Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Die dritte edle Wahrheit
#1
Wahrheit von der Aufhebung des Leidens: Erlöschen die Ursachen, erlischt das Leiden. Dies ist zu verwirklichen.


um die ursachen des leidens zu erlöschen, muss, wenn ich das richtig verstanden habe, letztendlich auch das glück erlöschen? dass im buddhismus auch das glück als leid betrachtet wird ist mir bekannt. aber weshalb ist im buddhismus das Nirvâna das angestrebte ziel? ich selbst betrachte folgende zwei ansichtsweisen gleichermassen als möglich:

1. glück kann man auch als leid empfinden - man kann glück empfinden und dabei unzufrieden sein. <-- wie buddha schon sagt...

2. leid kann man auch als glück empfinden - man kann sein leid geniessen.


wie sieht das aus der sicht des buddhismus aus? ist es nicht besser, wenn man sich auch einmal dem samsâra gibt?
Zitieren
#2
Hi cajeston.


Zitat:um die ursachen des leidens zu erlöschen, muss, wenn ich das richtig verstanden habe, letztendlich auch das glück erlöschen?
Das ist so nicht ganz richtig. Das Glück muss nicht erlöschen, man sollte ihm nur nicht anhaften. Es geht im Prinzip um die Erkenntnis, das jegliche Leidenschaft auch immer Leid mit sich bringt (Kommt aus der eigentlichen Wortbedeutung recht gut herraus :wink: ). Anhaften am Glück erzeugt nun aber Leidenschaft.

Die zwei Hauptbestandteile der Erkenntnis, bzw. des erlöschens der Leidenschaft sind Samâtha und Vidarsana.
Die verringerung der Leidenschaft durch fortgesetzte Anstrengung und das Erreichen von Weisheit durch innere Beschauung.
Es ist also nicht unbedingt nötig, auf Glück zu verzichten.


Zitat:dass im buddhismus auch das glück als leid betrachtet wird ist mir bekannt
Glück wird eigentlich nicht wirklich als Leid betrachtet. Die Sache ist nur die, Glück ist untrennbar mit Leid verbunden. Wo Glück ist, ist auch Leid.


Zitat:weshalb ist im buddhismus das Nirvâna das angestrebte ziel?
Im Nirvana gibt es kein Anhaften mehr. Dadurch auch kein Leid. Ob das Nirvâna eine Zustand des absoluten Glücks ist, wurde und wird oft diskutiert. Letztlich hat Buddha keine genaue Auskunft darüber gegeben.


Zitat: leid kann man auch als glück empfinden - man kann sein leid geniessen.
Es gibt so viele Formen von Leid, ich glaube nicht, dass es Menschen gibt die alle geniessen. (Vielleicht hab ich aber auch nur noch keinen kennengelernt? :wink: )


Viele Grüße, Nicolas
Zitieren
#3
Ach, das hab ich vergessen:

Zitat:ist es nicht besser, wenn man sich auch einmal dem samsâra gibt?

Man kann eigentlich nur wirkliches Mitgefühl, was im Buddhismus sehr wichtig ist, entwickeln, wenn man das Samsâra kennt, bzw. in ihm lebt. Es sollte im Prinzip das Leid der Lebewesen (aller Lebewesen!!) miterlebt werden. So kann Metta (tib. Maitri = liebende Güte) entwickelt werden.
Das ist z.B. ein Teil der Lojong Geistesschulung.

Viele Grüße!
Zitieren
#4
Hallo Abendsee,

du schreibst:
Zitat:Die zwei Hauptbestandteile der Erkenntnis, bzw. des erlöschens der Leidenschaft sind Samâtha und Vidarsana.

Könntest du den Begriff Vidarsana einmal erklären. Und warum zählst du Samatha zu den Hauptbestandteilen der Erkenntnis. Nicht die Samatha-Meditation führt zur Erkenntnis, sondern die Satipatthana Vipassana Meditation. Meiner Meinung nach ist Samatha weder der Weg zur Erkenntnis noch ein Bestandteil der Erkenntnis. Könntest du deine Ansicht einmal näher erläutern.


