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Der 2. Petrusbrief
#1
helmut schrieb:Bei 2.Pt ist die Alternative: echt oder Fälschung.
Bion schrieb:Nun, dass der Brief echt sein könnte, behaupten nicht einmal notorische Frühdatierer wie Klaus Berger.
Sind die auch so konsequent, den als Fälschung zu bezeichnen?

Was soll diese Frage?

K. Berger datiert 2Petr mit 75 nC. Ich nehme an, dass Dir das bekannt ist. Da Petrus auch zu diesem Zeitpunkt schon tot war, wird auch Berger sich damit abgefunden haben, dass der Brief nicht von Petrus sein kann. Ob Du ihn nun als Fälschung bezeichnen oder ihn pseudepigraphisch nennen willst, ist Deine Sache.

Von Berger abgesehen gibt es keinen Fachgelehrten von Bedeutung, der so früh datiert. Die meisten datieren, wie schon mehrmals angemerkt, um 120 – 125 nC und ordnen den Brief unter die Pseudepigraphen ein.

Eines ist der Brief jedenfalls nicht: echt!
MfG B.
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#2
(17-06-2010, 01:38)Bion schrieb: Eines ist der Brief jedenfalls nicht: echt!
Als antike Glaubensquelle dürfte diese Art der Echtheit keine nennenswerte Rolle spielen. Was an den antiken Quellen soll schon "echt" bedeuten? Immerhin wurde diese Quelle als hinreichend bedeutungsvoll erachtet, in die Schriftform des Neuen Testaments aufgenommen zu werden. Statt zweifelhafte Fragen nach der "Echtheit" zu stellen, sollten inhaltliche Fragen gestellt werden:
- Gibt es Unterschiede zu anderen Briefen
- Widersprüche zu den Evangelien
- Ergänzungen z. B. die Frage nach "falschen Lehren"
- besondere Vorstellungen vom Heilsweg
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#3
(18-06-2010, 08:54)Ekkard schrieb: Als antike Glaubensquelle dürfte diese Art der Echtheit keine nennenswerte Rolle spielen. [...] Statt zweifelhafte Fragen nach der "Echtheit" zu stellen, sollten inhaltliche Fragen gestellt werden:

Bei Texten, die als Glaubensquelle dienen, ist es in der Tat unerheblich, wer sie verfasst hat. Von zehn Paulusbriefen abgesehen, sind, wie allgemein bekannt ist, keiner der Texte des NTs einer historisch fassbaren Person zuordenbar.

Allerdings bestehen insbesondere schriftorientiere Gläubige oft darauf, dass die Namen, die für Texte stehen, auch die tatsächlichen Verfasser benennen. Nur in diesem Sinne, das räume ich gerne ein, kann man die Texte als gefälscht bezeichnen, wobei der Fachterminus Pseudepigraphen, wenn Namen auf historische Personen verweisen, die Sache besser trifft.

Ekkard schrieb:Immerhin wurde diese Quelle als hinreichend bedeutungsvoll erachtet, in die Schriftform des Neuen Testaments aufgenommen zu werden.

Natürlich. Der Brief gehört zum Kanon. Allerdings war er, bevor er kanonisch wurde, heftig umstritten.

Schon Origenes bezweifelte seine "Echtheit". Warum, das verrät er nicht. Deutlicher äußerte sich Eusebius. Er stellte unmissverständlich fest (Kirchengeschichte III, 3, 1), dass 2Petr nicht zur Bibel gehöre. Er reiht den Brief unter die "bestrittenen" ein (Kirchengeschichte III, 25, 3). Allerdings sagte Eusebius auch, dass der Brief vielen als lehrreich erscheint. Didymus (der Blinde) bezeichnete den Brief als Fälschung. Und zwar aus inhaltlichen Gründen. Er meinte, seine kosmologischen Aussagen (3,5-7) würden über Jesus hinausgehen.

Nachdem das Konzil von Laodizea (360), Athanasius, Basilius d. Gr., Gregor von Nazianz, Cyrill v. Jerusalem und Epiphanius alle sieben katholischen Briefe als "echt" anerkannt hatten, setzte sich 2Petr (bis auf einen Teil der syrischen Kirche) im Osten durch. Nach dessen Anerkennung durch Hilarius, Ambrosius, Hieronymus und (den Spanier) Priscillian auch im Westen.

Ekkard schrieb:- Gibt es Unterschiede zu anderen Briefen

Nun, als herausragender Unterschied zu anderen Briefen des NTs fällt die schon im Präskript vorgestellte Vergöttlichung Jesu (1,1 …durch die Gerechtigkeit unseres Gottes und Retters Jesus Christus) auf.

Formal ist der Brief paulinisch: 1,1f. Präskript, 1,3-11 Prooemium, 3,14-18 Postskript mit Mahnung und Segen.

Ekkard schrieb:- Widersprüche zu den Evangelien

Widersprüche zu den Evangelien sind mE nicht auszumachen.

Ekkard schrieb:- Ergänzungen z. B. die Frage nach "falschen Lehren"

Wer die "falschen Lehrer" gewesen sein könnten, lässt sich nur spekulativ beantworten. Solche werden, wie Helmut schon angemerkt hat, zB auch in 2Kor angesprochen. Wenn ich hinter diesen bei 2Petr (zumindest zum Teil) Gnostiker oder Pneumatiker vermutete, passt das bei 2Kor mit der Zeit des Entstehens des Textes nicht gut zusammen.

Ekkard schrieb:- besondere Vorstellungen vom Heilsweg

Interessant sind für mich die heilsökonomischen Vorgaben aus 1,3-4.

Die beiden Verse sind ein Satz. Dieser Satz benennt ein zweifaches Geschenk: alles, was zur christlichen Lebensführung dient (Vers 3), und die Verheißung der Heilsvollendung (Vers 4).

Die beiden Verse drücken sich in "griechischer Religiosität" aus. Es wird vom Göttlichen (und nicht vom persönlichen Gott) gesprochen, von der göttlichen Macht und vom Teilhaben an der göttlichen Natur.

Ein nahezu stoisch-pantheistischer Gedanke.

Die in Aussicht gestellte Teilhabe am göttlichen Wesen (und an seinen Kräften), der Vergottung der menschlichen Seele also, das Erreichen einer gottähnlichen (gottgleichen?) Unvergänglichkeit, steht anstelle der urchristlichen Erwartung der künftigen Vollendung. Jesus als epiphan gewordene göttliche Macht ist Garant für die Erfüllbarkeit der versprochenen Verheißungen.

Das, was den Brief darüber hinaus zum überwiegenden Teil ausmacht, die Verteidigung des Parusieglaubens also, ist nicht mehr aktuell. Bekannterweise hat die Parusie, die im 2. Jh von den Christengemeinden gläubig erwartet wurde, nicht stattgefunden.

MfG B.
MfG B.
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