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eure Freiheit
#1
Hey ihr alle,

möchte mal wieder ein Wort in den Mittelpunkt stellen, über das man wahrscheinlich seitenweise schreiben könnte ohne dass das Thema annähernd erschöpft wäre: Freiheit.

Mir geht es aber weniger um philosophische Definitionen (die aber gerne auch genannt werden dürfen), als viel mehr um eure eigene Ansicht, was sich hinter diesem Begriff verbirgt und vor allem, ob Freiheit in eurem Leben eine große Rolle spielt bzw. ob ihr euch frei fühlt oder nicht?
Was beinhaltet der Begriff Freiheit für euer persönliches Leben und inwiefern seht ihr diese Freiheit als erstrebenswert oder gar erfüllt an?


Als kleine Inspiration Icon_wink vieleicht ein Zitat Albert Schweitzers:

"Ich will unter Umständen kein Allerweltsmensch sein.
Ich habe ein Recht darauf, aus dem Rahmen zu fallen - wenn ich es kann. Ich wünsche mir Chancen, nicht Sicherheiten. Ich will kein ausgehaltener Bürger sein, gedemütigt und abgestumpft, weil der Staat für mich sorgt.

Ich will dem Risiko begegnen, mich nach etwas sehnen und es verwirklichen, Schiffbruch erleiden und Erfolg haben.

Ich lehne es ab, mir den eignen Antrieb mit einem Trinkgeld abkaufen zu lassen. Lieber will ich den Schwierigkeiten des Lebens entgegentreten, als ein gesichertes Dasein führen; lieber die gespannte Erregung des eigenen Erfolgs als die dumpfe Ruhe Utopiens. Ich will weder meine Freiheit gegen Wohltaten hergeben noch meine Menschenwürde gegen milde Gaben. Ich habe gelernt, selbst für mich zu denken und zu handeln, der Welt gerade ins Gesicht zu sehen und zu bekennen: dies ist mein Werk.
Das alles ist gemeint, wenn ich sage: Ich bin ein freier Mensch!"


Schwieriges Thema, ich bin gespannt...
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#2
Eigenartigerweise hat Albert Schweitzer genau das getan - für andere -, was er für sich abgelehnt hat.
Was mir im Zusammenhang auffällt, ist, dass er seine Freiheit sucht(e) und wohl auch gefunden hat, trotzdem abhängig in seiner selbstdefinierten Freiheit verblieb. Hier relativiert sich (gewöhlich) Freiheit. Albert Schweitzer hat auch ein Gegenüber gebraucht, um das zu tun, was er zu tun glaubte, tun zu müssen.

Vielleicht ist Freiheit ein Akt einer persönlichen Wahl, etwas zu tun, daran man glaubt und dementsprechend zu handeln.

"Ich habe gelernt, selbst für mich zu denken und zu handeln, der Welt gerade ins Gesicht zu sehen und zu bekennen: dies ist mein Werk."

Hier spricht er von Verantwortung, die das Denken und das persönliche Handeln vereint. Wer frei denken und handeln will, übernimmt dafür auch Verantwortung und kann sich nicht wegstehlen (oder auf andere berufen).

Ob es ein schwieriges Thema ist, sei dahingestellt; vielschichtig ist es auf jeden Fall.
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#3
Freiheit bedeutet für mich nicht abhängig zu sein von Anderen, von Umständen, von Gegebenheiten. Egal was passiert immer gelassen, entspannt und in Frieden zu sein. Geschafft hab ich das noch lange nicht, aber ich bin auf dem Weg... ;o)
Es gibt eine gute Erklärung von Khalil Gibran über die Freiheit in seinem Buch "Der Prophet", die mit meiner Vorstellung von Freiheit weitgehend übereinstimmt. Nur kann er es viel besser ausdrücken.
Ein Auszug daraus:
Wirklich frei werdet ihr nicht sein, wenn eure Tage ohne Sorge sind und eure Nächte ohne jeden Wunsch und Kummer,
Sondern erst dann, wenn sie euer Leben umfassen und ihr euch dennoch nackt und ungebunden über sie erhebt.
As Salamu Aleikhum
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#4
(08-08-2010, 09:50)Ebru schrieb: Eigenartigerweise hat Albert Schweitzer genau das getan - für andere -, was er für sich abgelehnt hat.
Was mir im Zusammenhang auffällt, ist, dass er seine Freiheit sucht(e) und wohl auch gefunden hat, trotzdem abhängig in seiner selbstdefinierten Freiheit verblieb. Hier relativiert sich (gewöhlich) Freiheit. Albert Schweitzer hat auch ein Gegenüber gebraucht, um das zu tun, was er zu tun glaubte, tun zu müssen.

Vielleicht ist Freiheit ein Akt einer persönlichen Wahl, etwas zu tun, daran man glaubt und dementsprechend zu handeln.

"Ich habe gelernt, selbst für mich zu denken und zu handeln, der Welt gerade ins Gesicht zu sehen und zu bekennen: dies ist mein Werk."

