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14-05-2010, 23:19
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 14-05-2010, 23:22 von miriam.)
wie und wo erlebt ihr Fanatismus im Alltag?
kennt ihr fanatische Menschen?
wo begegnet ihr ihnen?
wie erlebt ihr sie?
wie geht ihr damit um?
und noch ein Gedanke:
Kennt ihr Fanatismus bei euch selbst/ in euch selbst?
Wie geht ihr damit um?
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Nun, "Alltag", wenn man ein Fussballspiel besucht, erlebt man oft Fanatismus (ja, sogar hier in der Schweiz  ). Fans können ziemlich ausrasten. Und der tiefere Sinn eines Hooligan-Daseins hat sich mir noch nicht eröffnet. Aber das ist sicher eine Situation, in der man auf fanatische Menschen treffen kann. Ich persönlich versuche, ihnen aus dem Weg zu gehen.
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15-05-2010, 00:46
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 15-05-2010, 00:47 von miriam.)
mein Gedanke ist, ob nicht jede Überzeugung auch fanatisiert werden kann.
Die Frage ist, liegt es am Gedanken oder liegt der Fanatismus im Menschen selbst begründet.
Ist ein Fanatiker ein Charaktertyp oder ist er, so wie ich es mit meiner Psychologie im Hintergrund sehe ein kranker angstbessesener Mensch?
Haben Huligans einen schlechten Charakter oder was treibt sie an?
Wann ist Fanatismus gefährlich?
In der Masse?
Ist das was ich als Fanatismus erlebe, subjektiv also nur auf meine eigene beschränkte Anschauung bezogen?
Muss ich warten, bis eine Mehrheit sagt, das ist Fanatismus und kann geahndet werden?
Welche Funktion hat Polizei bei fanatischen Huligans?
Welches Selbstbewusstsein tragen solche Polizisten mit sich, dass sie Gerechtigkeit üben?
Ist Fanatismus immer wenn viele gegen einen sind?
Oder bedeutet Fanatismus immer die Diktatur der Stärkeren?
Was ist Stärke?
Alles nur subjektiv?
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15-05-2010, 02:38
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 15-05-2010, 02:47 von Franziskus.)
Ist Fanatismus per se, auch wenn er unbedingte Anhängerschaft voraussetzt, intolerant und gewalttätig? Oder ist das Wort, das in diesem Zusammenhang passender ist, nicht eher Fundamentalismus? Und ja, das sind wirklich Fragen, keine durchdachten Feststellungen. Ich kann mit dem Begriff "Fanatismus" relativ wenig anfangen. Nicht, weil mir die Bedeutung desselben nicht klar wäre, sondern weil der Begriff für mich zu diffus, zu allgemein ist. Was machen wir mit Fans von Unterhaltungsprodukten in diesem Zusammenhange?
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(15-05-2010, 00:46)miriam schrieb: mein Gedanke ist, ob nicht jede Überzeugung auch fanatisiert werden kann.
Ich glaube schon.
(15-05-2010, 00:46)miriam schrieb: Die Frage ist, liegt es am Gedanken oder liegt der Fanatismus im Menschen selbst begründet.
Ist ein Fanatiker ein Charaktertyp oder ist er, so wie ich es mit meiner Psychologie im Hintergrund sehe ein kranker angstbessesener Mensch?
Könnte doch beides der Fall sein.
(15-05-2010, 00:46)miriam schrieb: Haben Huligans einen schlechten Charakter oder was treibt sie an?? Ich bin mal 2 Hooligans im Zug gegenübergesessen. Waren junge Menschen, so ca. 16-18 schätze ich. Der eine hat seine neuen Lederhandschuhe hervorgezeigt, und geschwärmt wie weh das tun würde, wenn er jemanden damit prügelt. Und sie haben darüber gelacht, dass des ersteren Vater Fussballtrainer ist. "Wenn der wüsste, dass sein Sohn ein "Huul" ist, bwahaha". Naja. Hat mich schon ziemlich angeekelt.
Aber ob die grundsätzlich einen schlechten Charakter haben, oder einfach ne schwere Kindheit hatten, keine Ahnung. Von Geburt an hat glaube ich niemand einen schlechten Charakter, der wird ja immer geformt.
