Zitat:d.n.: Es wird eine "Geschichte" (versuche mich neutral auszudrücken) zwar im Kern gleich aber mit diversen Ausschmückungen erzählt.
Diese Differenzen geben ergo Möglichkeiten zur unterschiedlichen Auslegung des Inhalts, basierend auf der jeweiligen Übersetzung.
Hallo, d.n. - ja, das kann man ganz allgemein auch so sehen.
Noch was zu den "
vierfüssig Geflügelten" unseres Themas hier - die Bild-Idee kann daher kommen, dass die Heuschrecke auf Hebraeisch so heisst, dass das Zahlenwort fuer "4" genauso aussieht, und das braucht miteinander nichts zu tun zu haben, weil eben die Heuschrecken im Bezeichnungs-Klang aehnlich schon aus anderm Grund so hiessen, ungeachtet dessen, dass auch eine Zahl 4 sich auf Hebraeisch irgendwann ebenso schreibt
(z.B.die Worte für Traum, satt, Eid und 7 schreiben sich auch gleich, Sch.B.'A.)
- wenn er will (was dann ja manche moechten, nachdem es mal jemandem ins Auge fiel) zaehlt mancher die starken Schenkel der Heuschrecken nicht mit als "Fuesse" - sodann hat man 4 Fuesse, und Fluegel - und diese Schenkel, die ja auch als "Geigenboegen" dienen, um damit an den Flügel-Kanten streichend zu zirpen, betrachtet der nicht als Beine, z.B.bei der "Gottesabeterin-Schrecke faellt es auch nicht jedem ein, diese gewaltigen vorderen Greifer als Beine zu bezeichnen.
Die Malkunst konnte ja an "gefluegelte Vierfuessler" verwendet werden, womit wir die gefluegelten "4-Fuessler"-Wesen Lukas-Stier und Markus-Loewe, oder die babylonischen und chinesischen Drachen (werden auch auf 4 Beine gesetzt) etc. beliebig ausgestalten und ab und zu heraldisch fixieren konnten.
- Vom einen, fuer den es der Kuenstler schuf, war gewollt, dass damit etwas Geistiges gezeigt sei (Geist, Einfall, besonders die ploetzlich aufwuehlende Eingebung als schnell "auffliegend", wie ein Tauben-Klatschen, auffassend), der andere Betrachter rennt los und sucht tatsaechlich so ein Tier in der Natur, bis er etwas zum Wort Passendes findet, gross oder klein. Was freute sich Darvin ueber Galapagos, endlich mal ein Fabel-Ding wie Drachen bzw.die zu seiner Zeit grad als Gerippe bekannt-gewordenen Saurier in echt und lebendig zu treffen.
Der grosse Forscher Aristoteles hat z.B.in seiner, von ihm wirklich genau wissenschaftlich gemeinten systematischen Naturkunde auch einen "Hammer" drin stehen, hoerte ich: dass
alle Fliegen 8 Beine haben. - Diese doch so einfach nachsehbare Lehre wurde historisch mitgeschleppt, weil er doch sonst "immer recht hat", und es war nicht erlaubt, ihn ueberhaupt zu kritisieren
- und kein wissbegieriger Schueler haette jahrhunderte-lang das Recht gehabt, zu erwaehnen, dass alle Fliegen, die er je auseinandergenommen habe, 6 Beine hatten.
- Letzte Ehrenrettung dieser Behauptung waere es ja, zu bekennen, dass wir nicht wirklich ihn fragen koennen, was genau er mit seinem griechischen Wort als "Fliege" bezeichnete, und was er bei denen als "Insekten-Beine" zaehlte - eventuell die Fuehler auch? - Nur in unserer Sprache umfasst das Wort "Fliege" das, was wir uns darunter, ausgehend vom Stubenfliegen-Biest, vorstellen.
Hier muessen imer die Uebersetzer das wahrscheinlichst-Gemeinte waehlen. Da hast Du Recht, die Auslegung hat daher viel Spielraum - und jeder Uebersetzer engt ihn fuer die neue Sprache irgendwo ein oder erweitert ihn an andrer Stelle mehr als es dem Autoren vorschwebte.
