muss du oder müssen sie selbst ihr Verhalten ändern? Du bist doch nicht der Erziehungsverpflichtete (Vater, Lehrer, Dienstherr). Das, was du als "gaga" empfindest, dient dem inneren seelischen Aufbau, dem Selbstverständnis, der aufrecht erhaltenden Hoffnung auf eine "bessere" Welt. Da ist nichts objektiv! Aber die Empfindung ist so, als sei es objektiv feststellbar. Das müssen wir doch nicht ändern - jedenfalls nicht von einem Statement zum anderen! Das sind ewig und manchmal elend lange, mühsame Wege, die jeder selbst gehen muss.

(08-09-2010, 15:23)petronius schrieb: es ist immer noch dasselbe:
jeder darf glauben, was er will - und sei es an die existenz unsichtbarer grün-rosa karierter elefanten, die auf der rückseite des mondes leben. stellt er seinen glaubensinhalt aber als fakt dar ("gott hat alle arten erschaffen, wie sie heute sind, ...) ...
Was kümmert es dich? Die Erschaffung der Welt sieht für "einfache" Gemüter halt "einfacher" aus, als sie ist.

(08-09-2010, 15:23)petronius schrieb: und deshalb ist darwin ein lügner
Es muss uns allerdings kümmern, wenn Darwin als Lügner hingestellt wird. Das widerspricht jener Weltanschauung, dass man anderer Menschen Meinung zu ertragen und nicht zu diskreditieren hat.

(08-09-2010, 15:23)petronius schrieb: oder versucht, sie durch behauptete fakten zu belegen (die bibel ist unfehlbar, weil der tod von papst dingsbums schon im altentestament exakt vorhergesagt wird/der koran ist gottes wort, weil dort schon alle möglichen erkenntnisse haarklein drinstehen, die die wissenschaft erst in den letzten jahrzehnten erarbeitet hat) - dann muß er sich der kritik stellen und wäre daher gut beraten, sich von vornherein an die regeln von carl sagan zu halten
Auch das fällt nicht in die Wohlfühlkiste, sondern stellt eine Einwirkung auf unsere Weltanschauung dar. Die Fakten darin kann und sollte man massiv "auseinander nehmen", denn sie sind nachweisliche zweckgebunden.

Ich gebe dir vollkommen Recht. Aber auch hier ist Feingefühl am Platze, auch wenn es schwer fällt. Einfach bei "üblichen Regeln des Nachdenkens" und bei "Fakten" bleiben. Verdikte (unsinnig, lächerlich) sind keine gute psychologische Grundlage für unsere Diskussionen.

Sobald du über eine Schilderung innerlich mit "Blödsinn" reagierst, ist Vorsicht geboten (bei mir und vielen anderen auch!). Man merkt das dem Stil, den Formulierungen unmittelbar an!
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#5
(08-09-2010, 16:38)Ekkard schrieb: Sie möchten, wie sich Karla ausdrückt, auch mal unausgegorene Ideen beleuchten lassen, ohne unmittelbar der Lächerlichkeit preisgegeben zu sein

wie ich ebenfalls schon sagte, wird ja auf eine solche beleuchtung auch und vor allem dann nicht eingegangen, wenn sie freundlich erfolgt

wollen wir hier eine pinnwand, wo jeder seine unausgegorenen ideen referieren darf, ohne daß feedback erwünscht und erlaubt ist, oder wollen wir diskutieren?

wenn falsches behauptet wird, kann und will ich mich nicht einfach raushalten. auch religiöser glaube kann kein freibrief zur unwidersprochenen verbreitung z.t. gefährlichen unsinns sein

Zitat:Das, was du als "gaga" empfindest, dient dem inneren seelischen Aufbau, dem Selbstverständnis, der aufrecht erhaltenden Hoffnung auf eine "bessere" Welt

wenn ich z.b. alle päpste als verbrecher hinstelle, dann dienst das dem aufbau und irgendwie einer besseren welt?

tut mir leid, das kann ich nicht so sehen

darf ich auch den nazi nicht kritisieren, dem sein braunen gedanken zum "inneren seelischen Aufbau, dem Selbstverständnis, der aufrecht erhaltenden Hoffnung auf eine "bessere" Welt" dienen?

