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Homoöpathie, quasireligiöser Betrug oder akzeptables Placebovehikel?
#1
Zuerst einmal, ja, der Threadtitel schließt eine über den Placeboeffekt hinausgehende Wirksamkeit der Homoöpathie aus.
Das bedeutet natürlich nicht daß Anhänger dieser Lehre nicht auch dahingehend argumentieren können daß eine über diesen Effekt
hinausgehende Wirkung bestehen würde.
Auch wenn sehr viele Studien darüber, zusammengefasst in einer Metastudie(einer Studie über viele Studien), dieses verneinen und alle mir
bekannten anderslautenden Studien auf unbewußte/bewußte Manipulation/Fälschung beruhen.

Der Titel gibt lediglich meine Sichtweise der Homoöpathie wieder, und da ich jegliche angeblich objektive Wirksamkeit der Homoöpathie als Unfug ansehe möchte ich
dazu anregen über die aktuelle beziehungsweise von einigen Medien und Politikern wieder angeregte Debatte zu diskutieren, und zwar innerhalb der
mir vernünftig erscheinenden Meinungen.
Also, ob es erlaubt und erwünscht ist oder sein sollte Homoöpathie, als effektives Mittel der Placebogabe zu verwenden, mit oder ohne Übernahme
durch Krankenkassen, oder ob die Gesellschaft offensichtlich falsche, mithin vielleicht sogar offen betrügerische Lehren
bekämpfen und verbieten sollte, nach dem Motto, auch wenn es Anhängern eine Hilfe sein kann geht die Wahrheit vor und Irrtümer müssen immer bekämpft und ausgeräumt werden.

Was haltet ihr davon, wäre es wünschenswert wenn Homoöpathie bekämpft würde, fändet ihr es ausreichend wenn sie schlicht nicht mehr
von Krankenkassen übernommen werden dürfte, oder geht euch Heilerfolg, auch wenn er lediglich auf Einbildung basiert, über wissenschaftliche Fakten?
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#2
Hallo Hiki,

in der aktuellen Ausgabe des Spiegels steht ein sehr interessanter Artikel zu diesem Thema.

Bezahlt denn jede Krankenkasse Homöopathische Mittel?

Ich persönlich halte davon nicht viel, da unzählige Studien eben keinen Effekt nachweisen.
Der Trend scheint wohl dahin zu gehen dass Hersteller homöopthischer Mittel mit aller Macht darauf drängen als gleichberechtigt zur Schulmedizin wahrgenommen zu werden.
Dazu wird diese auch gerne mal vor den Pranger gestellt.
Bekämpfen muss man die Homöopathie nicht, jedoch sollten Ärzte und Krankenkassen nicht ihre Patienten damit versorgen.
So schön wie der Placeboeffekt ist, der Patient wird doch belogen wenn ihm ein Mittel verschrieben wird bzw. von der Krankenkasse bezahlt wird, dass nachweisslich keine Wirkung hat.
Freiwillig sollte jeder ruhig homöopathische Mittel nehmen, vom Gesundheitswesen sollten sie aber nicht unterstützt werden, zumindest so lange nicht bis eine Wirksamkeit nachgewiesen wurde.
Immerhin zahlt der Patient auch genügend in die Krankenkasse ein. Dieses Geld sollte meiner Meinung nach nicht an solche Mittelchen verschwendet werden.


kleine Anekdote:mein Bruder war mal beim Arzt, ich glaube wegen Kopfschmerzen, und bekam als Mittel die Schüttelschlagmethode empfohlen.
Dabei wird ein homöopathisches Mittel in 1l Wasser verdünnt, drei Schüttelschläge von unten an die Flasche gegeben (ganz wichtig) und danach wird ein Teelöffel oder so in eine neue Flasche gegeben und wieder mit 1l Wasser verdünnt. Auch hier wieder ganz wichtig: 3 Schüttelschläge (auf keinen Fall mehr). Das ganze wiederholt sich wohl noch ein paar mal.
Die Substanz ist am Ende wahrscheinlich gar nicht mehr nachweisbar aber das Wasser soll sich wohl die Struktur (?) gemerkt haben und helfen :icon_cheesygrin:

Und das von einem normalen Allgemeinmediziner. Ist doch krass oder???
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#3
So weit ich informiert bin bezahlen 2 Krankenkassen, darunter die Technikerkrankenkasse, homoöpathische Mittel. Die Mittel die dafür
aufgewendet werden sind laut Angaben dieser Kassen im Verhältnis eher gering, soweit ich informiert bin handelt es sich um einige Millionen Euro im
Jahr, im Vergleich zu den Milliardenlöchern natürlich ein Tropfen auf den heißen Stein. Worum es mir geht ist, ab welchem, auch relativen, Betrag
wird Betrug denn inakzeptabel? 1 Euro, Tausend, Millionen, Promille, Prozent? Ab wann zieht man die Grenze, und sollte man nicht versuchen
aufzuklären anstatt "Gläubige" eben auch Unfug glauben zu lassen?

