Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Kann man Christentum und Buddhismus mischen?
qilin,
mir ist erst nach dem Schreiben des Kommentares eingefallen, dass es um das Integrieren und um Offenheit geht. Wenn ich Zen in mein Leben integriere (oder andere religiöse Wege), fügt sich dieses Element den anderen Elementen hinzu. Auch Buddhisten lernen von Christen bzw. nehmen Elemente auf, die sie für sinnvoll und gut erachten (wie zum Beispiel das sozialen Engagement oder gesellschaftliche Aufgaben).
Zitieren
Ja - zweifellos lernen sowohl Buddhisten von Christen als auch umgekehrt -
worum es aber in diesem thread geht, ist nicht Integration und Offenheit,
sondern m. E. Vermischung von Glaubensinhalten/Ethik/Praxis. Wenn ich
einer anderen Religion gegenüber offen bin, OK- wenn ich die beiden aber
vermische, bleiben beide nicht unverändert.
() qilin
Zitieren
qilin,
das ist es ja. Indem Elemente integriert werden - sagen wir eine Sozialethik oder eine Meditiationspraxis - färbt das ab. Und dabei kann es zu Veränderungen kommen innerhalb einer Religion. Vor allem denke ich, es verändert mehr oder weniger die Praxis (den Alltag) und Verhältnis der Menschen zueinander. Wir lernen immer am Modell, wir lernen vom Anderen und was wir für gut erachten, nehmen wir doch gerne auf. Glaubensinhalte sind davon weniger betroffen. Vielleicht können wir dem Kind einen anderen, besseren Namen geben?
Zitieren
Zitat:Vielleicht können wir dem Kind einen anderen, besseren Namen geben?

Liebe Theodora,

"Integration" finde ich schon gut und richtig. Denn Integration (jedweder Art) hat ja für den einzelnen auch immer Veränderung (mehr oder weniger) zur Folge.

Lieben Gruss

DE
Zitieren
Vorweg: Ich verstehe den Begriff "mischen" im Zusammenhang mit Religionslehren immer noch nicht. In die neutestamentlichen Lehren kann man nur dort etwas hinzu nehmen, wo ohnehin eine gewisse Freiheit gegeben ist. Also z. B. die Art des Nachdenkens über das NT, Rezepte zur Entspannung, Gottesdienstgestaltung oder persönliche Gebetsinhalte.
Das nenne ich aber nicht "mischen", sondern "gestalten" (der Religionsausübung). Das ist natürlich immer möglich. Und selbstverständlich gibt es das enger und weiter gefasst (radikales und liberales Christentum). Buddhistische Übungen sind dabei natürlich möglich - aber keine Mischung.

(27-11-2010, 21:32)Karla schrieb: Selbst innerhalb des strengen Protestantismus gibt es Richtungen, die sich überhaupt nicht vereinbaren lassen.
... sagen die, die sich abgrenzen wollen. Aus Sicht des liberalen Christentums bestehen da keine Probleme. Manche sagen: "Wischiwaschi" dazu. Gegen eine dezidiert vorgetragene Lehre ist eher kein Kraut gewachsen, und es wird langweilig, mit diesen Menschen diskutieren zu wollen.

(27-11-2010, 21:32)Karla schrieb: Und wie ist es zwischen katholischem und evangelischen Christentum? Lässt sich bis heute nicht mischen, höchstens kann man einander tolerieren oder gemeinsame Schnittmengen finden.
Aber beide können ohne weiteres miteinander beten, Andachten feiern oder meditative Übungen (z. B. nach buddhistischen Lehrbüchern) absolvieren. Auch hier verstehe ich den Begriff "mischen" nicht. Wir können wegen einer grundsätzlich verschiedenen Ansicht über das Sakrament des Abendmahls kein solches gemeinsam feiern. Hier sieht die römische Kirche nicht auf die Realität, sondern auf die Fiktion des permanenten Opfers von Jesu Leib und Blut. So etwas konnte es aus protestantischer Sicht historisch höchstens einmal geben und ist nicht wiederholbar. Beide Auffassungen schließen sprachlogisch einander aus.

(27-11-2010, 21:32)Karla schrieb: Die katholische Kirche hingegen lässt oft zu, dass der Zen-Buddhismus hineingemischt wird.
Wahrscheinlich, weil die dortigen Übungen zentrale Punkte christlichen Glaubens gar nicht berühren. Es ist in keiner Weise verboten, das persönliche Gebet (Selbstversenkung, Meditation, Andacht) beliebig zu gestalten.