Letztendlich wird im Nibbana (nirvana) alles aufgegeben: das Glück, das Leid, der Körper, die Gefühle, der Geist usw.

Gruß Florian
pamokkha
Zitieren
#5
Hi pamokkha.

Zitat:Könntest du den Begriff Vidarsana einmal erklären. Und warum zählst du Samatha zu den Hauptbestandteilen der Erkenntnis.

Klar kann ich. :wink:

Vidarsana heisst "weise Einsicht" oder "Scharfsicht". Es ist nur ein anderes Wort für Vipassanâ.

Ich halte das Samâtha für wichtiger. Vidarsana bzw. Vipassanâ kann nicht ohne fortgesetzte innere Beschauung praktiziert werden. D.h. Vidarsana baut auf Samâtha auf.

Deshalb ist es wichtig, beiden Techniken zu praktizieren. Beide wiedersprechen sich nicht, sondern bilden eine Einheit, einen Weg zur Erkenntnis.


Viele Grüße, Nicolas
Zitieren
#6
Hallo Abendsee,

du schreibst:
Zitat:Vidarsana bzw. Vipassanâ kann nicht ohne fortgesetzte innere Beschauung praktiziert werden.

Meiner Ansicht nach ist Vipassana fortgesetzte innere Beschauung. Wohingen bei Samatha das Meditationsobjekt auch häufiger ein "äußeres" Objekt ist, wie z. B. die Kasina, die Leichenbetrachtung oder die sechs Betrachtungen (anussati). Die Erwachung wird ja erlangt durch die Einsicht, daß die paramattha-dhamma vergänglich, leidvoll und wesenslos sind. Die paramattha-dhamma sind die auschließlichen Objekte der Vipassana-Meditation, wohingen dies bei Samatha nicht der Fall ist. Kasina, Leichenfeldbetrachtung usw. sind keine paramattha-dhamma, und deshalb können sie meiner Meinung nach nicht das Feld für die Erleuchtung sein. Die Vipassana-Übung selbst bringt ja auch den Geist zur Ruhe und führt zur angrenzenden Sammlung, der Klarheit des Geistes. Trotzdem halte ich Samatha für wichtig, aber nur von unterstützender Bedeutung für die, dem Buddha eigene, Satipatthana Vipassana Meditation.

Gruß Florian
pamokkha
Zitieren
#7
Vielen Dank für die Antworten. Die Sache mit dem Glück und dem Leid habe ich nun verstanden. Aber was beinhaltet eine innere Beschauung?

[Bild: merci.gif]
Zitieren
#8
Hi pamokkha.

Zitat:Kasina, Leichenfeldbetrachtung usw. sind keine paramattha-dhamma, und deshalb können sie meiner Meinung nach nicht das Feld für die Erleuchtung sein. Die Vipassana-Übung selbst bringt ja auch den Geist zur Ruhe und führt zur angrenzenden Sammlung, der Klarheit des Geistes. Trotzdem halte ich Samatha für wichtig, aber nur von unterstützender Bedeutung für die, dem Buddha eigene, Satipatthana Vipassana Meditation.

Ich bin zwar nicht dieser Meinung, akzeptiere sie aber natürlich. Für mich ist Vipassanâ eine Meditationstechnik, die sich ohne citt' ekaggatâ (Einspitzigkeit des Geistes) und avikkhepa (Sammlung oder "Nicht-Zerstreutheit) nicht praktizieren lässt. Beide sind Bestandteile des Samâtha.

Auch halte ich z.B. die Leichenfeldbeschauung für wichtig. Sie ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur überwindung des Anhaftens.

Aber das macht eben das schöne am Buddha Dharma aus. Jeder kann seinen eigenen Weg finden :wink:

Viele Grüße, Nicolas
Zitieren
#9
Hi cajeston.

Zitat:Aber was beinhaltet eine innere Beschauung?