(15-05-2010, 00:46)miriam schrieb: Wann ist Fanatismus gefährlich?
In der Masse?
Auch ein Einzeltäter kann einiges anrichten. Allerdings vermute ich, dass man erst in der Masse zu fanatischer Hochform aufläuft, wenn man von verschiedener Seite zuspruch bekommt, sich anpeitscht.
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15-05-2010, 14:03
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 15-05-2010, 14:03 von Franziskus.)
@Romero: Ich kann zu Hooligans nicht viel sagen. Das einzige, was ich von denen kenne, sind Youtube-Kommentare, in denen sie den Besuch bei der jeweils gegnerischen Mannschaft pompös ankündigen. Damals, kurz vor der WM, habe ich mal bei Youtube durch Zufall ein Video einer österreichischen Mannschaft (ich glaube sie hieß "Rapid") gesehen, in dem die Polizei die Ränge gestürmt hat, um Hools davon abzuhalten, ihr "Werk" fortzusetzen. (Ich fand den Kommentator so lustig, der anfing quasi "zwei Spiele" zu kommentieren und von dem "sehr beherzten Eingreifen" der Polizei sprach).
In den Videokommentaren haben sich Hools gegenseitig beschimpft und sich Tod und Teufel angekündigt. Ich hatte damals ehrlich gesagt nicht den Eindruck, dass es ihnen nur annähernd um Fußball ging, dass sie also fanatische Anhänger des Vereins gewesen wären. Polnische Hooligans kündigten in demselben Videos damals auch schon ganz deutlich ihre Ankunft in Deutschland bei der WM an, u.a. damit, dass sie Hitler endlich in den Arsch treten wollen.
Also in diesem Zusammenhang bin ich, aufgrund dieser natürlich ganz geringen Einsicht in die Thematik, eher geneigt, nicht davon auszugehen, dass Hools Fanatiker sind. Bloß weil irgendwo eine Kneipenschlägerei stattfindet, heißt es ja noch nicht, dass die Prügelnden die Kneipe toll finden. (Aber ich kann mich da auch irren - wie gesagt, meine Erfahrungen mit solchen Leuten sind begrenzt).
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Nun, du hast recht, Hooligans sind ganz bestimmt nicht Anhänger eines Sportvereins - schon gar nicht fanatische. Ich sehe ihren Fanatismus eher in dem unbändigen bestreben, bei bestimmen Sportveranstaltungen Schlägereien anzufangen. Ein Adrenalinkick der, wie ich höre, süchtig machen kann. Ob das nun Fanatiker sind, oder nur ziemlich dumme Adrenalinjunkies, das ist natürlich nun die Frage.
Vielleicht sollten wir Fanatismus erstmal genau definieren?
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(14-05-2010, 23:19)miriam schrieb: kennt ihr fanatische Menschen?
wie erlebt ihr sie?
wie geht ihr damit um?
Mir fallen da die Zeugen Jehovas ein, die uns regelmäßig besuchen - sehr nette Leute, aber von ihrer fixen Bibel-Idee so besessen, dass manche von denen kaum von was anderem reden können.
Beim letzten Geburtstag meiner Frau standen sie auch vor der Tür, wir baten sie herein zu Kaffee und Kuchen und um sich aufzuwärmen (war im Januar und recht kalt). Eine von ihnen ist quasi Stammgast bei uns und schafft es, von jedem x-beliebigen Thema wieder auf die Gottesfrage zu kommen.
Und ich hatte sehr den Eindruck, dass ihre Begleiterin (die zum 1. Mal bei uns war) echt peinlich davon berührt war, dass ihre Gefährtin nichts anderes im Kopf hat als immer nur "Jehova, Jehova".
(14-05-2010, 23:19)miriam schrieb: Kennt ihr Fanatismus bei euch selbst/ in euch selbst?
Wie geht ihr damit um?
Bei mir selbst ist mir das noch nicht aufgefallen, muß mich mal beobachten.
Beste Grüße, K - G - B
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(14-05-2010, 23:19)miriam schrieb: wie und wo erlebt ihr Fanatismus im Alltag? Ja, in den (Kirchen-)Gemeinden kann man hin und wieder Fanatiker antreffen. Meine Schwägerin und ihr Mann sind mal bei einer solch fanatischen (christlich-islamophoben) Veranstaltung "hinaus geflogen", weil sie es gewagt hatten, kritische Fragen zu stellen.
