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ying yang im taoismus
#1
Alles ist leer. Einfach leer. Und da diese Leere, das Nichts, undifferenziert war (oder ist, denn in der Leere kann es keine Zeit geben, gibt und) gab es nichts. Aus diesem Nicht-Zustand, dem Nicht-Grund oder auch Wu-Gi wird der Anfang, das Ur-Prinzip oder auch Tai-Gi.

Ersteres wird durch einen leeren Kreis symbolisiert. In dieser Welt ohne Bewegung und polarer Gliederung entsteht dann der Wirbel der Bewegung, damit entsteht polare Gliederung. Der Kreis steht in der Philosophie als Bild für die Eins. Alles geht von ihm aus und in ihn zurück. Im 42. Spruch heißt es:

Tao ist leer
und in seinem Wirken
wird es nie gefüllt
Tao erzeugt Eins,
Eins erzeurt Zwei,
Zwei erzeugt Drei,
Drei erzeugt alle Wesen.

Tao ist demnach die völlige Abwesenheit von Irgendetwas. Doch aus diesem entwickelt sich plötzlich das Ruhende, das Yin (ein kleiner Punkt). Aber durch dieses Geschehen, wenn ein Punkt da ist, gibt es auch ein darum herum, entsteht Bewegung, entsteht fast gleichzeitig das Yang, das Tätige. Und in der Interaktion dieser beiden Kräfte bildet sich Khi als etwas dritte, neues.
Und so sind die drei Grundbegriffe der chinesischen Natuphilosophie:

YIN - YANG - KHI

Khi wird dabei mit Hauch, Atem, Lebensodem, Lebensseele als ein Physisches, allen Naturgebilden notwendig Innewohnendes, übersetzt. Alles, was zum tätigen Prinzip, dem Yang gehört, müßte sich in sich selbst verlieren, währe da nicht ein Gegenstück, eine Negativierung. Dies ist Yin. Doch beide könnten wiederum völlig unabhängig sein, was jedoch ihre Selbstzerstörung bedeuten würde. So werden sie durch KHI verbunden. Eine einfachere Vorstellung mag sei: Materie - Stofflichkeit - Kraft.

Und aus der Drei, aus diesen Dreien heraus entsteht das eigentlich neue, die Schöpfung, das vierte. So unterliegt alles aus der Drei hervorgehende dem Wandel der Welt.

Interessant ist in der Hinsicht die Rechnung:

1(Yin) + 2(Yang) + 3(Kien) + 4(Schöpfung) = 10 (Anfang)

Die Zehn steht wieder für den Anfang, das Alte was aber durch seine Entwicklung zu einem Neuen geworden ist. Aber in der völligen Leere kann nichts Neues entstehen, da alles in ihr enthalten ist. Der Zustand der Leere ist schwer zu erklären, kann es glaube ich auch nicht. Denn sobald etwas mit Worten ausgedrückt wird, benutzt der Verstand Bilder und Symbole um diese zu erklären oder zu begreifen. Die Leere, der Zustand aller nicht Existenz, die wieder alles umgreift, kann nur in Meditation erfahren werden. Das Tai-Gi ist dann aber im Gegenzug wieder etwas sehr faßbares.


YIN
· Weiblich Erde
· Gefühl Materie
· Ruhe Unterbewußtsein
· Linke Körperhälfte
· Dunkelheit / Schwarz
· Gebrochene Linie

YANG
· Männlich Himmel
· Logik Geist
· Tätigkeit Bewußtsein
· Rechte Körperhälfte
· Licht / Weiß
· Durchgezogene Linie

Die Natur entsteht durch das ständige Wirken der beiden Prinzipien, im 42. Abschnitt heißt es da:

Alle Wesen tragen das ruhende Yin
Und umfassen das bewegende Yang.
Der Ur-Grund,
Er bewirkt die harmonische Vereinigung.
(Tao Te King, Buch II, Spruch 42)
Die beiden Polaritäten sind also untrennbar von einander. Dies wird in dem Zeichen durch den in sich tragenden Keim des Anderen Symbolisiert. Bei einer längeren Meditation über diesem Zeichen wird einem klar, daß es sowohl die Dynamik des Weltgeschehens, als auch die Ausgeglichenheit in der Welt vereinigt.
Das Yin / Yang - Symbol ist also ein Zeichen der ruhenden Dynamik, welches durch die Differenziertheit mal in dem Gegensätzlichen, dann wieder in der Leere des nichts ist.



Im 42. Spruch wird gesagt: Alle Wessen wenden sich ab vom Dunkel und umarmen das Lichte.

Eine andere Möglichkeit wäre: Alle Wesen werden von dem ruhenden Yin getragen und von dem bewegendem Yang umfaßt.

Eine Verbindung zwischen Yin und Yang entsteht also durch Khi, dem Lebensodem. Wenn TAO eins erzeugt, tritt es aus dem Nicht-Anfang (Wu Ki) in das Sein, den Ur-Anfang (Thai Ki) über. Das Zweite ist die Erschaffung des Yin/Yang. Und beide, durch Khi in das Leben (drei) Verwandelt, erzeugen alles andere.

Das zweite Kapitel befaßt sich direkt mit den Gegensätzen, der Dualität in der wir leben. Ein Zustand des Wohlergehens kann vom Menschen nur wahrgenommen werden, weil er sich vorstellen kann, wie es ist, wenn man in dem anderen Zustand lebt. Wenn ich Schmerzen habe dann werden mir diese unter anderem dadurch bewußt, daß ich weiß, wie es ist, wenn ich keine Schmerzen habe.