Zitat:Da ist nichts objektiv! Aber die Empfindung ist so, als sei es objektiv feststellbar. Das müssen wir doch nicht ändern

sollten wir aber. wenn jeder seine eigene traumwelt für objektiv hält und danach handelt - dann gute nacht, gesellschaft...

Zitat:Auch das fällt nicht in die Wohlfühlkiste, sondern stellt eine Einwirkung auf unsere Weltanschauung dar. Die Fakten darin kann und sollte man massiv "auseinander nehmen", denn sie sind nachweisliche zweckgebunden

jetzt würde ich doch gerne wissen, was deiner ansicht nach nicht kritisierbare "wohlfühlkiste" und was massiv auseinander zu nehmende fakten sein sollen
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#6
Hallo Petronius,

(08-09-2010, 18:29)petronius schrieb: wollen wir hier eine pinnwand, wo jeder seine unausgegorenen ideen referieren darf, ohne daß feedback erwünscht und erlaubt ist, oder wollen wir diskutieren?
Dein Empfinden, dass das Vorgetragene, zuende gedacht, "eingentlich ein ziemlicher Blödsinn" ist, schlägt sich in negativ empfundenen Formulierungen nieder. Feedback kann man auch ohne solche Formulierungen hinbekommen. Und das wäre auch wünschenswert, wenn man ein Gespräch in Gang halten und in guter Erinnerung behalten will. Und das ist eigentlich der Wille von Administration und Moderation.

(08-09-2010, 18:29)petronius schrieb: wenn falsches behauptet wird, kann und will ich mich nicht einfach raushalten. auch religiöser glaube kann kein freibrief zur unwidersprochenen verbreitung z.t. gefährlichen unsinns sein
Es ist doch nicht so, dass ich dir nicht zustimme. Es geht um den "Ton, der die Musik macht".

(08-09-2010, 18:29)petronius schrieb: wenn ich z.b. alle päpste als verbrecher hinstelle, dann dienst das dem aufbau und irgendwie einer besseren welt?
Hier manifestiert sich eine deiner unangenehmen Eigenheiten. Du greifst aus einem Kontext einen Aspekt heraus, unterlegst deine eigenen Voraussetzungen und führst das Argument ad absurdum. Es ging nicht um Päpste, sondern um angeblich erfüllte Prophezeihungen. Ein einfache Rückfrage, welche Verbrechen gemeint sind, hätte es getan.

(08-09-2010, 18:29)petronius schrieb: darf ich auch den nazi nicht kritisieren, dem sein braunen gedanken zum "inneren seelischen Aufbau, dem Selbstverständnis, der aufrecht erhaltenden Hoffnung auf eine "bessere" Welt" dienen?
... in deinen Worten: Davon war nicht die Rede!
Aber ich bin mal nicht so: Die "braunen Gedanken" sind durchaus eine Hoffnung für die Betroffenen. Um Verhaltensänderungen herbei zu führen, braucht es allmähliches und einfühlsames Bemühen, die Dinge gerade zu rücken. Das ist zugegeben ein Eiertanz, in deinen Augen "Geschwurbel". Aber Konfrontationstherapie ist keine gute Lösung des Problems.

(08-09-2010, 18:29)petronius schrieb: jetzt würde ich doch gerne wissen, was deiner ansicht nach nicht kritisierbare "wohlfühlkiste" und was massiv auseinander zu nehmende fakten sein sollen
Als wenn ich das jedesmal wüsste?! Natürlich haben wir das Bedürfnis, des o.g. "Geraderückens", aber bitte mit Berücksichtigung des "eigentlichen Anliegens", das meistens eine psychogene, subjektive und schwer auszumachende Sache ist.

