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Hirnforschung - Warum Menschen glauben
#16
Wie oben beschrieben: Als Nebenprodukt einer kognitiven Anpassung.
"What can be asserted without proof can be dismissed without proof." [Christopher Hitchens]
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#17
(18-12-2009, 15:40)humanist schrieb: Wie oben beschrieben: Als Nebenprodukt einer kognitiven Anpassung.

war das deine antwort auf:

welchen "natürlichen zweck" erfüllt denn religiosität z.b. für den atheisten "humanist"?

dann verstehe ich sie nicht
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#18
Eigentlich hat Religiosität keinen natürlichen Zweck.
Ich würde sie als Hypersensibilität der Mustererkennung definieren (s. erster Beitrag).
Als Folge davon, projizieren Gläubige Gedanken und Gefühle auf nichtmenschliche Entitäten (s. zweiter Beitrag).

Was der Mensch draus macht (dem Gehirnprozess einen Sinn geben), ist wieder was anderes.
"What can be asserted without proof can be dismissed without proof." [Christopher Hitchens]
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#19
(18-12-2009, 18:21)humanist schrieb: Eigentlich hat Religiosität keinen natürlichen Zweck.
Ich würde sie als Hypersensibilität der Mustererkennung definieren (s. erster Beitrag).
Als Folge davon, projizieren Gläubige Gedanken und Gefühle auf nichtmenschliche Entitäten (s. zweiter Beitrag).

Was der Mensch draus macht (dem Gehirnprozess einen Sinn geben), ist wieder was anderes.

ja eben. religiosität ist imho in dieser sinngebung angesiedelt, und nicht in den ihr vorausgehenden physiologischen funktionen

wie ich auch ekkards beitrag 13 verstanden habe
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#20
(18-12-2009, 12:51)petronius schrieb: welchen "natürlichen zweck" erfüllt denn religiosität z.b. für den atheisten "humanist"?
Ich denke, Religiosität wird hier zu eng und zu sehr individualisiert gesehen.

Zu eng deshalb, weil eine Spezies mit hohem Grad einer Vernetzung (Mensch in Gesellschaft) auf ein Wertesystem angewiesen ist, sonst funktioniert "Gesellschaft" nicht. Dass sie, zumindest in kleineren Gruppen funktioniert, dürfte offensichtlich sein. Über Großgesellschaften und deren übergeordnete Konflikte rede ich hier nicht. Die Vernetzung funktioniert im Übrigen auch in akademischen Zirkeln, in Buchclubs und in Internetforen. Diese Gesellschaften "funktionieren", weil die Individuen gewisse Regeln einhalten, wenn auch bisweilen rudimentär. Religionslehren der größeren (Dorf- oder Stadt-)Gesellschaften sind meiner Meinung nach nichts anderes als Bewahrer jener Regeln, was "man" tut oder was "man" besser lässt. Das Medium ist die Erzählung.

Damit sind wir zugleich bei der hier vorherrschenden individuellen Betrachtungsweise: Nicht das Individuum ist religiös, sondern die Gemeinde, die Gesellschaft, die Gruppe. Und "religiös" würde ich hier ersetzen durch "gebunden an den Gesellschaftsgeist". Das kann genauso gut die staatliche Wertegemeinschaft sein, wie die Mafia, um einmal zwei säkulare "Geister" zu benennen.

Das menschliche Gehirn ist nicht dazu da, Probleme zu lösen, sondern das Überleben zu sichern, wozu auch gehört, in der menschlichen Gesellschaft zu überleben. Wahrscheinlich ist diese Bedingung dermaßen allgemein, dass sie sich an jeden "Gesellschaftsgeist" anzupassen im Stande ist. So kann jede Art Klatsch, Tratsch, tendenziöse Berichterstattung, Philosophie, Erzählung in ihrer Gesamtheit die Grundlage einer "Religion" (im Sinne der Bindung an einen Corpsgeist) werden.
Das könnte vor allem erklären, warum keine Religion und auch sonst keine Weltanschauung allein herrscht. Bei einer echten evolutionären Eigenschaft, müsste "Religion" so ähnlich wirken wie Dunkelangst, Todesangst usw.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#21
Diese Sichtweise ist mir nicht unbekannt. Viele Weltsichten (politische, wirtschaftliche, säkulare etc.) unter Religiosität zu zählen. P.d. ist Religiosität jedoch (gemeinschaftlicher) Glaube an Transzendenz.

Das wissenschaftlich untersuchte Thema befasst sich vor allem mit individueller Religiosität: Hirnforschung, Entstehungsgrund von Religiosität, Faktoren der Verstärkung. Aus dieser individuellen Religiosität kann wiederum eine gemeinschaftliche entstehen.
"What can be asserted without proof can be dismissed without proof." [Christopher Hitchens]
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#22
@Humanist
Auch andere "Korpsgeister" als Gott müssen als Grenzüberschreitung (Transzendenz) des sich zunächst auf der individuellen Ebene vollziehenden Beziehungsgeflechtes innerhalb einer Gesellschaft gesehen werden. Erst auf dieser (transzendenten) Ebene gibt sich eine Gemeinschaft jene Regeln, welche die Gemeinschaft auszeichnen.