Da unterscheiden sich viele Schulen des Buddhismus. Aber als Beispiel: Wenn du irgend ein Gefühl empfindest (ich habe die Erfahrung gemacht, das es mit negativen besser funktioniert :roll: ), solltest du es genau "betrachten" bzw. "analysieren". Irgendwann kommt man dann zur Einsicht, dass alle Gefühle gegenstandslos sind. Also warum sollten wir uns von ihnen beeinflussen lassen? :wink:

Als Beispiel vielleicht auch die Sati-patthânâ (ersten Meditationen):

1. Der Körper
2. Die Empfindungen
3. Der Geist
4. Die Lehre


Viele Grüße, Nicolas
Zitieren
#10
Abendsee schrieb:Als Beispiel vielleicht die Sati-patthânâ (ersten Meditationen):

1. Der Körper
2. Die Empfindungen
3. Der Geist
4. Die Lehre


Was ist damit gemeint? Sollte man sich bei der inneren Beschauung über diese dinge Gedanken machen, wenn man seine Gefühle analysiert?

------------------------------------------------------------------------------------

Ein weiteres Spezifikum des Vijñânavâda bildet dessen Wahrnehmungslehre. Nach dieser sind es nicht die Sinnesobjekte (Auge, Ohr, Nase usw.), die mit äußeren Objekten (Formen, Tönen, Gerüchen usw.) in Berührung treten und sich im Bewusstsein (Seh-, Hör-, Riechbewusstsein usw.) manifestieren, sondern die illusionären Sinnesobjekte und Bewusstseinszustände (Auge und Sehbewusstein, Ohr und Hörbewusstsein, Nase und Riechbewusstein usw.), welche in uns die Vorstellung von Formen, Tönen, Gerüchen usw. erzeugen.


Heisst das, dass man mit der entsprechenden Erkenntnis z.B. besser sehen oder besser hören könnte? Dementsprechend existieren doch alle Menschen, die man sieht ebenfalls nicht. Wesshalb gibt man sich denn noch mit Menschen ab? Es ist doch schwieriger aus einer Illusion heruaszufinden, wenn man sich noch speziell mit ihr abgibt.

------------------------------------------------------------------------------------

Wie ihr seht bin ich noch ein Neuling in sachen Buddhismus. Was kann ich machen, um mich in die Buddhistische lehre einzuleben? Oder worüber sollte ich nachdenken? - Wenn ihr ne denkaufgabe für mich hättet - das wäre irre ;)
Zitieren
#11
Hallo Abendsee,

du schreibst:
Zitat:Für mich ist Vipassanâ eine Meditationstechnik, die sich ohne citt' ekaggatâ (Einspitzigkeit des Geistes) und avikkhepa (Sammlung oder "Nicht-Zerstreutheit) nicht praktizieren lässt.

Wie gesagt, die Praxis des Vipassana führt zur Einspitzigkeit des Geistes. Der Vipassana-yanika, jemand der nur Vipassana praktiziert, erreicht durch diese Übung nach gewisser Zeit die 2. Stufe der Reinheit (satta-visuddhi): die Reinheit des Geistes (citta-visuddhi), welche unter anderem definiert ist als Erreichung der angrenzenden Sammlung (upacara-samadhi). Zu diesem Zeitpunkt sind die fünf Hemmungen im Geistes des Übenden zurückgedrängt. Durch kontinuierliches Weiterüben und erreichen weiterer Stufen der Reinheit tritt der Übende in die sogenannten "Vipassana jhana" ein, die nicht identisch sind mit den samatha jhana.

Derjenige, der innerhalb einer Meditationssitzung zuerst die samatha jhana erreichen will und von da an Vipassana praktizieren möchte, der muß zuerst aus der z. B. dritten Vertiefung heraustreten und sich auf die angrenzende Sammlung begeben.


Gruß Florian
pamokkha
Zitieren
#12
Hi cajeston.

cajeston schrieb:Was ist damit gemeint? Sollte man sich bei der inneren Beschauung über diese dinge Gedanken machen, wenn man seine Gefühle analysiert?
Nein, du solltest über die Sati-patthânâ meditieren. Das bedeutet im Prinzip, das du dir deinen Körper und alle Bestandteile dessen genau betrachtest. Das wäre dann der erste Teil.