Vernunft ist die eine Seite der Medaille, das gefühlsmäßige Verhalten die andere. Und die möchte "Einfühlvermögen".

Das, was ich hier wiedergebe, ist doch psychologischer Standard der Gesprächsführung:
  • Bleibe unbedingt fair, unterstelle nichts
  • Frage nach dem Sachverhalt
  • Frage und diskutiere ergebnisoffen und höflich (konziliant)
  • Vermeide in deinen Argumenten Negativurteile
  • Vermeide, auf Angriffe des Anderen überhaupt zu reagieren
  • Greife die Argumente auf, verstärke, was man irgend gut finden kann
  • Bleibe sachbezogen
Ist das alles dermaßen unbekannt, dass man ständig Gebrauchsanleitungen: "Wie spreche ich mit meinen Artgenossen?", ablassen muss?
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#7
(08-09-2010, 19:39)Ekkard schrieb:
(08-09-2010, 18:29)petronius schrieb: wenn ich z.b. alle päpste als verbrecher hinstelle, dann dienst das dem aufbau und irgendwie einer besseren welt?
Hier manifestiert sich eine deiner unangenehmen Eigenheiten. Du greifst aus einem Kontext einen Aspekt heraus, unterlegst deine eigenen Voraussetzungen und führst das Argument ad absurdum

ich greife eine aussage aus und denke sie zu ende

Zitat:Es ging nicht um Päpste, sondern um angeblich erfüllte Prophezeihungen. Ein einfache Rückfrage, welche Verbrechen gemeint sind, hätte es getan

wenn es um prophezeihungen geht, soll man nicht von päpsten sprechen. und verbrechen sind verbrechen - auch wenn der eine vielleicht ein mörder und der andere ein vergewaltiger war, so sind deshalb noch nicht alle verbrecher
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#8
Hallo Petronius,
alles richtig, was du schreibst. In der Sache: volle Zustimmung!
Gerade dieses "Herausgreifen und zuende Denken" ist jedoch eins der Probleme; denn das Anliegen hier ist nicht die 'political correctness', ob Päpste Verbrecher sind oder Prophezeihungen eingetreten sind, sondern hier ist es das 'Nichteingehen auf das Anliegen' eines Gesprächsfadens.

Mein normales Verhalten wäre es jetzt gewesen, an dieser Stelle gar nichts mehr zu schreiben. Ich diskutiere Prophetie und Päpste an anderer Stelle! Aber das gerade war eine 'Steilvorlage' dessen, was ich ansprechen wollte: Herausgreifen irgendeines Nebenschauplatzes. Damit "zerfasern" oft die Themen. (Das bist du nicht allein! Die Jacke dürfen sich auch andere anziehen - mich selbst eingeschlossen).
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#9
(09-09-2010, 11:41)Ekkard schrieb: Hallo Petronius,
alles richtig, was du schreibst. In der Sache: volle Zustimmung!
Gerade dieses "Herausgreifen und zuende Denken" ist jedoch eins der Probleme; denn das Anliegen hier ist nicht die 'political correctness', ob Päpste Verbrecher sind oder Prophezeihungen eingetreten sind, sondern hier ist es das 'Nichteingehen auf das Anliegen' eines Gesprächsfadens

das anliegen des gesprächsfadens war es, anhand bestimmter behauptungen prophetien zu "beweisen". der verweis darauf, daß diese behauptungen faktisch falsch sind und somit eben nicht irgendeine prophetie belegen, scheint mir durchaus auf dieses anliegen einzugehen

nichts anderes macht ja auch bion im entsprechenden thread, wenn auch natürlich in seiner zurückhaltenden höflichen art

.
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#10
(09-09-2010, 10:44)petronius schrieb: ich greife eine aussage aus und denke sie zu ende

Man kann nich die Aussage eines *Anderen* zu Ende denken.

Genau so wenig, wie man ein Bild zu Ende malen kann, das ein Anderer angefangen hat und annehmen, dass dies nut das Bild ist, das der Andere gemalt hätte.
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#11
(09-09-2010, 21:48)agnostik schrieb: Man kann nich die Aussage eines *Anderen* zu Ende denken

natürlich kann man das

bitte den tippfehler zu entschuldigen: es muß natürlich heißen "ich greife eine aussage auf und denke sie zu ende"

(09-09-2010, 21:48)agnostik schrieb: Genau so wenig, wie man ein Bild zu Ende malen kann, das ein Anderer angefangen hat und annehmen, dass dies nut das Bild ist, das der Andere gemalt hätte.

ausssagesätze folgen einer logik, die man beibehalten und weitertreiben kann

bildermalen nicht
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#12
Zur Erläuterung des hier gemeinten "Zuendedenkens": Einen Roman kann man so wenig zuende denken, wie ein Bild zuende malen. Da hat Agnostik Recht. Hier ist hingegen gemeint, eine These mit den im abendländischen Denken verankerten Grundsätzen logisch solange weiter zu führen, bis der absurde (oder grundsätzliche) Kern der These zum Vorschein kommt.

Beispiel: So kann man die Absurdität der These: "Alle Muslime sind genetisch so vorgeprägt, dass sie sich intelligenzmäßig nicht in das deutsche System integrieren können.", durch "Zuendedenken" aufdecken. Rein logisch braucht man nur einige positive Beispiele gelungener Integration (Hochschulabsolventen, Ingenieure, Biologen, Physiker, Ärzte oder Lehrer muslimischen Glaubens, arabischer oder türkischer Herkunft usw.) anzuführen, ein sehr simpler Schritt! Die hierzulande allgemein benutzte Logik kann zu gar keinem anderen Schluss kommen.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#13
(10-09-2010, 12:59)Ekkard schrieb: Beispiel: So kann man die Absurdität der These: "Alle Muslime sind genetisch so vorgeprägt, dass sie sich intelligenzmäßig nicht in das deutsche System integrieren können.", durch "Zuendedenken" aufdecken. Rein logisch braucht man nur einige positive Beispiele gelungener Integration (Hochschulabsolventen, Ingenieure, Biologen, Physiker, Ärzte oder Lehrer muslimischen Glaubens, arabischer oder türkischer Herkunft usw.) anzuführen, ein sehr simpler Schritt! Die hierzulande allgemein benutzte Logik kann zu gar keinem anderen Schluss kommen.

Nein - damit würdest Du die Hypothese, die Behauptung widerlegen/falsifizieren - sie ist ja schon da.

Wie der Mensch, der die Behauptung aufgestellt hat, sie dann "weiterdenken" würde kannst Du nicht wissen.

Er könnte sagen: die Integration ist aber auch nicht wünschenswert. Leute dieser genetischen Ausprägung sind eine Bereicherung, wenn wir Parallelgesellschaften akzeptieren - und das sollten wir. ......

Oder er könnte sagen: deshalb müssen wir sie alle rausschmeißen.
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#14
(10-09-2010, 14:09)agnostik schrieb: Nein - damit würdest Du die Hypothese, die Behauptung widerlegen/falsifizieren

selbstverständlich ist die falsifizierung der zweck der übung

aussage:

alle päpste sind verbrecher

weiterführung:

wenn alle päpste verbrecher sind, muß auch johannes XXIII ein verbrecher sein

und nun erkennt jeder die unsinnigkeit der aussage
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#15
(10-09-2010, 15:37)petronius schrieb:
(10-09-2010, 14:09)agnostik schrieb: Nein - damit würdest Du die Hypothese, die Behauptung widerlegen/falsifizieren

selbstverständlich ist die falsifizierung der zweck der übung

aussage:

alle päpste sind verbrecher

weiterführung:

wenn alle päpste verbrecher sind, muß auch johannes XXIII ein verbrecher sein

und nun erkennt jeder die unsinnigkeit der aussage

Nennt man das "Weiterführung der Aussage"?
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