Das gilt umso mehr fuer Texte im "Alten Testament" mit unseren ca.1000 Jahren Redaktions-Geschichte. Nebenbei hatten wir auch im Sinn, darin das Zitieren meglichst vieler ehemaliger Autoren zu konservieren, als fromme Freundlichkeit gegenueber diesen.
Man haette es in der Zeit nach Babel, so, wie es Uebersetzer regulaer machen, in neuer Durchformulierung-am-Stueck (so wie Luther) und gar noch erhabener Sprache aus 1 Zeit-Gueltigkeit durchformulieren koennen, als eine Mitteilung der Gemeinde von jetzt gerade eben erst - und bequemerweise viele vom Original her mitgefuehrte - lediglich in die neue genormte Schriftart um-geschriebene - Textpassagen weglassen koennen
- aber a) es konnte gerade damals in der Verstreuung der Verbannung immer jemand noch kommen, dem genau diese Partie etwas Echtes bedeutete, in ihrer vorherigen Fassung bekannt und erklaerlich war
- und b) man haette dem Verstorbenen, der dies fuer die Nachkommenden aufgeschrieben hatte, seine inner-irdische Fort-Existenz unfair beschnitten.
Unsere "Aktensammlung" als "Beilage zum Vertrag" mit unserem G0TT Israels hat fuer uns ja mehr Funktionen als andere Sammel-Werke der Literatur. Sie zu erstellen und kanonisieren (Bestand als "uns heilig" autoritativ abzuschliessen, als wir ein letztes Mal im eignen Land noch eine anerkante Koerperschaft waren, ist ein Prozess, der ab der Heimkehr der Priesterdienste aus der ersten Nations-Verbannung auch ohne krasse Kanonisierung funktionierte, um uns wieder die Identitaet zu versichern, und dauerte ein paar hundert Jahre. Ein Teil war nun in genormten Schriftzeichen beisammen, ein Teil wurde in diesen hinzugefuegt, und ein dritter Teil, den jetzt die r-kath. Kirche tradiert, weil darin auch ihre Urspruenge geschrieben sind, kam in Griechisch und Chaldaeisch dann auch neu dazu, waehrend fast zugleich schon das Ganze in Griechisch einerseits und Aramaeisch andererseits uebertrafen wurde. Diese Stadien helfen einander auch oft.
Man hat mit 22 Zeichen, fuer die wir uns entschieden, ohne Ideogramme, nur wenige Moeglichkeiten, naeher zu praezisieren, wann was gemeint ist, zumal solange wie Vokal-Angaben zur Aussprache fehlen.
Beruehmtes Beispiel ist 'Arum und 'Arum - die "Schlange" im Paradies, ihre Eigenschaft sei "das listigste der Feld-Lebenwesen" zu sein, man kann es lesen als "das nackteste"
- und kombiniert man ihren letztlichen Urteils-Spruch, "auf dem Bauch kriechen und "Staub" essen, es wird der Ferse nachstellen und jeder kann ihm den Kopf zertreten" - dann kommt man auf den Regenwurm: der ist nach Regen auf der Erd-Oberflaeche, unattraktiv, verletzlich, weil er im Gang ersaufen wuerde, aber im Tageslicht verdorrt, er ist winzig und leise und jeder koennte ihm aus Versehen "den Kopf zertreten" - welch sinnvolle Strafe fuer ein gedachtermassen vorher noch verfuehrerisch grosses Was-auch-immer.
- das waere eine moralisierende Auslegung, die nicht ohne Witz ist.
