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Gewaltlosigkeit
#1
Als Ergänzung zum aktuellen Gandhi-Thread, würde ich gerne mal mit euch über das Thema Gewaltlosigkeit/Pazifismus diskutieren.

Wie steht ihr dazu, vor allem zu Formen absoluter Gewaltlosigkeit?
Welche Vorteile haben sie, welche Nachteile?
Sind sie in der Lage große gesellschaftliche Veränderungen zu bewirken? Wie lassen sie sich rechtfertigen?
Wie stehen eure Religionen/eure Moralvorstellungen zur absoluten Gewaltlosigkeit?

Da das Thema sehr übergreifend ist, kann die Moderation es auch gerne nach "Politik und Soziales", "Religionsübergreifendes"... verschieben. Wo es halt am besten hinpasst. War mir nicht sicher.

Also dann...
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#2
Tja,..als Polizist eines SEK halt ich mich da besser raus ;),..ich hätte natürlich nichts gegen "Gewaltlosigkeit" meiner "Klienten"
Aut viam inveniam aut faciam
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#3
(12-07-2010, 22:24)d.n. schrieb: Tja,..als Polizist eines SEK halt ich mich da besser raus ;),..ich hätte natürlich nichts gegen "Gewaltlosigkeit" meiner "Klienten"

Gewaltlosigkeit bei der Polizei ?
Klingt nach wahr gewordenen Hippie-Träumen. :icon_cheesygrin:
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#4
(12-07-2010, 21:33)Gundi schrieb: Wie steht ihr dazu, vor allem zu Formen absoluter Gewaltlosigkeit?

Dass Konflikte gewaltfrei ausgetragen werden können, zeigt der politische Alltag. Ich behaupte: die Mehrzahl der Konflikte wird ausgetragen, indem sich die Beteiligten auf einen vertretbaren Kompromiss einigen.

Für absolute Gewaltlosigkeit ist der Mensch, meine ich, nicht konstruiert. Jene, die sich innerhalb eines Konzepts absoluter Gewaltlosigkeit zurechtfinden, sind wohl eher die Ausnahme.
MfG B.
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#5
(12-07-2010, 23:51)Bion schrieb:
(12-07-2010, 21:33)Gundi schrieb: Wie steht ihr dazu, vor allem zu Formen absoluter Gewaltlosigkeit?
Für absolute Gewaltlosigkeit ist der Mensch, meine ich, nicht konstruiert. Jene, die sich innerhalb eines Konzepts absoluter Gewaltlosigkeit zurechtfinden, sind wohl eher die Ausnahme.

Hallo Bion,

du sagst der Mensch ist dafür nicht konstruiert. Wahrscheinlich hast du recht, es gibt ja genügend negative Beispiele jeden Tag auf der Welt.
Meinst du der Mensch könnte sich dahin entwickeln?
Und könnte ein strenger Atheismus dem eventuell im Wege stehen, da man sich eben auf der Erklärung ausruhen kann, der Mensch ist so konstruiert?
(das ist keine Unterstellung oder meine absolute Meinung oder...
bevor wieder die große Keule kommt ;)
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#6
(12-07-2010, 23:57)Gundi schrieb:
(12-07-2010, 23:51)Bion schrieb:
(12-07-2010, 21:33)Gundi schrieb: Wie steht ihr dazu, vor allem zu Formen absoluter Gewaltlosigkeit?
Für absolute Gewaltlosigkeit ist der Mensch, meine ich, nicht konstruiert. Jene, die sich innerhalb eines Konzepts absoluter Gewaltlosigkeit zurechtfinden, sind wohl eher die Ausnahme.

Hallo Bion,

du sagst der Mensch ist dafür nicht konstruiert. Wahrscheinlich hast du recht, es gibt ja genügend negative Beispiele jeden Tag auf der Welt.
Meinst du der Mensch könnte sich dahin entwickeln?
Und könnte ein strenger Atheismus dem eventuell im Wege stehen, da man sich eben auf der Erklärung ausruhen kann, der Mensch ist so konstruiert?
(das ist keine Unterstellung oder meine absolute Meinung oder...
bevor wieder die große Keule kommt ;)

Mit Religion hat das meiner Meinung nach nichts zu tun.

Augustinus hat Krieg und Gewalt gerechtfertigt, Thomas von Aquin ebenso.

