(25-05-2010, 18:07)Coco schrieb: Und die Menschen haben dann einfach ihre Gegenstände vor das Bild gelegt? Oder wie lief das ab´?
Der Normalfall eines Opfers war das Schlachtopfer. Es handelte sich durchwegs um essbare Tiere. Bevorzugte Opfertiere waren Schwein, Schaf und Rind, aber auch Geflügelopfer waren nicht selten. Die Opfertiere mussten fehlerfrei sein, und sie sollten freiwillig zum Opferplatz gehen (sie durften nicht mit Gewalt dorthin befördert werden). Das Tier wurde mit Wasser (seltener mit Wein) besprengt. Ein Zucken des Kopfes oder ähnliche Bewegungen wurden als Zustimmung des Tieres, geopfert zu werden, interpretiert.
Vor der eigentlichen Opferhandlung wurde durch den Priester ein Gebet gesprochen. Größere Tiere wurden mit der Opferaxt (dem Opferhammer) betäubt. Danach wurde den Tieren die Halsschlagader durchgeschnitten und der Altar mit Blut bespritzt. Begleitet war die Handlung vom rituellen Opferschrei der Frauen.
Das Tier wurde enthäutet und zerlegt. Das Fleisch diente für ein Festmahl. Die Gottheit, für die das Opfer bestimmt war, bekam die Haut, die Knochen und ein Teil des Fetts als Brandopfer dargereicht.
Daneben gab es noch andere Speiseopfer (Milch, Honig, Brot, Wein, Öl, Backwerk, etc.).
Seltener waren Vernichtungsopfer. Bei solchen Opfern wurden Dinge, die für den Opfernden von Wert waren, vernichtet (in der Regel verbrannt).
Auch Weihegeschenke waren üblich. Diese wurden vor dem Gottesbild abgelegt und waren danach Teil des Tempelschatzes.
Eine weitere Opferhandlung war die Götterbewirtung. Bei dieser wurde für die Gottheit ein Fest ausgerichtet. Ein Bildnis der Gottheit erhielt einen Ehrenplatz beim Festmahl. Eine solche Opferhandlung war mit der Hoffnung verbunden, die geladene Gottheit werde zum Fest erscheinen.
Das Opfermahl fand für gewöhnlich im Tempel statt, der Opferaltar befand sich vor dem Tempeleingang.
Der Tempel war als Wohnort für die Gottheit (Gottheiten) gedacht. Die Gottheit wurde vertreten durch ihr Kultbild.
Zu Lebzeiten der Kaiser wurden nicht den Kaisern, sondern für die Kaiser geopfert. Die jeweiligen Kaiser hatten entweder ihre eigene Kultstätte oder ihr Kultbild war in Tempeln, die anderen Gottheiten geweiht waren, aufgestellt. Ein Priesteramt im Rahmen des Kaiserkults übertragen zu bekommen, war eine außerordentlich ehrenvolle Aufgabe. Das Priesteramt (das Amt des Oberpriesters eingeschlossen) konnten auch Frauen bekleiden.
Getragen wurde der Kaiserkult von Vereinen (Augustales), in denen zumeist reiche Freigelassene mit Einsatz ihres Vermögens organisatorisch tätig waren. Ihnen oblag es, die Feste (Opfer, Gastmähler, Prozessionen, Wettspiele, etc.) zu Ehren des Kaisers vorzubereiten und in der Regel für für die Kosten aufzukommen.
MfG B.