Die heraldischen Legenden ("Physiologus"-Buch, mit der Bibel weitest verbreitetes und immer mit uebersetztes vorchristlich eher muendlich bekanntes Erzaehlgut, falsch verstanden als Naturkunde) griffen dies, halb-Natur-vergleichend, auf und erzaehlen:
"(Gesetzt den Fall) "Die Nackteste des Erdbodens"
- (stell dir vor) sie ist nicht nur selbst nackt, sondern auch immer darauf aus, dass auch alle anderen ihre Kleider ablegen sollen;
- (stell dir vor) ihr Kopf enthaelt Gift, den schuetzt sie sehr: sie laesst sich den Koerper verwunden, rollt sich dann aber so ein, dass immer der Kopf geschuetzt bleibt"
Aegypter machen es bildlich so, dass sie unter den heraldischen Vereins-Masken auch eine "Schlange" haben, vom Typ, der genausogut ein Wurm sein kann, gross und klein ist dort ja relativ. Der Skarabaeus-Mistkaefer hat ja auch so einen Verein, die ihn in der "Tracht" kleiner oder groesser anstelle des Kopfes zeigen.
Da gibt es im Papyrus Ani (1250 vdZ) eine kleine Zeichnung vom "Erbteil": umrahmt und 3-fach durchquert von Wasser sieht man die "Traum-Pilger" hier unter Aufsicht eines Djehuti (*Thot, Schreiber) eintreten, und ein 3-Mann-Gerichtshof empfaengt sie, der 1.Richter hat eine "Osterhase" -Maske, der 2. den "Leucht-Wurm" (Schlange), und der 3.einen jungen "Minotaurus" (ein schwarz-buntes Kalb)
- also irgendwer von den Landesbesuchern aus Griechenland oder Kreta sah so etwas in sehr aehnlicher Version, knuepfte an den "Kalbskopf" an und spann es aus zur Legende vom "Labyrinth" des Minotaurus, das rund 1000 Jahre spaeter auf kretischen Muenzen ebenso rechteckig gezeigt wird, aber zum langwierigen Durchgang aller Linien verknuepft (hab es nachprobiert, klappt)
- andere betrachten es, als in Aethiopien sehr beliebes Motiv, als Abbild vom "froehlichen Landwirtschafts-Jahreslauf", weil hier im Bild geerntet, und Korn gedroschen sowie Erntegut auf der Tenne bewacht wird, und urbar-machend gepfluegt wird - etwas zu essen gibt es auch.
Mithilfe genau dieses selben Bildes fuer Herrn Ani kann man aber ebensogut die Geschichte von Kaijn und Abel illustrieren, und hat am Eingang die benoetigte Nahassch - noch im Amt als Klein-Gerichtshofs-Mitglied. Dafuer hat man in Alt-Aegypten ab und zu, seitens der momentanen Regierungen und nach Anweisung ihrer Seher, bestimmte Vereine zugelassen, andere nicht mehr, dritte nie.
- und natuerlich passt dazu auch die auf Aegyptisch erzaehlte Idee, wie man nach dem Leben im Jenseits sein Land zu bearbeiten bekommt als eie der Pruefungs-Aufgaben im Jenseits, die man erfolgreich bestehn muesse. Da ist es nur Durchgangs-Aufgabe unter vielen
- fuer Juden - derer viele doch auch immer in Aegypten wohnten - war es wiederum, wenn sie wollten, dies Gan Eden "Erbteil im Jenseits" als End-Ziel, dort erstmal jeder zufrieden leben zu koennen.
Man kann also auch sagen, dass das Abbildungs-Verbot hier in der Form eingehalten ist, dass aegyptische Bilder von Dingen ja nur wirklich auch ablesbare Schrift-Elemente sind, von vornherein dazu einladend, dass anhand derselben Bilderfolge jeder eine andere Geschichte draus machen kann.
- der vorderorientalische Marktplatz ist doch auch die Heimat der Erzaehler.
Man darf das nicht so eng angehen. Vor Ort wissen die Leute dennoch, ja gerade deshab, zu unterscheiden, ob etwas nach unseren Kriterien ein "erfundenes Maerchen", eine heraldische "typologische Beschreibung", die kultische Ausuebung religioesen Rezitierens, oder die reale Reportage eines historisch passierten Ereignisses ist.
mfG WiT :)