In meinem persönlichen Umfeld habe ich zweimal rechtslastige Fanatiker kennen gelernt - und mich dann von ihnen fern gehalten. Meine Frau kennt auch eine extrem-katholische Dame, die aber wohl eher Fundamentalistin (und keine Fanatikerin) ist.
wie erlebt ihr sie?
Mir persönlich sind fundamentalistische Menschen mit der Neigung, ihre Meinung koste es was es wolle "an den Mann zu bringen" einfach zuwider, weil ich davon ausgehe, dass Menschen, Meinungen und Zustände viel zu komplex sind, als dass man mit einfachen Parolen in Verbindung mit Gewaltdrohung zu einem einvernehmlichen Miteinander kommen kann.
wie geht ihr damit um?
Bisher ist es mir noch immer gelungen, solchen Menschen aus dem Weg zu gehen - also eher kein "Umgehen".
(14-05-2010, 23:19)miriam schrieb: Kennt ihr Fanatismus bei euch selbst/ in euch selbst? Nein.
Wie geht ihr damit um?
Falls sich dennoch eine Meinung bei mir allzusehr verfestigt haben sollte:
Ich bin meinen Gefühlen gegenüber zutiefst misstrauisch. Meine Lebenserfahrung hat vielfältig bestätigt, dass die gefühlsmäßige Reaktion auf Nachrichten und Kommentare gezielt gelenkt werden.
Es ist also allemal besser, neben den aktuellen Nachrichten auch noch andere Quellen zwecks Meinungsbildung anzuzapfen. Manchmal lohnt auch ein Blick in die Denke anderer Leute oder die Frage: Wem nützt meine so gesteuerte Ansicht oder mein Verhalten?
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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Ich denke, daß "Fanatiker" so etwas wie eine Rolle ist, die jemand spielt. Auch ein Trekker, der sich spitze Vulkanier-Öhrchen anklebt, zu jeder Convention rennt, am liebsten nur mit Seinesgleichen verkehrt (weil der Rest der Menschheit ihn nicht versteht) und zum Spaß Klingonisch lernt, ist ein Fanatiker. Nur wird der kaum jemals gewaltbereit sein, weil es eben seiner (selbstgewählten) "Rolle" nicht entspricht. Bei Hooligans dagegen gehört Gewalt (und die Neigung, sie auszuüben) zu den Hauptbestandteilen ihrer "Rolle". Und bei religiösem Fanatismus hängt es immer davon ab, was die Religion bzw. ihre Vertreter (ob "echt" oder "von eigenen Gnaden" - egal) dazu sagen.
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ich seh das auch so wie du Franziskus, das Beispiel mit der Kneipe ist gut, aber Fußballthema eignet sich hervorragend als Basis für die Hooligans.
Mir ist z.B. von einer Mutter bekannt, die überlegt ihren Sohn aus dem Eishockey-Verein zu nehmen, da bereits hier ein Feindbild gegen den Nachbarort, als anderer Eishokey-Verein aufgebaut wird.
Es heißt intern, vom Trainer!, wer zu denen (dem Nachbarort) wechselt, steigt ab. Also Minifeindbild für kleine Kinder ?
Motiviert das beim Spielen zum Gewinnen, gegen den 'Feind'?
Für Fanatismus ist immer ein Feindbild nötig.
Haben wir Feindbilder?
Was braucht es dazu?
Genügt es wenn die anderen ein Feindbild gegen uns haben und wir davon wissen?
Die Polizei eignet sich auch als Feindbild.
Das Feindbild ist die Grundlage für den Fanatismus.
Als Fundamentalist habe ich keine Feindbilder, sondern versuche nur Sicherheit in eine unsicheren Welt hineinzubehaupten?
Es gibt auch Fanatiker gegen sich selbst.
Ernährungsideologien z.B.
die schweren Mangel auslösen.
Zeugen Jehovas haben ein umfassendes Feindbild, aber legen das Gewicht nicht auf die Feindschaft sondern auf ihr Auserwähltsein.