Hier spricht er von Verantwortung, die das Denken und das persönliche Handeln vereint. Wer frei denken und handeln will, übernimmt dafür auch Verantwortung und kann sich nicht wegstehlen (oder auf andere berufen).

Ob es ein schwieriges Thema ist, sei dahingestellt; vielschichtig ist es auf jeden Fall.

Hallo Ebru,

vielen Dank für deine kurze Auseinandersetzung mit dem Zitat.
Vor allem folgenden deiner Sätze finde ich sehr wichtig:

"Wer frei denken und handeln will, übernimmt dafür auch Verantwortung und kann sich nicht wegstehlen (oder auf andere berufen)."

Ich sehe dass genauso, obgleich dies vieleicht der landläufigen Meinung von Freiheit widerspricht, nach der Freiheit keiner Verantwortung bedarf, da ich machen kann was ich mag.
Ich denke aber auch, je mehr meine Freiheit wächst, umso größer wird auch meine eigene Verantwortung für mein Tun.
Und dieses eigene Verantwortung übernehmen, macht auch wieder unabhängig von anderen...
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#5
Hallo zahira, auch dir vielen Dank für deine Meinung.

(08-08-2010, 13:45)zahira schrieb: Freiheit bedeutet für mich nicht abhängig zu sein von Anderen, von Umständen, von Gegebenheiten.

Kannst du das vieleicht etwas näher erläutern?
So allgemein würde ich sagen ist dies ein Anspruch der niemals erfüllt werden kann. Wir sind ja immer abhängig von den Ereignissen um uns herum, einfach weil wir mit unserer Umwelt in Wechselwirkung stehen.
Ich würde zb. nicht sagen ich bin unfrei, wenn ich im Supermarkt kein Berliner Pilsener finde und deswegen auf Kindl umsteigen muss Icon_wink
Aber ich denke so hast du es auch nicht gemeint, oder?
Vieleicht magst du ja erläutern was für Umstände und Gegebenheiten du meinst?



(08-08-2010, 13:45)zahira schrieb: Wirklich frei werdet ihr nicht sein, wenn eure Tage ohne Sorge sind und eure Nächte ohne jeden Wunsch und Kummer,
Sondern erst dann, wenn sie euer Leben umfassen und ihr euch dennoch nackt und ungebunden über sie erhebt.

Freiheit also auch in Form von Gelassenheit gegenüber einengenden Sorgen und Nöten?
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#6
Salaam Gundi,
ja Freiheit bedeutet für mich in Frieden mit mir und der Welt zu sein,
auch wenn mein Chef mir noch ein Projekt aufs Auge drückt, mein Sohn ausgerechnet dann in Urlaub ist wenn 5meter Holz ankommen und aufgesetzt werden müssen, wenn nach der Waschmaschine auch noch der Trockner und das Auto eine Reparatur brauchen, mein Sohn mich als Blitzableiter für seinen Unmut benutzt, mein Vater mir zum x-ten mal einen Vortrag darüber hält dass ich mit fast 50 endlich erwachsen werden soll und an später denken muss. Und... ich nicht in Freudentaumel verfalle weil ich etwas geschenkt bekomme das ich mir schon lange gewünscht habe, unerwartet Geld ins Haus kommt, jemand mir eine Freude macht, die Wüstenreise doch klappt obwohl zuerst alles dagegen gesprochen hat, und und und.

Unter Freiheit verstehe ich, wie oben geschrieben, nicht abhängig zu sein von irgend etwas, egal was passiert gelassen und guter Dinge zu sein. Eben auch ohne mir den Abend verderben zu lassen wenn der Biergartenbesuch im Regenguss untergeht, und es weder Kindl noch Pils gibt, sondern nur Apfelschorle ;o)
As Salamu Aleikhum
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#7
freiheit gibt es als freiheit von (bestimmten zuständen oder eigenschaften) und freiheit zu (bestimmtem handeln oder denken)

freiheit ist gekennzeichnet durch abwesenheit von zwang. dieser zwang kann wiederum unterschieden werden in natürlichen und anthropogenen zwang - die natur zwingt mich mit zunehmendem alter, auf bestimmte dinge zu verzichten und bestimmte beschwerlichkeiten in kauf zu nehmen, der mensch zwingt mich in seinem regelsystem dazu, bestimmten vorgaben zu folgen, will ich nicht bestimmte nachteile in kauf nehmen

absolute freiheit kann es demzufolge nicht geben. immer existieren irgendwelche zwänge - das kann auch in einer gesellschaft des miteinander gar nicht gehen. die kunst besteht darin, das gefühl der freiheit des einzelnen zu maximieren bei gleichzeitiger minimierung des eindrucks, diese freiheit (in einem bereich) durch zu viel zwang (in einem anderen) erkaufen zu müssen

was mich betrifft, so schätze ich mich glücklich, in einer gesellschaft und einer persönlichen lebenssituation zu leben, die diesen ausgleich gut herzustellen versteht

ich fühle mich frei

und nehme die damit verbundenen verpflichtungen an - denn freiheit gibt es nicht zum nulltarif. schon weil meine freiheit an der meines nachbarn endet
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#8
(08-08-2010, 09:50)Ebru schrieb: Albert Schweitzer hat auch ein Gegenüber gebraucht, um das zu tun, was er zu tun glaubte, tun zu müssen

richtig

"freiheit" ergibt nur sinn mit einem gegenüber - freiheit von und freiheit zu

beides geht nicht ohne die abstimmung mit anderen
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#9
(08-08-2010, 20:13)petronius schrieb: freiheit gibt es als freiheit von (bestimmten zuständen oder eigenschaften) und freiheit zu (bestimmtem handeln oder denken)

freiheit ist gekennzeichnet durch abwesenheit von zwang. dieser zwang kann wiederum unterschieden werden in natürlichen und anthropogenen zwang - die natur zwingt mich mit zunehmendem alter, auf bestimmte dinge zu verzichten und bestimmte beschwerlichkeiten in kauf zu nehmen, der mensch zwingt mich in seinem regelsystem dazu, bestimmten vorgaben zu folgen, will ich nicht bestimmte nachteile in kauf nehmen

absolute freiheit kann es demzufolge nicht geben. immer existieren irgendwelche zwänge - das kann auch in einer gesellschaft des miteinander gar nicht gehen. die kunst besteht darin, das gefühl der freiheit des einzelnen zu maximieren bei gleichzeitiger minimierung des eindrucks, diese freiheit (in einem bereich) durch zu viel zwang (in einem anderen) erkaufen zu müssen

was mich betrifft, so schätze ich mich glücklich, in einer gesellschaft und einer persönlichen lebenssituation zu leben, die diesen ausgleich gut herzustellen versteht

ich fühle mich frei

und nehme die damit verbundenen verpflichtungen an - denn freiheit gibt es nicht zum nulltarif. schon weil meine freiheit an der meines nachbarn endet

Vielen Dank für deine Antwort.
Vor allem beim letzten Satz stimme ich dir zu. Da fällt mir ein guter Satz von Rosa Luxemburg ein (auch wenn er etwas anderes aussagt als dein letzter Satz): "Freiheit ist immer die Freiheit des Andersdenkenden."
Für mich persönlich der erste Schritt zu Freiheit: die freie Meinung.
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#10
(08-08-2010, 18:29)zahira schrieb: Salaam Gundi,
ja Freiheit bedeutet für mich in Frieden mit mir und der Welt zu sein,
auch wenn mein Chef mir noch ein Projekt aufs Auge drückt, mein Sohn ausgerechnet dann in Urlaub ist wenn 5meter Holz ankommen und aufgesetzt werden müssen, wenn nach der Waschmaschine auch noch der Trockner und das Auto eine Reparatur brauchen, mein Sohn mich als Blitzableiter für seinen Unmut benutzt, mein Vater mir zum x-ten mal einen Vortrag darüber hält dass ich mit fast 50 endlich erwachsen werden soll und an später denken muss. Und... ich nicht in Freudentaumel verfalle weil ich etwas geschenkt bekomme das ich mir schon lange gewünscht habe, unerwartet Geld ins Haus kommt, jemand mir eine Freude macht, die Wüstenreise doch klappt obwohl zuerst alles dagegen gesprochen hat, und und und.

Unter Freiheit verstehe ich, wie oben geschrieben, nicht abhängig zu sein von irgend etwas, egal was passiert gelassen und guter Dinge zu sein. Eben auch ohne mir den Abend verderben zu lassen wenn der Biergartenbesuch im Regenguss untergeht, und es weder Kindl noch Pils gibt, sondern nur Apfelschorle ;o)

Hallo zahira und vielen Dank für deine Erklärung.
So wie ich es jetzt verstehe ist Freiheit dann für dich etwas, dass du selber erreichen kannst und zwar dadurch wie du mit bestimmten Situationen und Gegebenheiten umgehst. Es liegt an dir ob du dies als Zwang ansiehst.
Ich finde das sehr interessant, auch wenn ich persönlich ein bisschen Schwierigkeiten damit habe. Ich glaube mir wäre ich dabei zu passiv. Es hört sich ein bisschen so an, dass die eigentliche Situation nicht geändert werden braucht, sondern lediglich die Sicht darauf (nur hypothetisch, nicht dass du was ändern sollst Icon_wink.
Hm... aber das kommt wohl auch immer auf die Situation an...
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#11
die Freiheit die ich meine ist Unabhängig davon ob ich eine Situation annehme oder ändere, es geht darum in wieweit ich mich von einer Situation oder einem Menschen im ersten Moment in meiner inneren Freiheit beschränken oder beeinflussen und evtl beeinträchtigen lasse.
As Salamu Aleikhum
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