In der Regel hält man eben nicht "die andere Backe hin", wenn man geschlagen wird!
MfG B.
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#7
Pazifismus ist leider immer den Umständen unterworfen. So wären beispielsweise die in Israel von der Wehrpflicht ausgenommenen ultraorthodoxen Juden wahrscheinlich ziemlich übel dran wenn plötzlich alle Israelis diesen Pazifismus praktizieren würden, und damit wird ihr eigentlich lobenswerter Glaubensgrundsatz unterminiert, und zwar nicht nur durch den eigenen Nutzen den sie aus der Bereitschaft zur Gewalt anderer ziehen und damit zwar direkt und scheinbar aber nicht indirekt auf Gewalt verzichten, sondern auch durch den parasitären Charakter den ihre Subkultur damit erhält.

Pazifismus ist hier wie in unzähligen anderen Beispielen immer ein Luxus den sich manche leisten können weil andere darauf verzichten. Man muß noch nicht einmal in Krisengebiete fahren, auch hierzulande können Menschen ihr ganzes Leben lang auf jegliche Anwendung von Gewalt verzichten weil Polizei, Justizwache und ähnliche staatliche Organe das übernehmen oder übernehmen würden(Kriegsfall).
Insofern gibt es "echten" Pazifismus nicht, denn das würde meiner Definition nach verlangen daß man vollkommen auf Gewalt verzichten kann, was nicht möglich ist solange auch nur wenige Menschen das nicht tun, seien es einzelne Gewaltverbrecher, militante Gruppen oder gar ganze feindlich gesinnte Staaten.

Insofern gibt es zwar einzelne Menschen die auf Gewalt verzichten können, aber keine Gesellschaften. Je mehr Menschen in die Beurteilung hineingenommen werden desto mehr Bedarf für Gewaltanwendung, oder zumindest der Androhung davon, wird sichtbar. Selbstverständlich gibt es bei Einschränkung des Sichtfeldes Beispiele für Pazifismus, aber das trifft immer nur auf einzelne Menschen, Gruppen und meist kurze Zeiträume zu. So war der passive Widerstand Ghandis sogar die intelligenteste Widerstandsform, unabhängig von religiösen Motiven. Das Zusammenspiel von vielen Faktoren, der geringen Anzahl der Besatzer und Unterstützer des Empires, die Masse an einheimischer Bevölkerung, die geringe Neigung von Menschen und Gesellschaften Gewalt gegen Unbewaffnete gutzuheißen, der Verständliche Wunsch unabhängig zu sein, die Abhängigkeit der Briten von einer möglichst großen und friedlichen Zusammenarbeit der Einheimischen damit die Kolonie den Aufwand und die Probleme die sie mit sich brachte rechtfertigte, uswusf.
Heutzutage sieht das im Konflikt mit Pakistan und der Gewaltbereitschaft von fundamentalen religiösen Gruppen schon anders aus.
Wenn man sich da nicht wehrhaft zeigt wird es ganz schnell häßlich.

Hey, ich konnte auf Anspielungen auf den 2. Weltkrieg verzichten. :icon_cheesygrin:

Öhm... :icon_neutral:
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#8
Dein Beitrag gefällt mir sehr gut Hiki.

Vor allem die Herausarbeitung der Gründe weshalb die Gewaltlosigkeit in Indien erfolgreich war, wohingegen dies in vielen anderen Gebieten der Erde wahrscheinlich anders wäre.
Wirklich interessant.

Und ganz ohne 2. Weltkrieg :icon_cheesygrin:
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#9
find auch das die geseltschaft oder auch der mensch an sich nicht für Pazifismus gemacht worden ist
rein biologisch ist es eher ein defekt oder ein defizit das nur selten for kommt...leider

ich persönlich befolge dehn forsatz:"schlage dich nur für andere nich für dich selbst"

das läst sich natürlich nicht immer einhalten da die die gewhalt antun meist in der überzahl sind.
eigendlich wurde alles schon gesagt was wichtig ist
hiki du *** :icon_cheesygrin:

Anm. Bion: eigenartige "Freundlichkeit" (Tiername) entfernt!
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#10
Die fünf Sîlas (Empfehlungen) des Buddhismus sind mir nach wie vor eine Richtlinie, auf deren Basis sich Gewaltlosigkeit zumindest in Ansätzen entwickeln kann. Dass das als Ganzes nur ein Ideal sein kann, ist mir schon klar. Aber wenn nur ein kleines Stück davon vom Einzelnen verwirklicht werden kann, ist das doch schon mal recht gut:

1. Empfehlung, kein lebendes und fühlendes Wesen zu verletzen oder zu töten,
2. Empfehlung, Nicht-Gegebenes nicht zu nehmen,
3. Empfehlung, Lust, die einen selbst und/odeer anderen schadet, nicht auszuleben,
4. Empfehlung, nicht falsch zu reden und
5. Empfehlung, sich nicht zu berauschen.