Als Beispiel ein Teil einer Meditation des Tiêp-Hiên-Ordens:

Einatmend bin ich mir
meiner Augen bewußt.
Ausatmend sehe ich, dass die
Geburt meiner Augen von
Bedingungen abhängt.

Einatmend sehe ich, dass meine
Augen nirgendwo herkommen.
Ausatmend sehe ich, dass
meine Augen nirgendwo hingehen.


usw.
das könnte man beliebig für alle Körperteile so fortsetzen.

Zitat:Ein weiteres Spezifikum des Vijñânavâda bildet dessen Wahrnehmungslehre.
Wenn ich das noch richtig weiss, ist mit Vijñânavâda die Yogâcâra-Schule gemeint, oder? Vielleicht wäre es für den Anfang besser, sich erst einmal mit dem Pali-Kanon zu beschäftigen. Alle buddhistischen Schulen haben ihn als Grundlage.

Zitat:Heisst das, dass man mit der entsprechenden Erkenntnis z.B. besser sehen oder besser hören könnte?
Nein, das bedeutet eigentlich nur, das man die Dinge so wahrnimmt, wie sie wirklich sind.
Zitat:Dementsprechend existieren doch alle Menschen, die man sieht ebenfalls nicht.
Menschen und alle anderen Dinge sind "leer". Das bedeutet, sie haben keine eigene, unabhängige Existenz. Darum geht es. Physisch existieren wir ja alle :)
Zitat:Was kann ich machen, um mich in die Buddhistische lehre einzuleben?
Tägliches Meditieren und/oder Lehrreden lesen wäre ein Anfang.
Zitat:Oder worüber sollte ich nachdenken? - Wenn ihr ne denkaufgabe für mich hättet - das wäre irre
Ich könnte dir hier eine einfache Meditation posten, wenn du das möchtest.


Viele Grüße, Nicolas
Zitieren
#13
Hi Florian. Dazu muss ich jetzt nachlesen. :roll: Das hab ich nicht alles im Kopf. :wink:

Ich schreib dir in den nächsten Tagen eine Antwort, okay?

Viele Grüße, Nicolas
Zitieren
#14
Hallo cajeston,

folgender Link:

http://www.scheidemantel-florian.de/budd...sana2.html

führt dich zu einer Einleitung in die Meditation, allerdings in englischer Sprache. Der Aufsatz stammt von Mahasi Sayadaw einer der bekanntesten Mediationsmeister der Neuzeit und behandelt die hier schon angesprochene Vipassana Satipatthana Meditation.

Das Vijnanavada (wörtlich: Weg vom Bewußtsein) hat gewisse Ähnlichkeiten mit dem europäischen Solipsismus. Nimmt in der buddhistischen Philosophie aber eine Sonderstellung ein. Eben aufgrund ihrer Lehre, daß die wahrgenommenen Objekt nicht nur leer sind, sondern eben auch nicht existieren. Sind sind lediglich Einbildungen unseres eigenen Geistes/Bewußtseins. Eine sehr interessante Philosophie, aber vielleicht nicht gerade der richtige Einstieg in den Buddhismus.

Gruß Florian
pamokkha
Zitieren
#15
Zitat:Ich könnte dir hier eine einfache Meditation posten, wenn du das möchtest.

Möchten tu ich immer - wenns nid zuviel aufwand macht ;)

------------------------------------------------------------------------------------

Zitat:Sie sind lediglich Einbildungen unseres eigenen Geistes/Bewußtseins. Eine sehr interessante Philosophie, aber vielleicht nicht gerade der richtige Einstieg in den Buddhismus.

Schade, denn genau die Erkenntnis, dass wir nicht existieren ist ein Mitgrund (!) dafür, dass ich mich für den Buddhismus interessiere. Mir hat sich vor einiger Zeit ein Gedankengang eingeschlichen, der es mir vorstellbar machte, dass wir nicht existieren (lange buswartezeiten, da kann man nix als denken. sonnst wärs ja langweilig ;) ). Natürlich haben da christlich-denkende nicht so wirklich verständnis für...

Und noch Danke für den Link :)
Zitieren


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste