29-06-2010, 14:32
für eine glaubenssendung im öffentlich-rechtlichen rundfunk wurde in österreich eine (ich hoffe: repräsentative) umfrage unter 500 katholischen priestern gemacht
://derstandard.at/1277336942948/ORF-Umfrage-unter-Priestern-52-Prozent-der-Pfarrer-denken-anders-als-Kirchenleitung
die für mich durchaus überraschenden ergebnisse:
52 Prozent der Befragten gaben an, anders zu denken als die Leitung der katholischen Kirche
rund zwei Drittel sagten, die Kirche solle sich der modernen Welt mehr öffnen
Den Pflichtzölibat abgeschafft wissen wollen 80 Prozent
51 Prozent verlangen die Weihe von Frauen zu Priestern
74 Prozent der Pfarrer sehen, dass auch das Kirchenvolk in wichtigen Fragen anders denkt als die Kirchenführung
64 Prozent sagen, die Kirche soll sich der modernen Welt mehr öffnen / 39 Prozent sagen , dass sich die Kirche von der modernen Welt deutlicher unterscheiden muss
86 Prozent der Pfarrer sind der Meinung, dass die Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils entschlossener durchgeführt werden sollen
auch wenn ich z.b. weiß, daß sehr viele katholische priester relativ offen in einer paarbeziehung mit einer frau leben und ihre gemeinden daran keinen anstoß nehmen, so bin ich doch überrascht, wie progressiv anscheinend der großteil der priester eingestellt ist (daß etwa die mehrheit gerne kolleginnen hätte, verwundert doch)
allerdings:
nun, auch das paßt ins bild. wer heutzutage noch katholischer priester wird, ist ohnehin schon stockkonservativer hardcore-gläubiger, die weltoffenen tun sich das erst gar nicht mehr an - wohl wissend, daß jeder reformansatz am verknöcherten (und/oder dem vatikan gegenüber rückgratlosen) episkopat und vor allem eben am vatikan scheitern muß. schon seit längerem werden auch in a, da es nicht genug einheimischen priesternachwuchs gibt, priester "importiert" - gerne z.b. aus polen. diese (in der regel erzkonservativen) polen sind dann auch in der bevölkerung meist recht wenig beliebt, weil sie eben abgehoben und weltfremd agieren und sich ihre schäfchen nicht von ihnen verstanden oder auch nur angenommen fühlen
besonders pikant war ja auch die affäre um das priesterseminar in st.pölten (weiterführende links: ://www.muenster.de/~angergun/poelten.html), in dem hardliner versammelt wurden, die anderswo als zu extrem abgelehnt worden waren (was dem damaligen bischof krenn offenbar als empfehlungsschreiben galt) - und das nach "bubendummheiten" (o-ton krenn), nämlich homosexuellen umtrieben und leider auch kinderpornographie, geschlossen werden mußte
anders gesagt: die fortschrittlichen katholischen priester sterben langsam aus, der nachwuchs igelt sich gerne in einer sektiererhaft anmutenden frömmigkeit ein, welche einer mitfühlenden seelsorge nicht zuträglich ist
natürlich waren die mißbrauchsfälle im kirchlichen bereich ebenfalls thema der umfrage:
76 Prozent der Pfarrer meinen, dass dieses Thema für die Kirche ein größeres Problem ist als für andere Institutionen
Zwei Drittel stellen der Kirchenleitung in Österreich im Umgang mit den Missbrauchsfällen ein gutes Zeugnis aus, nur 11 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass die Kirchenleitung in Österreich schlecht mit dem Problem umgeht
Hingegen ist mehr als die Hälfte der Meinung, dass die Kirchenleitung in Rom schlecht mit dem Problem umgeht
in der tat: kardinal schönborn (in meinen augen ein wetterwendischer konservativer, der seinem vorgänger kardinal könig in keiner weise das wasser reichen kann) hatte sich überraschend mutig an die spitze der "reformer"-fraktion im vatikan gestellt und kardinal sodano kritisiert, der ja seinerseits die diskussion um mißbrauch in katholischen einrichtungen als "geschwätz" abgetan hatte - und sich dafür jetzt eine schallende ohrfeige vom papst eingefangen
so wird es wohl auch bleiben: das kirchenvolk murrt, die priesterschaft geht in die innere emigration und hat sich im doppelleben eingerichtet (mit frau und kindern, nur darf es nemand offen aussprechen), die kirchenleitung ist auf der unteren ebene nur speichellecker der führungsebene, wo die reaktionäre unter sich bleiben und so den dienst in (ich sage bewußt nicht: an) ihrer kirche nur für fundamentalisten und, sagen wir mal, "seelisch unausgeglichene" attraktiv machen
ich bin nicht gerade optimistisch, was die entwicklung der rkk angeht