(27-11-2010, 21:32)Karla schrieb: Und das Christentum von Luther lässt sich mit dem heutigen Protestantismus auch kaum noch mischen.
Ich wüsste nicht in welcher Beziehung? Calvinisten, Lutheraner und Unierte besuchen gegenseitig ihre Gottesdienste, feiern Abendmahl, erkennen die Taufen an. Dass die einen ganz auf Bilder verzichten und die Anderen diese geradezu anhimmeln und Ähnliches, das sind im Grunde "Gestaltungsmerkmale", die nirgends ausdrücklich verboten wären. Sie gehören zu den Freiheiten des Christen.

(27-11-2010, 21:32)Karla schrieb: Wer einfach nur gläubig ist, hat keine Mühe, buddhistische Einsichten mit christlichen Einsichten zu mischen.
Man kann grundsätzlich (im eigenen Bewusstsein) nichts miteinander vereinbaren, das zeitlos widersprüchlich bleibt. Selbstverständlich kann man buddhistische Meditationstechniken, überraschende Denkspiele usw. auch als Christ anwenden. Darin sind wir frei. Aber als Christ kann man zentrale Gedanken z. B. die (rechtliche) Gleichheit aller Menschen vor Gott (mit allen Folgerungen) nicht mit dem Gedanken der Selbsterlösung (Erleuchtung) im Buddhismus vereinbaren, ohne schizophren zu denken.
Mein Fazit: Man kann die religiöse Philosophie "Buddhismus" nicht mit der Religion Christentum "mischen". Man kann als Christ sehr wohl bestimmte Übungen des Buddhismus in der Religionsausübung anwenden - in etwa vergleichbar mit der Anwendung von Kneippschen Übungen in einer konventionellen Reha-Therapie.
Für mich ist dies aber keine "Mischung".
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Zitieren
(29-11-2010, 09:59)Theodora schrieb: Vielleicht können wir dem Kind einen anderen, besseren Namen geben?
Ganz genau!
Zitieren
Jediismus?:icon_cheesygrin:
Pantheismus? :icon_cheesygrin:
Spiritueller Globalismus? :icon_cheesygrin:
Aut viam inveniam aut faciam
Zitieren
(29-11-2010, 09:59)Theodora schrieb: qilin,
das ist es ja. Indem Elemente integriert werden - sagen wir eine Sozialethik oder eine Meditiationspraxis - färbt das ab. Und dabei kann es zu Veränderungen kommen innerhalb einer Religion

das denke ich auch. wenn ich von anderer seite kommendes aufnehme, ändert sich natürlich meine position. was ja nichts schlechtes ist

(29-11-2010, 09:59)Theodora schrieb: Vor allem denke ich, es verändert mehr oder weniger die Praxis (den Alltag) und Verhältnis der Menschen zueinander. Wir lernen immer am Modell, wir lernen vom Anderen und was wir für gut erachten, nehmen wir doch gerne auf. Glaubensinhalte sind davon weniger betroffen

ja - denn man kann ja anregungen von außen annehmen und als hilfreich übernehmen, gerade um den eigenen glauben damit besser "zur anwendung zu bringen"

daß die dogmatiker des eigenen glaubens da eifersüchtig reagieren können, ist zu erwarten und hinzunehmen
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
Zitieren
(03-12-2010, 21:54)Ekkard schrieb:
(27-11-2010, 21:32)Karla schrieb: Selbst innerhalb des strengen Protestantismus gibt es Richtungen, die sich überhaupt nicht vereinbaren lassen.
... sagen die, die sich abgrenzen wollen. Aus Sicht des liberalen Christentums bestehen da keine Probleme

so ist es wohl

der eine will das trennende betonen, der andere konzentriert sich auf das gemeinsame. beide finden natürlich argumente, die ihre sicht stützen
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
Zitieren
(03-12-2010, 22:05)d.n. schrieb: Jediismus?:icon_cheesygrin:
Pantheismus? :icon_cheesygrin:
Spiritueller Globalismus? :icon_cheesygrin:

so weit muß man nicht gehen und dafür einen neuen ismus kreieren

es genügt die einsicht, daß der "eigene weg zur wahrheit" (ich schäme mich für diesen großkotzigen begriff, hoffe aber, schon richtig verstanden zu werden) nicht zwangsläufig der einzig mögliche und deshalb nicht mehr zu optimierende ist
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
Zitieren
@ Ekkard

Ich hatte Dir schon aktuell in Beitrag 323 geantwortet. Vielleicht liest Du das ja noch einmal durch? Sonst reden wir aneinander vorbei.