Auf ihr geistiges Paradies, zu dem sie mehr oder weniger zwanghaft jeden einladen müssen.
Ein Gebot der Bibel aus ihrer Sicht.
Ekkard schrieb:Ja, in den (Kirchen-)Gemeinden kann man hin und wieder Fanatiker antreffen. Meine Schwägerin und ihr Mann sind mal bei einer solch fanatischen (christlich-islamophoben) Veranstaltung "hinaus geflogen", weil sie es gewagt hatten, kritische Fragen zu stellen. ja Fundamentalismus religiös gefärbt
ein Missbrauch der Bibel
kranke Seelen, vielleicht auch mit Angst vor Gott geschürte seelische Zwänge.
Religiöser Fanatismus hat eine ganz eigene Ausprägung, finde ich.
Weil es um das Seelenheil, um die Ewigkeit geht.
Der kranke Glaube projiziert die eigene Unzulänglichkeit, vor Gott, auf andere Gläubige oder Nichtgläubige. Wer Gott so erlebt, als Angstgestalt, muss dringend an sich arbeiten.
Religiöser Fanatismus ist für mich besonders unereichbar, da das Gottesbild selbst verfälscht ist.
Und ein Gottesbild ist eines der grundlegendsten seelischen Inhalte und ganz und gar mit der eigenen Identität verbunden.
Ekkard schrieb:Falls sich dennoch eine Meinung bei mir allzusehr verfestigt haben sollte:
Ich bin meinen Gefühlen gegenüber zutiefst misstrauisch. Meine Lebenserfahrung hat vielfältig bestätigt, dass die gefühlsmäßige Reaktion auf Nachrichten und Kommentare gezielt gelenkt werden.
Es ist also allemal besser, neben den aktuellen Nachrichten auch noch andere Quellen zwecks Meinungsbildung anzuzapfen. Manchmal lohnt auch ein Blick in die Denke anderer Leute oder die Frage: Wem nützt meine so gesteuerte Ansicht oder mein Verhalten? find ich gut lieber Ekkard deine Gedanken hier - ich denke ähnlich, hätte es nur nicht so gut formulieren können :)
Misstrauisch mir selbst gegenüber, heißt unter Umständen ein Stopp an meine Gedanken und Gefühle -an welchen Werten messe ich sie?
Hinterfragen von Einschätzungen -an welchen Maßstäben?
Fanatismus überwinde ich nicht mit Fanatismus sondern wie?
Fanatismus = Feindbild?
und
wieviel Raum braucht der Fan - der Fanatiker für seine Idee.
Die Welt - oder sein Wohnzimmer
Kämpft er gegen alle, gegen andere potenzielle Fanatiker, gegen sich selbst.
Wieviel Sendungsbewusstsein hat er.
Wieviel Gewaltbereitschaft.
Wieviel Rachegelüste.
(Rachegelüste bedeutet im Kopf geht das Belohnungszentrum an, wenn der wahrgenommene Gegner geschädigt wird!)
Wie kann man den Fanatiker stoppen, immer nur mit den gleichen Mitteln?
Die Geschichte sagt ja, oder?
(15-05-2010, 21:22)K - G - B schrieb: Mir fallen da die Zeugen Jehovas ein, die uns regelmäßig besuchen - sehr nette Leute, aber von ihrer fixen Bibel-Idee so besessen, dass manche von denen kaum von was anderem reden können.
Beim letzten Geburtstag meiner Frau standen sie auch vor der Tür, wir baten sie herein zu Kaffee und Kuchen und um sich aufzuwärmen (war im Januar und recht kalt). Eine von ihnen ist quasi Stammgast bei uns und schafft es, von jedem x-beliebigen Thema wieder auf die Gottesfrage zu kommen.
Und ich hatte sehr den Eindruck, dass ihre Begleiterin (die zum 1. Mal bei uns war) echt peinlich davon berührt war, dass ihre Gefährtin nichts anderes im Kopf hat als immer nur "Jehova, Jehova".
Find ich toll, dass ihr so reagiert habt. Machen bestimmt die wenigsten die Zeugen Jehovas auch noch in ihr Haus lassen.
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(17-05-2010, 12:57)miriam schrieb: ich seh das auch so wie du Franziskus, das Beispiel mit der Kneipe ist gut, aber Fußballthema eignet sich hervorragend als Basis für die Hooligans
solls hier um fanatiker gehen oder um hools?
Zitat:Mir ist z.B. von einer Mutter bekannt, die überlegt ihren Sohn aus dem Eishockey-Verein zu nehmen, da bereits hier ein Feindbild gegen den Nachbarort, als anderer Eishokey-Verein aufgebaut wird.
Es heißt intern, vom Trainer!, wer zu denen (dem Nachbarort) wechselt, steigt ab. Also Minifeindbild für kleine Kinder ?
Motiviert das beim Spielen zum Gewinnen, gegen den 'Feind'?
na klar. das heißt doch nix anders als "ihr seid die besseren!"
ich seh da noch kein "feindbild", wie "mini" auch immer
Zitat:Für Fanatismus ist immer ein Feindbild nötig
nö
welches feindbild soll denn z.b. ein fanatischer bodybuilder haben, oder ein fanatischer opernliebhaber?
Zitat:Haben wir Feindbilder?
Was braucht es dazu?
Genügt es wenn die anderen ein Feindbild gegen uns haben und wir davon wissen?
Die Polizei eignet sich auch als Feindbild
nicht alle
nicht viel
nein
natürlich
aber was willst du uns mit dieser erratischen zusammenstellung sagen?
Zitat:Das Feindbild ist die Grundlage für den Fanatismus
nein, wieso?
Zitat:Als Fundamentalist habe ich keine Feindbilder, sondern versuche nur Sicherheit in eine unsicheren Welt hineinzubehaupten?
gilt sicher nicht für alle fundis. eher für die wenigsten
Zitat:Zeugen Jehovas haben ein umfassendes Feindbild, aber legen das Gewicht nicht auf die Feindschaft sondern auf ihr Auserwähltsein
welches feindbild wäre das?
Zitat:Religiöser Fanatismus ist für mich besonders unereichbar, da das Gottesbild selbst verfälscht ist
ist die behauptung, andere gottesbilder als das eigene seien "verfälscht", nicht selber schon ausdruck von fanatismus?
Zitat:Fanatismus = Feindbild?
und
wieviel Raum braucht der Fan - der Fanatiker für seine Idee.
Die Welt - oder sein Wohnzimmer
Kämpft er gegen alle, gegen andere potenzielle Fanatiker, gegen sich selbst.
Wieviel Sendungsbewusstsein hat er.
Wieviel Gewaltbereitschaft.
Wieviel Rachegelüste
es ist einfacher zum mitlesen, wenn fragen nicht als aussagen formuliert werden
um eine antwort zu geben: kommt auf den einzelfall an...
deine versuche, pauschale "wahrheiten" zu formulieren, dürften von vornherein zum scheitern verurteilt sein
Zitat:Rachegelüste bedeutet im Kopf geht das Belohnungszentrum an, wenn der wahrgenommene Gegner geschädigt wird!
ist das so?
Zitat:Wie kann man den Fanatiker stoppen, immer nur mit den gleichen Mitteln?
Die Geschichte sagt ja, oder?
nein
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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Ich denke auch, dass Feindbilder nicht unbedingt zum Fanatismus gehören, aber sehr wohl gehören können. Eher braucht der Fanatismus eine gewisse Zielvorstellung und ein Gemüt, das hinreichend schmalspurig diese idealisiert. Die Feinde ergeben sich mehr dadurch, dass anderen solcherlei Ziel als "nicht so wichtig", gar schädlich empfinden.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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20-05-2010, 18:22
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 20-05-2010, 18:30 von miriam.)
Zitat:Eher braucht der Fanatismus eine gewisse Zielvorstellung und ein Gemüt, das hinreichend schmalspurig diese idealisiert. Die Feinde ergeben sich mehr dadurch, dass anderen solcherlei Ziel als "nicht so wichtig", gar schädlich empfinden.
für mich ist das eine Definition für 'Feindbild', lieber Ekkard :icon_biggrin:
ok
mal ein Beispiel eine Geschichte aus dem Alltag:
Ich hab beruflich schon paarmal mit Kosovo-albanern, Kosovaren zu tun gehabt, bei uns hier in der Stadt gibt´s sehr viele davon.