Wie verhält sich nun der Weise, der die Welt in ihrer Dualität erkannt hat? Er verweilt im »tatenlosen Tun«, »tun das Nicht Tun - dann gibt es nicht Nicht Regelung« wie noch später zu lesen ist. Hier wird eine Grundhaltung der Taoisten angesprochen. Zur Erklärung eine kleine Geschichte:

IN EINEM KLOSTER
Der Mond stand hoch am Himmel, schwebte ruhig zwischen den Welten und beobachtete des morgendliche Treiben in einem kleinen Klosters, welches zwischen den rauhen Kämmen eines Berges, an die steilen Gebirgszüge angeschmiegt, dalag.
Es war eine kalte Nacht gewesen und ein Schüler, dessen Aufgabe heute darin bestand, den Wohnraum zu heizen, lief frierend, in eine dünnen Kutte gehüllt, über den Klosterhof in einen kleinen Schuppen, in welchem sich ein leider nur noch spärlicher Vorrat an Feuerholz befand. Der Winter dauerte schon wieder länger als eingeplant, und so wurde mit der Wärme, die das Holz lieferte sehr sparsam umgegangen. Dies nahm solche Ausmaße an, daß sein Hirsebrei, welchen es am Abend gegeben hatte, nach einer kurzen Abwesenheit, er hatte sich um ein Fenster, das der Wind aufgeblasen hatte, zu kümmern, gefroren war.

Doch bald mußte der Winter ein Ende haben. Der Meister hatte in einem Traum Blumen und frisches Wiesengrün gesehen. So entzündete er vorsichtig das Feuer, er hatte es erst hier so richtig zu schätzen gelernt, und, nachdem es nicht mehr fror rief er die Übrigen zum Gespräch mit dem Meister.

Als nun alle in der zwar beheizten aber kalten Halle saßen, hörte der Meisterden Fragen seiner Schüler zu. Ein sehr junger Mönch stellte die erste:


»Heute Nacht frohr mir so, daß ich unter die Decke von Fun-Zien steigen mußte, um nicht zu erfrieren. Wäre ich allein in der Nacht gewesen, so glaube ich, könnte ich nicht mehr hier sitzen. Wäre das auch TAO gewesen?«
»Was glaubst du, ist nicht TAO.« ( Der Schüler schwieg ) »Was glaubst du ist TAO?«

»Nun TAO ist alles, die absolute Leere und die Fülle, es verbirgt sich hinter allem, was wir in der Natur finden«.

»Warum sagtest du dann auf die Frage was TAO nicht ist: Schweigen? Und auf die Frage was TAO ist: Reden wie ein Wasserfall? ( Der Schüler verbeugte sich still )

Ein anderer Schüler zeigte dem Meister ein unbeschriebenes Stück Pergament und fragte: »Ist TAO nur die leere, oder ist es auch Dieses?«

»Welches?«

»Das leere Blatt.«

»Fragst du wegen der Leere oder wegen des Blattes?«

»Wegen beidem«

»Die Natur der Schrift ist das Blatt, die Natur des Blattes ist die Leere, die Natur der Leere ist das Schweigen. Wer Schweigen hat, sagt alles«

»Sagt Meister, warum ist TAO so grausam? Warum tötet es, zerstört und liebt nicht das, was es erschafft?«

»Wenn du Hunger hast, raubst du einer Pflanze die Blätter, die sie mit großer Mühe aufbaute. Wenn du dich wäschst, dann verschmutzt du die Wohnung der Fische, wenn du umhergehst, zermalmst du manches Wesen. Dein Leben, dabei führst du es mit Bedacht, zerstört ständig.«

»Aber ist es nicht die Natur, welcher ich folge?«

»Die Natur des TAO's ist auch Zerstörung. Aber es trennt nicht. Es Ist «

»Was würdest du als meinen Sinn bezeichnen?«

»Was wurdest du als meinen Unsinn bezeichnen?«, fragte der Meister und fuhr fort: »Was ist Wahrheit? Es ist eine in Worte gefaßte Meinung. Soviel Menschen, soviel Worte, soviel Meinungen, soviel Wahrheit. Die Wahrheit aber kommt mit wenigen Worten aus. Sie ist einfach, unbegrenzt und kann nicht in Worte gefaßt werden. Wenn ich erkläre, dann muß ich eingrenzen. Ziehe ich aber Zäune, dann gibt es nicht mehr die Wahrheit, die alles Umfaßt, sondern es ist die beschränkte Wahrheit. Tao kann nur erfahren werden. Es offenbart sich überall, denn es ist alles. Doch sobald man versucht, es zu erklären, wird es in einen umgrenzten Raum gesteckt, in den es gar nicht ganz paßt. Es bleibt immer auch außen vor, denn es ist das Fundament, auf das ich baue, es ist die Substanz, mit der ich baue. Es ist wirklich ALLES UND NICHTS. Doch rede ich über das Tao, will ich einem alles darüber mitteilen. Doch wie soll ich mit ihm über das Nichts sprechen, dem Tao, dessen Samen es ist?«

Tao ist Leer
und in seinem Wirken
wird es nie gefüllt
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#2
(o/°)
danke für die gute Erklärung
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