Liebe Philosophen,
hier noch ein kurzer aber wesentlicher Nachtrag. Glauben ist alles. Glauben ist nicht beweisbar. Er schließt zunächst jedes Wissen ein.
Wissen ist bewiesener Glaube, der jedoch nach erfolgreicher wissenschaftlicher Beweisführung nicht mehr Glauben sondern Wissen genannt wird.
Mit freundlichen Grüßen
Nicodemus
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Per Definition würde mich interessieren, was Glaube ist, der von anderen erwiesen wurde, für einen selbst aber nicht beweisbar ist. Aus Mangel an Kenntnissen, Möglichkeiten ect.
Soviel wird in wissenschaftlichen Berichten als "erwiesen" bezeichnet und wechselt somit von der Glaubens- in die Wissenssparte. Ist fremd erwiesener Glaube also Glaube aus Mangel an Beweisen oder Wissen, da irrelevant ist wer etwas bisher geglaubtes beweisen kann?
Gruß
Motte
(01-12-2009, 17:17)SchmetterMotte schrieb: Per Definition würde mich interessieren, was Glaube ist, der von anderen erwiesen wurde, für einen selbst aber nicht beweisbar ist. Aus Mangel an Kenntnissen, Möglichkeiten ect.
Soviel wird in wissenschaftlichen Berichten als "erwiesen" bezeichnet und wechselt somit von der Glaubens- in die Wissenssparte. Ist fremd erwiesener Glaube also Glaube aus Mangel an Beweisen oder Wissen, da irrelevant ist wer etwas bisher geglaubtes beweisen kann?
Schmettermotte, du fragst schon nach Definition! Ich frage mich immer noch, ob Nicodemus Aussage stimmt:
"Wissen ist bewiesener Glaube"
So sehr ich mich auch mühe, ich kann diesen Satz nicht vertsehen.
Ein Beispiel, Nicodemus, würde mir vielleicht weiterhelfen
Danke
Gruß Dornbusch
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Na wenn ich glaube, dass in Apfelmus Salz ist und es in seine Bestandteile zerlege und wirklich Salz ist, dann ist mein vorheriger Glaube an diesen Sachverhalt erwiesen und somit Wissen. So verstehe ich das gerade.
Gruß
Motte
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(01-12-2009, 17:17)SchmetterMotte schrieb: Per Definition würde mich interessieren, was Glaube ist, der von anderen erwiesen wurde, für einen selbst aber nicht beweisbar ist. Aus Mangel an Kenntnissen, Möglichkeiten ect.
Soviel wird in wissenschaftlichen Berichten als "erwiesen" bezeichnet und wechselt somit von der Glaubens- in die Wissenssparte. Ist fremd erwiesener Glaube also Glaube aus Mangel an Beweisen oder Wissen, da irrelevant ist wer etwas bisher geglaubtes beweisen kann?
Das hat wohl mit Autorität zu tun. Wenn dir jemand erzählt, er hätte einen Sachverhalt bewiesen, dann hinterfragst du seine Reputation. Ist er ein Professor oder hast du das Wissen aus einem Fachbuch, kannst du dich im Normalfall darauf verlassen, da wissenschaftlich bewiesen.
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Dem Problem stehen auch Wissenschaftler gegenüber.
Sie verwenden zwangsläufig Systeme für ihre Arbeit, deren Korrektheit sie nicht selbst verifizieren können - also Blackbox-Systeme. Da besteht natürlich Fehlergefahr.
Aber kein Mensch kann heutzutage mehr alles beweisen, mit dem er zu tun hat.
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(01-12-2009, 18:09)SchmetterMotte schrieb: Na wenn ich glaube, dass in Apfelmus Salz ist und es in seine Bestandteile zerlege und wirklich Salz ist, dann ist mein vorheriger Glaube an diesen Sachverhalt erwiesen und somit Wissen. So verstehe ich das gerade.
richtig. so läßt sich die wissenschaftliche methode zusammenfassen
du hast eine hypothese (in Apfelmus ist Salz), wahrscheinlich auf grund von beobachtung (du hast davon gegessen), und überprüfst sie experimentell, z.b. über die flammenfärbung, die dir das natrium anzeigt (geht sogar mit einem guten gasfeuerzeug, wird im restaurant aber nicht gern gesehen)
wenns schön orange leuchtet, war da salz drin aus deiner hypothese, von nicodemus mutmaßlich mit "glauben" gemeint, hat sich nachgewiesenes wissen kristalisiert
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(01-12-2009, 17:12)nicodemus schrieb: Glauben ist alles. Glauben ist nicht beweisbar. Er schließt zunächst jedes Wissen ein.
Wissen ist bewiesener Glaube, der jedoch nach erfolgreicher wissenschaftlicher Beweisführung nicht mehr Glauben sondern Wissen genannt wird. Glaube ist vor allem Vertrauen auf eine Lehre, also eine innere Reaktion des Individuums. Glaube ist also auch ein ziemlich wechselvoller (dynamischer) Prozess. Wissen ist im Gegensatz dazu eine nicht vom Individuum abhängige Repräsentation von geprüften Fakten.