Ich persönlich bin etwas irritiert, einerseits wie Du ja bereits bemerkt hast, über die negative "Argumentation" von Anhängern, die Mängel in der
Schulmedizin als eigene Vorteile oder Rechtfertigung sehen, und andererseits über die Dummheit und Unverfrorenheit mancher Menschen mit
Doktortitel, die an Universitäten wie Leipzig ernsthaft versuchen(wollen/wollten) dieser Pseodowissenschaft eine Plattform und
wissenschaftlich fundierte Berechtigung zu geben. Da fragt man sich doch, wer in unseren Breiten so alles einen Doktortitel bekommen kann...

Schwierig wird das ganze, wenn man es damit vergleicht wenn ein Arzt ausserhalb der Homoöpathie zu dem Schluß kommt einen Patienten am
besten mit Placebos zu behandeln. Das ist ethisch durchaus nicht unumstritten, wird aber von vielen, auch ernstzunehmenden,
Schulmedizinern erwogen und praktiziert.
Wenn er dem Wunsch des Patienten nach Medikation nachkommen möchte,
aber vermutet oder weiß das wirksame Medikamente entweder nicht existieren oder die Nebenwirkungen schädlicher sein können als der Nutzen
ist es durchaus akzeptabel Placebos zu geben, da damit dem Patienten mehr geholfen wird als geschadet, eben durch den psychologischen Effekt, der
auch auf dem Arzt-Patienten-Verhältnis beruht, und somit stärker ausfällt je kompetenter und vertrauenswürdiger der Arzt eingeschätzt wird.

Ich finde es in manchen Fällen durchaus vertretbar dieses Vertrauen auszunutzen, auch wenn es eigentlich Täuschung ist, um dem Patienten zu
helfen. Was mich persönlich an Homoöpathen anwidert ist der finanzielle Vorteil den sie aus ihrem Placebo schlagen, etwas das ausserhalb davon in
der arztlichen Praxis eben nicht der Fall ist.
Wenn der Staat diese Mittel selbst herstellen würde um Anhängern dieses
Unfugs Mittel zur Verfügung zu stellen und die Erlöse(die notwendig sind weil was nichts kostet wirkt auch nicht/schlechter durch die Erwartungshaltung
des Patienten, auch und vor allem bei Placebos) daraus dem Gesundheitssystem wieder zugeführt werden könnten hätte ich weniger
dagegen einzuwenden.

Aber solange Firmen davon profitieren bin ich sogar für ein Verbot, selbst wenn Menschen ihre Homoöpathika selbst bezahlen. Lediglich das oft extrem
lange Gespräch des Homoöpathen mit seinem "Patienten" kann man so nicht nachbilden, allerdings ist das etwas das oft von Anhängern als Nachteil der
Schulmedizin angeprangert wird. Ich würde hier allerdings den Nachteil dort ausmerzen wo er vorhanden ist, also in solchen Fällen spezialisierte
Mediziner hinzuziehen die sich die Zeit nehmen können, im Bewußtsein der psychotherapeutischen Wirkung dieses "Anamnese".
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#4
Ich glaube, dass Patienten deshalb "Wirkungen" spüren, weil sich homöopathische Ärzte viel mehr Zeit nehmen, auf den Patienten eingehen, ihm zuhören. Irgendwo habe ich mal gelesen, dass man auf diese Weise z.B. auch schulmedizinische Mittel in der Dosierung reduzieren könnte. Fühlt der Patient sich durch den Arzt an- und ernstgenommen, wirken verschriebene Medikamente besser und selbst Plazebos kommen zum Tragen.