Und ich kenne inzwischen ein bisschen ihr muslimisches Selbstbild, Selbstverständnis, so auch als eine gemeinsame Haltung -> ein bisschen Schweinefleischverzicht, ein bisschen Fasten, mehr oder weniger, so wie einer möchte, und den Koran im Wohnzimmer an einem schönen Platz bei den anderen wichtigen Dingen im Regal.
Das meine ich nicht abwertend sondern einfach beschreibend als Einschätzung aus meiner Sicht.
Fanatismus und bereits Fundamentalismus hat hier keinen Raum.
Weil ich mit Kosovaren Kontakt hatte, hab ich auch selbst versucht erstmal mir ein Bild vom Koraninhalt zu machen. (Das war vor einem Jahr  )
ok
Die Tage hab ich wieder beruflich mit einem Kosovaren zu tun, Familienvater, mittelalt.
Es ging um meine Einschätzung einer Situation, die er anders wertete, eine weitere Frau war aber genau meiner Ansicht.
Als Scherz sagte ich zu ihm, schau steht im Koran zwei Frauen gelten wie ein Mann, musst du gelten lassen was wir sagen.
Klar lacht er und fragt woher ich weiß was im Koran steht, er weiß nämlich nicht was im Koran steht.
Wir sprachen kurz über den Koran.
Sagt er dazu, mit einer Geste mit der Hand:
Er zeigt auf seinen Körper und fährt mit der nach oben offenen, flachen Hand entlang nach unten, wenn du Koran liest, wirst du kalt.
Das beeindruckt mich, oder besser hat einen klaren Eindruck bei mir hinterlassen.
Wenn du den Koran liest wirst du kalt.
Das ist nicht nur seine persönliche Einschätzung, es steht eine gemeinsame, vielleicht sogar gesellschaftliche Haltung dahinter.
Es ist eine vollkommen undogmatische Absage an die Dogmen einer Religion.
Eine gefühlte Absage.
Gefühle sind undogmatisch, weil nicht schwarz auf weiß beweisbar.
Find ich jedenfalls.
Nicht-Fanatismus und bereits Nicht-Fundamentalismus ist in sich auch schon anders strukturiert wie Fanatismus und auch wie Fundamentalismus, die Haltung ist bei Nicht-Fanatismus/Nicht-Fundamentalismus weich, flexibel und lebendig.
Wenn du kalt wirst verlierst du deine Lebendigkeit.
Das als Argument gegen Gesetzestreue und innere Härte, die durch Gesetzestreue entsteht.
Weich gegen hart.
Das Weiche, Gefühlte, muss sich grundsätzlich schützen mit einem umfassenden weichen Argument, dem Körpergefühl.
Find ich beeindruckend mit welcher Selbstverständlichkeit hier ein lebendiger Mensch spricht, der auch, so wie ich ihn im Beruflichen kenne, ziemlich integriert rüberkommt.
Z.B. hat er sich auch meiner Meinung und der der anderen Frau angeschlossen, weil ihn unsere Ansicht überzeugte. 
Also Beweglichkeit und Selbstkritik fähig.
Kalt sein als Körpergefühl nochmal mit einem anderen Aspekt bewertet.
Ich bin kein Neurologe, hab auch nirgends promoviert oder so.
Nur mit den Jahren Gedanken angelesen und vernetzt.
Wenn du den Koran liest wirst du kalt, weil sich in dir etwas festsetzt?
Eine Form der Unmenschlichkeit?
Wenn du dein Körpergefühl verlierst, wenn du das Gefühl für dich selbst verlierst, kannst du auch nicht mehr spüren, was ein anderer spürt.
Wir können nur nachempfinden was wir auch an uns selbst spüren, fühlen können.
In unseren Gehirnzellen ist es abgespeichert, das eigene Empfinden und damit auch das Wiedererkennen was andere fühlen.
Wenn wir einen anderen Menschen wahrnehmen, kann unser Gehirn gar nicht anders als die Wiedererkennungsneuronen, die zu unserer Wahrnehmung des anderen Menschen passen, zu suchen und zu aktivieren.