Überspitzt ausgedrückt: Glaube kann man nicht in einem Buch (oder auf der Festplatte) niederschreiben, Wissen und Lehren sehr wohl.
Wissen ist also in keinem Fall "bewiesener Glaube". Fast alle Wertvorstellungen können Gegenstand des Glaubens sein, lassen sich jedoch nicht im Sinne geprüfter Fakten "feststellen". Sie sind bestenfalls "Verabredungen" (Konventionen) unter den Individuen einer Gesellschaft.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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(02-12-2009, 00:27)Ekkard schrieb: Überspitzt ausgedrückt: Glaube kann man nicht in einem Buch (oder auf der Festplatte) niederschreiben, Wissen und Lehren sehr wohl.
Doch! In der Bibel beispielsweise.
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Nein, auch in der Bibel nicht! Dass die Bibel "Glaube" enthalte, ist nur bedingt richtig. In der Bibel stehen in aller erster Linie "alte, ehrwürdige Texte". Ob jemand von dort Denkanstöße entnimmt ist Bestandteil des Glaubens.
Also: In der Bibel stehen Texte, die Gläubige verfasst haben, um ihren Glauben zu transportieren. In der Bibel steht dennoch nicht mein oder irgend jemandes Glauben - nicht einmal derjenige der Verfasser. Diese Leistung erbringt jede/r selbst. Ich will die Gruppendynamik innerhalb christlicher Gemeinden nicht vernachlässigen. Aber selbst unter der Prämisse eines extrem bibelnahen Verhaltens, bleibt Glaube immer ein individueller Prozess.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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Als Wissen kann man es aber auch nicht bezeichnen, da die Bibel kein Geschichtsbuch ist.
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Nur den Text kann man wissen. D. h. man kann wissen, wo was steht. Was man nicht weiß - auch prinzipiell nicht wissen kann, ist, wie die Verfasser ihren Text gemeint haben.
Auch für die Verfasser gilt: Glaube kann man nicht aufschreiben - so wenig wie Liebe oder Vertrauen usw.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Hallo Humanist
Zitat:Aber kein Mensch kann heutzutage mehr alles beweisen, mit dem er zu tun hat.
Menschen können jedes "Ding" in der Welt vierfach deuten:
Nutzen
Funktion
Ästhetik
Spriritualität
Die Forderung nach Beweisen ist nur in einer dieser vier Deutungskategorien gerechtfertigt:
In der Kategorie "Funktion" wird gesagt, wie etwas funktioniert, wie etwas beschaffen ist. Und diese Aussagen können einer Beweispflicht unterworfen werden.
(Denkt beispielsweise an einen Baum und versucht da die vier Deutungskategorien)
Diese vier Deutungen sind zueinander gleichberechtigt.
Gruß Dornbusch
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(02-12-2009, 00:55)Ekkard schrieb: Nein, auch in der Bibel nicht! Dass die Bibel "Glaube" enthalte, ist nur bedingt richtig. In der Bibel stehen in aller erster Linie "alte, ehrwürdige Texte". Ob jemand von dort Denkanstöße entnimmt ist Bestandteil des Glaubens.
Also: In der Bibel stehen Texte, die Gläubige verfasst haben, um ihren Glauben zu transportieren. In der Bibel steht dennoch nicht mein oder irgend jemandes Glauben - nicht einmal derjenige der Verfasser. Diese Leistung erbringt jede/r selbst. Ich will die Gruppendynamik innerhalb christlicher Gemeinden nicht vernachlässigen. Aber selbst unter der Prämisse eines extrem bibelnahen Verhaltens, bleibt Glaube immer ein individueller Prozess.
ja, ekkard - du, humanist, ich, die meisten wissen das
aber auch du mußt zugeben, daß es nicht wenige gibt, die die bibel so verstehen (wollen), daß in ihr glaubensinhalte felsenfest und für alle zeiten unverrückbar niedergeschrieben seien, die es strikt und nicht hinterfragbar zu befolgen gelte
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(02-12-2009, 08:27)Dornbusch schrieb: Hallo Humanist
Zitat:Aber kein Mensch kann heutzutage mehr alles beweisen, mit dem er zu tun hat.
Menschen können jedes "Ding" in der Welt vierfach deuten:
Nutzen
Funktion
Ästhetik
Spriritualität
Die Forderung nach Beweisen ist nur in einer dieser vier Deutungskategorien gerechtfertigt:
In der Kategorie "Funktion" wird gesagt, wie etwas funktioniert, wie etwas beschaffen ist. Und diese Aussagen können einer Beweispflicht unterworfen werden.
(Denkt beispielsweise an einen Baum und versucht da die vier Deutungskategorien)
Diese vier Deutungen sind zueinander gleichberechtigt
das ist doch sehr vom kontext abhängig
wenns z.b. darum geht, einen wirtschaftswald zu optimieren (düngung, melioration, alters- und artenzusammensetzung des baumbestands), so ist es wichtig, den baum in seiner funktion "deuten zu können", also zu verstehen. spiritualität und ästhetik sind dafür unbedeutend bzw. nebensächlich
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