Meine Texte, auf die Du eben reagiert hast, wurden so falsch verstanden. Ich habe ja nicht meine Sicht geschildert, sondern die, die sich aus Deinen Voraussetzungen ergibt. Ich habe Deine Voraussetzungen ad absurdum führen wollen.

Verwirrung pur.


Nachtrag zur Verdeutlichung:
Was ich unterschieden hatte, war: Lehre und Glaube.
Wer Wert auf die reine Lehre legt - also auch auf eindeutige Formulierungen -, wird sich Vermischungen selbst zwischen verschiedenen christlichen Gemeinschaften aufs Schärfste verbitten.

Wer jenseits aller Lehren gläubig ist, wird keine Probleme damit haben, im Koran, in der Bibel und in Buddha-Schriften den eigenen Glauben wiederzufinden. Er kann durch die Schale der Worte und Formulierungen hindurch Nahrung für seinen Glauben bekommen.
Zitieren
(04-12-2010, 01:10)Karla schrieb: Ich hatte Dir schon aktuell in Beitrag 323 geantwortet. Vielleicht liest Du das ja noch einmal durch? Sonst reden wir aneinander vorbei.
Richtig, dort war der Bezug Religion und Ethik. Dass Christen sich darin Anleihen beim Buddhismus holen können, liegt darin, dass Nächstenliebe, Gerechtigkeit, Solidarität nicht „durchformuliert“ sind. Somit liegen gewisse Freiheiten vor. Man kann also gewissermaßen Ausführungsbestimmungen übernehmen. Ich denke, das habe ich aus deinem Gegenbeitrag verstanden.
Was mir nicht passt(e), ist der Begriff der Mischung. Und dies hatte ich unter einem weiteren Aspekt nochmals zu verdeutlichen versucht.

(04-12-2010, 01:10)Karla schrieb: Meine Texte, auf die Du eben reagiert hast, wurden so falsch verstanden. Ich habe ja nicht meine Sicht geschildert, sondern die, die sich aus Deinen Voraussetzungen ergibt. Ich habe Deine Voraussetzungen ad absurdum führen wollen.
Nu, es war ein Gegenbeitrag, den ich teilweise „gefressen hatte“.

(04-12-2010, 01:10)Karla schrieb: Nachtrag zur Verdeutlichung:
Was ich unterschieden hatte, war: Lehre und Glaube.
Wer Wert auf die reine Lehre legt - also auch auf eindeutige Formulierungen -, wird sich Vermischungen selbst zwischen verschiedenen christlichen Gemeinschaften aufs Schärfste verbitten.
Wichtig ist festzuhalten, dass es im christlichen Glauben gewisse Freiheiten des Auslebens und Ausführens gibt. Insofern kann man sich anderswo orientieren. Aber dies ergibt keine Mischreligion, sondern bleibt Christentum. Wer hingegen bestimmte Grundeinstellungen (Gotteskindschaft, Erlösung durch Gott, Primat der Nächstenliebe) durch andere Vorstellungen ersetzt, der mischt nicht, sondern gibt den christlichen Glauben zugunsten von etwas Anderem auf.

(04-12-2010, 01:10)Karla schrieb: Wer jenseits aller Lehren gläubig ist, wird keine Probleme damit haben, im Koran, in der Bibel und in Buddha-Schriften den eigenen Glauben wiederzufinden. Er kann durch die Schale der Worte und Formulierungen hindurch Nahrung für seinen Glauben bekommen.
Auch dem stimme ich zu, weil, wer "jenseits aller Lehren" gläubig ist, beliebig heran zieht, was gerade opportun, möglicherweise sogar bequem ist. Ich will mein Anliegen bzw. meine Schwierigkeit mit der Mischung mal in einen kurzen Satz bringen:

Die auf fundamentaler Ebene vollzogene Vermischung zweier Lehren ist keine von beiden.

(28-11-2010, 05:11)Karla schrieb: Gegenüber stehen sich - in der Begrifflichkeit von Schmettermotte - einerseits eine Religion (das Christentum) und andererseits eine Nichtreligion (Buddhismus), der nur eine moralische Instanz sei.

