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Existentialismus nach Jean Paul Sartre (atheistisches Weltbild)
#22
Ich möchte in diesem Beitrag eine strukturierte Zusammenfassung bringen, zur Orientierung, worüber wir überhaupt diskutieren. Mir ist das nämlich nicht mehr so ganz klar. Auch möchte ich die Gesprächsrichtung ein bisschen moderieren.

Das Thema wurde von mir gestartet um über Sartres Existentialismus als eine atheistische Weltanschauung zu sprechen. Die Interessenlage der auf den Startbeitrag folgenden Diskussion geht aber in eine andere Richtung; hier wird eher gefragt: Was können wir prinzipiell über theistische oder atheistische Weltbilder sagen?
Ich denke, dass wir beide Interessenlagen miteinander verknüpfen können.


Atheismus ist kein eigenständiges Weltbild

D.h. wir finden keine einheitliche Intention dazu ein atheistisches Weltbild zu haben. Humanist schreibt von einer Ausrichtung an neueren Trends der Philosophie: Aufklärung, Humanismus, aktueller Zeitgeist, usw. Manuel weist auf eine Unsicherheit bei solchen Fragen hin und bezeichnet sich eher als Agnostiker.
Im Vergleich zur Religion finden wir bei euch beiden eine Abgrenzung. Humanist geht davon aus, dass heilige Schriften eine eindeutige Funktion erfüllen: das Schaffen von verbindlichen moralischen Regeln. Im Vergleich zu säkularen Wertsystemen unterschieden sich nur die wesentlichen Inhalte? Manuel meint bei gläubigen Menschen eine Sicherheit zu erkennen, die der nicht-gläubige auf diese Weise nicht fühlt; mit Antworten fühlte man sich sicherer als mit offenen Fragen.
Ich verstehe euch beide (und auch die Antworten von Petronius) nun so, dass ihr bei atheistischen Weltbildern eine größere Freiheit bezüglich der Intention verorten würdet, hier sei die Intention weniger durch verbindliche Inhalte bestimmt.

Sartre, so meine ich, vertritt was die Intention angeht eine andere, eine radikalere Position. Auch argumentiert er weniger anhand von Inhalten der Religion oder anderer Weltbilder, seine Aussagen beziehen sich auf existentielle Bedingungen des Daseins.
Sartre meint, dass es überhaupt nicht etwas wie eine einheitliche Intention gibt, weder für religiöse noch für nicht-religiöse Menschen. Die existentielle Unsicherheit, "der Mensch ist Angst", erklärt er ja unter anderem an Abraham, dem Stammvater der drei großen monotheistischen Religionen, der als eine Art Prototyp für bedingungslosen Glauben gilt.
Sartre sagt, dass es letztenendes egal sei, ob es Gott gibt. Absolute Freiheit und die dadurch bedingte absolute Verantwortung gilt für Gläubige und für Nicht-Gläubige glecihermaßen. Für das, was wir sind, sind wir und nur wir durch unsere Entscheidungen verantwortlich, wer sich entschieden hat heiligen Texten zu folgen genau so wie der, der sich entschieden hat ihnen nicht zu folgen.


Funktionen der Religion

Vor allem in den Beiträgen von Humanist kam die Frage nach Funktionen der Religion auf, bei ihm mit der Antwort: moralische Regeln. Manuel und ich scheinen eine ganze Reihe mehr an Funktionen zu sehen, die wir auch gleichermaßen am Gebrauch festmachen, den die Leute mit Religion pflegen. Hierauf erwidert Humanist, dass es natürlich auch Nebenprodukte gäbe, die beim Schaffen moralischer Regeln beiläufig entstehen.

Sartre ergreift auch hierzu Position, wenn auch nicht so klar wie zur weltbildspezifischen Intention. Er sagt, dass es keinen Gott gibt sei sehr unangenehm, denn es gäbe dann kein verbindliches Wertsystem. Er sagt, Religion erfülle diese Funktion nicht, weil diese Funktion unerfüllbar sei.
Jeder, der denkt und handelt, tut dies nach eigenem Ermessen. Wenn ich eine Regel aufstelle, die für alle verbindlich sein soll, dann kann ich noch lange nicht garantieren, dass sich auch jeder daran hält. Selbst wenn es verbindliche Regeln gibt, entscheiden wir frei, ob wir sie befolgen.

Ich sehe das ähnlich wie Sartre. Ich sage: Religion hat nicht rein regelaufstellende Funktion, weil sie diese Funktion unmöglich erfüllen kann. Ich sage: Wir brauchen ein anderes Instrumentarium zur Bestimmung von Funktionen der Religion, das sich nicht an der Intention einzelner sondern am Zusammenspiel der verschiedenen Intentionen vieler orientiert.
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RE: Existentialismus nach Jean Paul Sartre - von Heinrich - 13-11-2009, 23:16
RE: Existentialismus nach Jean Paul Sartre - von Heinrich - 13-11-2009, 23:41
RE: Existentialismus nach Jean Paul Sartre - von Heinrich - 13-11-2009, 23:59
RE: Existentialismus nach Jean Paul Sartre - von Heinrich - 14-11-2009, 16:09
RE: Existentialismus nach Jean Paul Sartre - von Heinrich - 14-11-2009, 16:26
RE: Existentialismus nach Jean Paul Sartre - von Heinrich - 14-11-2009, 17:20
Zusammenfassung - von Heinrich - 15-11-2009, 14:42

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