Gruss

DE
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#5
Da kann ich Dir aus eigener Erfahrung Recht geben. Ok, Placebos kamen zwar nicht zum Einsatz, aber wenn mein Kreislauf anfängt zu streiken, bekomme ich das Problem recht schnell mit einem homöophatischen Mittel in den Griff. "Schulmedizinische" Mittel, insbesondere die berühmte Chemiekeule (leicht übertrieben) hatten bis dahin grundsätzlich versagt und die Situation verschlimmert

Ohne Namen zu nennen, gleiches trifft bei mir bei Erkältung, Angina usw zu. 30 Tropfen am Tag eingenommen, zur rechten Zeit, und das Übel nimmt reißaus!.

Gruß
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#6
(15-07-2010, 21:03)Hikikomori schrieb: Also, ob es erlaubt und erwünscht ist oder sein sollte Homoöpathie, als effektives Mittel der Placebogabe zu verwenden, mit oder ohne Übernahme
durch Krankenkassen

sicher, warum denn nicht?

Zitat:oder ob die Gesellschaft offensichtlich falsche, mithin vielleicht sogar offen betrügerische Lehren bekämpfen und verbieten sollte

ja -wenn sie den betrug beweisen kann. dann ist er sogar schon verboten

Zitat:nach dem Motto, auch wenn es Anhängern eine Hilfe sein kann geht die Wahrheit vor und Irrtümer müssen immer bekämpft und ausgeräumt werden

definiere "wahrheit" und nenne eindeutige kriterien, sie zu bestimmen

Zitat:Was haltet ihr davon, wäre es wünschenswert wenn Homoöpathie bekämpft würde

nein

Zitat:fändet ihr es ausreichend wenn sie schlicht nicht mehr von Krankenkassen übernommen werden dürfte

das haben die kassen zu entscheiden

Zitat:oder geht euch Heilerfolg, auch wenn er lediglich auf Einbildung basiert, über wissenschaftliche Fakten?

ich sehe den gegensatz so nicht als existent
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#7
Hab mir den Thread nicht durchgelesen, sorry.

Krankenkassen sollten keine Homöopathie bezahlen. Da fühlt sich der gemeine Beitragszahler verarscht, da er wirkungslose Mittel mitbezahlen muss. Heftige Beiträge by the way. Erinnert mich bloß nicht, die Briefe von der GEZ zu öffnen *gg*

Grundsetzlich ist nichts gegen Homöopathie einzuwenden, wenn es Leuten hilft. Hilft natürlich auch nicht dabei, den Aberglaube in der Bevölkerung abzubauen.
Die Alternative zu Homöopathie ist eine positive Lebenseinstellung, die ebenso als Placebo-Effekt dient - ein gesunder Körper steckt in einem gesunden Geist oder andersrum.
"What can be asserted without proof can be dismissed without proof." [Christopher Hitchens]
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#8
(15-07-2010, 22:17)Hikikomori schrieb: Schwierig wird das ganze, wenn man es damit vergleicht wenn ein Arzt ausserhalb der Homoöpathie zu dem Schluß kommt einen Patienten am
besten mit Placebos zu behandeln. Das ist ethisch durchaus nicht unumstritten, wird aber von vielen, auch ernstzunehmenden,
Schulmedizinern erwogen und praktiziert.

Wirklich? Mein Arzt kann mir ein Medikament verschreiben und es kann sich dabei eventuell nur um ein Placebo handeln?

(15-07-2010, 22:17)Hikikomori schrieb: Wenn er dem Wunsch des Patienten nach Medikation nachkommen möchte,
aber vermutet oder weiß das wirksame Medikamente entweder nicht existieren oder die Nebenwirkungen schädlicher sein können als der Nutzen
ist es durchaus akzeptabel Placebos zu geben, da damit dem Patienten mehr geholfen wird als geschadet, eben durch den psychologischen Effekt, der
auch auf dem Arzt-Patienten-Verhältnis beruht, und somit stärker ausfällt je kompetenter und vertrauenswürdiger der Arzt eingeschätzt wird.