Die Frage ist also, ob sich eine Religion mit einer moralischen Instanz mischen könne.

Was Du "Gottes moralische Letztinstanz" nennst, ist ja nur eine von tausend Auffassungen des Christentums. Für Dich in dem Fall wäre keine Mischung möglich. Für viele andere ja, da diese eine andere Auffassung des Christentums haben.
Ja schon. Wenn man allerdings die moralische Letztbegründung aufgibt – das unterstellst du ja – dann gibt man ein Fundament der christlich-jüdischen Tradition auf. Dann noch von „Christentum“ zu sprechen, ist zumindest nicht konsequent.
Mag ja sein, dass viele Menschen wenig konsequent denken, aber dann wird man ja wohl noch darauf hinweisen dürfen? Und deswegen gibt es für mich keine „Mischung“, sondern bestenfalls Anlehnungen oder Adaptationen, die in den Lehren gegebene Freiheiten „großzügig auslegen“ - oder eben die Sonderform eines neuen, individuellen, synkretischen Glaubens.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Zitieren
(04-12-2010, 02:00)Ekkard schrieb: Die auf fundamentaler Ebene vollzogene Vermischung zweier Lehren ist keine von beiden.

Dem kann ich persönlich zustimmen (allerdings widerspricht es der Aussage
dass eine solche Vermischung nicht möglich wäre). Trotzdem wurde und wird
eine solche Vermischung versucht, ohne dabei die christliche Lehre zu verlassen
[vgl. Merton, Habito, Steindl-Rast et al.], und auch wenn ich der Meinung bin
dass dies nicht möglich ist - ich bin mit deren Gedankenwelt nicht so vertraut,
dass ich sagen könnte, sie hätten "weder das eine noch das andere verstanden".
Darauf bin ich auch schon in # 325, 330 und 332 eingegangen.

'Jenseits aller Lehren gläubig' zu sein scheint mir schon deshalb problematisch,
weil 'glauben' ja schon einen Inhalt - eine Lehre - voraussetzt. Das ist auch der
Punkt wo ich anfange 'Glauben' - Konfession, und 'Religion' zu unterscheiden...
Der casus knackus ist IMHO in diesem Fall, ob Buddhismus und Christentum
als 'gleichberechtigte' - und damit konkurrierende Glaubenssysteme aufgefasst
werden, oder - wie Schmettermotte schreibt - das Eine als Glaube, das Andere
als 'moralisches System'. Das Nebeneinanderstellen von Kruzifix und Buddhafigur
[wie von Willigis schon praktiziert] würde m.E. eher auf ersteres hindeuten -
aber auch auf dessen 'Überwindung' in einer 'überkonfessionellen Esoterik'... Eusa_think
() qilin
Zitieren
(04-12-2010, 01:10)Karla schrieb: Was ich unterschieden hatte, war: Lehre und Glaube

und ich dachte, wir reden hier vom glauben, nicht von einer offiziellen kirchenlehre
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
Zitieren
(04-12-2010, 07:56)qilin schrieb:
(04-12-2010, 02:00)Ekkard schrieb: Die auf fundamentaler Ebene vollzogene Vermischung zweier Lehren ist keine von beiden.

Dem kann ich persönlich zustimmen (allerdings widerspricht es der Aussage
dass eine solche Vermischung nicht möglich wäre).

Natürlich sind "Vermischungen" von Religionen möglich. In der Geschichte der Religionen sind "Vermischungen" die Regel, nicht die Ausnahme. Man darf sogar annehmen, dass alle Religionen einen Prozess der "Vermischung" durchlaufen haben, bevor sie zu dem geworden sind, was sie heute darstellen.

Aber:

Wenn man mit dem "Vermischen" beginnt, wird in der Regel was Neues daraus.
MfG B.
Zitieren


Möglicherweise verwandte Themen…
Thema Verfasser Antworten Ansichten Letzter Beitrag
  Gott im Buddhismus Coco 47 28225 16-08-2022, 00:46
Letzter Beitrag: Sinai
  buddhismus kosmische fügung Gogi 8 3209 05-07-2022, 17:56
Letzter Beitrag: Ulan
  Jesus im Buddhismus theresa2708 6 10812 30-07-2020, 22:32
Letzter Beitrag: ha’adam

Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 3 Gast/Gäste