22-08-2023, 14:56
(25-01-2010, 23:05)Hikikomori schrieb: Von meiner Warte aus gesehen ist das ziemlich einfach. Wenn die absolute Wahrheit der eigenen Glaubensvorstellungen, ja der ganzen Konfession, angenommen wird darf von diesen Positionen nicht eine einzige infrage gestellt werden, denn damit würde gleichsam alles infrage gestellt.
Vor allem die Bibel und ähnliche heilige Schriften werden ja oft nicht als von Menschenhand geschaffene Überlieferungen sonzugte Herangehensweise.
Häufig werden dann andere christliche Glaubensinhalte als wichtig und wahrhaftig eingestuft, solche die dem eigenen Ethikverständnis eher entsprechen. Nächstenliebe, Vergebung und ähnlich positiv besetzte, der heutigen Zeit angemessenen Begriffe. Durch diese Entscheidung nimmt man aber in Kauf jede Position kritisch zu betrachten zu müssen und gegebenfalls zu verwerfen, was den Glauben letztendlich auf seine Grundpositionen zurückwerfen und damit verwässern, ja marginalisieren kann. Letztlich alle Atheisten die nicht schon als solche erzogen wurden kommen über eine solche "Treppe" zu ihren Überzeugungen und ihrem Weltbild. Vielleicht ist sie deshalb so unbeliebt, weil geahnt wird wohin sie führt.
Zweitens, man verdrängt diese, häufig dennoch unterbewußt wahrgenommenen, Differenzen ähnlich wie ein Mensch der von einem Elternteil mißhandelt wurde seine Angst und Wut vor beziehungsweise auf diesen Menschen verdrängt und sie in andere Dinge umwandelt, in diesem Fall oft in Selbsthaß, starke Minderwertigkeitskomplexe und ähnliches. Zugebenermaßen dürfte diese Art damit umzugehen selten sein.
Die dritte Methode damit umzugehen ist meiner Ansicht nach die häufigste, Anpassung. Das Weltbild und eigene ethische Maßstäbe werden dem Unantastbaren angepasst, da die umgekehrte Herangehensweise dem Heiligen Kratzer zufügen würde was nicht erlaubt ist.
Anpassung ist wohl besonders deshalb so einfach weil menschliche Moral zwar einen Handlungsleitfaden abgibt es aber es relativ leicht möglich ist diesen zu verlassen um anderen Maximen zu folgen. Bei Verbrechern ist das üblicherweise die eigene Bereicherung oder Haß, bei religiösen Menschen der als unantastbar empfundene Gott und alles was scheinbar von ihm kommt.
Hallo Hikikomori,
erstens: es gibt es keine "absolute Wahrheit", welche unserer Spezies zugänglich wäre! Die Menschen müssen sich also lediglich mit messbaren, überprüfbaren Richtigkeiten zufrieden geben.
Zweitens: von absoluter Wahrheit ist jede "Glaubensvorstellung" deutlich getrennt, denn ihre Betonung liegt nun mal sprachlich eindeutig auf dem Wort "glauben".
Drittens: hierbei nützt auch keine Anpassung, denn es bleibt nach wie vor beim Wort "glauben".
Viertens: gerade diejenigen, welche die Bibel als ein nicht von Menschen inspiriertes Werk betrachten, sollten sich einen Abschnitt bei JESAJA (55, 8-12) vor Augen führen.
Dort lässt "Gott" über den Propheten unmissverständlich ausrichten:
>> Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der Herr; sondern soviel der Himmel höher ist denn die Erde, so sind auch meine Wege höher denn eure Wege und meine Gedanken denn die euren Gedanken... <<
Eine an sich zeitlose Aussage, welche auch den "modernen" Menschen ansprechen dürfte, zumal die Gehirnforscher zugeben, dass sie nicht wissen, wie das Gehirn beim Denken arbeitet. Es breiten sich zwar eine Unmenge elektrischer Signale im menschlichen Gehirn aus, wenn es denkt.
Wie jedoch das Gehirn aus unzähligen Reizen einen zusammenhängenden Eindruck entwickelt, der etwa dem einer zurückliegenden Urlaubssfahrt entspricht, ist ein bis heute ungelöstes Rätsel. Denn die Erkenntnis, dass elektrische Signale von einer Nervenzelle zur nächsten fließen, sagt ja noch nichts über deren Bedeutung aus, geschweige denn darüber, wie die Neuronen-Verbände jeweils zusammenarbeiten.
Gruß von Reklov