://derstandard.at/1277336942948/ORF-Umfrage-unter-Priestern-52-Prozent-der-Pfarrer-denken-anders-als-Kirchenleitung
die für mich durchaus überraschenden ergebnisse:
52 Prozent der Befragten gaben an, anders zu denken als die Leitung der katholischen Kirche
rund zwei Drittel sagten, die Kirche solle sich der modernen Welt mehr öffnen
Den Pflichtzölibat abgeschafft wissen wollen 80 Prozent
51 Prozent verlangen die Weihe von Frauen zu Priestern
74 Prozent der Pfarrer sehen, dass auch das Kirchenvolk in wichtigen Fragen anders denkt als die Kirchenführung
64 Prozent sagen, die Kirche soll sich der modernen Welt mehr öffnen / 39 Prozent sagen , dass sich die Kirche von der modernen Welt deutlicher unterscheiden muss
86 Prozent der Pfarrer sind der Meinung, dass die Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils entschlossener durchgeführt werden sollen
auch wenn ich z.b. weiß, daß sehr viele katholische priester relativ offen in einer paarbeziehung mit einer frau leben und ihre gemeinden daran keinen anstoß nehmen, so bin ich doch überrascht, wie progressiv anscheinend der großteil der priester eingestellt ist (daß etwa die mehrheit gerne kolleginnen hätte, verwundert doch)
allerdings:
Zitat:Bei der Befragung stellte sich heraus, dass vor allem jüngere Pfarrer modernitätsskeptischer sind
nun, auch das paßt ins bild. wer heutzutage noch katholischer priester wird, ist ohnehin schon stockkonservativer hardcore-gläubiger, die weltoffenen tun sich das erst gar nicht mehr an - wohl wissend, daß jeder reformansatz am verknöcherten (und/oder dem vatikan gegenüber rückgratlosen) episkopat und vor allem eben am vatikan scheitern muß. schon seit längerem werden auch in a, da es nicht genug einheimischen priesternachwuchs gibt, priester "importiert" - gerne z.b. aus polen. diese (in der regel erzkonservativen) polen sind dann auch in der bevölkerung meist recht wenig beliebt, weil sie eben abgehoben und weltfremd agieren und sich ihre schäfchen nicht von ihnen verstanden oder auch nur angenommen fühlen
besonders pikant war ja auch die affäre um das priesterseminar in st.pölten (weiterführende links: ://www.muenster.de/~angergun/poelten.html), in dem hardliner versammelt wurden, die anderswo als zu extrem abgelehnt worden waren (was dem damaligen bischof krenn offenbar als empfehlungsschreiben galt) - und das nach "bubendummheiten" (o-ton krenn), nämlich homosexuellen umtrieben und leider auch kinderpornographie, geschlossen werden mußte
anders gesagt: die fortschrittlichen katholischen priester sterben langsam aus, der nachwuchs igelt sich gerne in einer sektiererhaft anmutenden frömmigkeit ein, welche einer mitfühlenden seelsorge nicht zuträglich ist
natürlich waren die mißbrauchsfälle im kirchlichen bereich ebenfalls thema der umfrage:
76 Prozent der Pfarrer meinen, dass dieses Thema für die Kirche ein größeres Problem ist als für andere Institutionen
Zwei Drittel stellen der Kirchenleitung in Österreich im Umgang mit den Missbrauchsfällen ein gutes Zeugnis aus, nur 11 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass die Kirchenleitung in Österreich schlecht mit dem Problem umgeht
Hingegen ist mehr als die Hälfte der Meinung, dass die Kirchenleitung in Rom schlecht mit dem Problem umgeht
in der tat: kardinal schönborn (in meinen augen ein wetterwendischer konservativer, der seinem vorgänger kardinal könig in keiner weise das wasser reichen kann) hatte sich überraschend mutig an die spitze der "reformer"-fraktion im vatikan gestellt und kardinal sodano kritisiert, der ja seinerseits die diskussion um mißbrauch in katholischen einrichtungen als "geschwätz" abgetan hatte - und sich dafür jetzt eine schallende ohrfeige vom papst eingefangen
so wird es wohl auch bleiben: das kirchenvolk murrt, die priesterschaft geht in die innere emigration und hat sich im doppelleben eingerichtet (mit frau und kindern, nur darf es nemand offen aussprechen), die kirchenleitung ist auf der unteren ebene nur speichellecker der führungsebene, wo die reaktionäre unter sich bleiben und so den dienst in (ich sage bewußt nicht: an) ihrer kirche nur für fundamentalisten und, sagen wir mal, "seelisch unausgeglichene" attraktiv machen
ich bin nicht gerade optimistisch, was die entwicklung der rkk angeht
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)