Das stimmt, wenn der Patient nach Medikamenten verlangt, obwohl es vieleicht keine gibt oder er sogar keine benötigt, dann tut so ein Placebo sein übriges.
Schwierig wird es, wie du ja auch schon festgehalten hast, das es zum einen Täuschung und damit ethisch fraglich ist und zum anderen diese Placebos auch bezahlt werden müssen.
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#9
(16-07-2010, 00:02)Gundi schrieb: Schwierig wird es, wie du ja auch schon festgehalten hast, das es zum einen Täuschung und damit ethisch fraglich ist und zum anderen diese Placebos auch bezahlt werden müssen.
Nach Ergebnissen der "Placeboforschung" ist es sogar wichtig, dass das Medikament Geld kostet. Am besten wirken Scheinmedikationen, wenn auch der Arzt nicht weiß, dass er ein Placebo verabreicht.
Die menschliche Psyche ist schon ein komisch Ding!
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#10
Scheint wohl gerade kein Homöopathie-Anhänger im Forum zu sein... Ich hab das Zeug noch nie ausprobiert, kann also aus eigener Anschauung nix dazu sagen. Ich weiß aber, daß die Anhänger der H. nicht nur sich selbst damit behandeln, sondern (erfolgreich!) auch ihre Haustiere. Und einem Hund oder Pferd einen Placebo-Effekt einzureden ist nicht ganz so einfach, daran allein kann es also nicht liegen. Wobei ich nichts gegen Placebo sagen will, hier gilt der alte Spruch: Wer heilt hat recht! Und wenn´s durch pure Einbildung ist...
Zur Anwendung, mit tausendfachen Verdünnungen und so. Die Wirksamkeit, auch wenn sich nach den Gesetzen der Logik längst kein einziges Molekül der wirksamen Substanz mehr im Wasser befinden kann (wichtig bei potentiell gefährlichen Sachen wie Quecksilber) wird damit erklärt, daß Wassermoleküle das sind, was der Amerikaner mit dem Wort "Copycat" umschreibt, sie äffen gerne andere Strukturen nach, mit denen sie in Berührung kommen. Deswegen ist dieses scheinbare Brimborium mit dem "sondsoviel mal schütteln" so wichtig. Und damit übernehmen sie bis zu einem gewissen Maß auch deren Wirkungsweise. Leider auch die Nebenwirkungen. Die Behauptung, H. könnte keine schädlichen Nebenwirkungen haben, stimmt leider nicht - wer extrem empfindlich auf das genannte Quecksilber reagiert, kriegt diese Reaktion auch bei homöopathischen Mitteln mit (oder genauer gesagt eben nicht mehr mit) Quecksilber. Wohlgemerkt ohne daß die Person vorher wußte, daß als Wirkstoff Quecksilber enthalten war... also kein Placebo. Außer die besagte Person konnte hellsehen.... (?)
... das Vorstehende hab ich übrigens bei verschiedenen Gelegenheiten von H.-Anhängern aufgeschnappt, ich kenne ein paar über unseren AAS-Stammtisch. Also löchert mich nicht nach den Quellen.
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#11
@Rao
Das scheinen sehr abenteuerliche Thesen zu sein.
Tiere, bei denen Homöopathie wirkt. Wirksamkeit zigfacher Verdünnung. Kopier-Effekt von Wasser.

Gibts dafür Belege?
"What can be asserted without proof can be dismissed without proof." [Christopher Hitchens]
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#12
Unsere Katzen wurden auch öfters mit Homöopathie behandelt, vor allem, weil wir mit der Tierärztin befreundet waren und ihr vertrauten. Aber sie verwendete auch allopathische (schulmedizinische) Medikamente, so dass mir nie ganz klar war, was denn nun wirklich wirkte... Icon_wink Als die beiden Katzen schwer krank wurden, nahm sie zur Therapie "Schuldmedizin", zur "Stabilisierung" und zum "Aufbau" aber weiterhin homöopathische Mittel.

Geschadet hat es den Tieren nicht, sie wurden recht alt, trotz schwerer Krankheit (Katzen-AIDs die eine, Leukämie die andere)). Aber ich hatte daran schon meine Zweifel, und bevor es da keine Studien gibt, die das nachweisen, glaube ich auch nicht, dass das wirkt. Ich denke, belastungsfähige Studien gibt es zu dem Thema "Tier und Homöopathie" nicht, sondern nur Aussagen von Homöopathen und Tierhaltern.

Gruss

DE
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#13
Mich täte vor allem interessieren wie das denn mit der Struktur funktionieren soll?
Welche Struktur ist gemeint? Und wie können Schüttelschläge diese "Struktur" dauerhaft im Wasser festigen?
Klingt für mich irgendwie nach Hohn über die Chemie auf unterster Ebene.