Wie simulieren in uns den möglichen Gesamtzustand des anderen Menschen, seinen Gesichtsausdruck, seine emotionale Verfassung und in Zentelsekunden-Schnelle, stellt sich bei uns eine Deutung der Verfassung des anderen Menschen ein.
Wissenschaftler nennen das die -Theory of Mind-
Diese Einschätzung des anderen ist nur eine Konstrukt nur eine Interpretation und wir irren uns ständig.
Aber wir können auch unsere Einschätzung revidieren und immer dazu lernen und durch Nachfragen besser verstehen.
Eigentlich tun wir, na jedenfalls ich, das ständig.
Verstehen versuchen was ein anderer meint oder fühlt oder ein Urteil dazu fällen, dass wir nicht verstehen, was ein anderer meint oder fühlt, und mich mit anderen dazu austauschen, was ein anderer meint oder fühlt, usw usw. Na den ganzen Tag reden wir darüber, bereits im Smaltalk, ich habe heute soundso und du? Der oder die hat dieses oder jenes gesagt, ich finde aber...verstehst du das??
Verstehst du das?
Ja, oder Nein?
Die Einschätzung des anderen hilft uns im Kleinen wie im Großen, bei Kälte bei Regen bei Stau und bei Finanzproblemen der Welt.
Nochmal zur Gesetzlichkeit der Religionen, der Weltanschauungen.
Ob durch das Zulassen von Gesetzlichkeit, durch Zulassen von Dogmen als allgemeingültige Werte, ein inneres System der 'Härte/Kälte' in uns Wirkung gewinnt, das uns unfähig macht, mit anderen offen umzugehen, so dass wir bei Nicht-Nachfühlbarem, Nicht-Wiedererkennbarem am anderen, einfach ein unabänderliches Urteil über ihn fällen mit dem wir uns z.B. über sein tatsächliches Selbstgefühl, 'Körpergefühl', hinwegsetzen?
Na ja, Thema Spiegelneuronen - damit haben sich hier noch nicht so viele auseinander gesetzt, will ich aber allen empfehlen, weil es Erkenntnisgewinn bringt :icon_biggrin:
z.B.:
Zitat:Wiki: Die Fähigkeit Empathie zu zeigen, hängt von der Fähigkeit ab, die Gefühle Anderer in unserem neuronalen System abzubilden. Während frühere Empathiemodelle natürlich ohne Miteinbezug der Spiegelneuronen auskommen mussten, hatte man die mögliche Bedeutung der Spiegelneuronen in Verbindung mit emotionaler Empathie schnell erkannt (Tsoory-Shamay 2009).
oder
Zitat:Auf den ersten Blick scheint die Fähigkeit, die Perspektive anderer Leute einnehmen zu können und ihre Intentionen zu erraten, eng mit der Fähigkeit verbunden zu sein, anderer Leute Gefühle zu verstehen. Der Begriff der Empathie wird in der wissenschaftlichen Literatur und in der Umgangssprache meist mit dem Begriff der Perspektivenübernahme gleichgesetzt (Singer 2006). Während Perspektivenübernahme oder Mentalizing in der wissenschaftlichen Psychologie mit der Bezeichnung Theory of Mind (ToM) in Beziehung steht und es sich dabei um die Einschätzung der Intentionen und des mentalen Status (Ziele, Überzeugung, Wünsche, Bedürfnisse) des Gegenüber handelt (theory-theory), referiert der Begriff Empathie mehr auf ein Mitfühlen der Gefühle des Gegenübers (simulation-theory) (Blair 2005).
http://de.wikipedia.org/wiki/Spiegelneuronen
Noch ein anderer Gedanke:
Kommt doch im Moment so der Kommentar im Radio, ich mein der Bericht, dass diese Bankiersfrau entführt wurde.
Warum sagt der Sprecher - und wir denken sofort nur an seinem Kommentar entlang - dass es eine Bankiersfrau ist?
- na, damit haben wir nichts zu tun.
Was der passiert, kann uns nicht passieren, wir sind keine Bankiers und keine Bankiersfrauen.
Unser Mitgefühl wird sofort reduziert, finde ich jedenfalls.
Kann ich bei mir beobachten.
:icon_cheesygrin:
Der Mensch ist doch verrückt, oder? :icon_rolleyes:
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