DE
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#11
(12-07-2010, 21:33)Gundi schrieb: Wie steht ihr dazu, vor allem zu Formen absoluter Gewaltlosigkeit?
Das hängt ganz vom Kontext ab und auch bei Gandhi sollte man nicht übersehen, dass er aufgrund von konkreten Überlegungen davon ausging, dass seine Ziele gewaltlos zu erreichen sind. So gibt es daneben sehr wohl andere Kontexte, wo es einfach nur naiv wäre, hier gewaltlos vorzugehen und gleichseitig zu meinen, dass man hierdurch etwas ändern könnte (wie in bezug auf die indische Kolonie).

So kam ja schon das Beispiel Polizei, welches aufzeigt, dass es eben Kontexte gibt, wo viele sich eine absolute Gewaltlosigkeit kaum vorstellen können. Absolute Gewaltlosigkeit würde eben bedeuten, dass man auch keinerlei Polizei bedarf, welche Aufgaben in bezug auf einen selbst ausführt. Absolulte Gewaltlosigkeit würde hier bedeuten, dass man damit lebt, dass Verbrechen an einem nicht geahndet werden, dass niemand andere aufhält, wenn diese es auf das eigene Leben oder die eigene Gesundheit abgesehen haben.

Absolute Gewaltlosigkeit bedeutet, dass man über alles reden kann, nur wissen wir leider, dass weder wir mit allen reden wollen, noch alle andere immer nur reden wollen.

Ich würde hier statt "Absolute Gewaltlosigkeit" lieber eine "absolute Gewaltreduktion und -verhinderung" sehen.
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#12
Ich habe gelesen, dass nach neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen sogar Menschenaffen Kriege gegen andere ihrer Art führen. Organisiert und in Gruppen, ohne bedingten Vorteil wie direkte Nahrungsbeschaffung oder Reviersicherung.
Vielleicht finde ich das noch wieder, aber es ist eine sehr neue Erkenntnis und sehr interessant. Denn für diese Fähigkeit, Krieg zu führen muss ja auch irgendein Gen oder körperlich vererbte Instanz verantwortlich sein. Wie das weitergeht kann man sich denken Icon_lol

Dass jeder Einzelne Mensch also gewaltlos leben kann ist für mich derzeit utopisch, aber politische Gewaltlosigkeit wäre ernsthaft anzustreben.
Gruß
Motte

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#13
(13-07-2010, 00:31)Hikikomori schrieb: So wären beispielsweise die in Israel von der Wehrpflicht ausgenommenen ultraorthodoxen Juden wahrscheinlich ziemlich übel dran wenn plötzlich alle Israelis diesen Pazifismus praktizieren würden
Das ist ein schlechtes Beispiel, da es hier gerade nicht um Pazifismus geht und beides auf einem Interessensausgleich basiert (nach deren Sicht). So gibt es in Israel auch sehr viele ultraorthodoxe Juden welche sehr wohl zum Militär gehen und dort sogar spezielle Sonderheiten hierfür.

(13-07-2010, 00:31)Hikikomori schrieb: Insofern gibt es "echten" Pazifismus nicht, denn das würde meiner Definition nach verlangen daß man vollkommen auf Gewalt verzichten kann, was nicht möglich ist solange auch nur wenige Menschen das nicht tun, seien es einzelne Gewaltverbrecher, militante Gruppen oder gar ganze feindlich gesinnte Staaten.
Das geht sehr wohl, wenn man hierzu alleine bereit ist, dass eben andere nicht für einen einstehen. Das dieses dann oft nur ein theoretischer Pazifismus ist, welcher es sich erlauben kann, nie in Bedrängnis zu kommen, bleibt dann aber immer noch bestehen.
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#14
Vielleicht sollte man wieder einmal nicht das "Absolute" anstreben, sondern sich damit zufrieden geben, so gewaltarm wie möglich zu leben, bzw. SEINEN Teil dazu beigeben, dieses Ziel zu erreichen. Es sind doch immer diese "absoluten" Forderungen und "absoluten" Wahrheiten, die die Menschheit ins Elend reissen.

DE
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#15
Ich denke es ist auch wichtig, zu wissen, weshalb man gewaltfrei leben sollte.
Und hier haben natürlich die Menschen ganz verschiedene Vorstellungen.

Um vieleicht mal das bekannte Beispiel aus der Bibel aufzugreifen, von wegen die andere Wange hinhalten.
Was glaubt ihr bewirkt solch ein Tun? Wenn ich vieleicht jemandem der mir Schlechtes will (nicht mal unbedingt körperlich) freundschaftlich und wohlgesonnen gegenüber trete, welche Auswirkungen wird das haben?
Ist es Dummheit oder kann es wirklich Erfolg haben?
Also, inwiefern ist es realistisch anzuwenden?
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