Vieleicht noch zum Thema Tier und Homöo:

Der Placeboeffekt kann ja auch in der Weise erfolgen dass der Tierhalter von der Wirkung überzeugt ist und daher jede Verbesserung der Tierkrankheit als Folge des Homöomedikaments ansieht. Die eigentliche Krankheit hätte aber vieleicht auch den selben Verlauf ohne Homöo genommen.
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#14
(15-07-2010, 22:41)alwin schrieb: Da kann ich Dir aus eigener Erfahrung Recht geben. Ok, Placebos kamen zwar nicht zum Einsatz, aber wenn mein Kreislauf anfängt zu streiken, bekomme ich das Problem recht schnell mit einem homöophatischen Mittel in den Griff. "Schulmedizinische" Mittel, insbesondere die berühmte Chemiekeule (leicht übertrieben) hatten bis dahin grundsätzlich versagt und die Situation verschlimmert

Ohne Namen zu nennen, gleiches trifft bei mir bei Erkältung, Angina usw zu. 30 Tropfen am Tag eingenommen, zur rechten Zeit, und das Übel nimmt reißaus!.

Gruß

Wem gibst Du wobei Recht? Ich sehe hier einen Widerspruch, da ich bislang keinen Teilnehmer der Diskussion gesehen habe der Homöopathie eine über
den Placeboeffekt hinausgehende Wirkung zuschreibt. Trotzdem scheinst Du zwischen Placebos und homöopathischen Mitteln streng zu unterscheiden.
Glaubst Du an einen darüber hinausgehenden Effekt, und wenn ja, woran machst Du ihn fest? Am längeren Arzt-Patienten-Gespräch, das man sicherlich
ebenfalls zum psychologischen und damit dem Placeboeffekt im weiteren Sinne zurechnen sollte, oder den Mitteln?



(15-07-2010, 22:59)petronius schrieb: sicher, warum denn nicht?

ja -wenn sie den betrug beweisen kann. dann ist er sogar schon verboten

definiere "wahrheit" und nenne eindeutige kriterien, sie zu bestimmen

nein

das haben die kassen zu entscheiden

ich sehe den gegensatz so nicht als existent

Nun, ich finde es durchaus eine akzeptable Position Irrtümer und Aberglauben zu bekämpfen. Würdest Du es ebenfalls so locker sehen wenn
es um die üblichen Esoterikbetrügereien ginge, bei denen naiven/alten Menschen ihre Ersparnisse, und oft genug auch eigens aufgenommene Kredite,
abgeschwatzt werden mit Geschichten über böse Geister, schlechtes Karma oder was weiß ich noch, das aus diesem oder jenem entfernt werden müsse?
Da schalten sich oft genug Gerichte ein, und auch dort ist "Betrug" nur schwer nachzuweisen, in dem Sinne wie es das Gesetz vorschreibt, nämlich
den Nachweis oder zumindest handfeste Indizien dafür zu finden daß der Nutznießer nicht an seinen eigenen Unsinn glaubt. Das kommt meines
Wissens sehr selten vor, meistens werden solche Scharlatane lediglich wegen Diebstahls oder Unterschlagung verurteilt. Oder diese ominösen
Schluckbildchen, die, in früheren Zeiten, von Quacksalbern in Umlauf gebracht wurden und denen, durch die Abbildung von Heiligen und anderen
religiösen Figuren des Christentums, heilende Wirkung zugesprochen wurde. Ist im Prinzip dasselbe, und würde heutzutage unter Garantie von
Verbraucherschützern bekämpft werden, wenn noch genügend Menschen vorhanden wären die auf solchen Mumpitz reinfallen.