Wer ist den dieses "sich"? Ganz offensichtlich wirken menschliche Gemeinschaften (Vereine, Kirchen, Kultusgemeinden) gruppendynamisch über das Individuum hinaus.

Wenn nun Hirnforschung feststellt, dass dies alles biologisch angeboren ist, dann muss diese Anpassung gleichwohl gesamtgesellschaftlich betrachtet werden. Die Evolution wirkt nicht nur auf unser Genom, sondern auch auf die Kultur und damit auf ihre "Gesellschaften".
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#23
Darauf antworte ich mit einem Beitrag von Petro:
religionsforum.de/showthread.php?tid=4171&pid=69926#pid69926
"What can be asserted without proof can be dismissed without proof." [Christopher Hitchens]
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#24
Ich kann auch nicht wirklich erkennen, dass politische, wirtschaftliche, säkulare Weltsichten etwas mit Transzendenz zu tun haben.
"What can be asserted without proof can be dismissed without proof." [Christopher Hitchens]
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#25
Die "innerweltliche Transzendenz" verläuft von der Erfahrungswelt des Einzelnen zur abstrakten Anschauung von Vielen. Das ist dasselbe wie bei der Entwicklung von Religionen. Dort werden auch viele Erfahrungen zu einem System destilliert, in dem etwa Heiliges, Übergeordnetes, Transzendentes die Gemeinde steuert, ihr Regeln verpasst, eine Werteordnung und -hierarchie verlangt.

Gruppengeist, gemeinschaftliche Erfahrungen und Gruppendynamik sind doch nichts anderes als eine "innerweltliche Transzendenz" = Überschreitung der individuellen Erfahrungswelt. Selbstverständlich kommt so auch Sinngebung aus der Gruppe zurück zum Individuum.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#26
Im traditionellem Sinne meinte ich mit Transzendenz Übernatürliches, außerhalb unserer materiellen Welt. Seelen, Götter, Fabelwesen etc. Dinge, deren Existenz mit naturwissenschaftlichen Methoden nicht beweisbar ist.

In diesem Sinn wird auch die wissenschaftliche Forschung zum Thema Religiosität betrieben. Warum ich meine, dass man nicht alles unter Religiosität zählen darf.
"What can be asserted without proof can be dismissed without proof." [Christopher Hitchens]
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#27
dritter Beitrag (aus der eingangs genannten Zeitschrift): Weltangst schürt die Gottesfurcht
-Religiosität stark bedingt durch Erziehung und Gesellschaft, soziale Faktoren, psyschiche Befindlichkeit, genetische Veranlagung, Angst, soziale Ungerechtigkeit und Autoritätsgläubigkeit
-Autoritarismus, Konsvervatismus und Religiosität sind eng miteinander verknüpft
-Autoritätsgläubigkeit hat starke erbliche Prädisposition (40-60%)
-Autoritätsgläubigkeit korreliert stark mit Unsicherheit, geringerer Intelligenz und Bildung, und zunehmendem Alter
-Je schlechter es einer Gesellschaft geht, desto stärker die Religiosität und umgekehrt
"What can be asserted without proof can be dismissed without proof." [Christopher Hitchens]
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#28
Die uralte Meta Physik, beschreibt ja schon solche "unerklärbaren" Phänomene die für den menschlichen Verstand nicht ersichtlich sind. Die Wissenschaft versucht da auch nur einen Rahmen für die Kognition zu bieten. Ist ja auch durchaus ok und interessant.
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#29
Und was sollte es darüber hinaus noch geben? Wenn es etwas gibt, wird es die Wissenschaft schon nachweisen.
Da sie es bisher nicht getan hat, handelt es sich wohl um einen blanken kognitiven Prozess ohne Hokuspokus.
"What can be asserted without proof can be dismissed without proof." [Christopher Hitchens]
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#30
Humanist,

dieser Satz ist klasse!

Zitat:-Religiosität stark bedingt durch Erziehung und Gesellschaft, soziale Faktoren, psyschiche Befindlichkeit, genetische Veranlagung, Angst, soziale Ungerechtigkeit und Autoritätsgläubigkeit

Und jetzt nenne mal noch etwas, durch das Religiosität nicht bedingt wäre!

Ich meine, wir hätten zu Transzendenz schon andernorts geschrieben.

Zitat:Ich kann auch nicht wirklich erkennen, dass politische, wirtschaftliche, säkulare Weltsichten etwas mit Transzendenz zu tun haben.

Vielleicht liegt das daran, daß du den Begriff Transzendez so eigenartig gebrauchst:

Zitat:meinte ich mit Transzendenz Übernatürliches, außerhalb unserer materiellen Welt. Seelen, Götter, Fabelwesen etc.

Würde, Gerechtigkeit und Europa sind Begriffe, die Transzendenz ausdrücken.

Gruß Dornbusch
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