Die Frage ist doch, kann man nicht, genauso wie bei Produktfälschung und anderen Gesetzesübertretungen auch, argumentieren daß, analog zu den
Prinzipien des "halbwegs gesunden Menschenverstandes" und "Nichtwissen schützt nicht vor Strafe" davon ausgegangen werden muß daß nach
jahrzehntelanger fruchtloser Versuche eine Wirksamkeit der Homöopathie nachzuweisen davon ausgegangen werden muß daß sich ein Mensch der sie
"studiert" hat sich dessen bewußt sein müsste und damit entweder von der Behauptung es wäre anders Abstand nimmt oder Betrug begeht?
Schließlich würde auch kaum jemand tolerieren wenn ein Medikamentenhersteller ein Placebo als Blutdrucksenker oder Narkosemittel
vertreibt, wieso sollte man ebensolches bei Homöopathen tolerieren?
Schließlich nehmen sie für sich in Anspruch wirksame, also über den
Placeboeffekt hinaus wirkende Medikamente herzustellen und zu vertreiben, gleiche Branche, unterschiedliche Maßstäbe?
Ebenso würde ein Schulmediziner der durch Inkompetenz einem Patienten Schaden zufügt oder grob fahrlässig keine Heilung bewirkt obwohl sie
möglich wäre, indem er zum Beispiel durch Unkenntnis keine Therapie weiß obwohl sie medizinischer Alltag ist, wohl ernsthafte Konsequenzen zu
befürchten haben. Wieso gibt es hier zwischen Schulmedizinern und Homöopathen einen derartigen Doppelstandard? Man könnte doch genauso
wie von Arzten einen hohes Maß an fachlichem, also wissenschaftlichem Wissen und rationalem Denken gefordert wird auch ebensolche Maßstäbe an
Homöopathen anlegen, die nicht selten Doktortitel führen, und ihnen als Voraussetzung die Kenntnis über die allein psychologische Wirkungsweise
ihrer "Wissenschaft" attestieren.

Ich bin mir der Schwierigkeiten des Begriffes "Wahrheit" und ihrer Definition durchaus bewußt, aber ich denke nicht daß Homöopathie ein besonders
gutes Beispiel abgibt um eine philosophische Diskussion über Wahrheit zu beginnen. Ich denke dafür ist in diesem Fall der esoterische Hintergrund und
die Wirkungslosigkeit der Homöopathie zu gut belegt, als daß man hier eine Unergründlichkeit welchen Ausmaßes auch immer beanstanden könnte.
Fakt ist, Homöopathie bleibt auch nur das geringste Indiz ihrer Wirksamkeit schuldig, nimmt sich aber weiterhin heraus das Gegenteil zu behaupten.
Das erfüllt meines Erachtens, verbunden mit der finanziellen Motivation, den Tatbestand des Etikettenschwindels, Irreführung, Betruges, Scharlatanerie, und nöcher.
Trotzdem wird es immer noch stillschweigend hingenommen daß Aberglauben Vorschub geleistet wird, anstatt die weitverbreitete Akzeptanz dieser und
ähnlicher betrügerischer Machenschaften zu bekämpfen, Aufklärung zu betreiben und die oft genug armselige naturwissenschaftliche Grundbildung
in vielen Schichten der Bevölkerung zu verbessern, und durch empfindliche finanzielle Strafen zusätzlich zum Verbot von Kassenübernahmen das
Geschäftsmodell daß dahinter steht zu unterminieren.

Ich persönlich hätte wenig dagegen einzuwenden wenn Homöopathie ehrlich mit ihrer psychologischen Wirkungsweise umgehen würde, oder der finanzielle Vorteil
der dadurch erlangt würde reduziert wird und der Allgemeinheit, zumindest zum Teil, zugeführt würde.
Dazu sind Homöopathen aber, aus Angst um ihre Erlöse, kaum bereit.
Genausowenig wie Hersteller von wirkungslosen Kopien schulmedizinischer Medikamente freiwillig darauf verzichten ihren Schund in armen Ländern zu vertreiben.
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#15
Hikiko... schrieb:Wem gibst Du wobei Recht? Ich sehe hier einen Widerspruch, da ich bislang keinen Teilnehmer der Diskussion gesehen habe der Homöopathie eine über
den Placeboeffekt hinausgehende Wirkung zuschreibt. Trotzdem scheinst Du zwischen Placebos und homöopathischen Mitteln streng zu unterscheiden.
Glaubst Du an einen darüber hinausgehenden Effekt, und wenn ja, woran machst Du ihn fest? Am längeren Arzt-Patienten-Gespräch, das man sicherlich
ebenfalls zum psychologischen und damit dem Placeboeffekt im weiteren Sinne zurechnen sollte, oder den Mitteln?
Kam das nicht deutlich hervor? Ich kenne homöopathische Mittel, die den schulmedizinischen Konkurrenzmitteln weit überlegen sind - nicht nur auf Grund eigener Erfahrung. Dafür haben sie den Vorteil, daß sonst bekannte mögliche Nebenwirkungen hier nicht in Frage kommen.
Das Ganze hat nichts mit Placeboeffekt zu tun. Wenn man allerdings mit der Einnahmevorgabe etwas liderlich umgeht, bringen sie keinen Nutzen. Insofern sind beide Angaben im Threadtitel fehl am Platz.

Gruß
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