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Kant
#1
Ich soll demnächst ein Referat über Kant halten. Seine Lebensdaten lassen sich ja leicht erfassen und ganz grob kann ich mir etwas über seine Einstellung zusammen reimen.
Hat vielleicht jemand etwas zu Kants Ansichten zu sagen, was seines Erachtens noch in einem solchen Referat Platz finden sollte oder ist jemand mit seinen Ansichten (oder bestimmten) garnicht zufrieden?

Ich würde mir gern ein genaueres Bild über diesen Menschen machen, habe aber außer seinem Lebenslauf und einer winzigen Anzahl an Texten keine Anhaltspunkte. Welcher Text/Buch spiegelt ihn besonders gut wieder? Was macht ihn aus?

Was immer euch dazu einfällt: Ich lese es gerne :)
Gruß
Motte

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#2
ich muß vorausschicken, daß ich weder ein ausgewiesener philosoph bin noch kant studiert habe. seine sprache macht es mir schwer bis unattraktiv, mich durch seine bücher zu lesen (mein problem, nicht das der geistesgröße des herrn aus königsberg)

ich habe aber über kants epistemologie, so wie sie mir eben referiert wurde, sehr ausführliche, so fruchtbare wie auch frustrierende diskussionen geführt mit sich als kantianer verstehenden kennern. genauer gesagt, über das "ding an sich" (siehe "Prolegomena" und "Kritik der reinen Vernunft"), in der spannbreite zwischen idealistischer und realistischer weltsicht

"realismus" möchte ich hier durchaus so verstanden wissen, wie ich es in http://religionsforum.de/showthread.php?tid=3952&pid=62014#pid62014 zitiert habe, dort im zusamenhang mit der quantenphysik, welche das unserer naturwissenschaft in praktischer hinsicht weitgehend zugrundeliegende konzept des realismus ins wanken zu bringen scheint:

Objekte existieren unabhängig von menschlichen Beobachtungen

für kant (so wie ich es verstanden habe):

zwar kann jede beobachtung nur subjektiv sein, aber der beobachtung liegt ein beobachtetes objekt zugrunde. ein "nichtsubjektives korrelat" oder "ding an sich". "nichtsubjektiv", weil es im gegensatz zum akt der beobachtung vom beobachtenden subjekt unabhängig ist

uns zugänglich als reales "ding" ist aber immer nur die kombination von "nichtsubjektivem korrelat" (ding an sich) und der subjektiven korrelation (beobachtung), erst zusammen ergeben sie für uns das "ding", welches wir wahrnehmen, welches qua wahrnehmung in unsere existenz tritt. das "ding an sich" ist transzendental, zu seiner erkenntnis müßten die notwendigen bedingungen, unter denen gegenständliches erkennen überhaupt möglich ist, überschritten werden

über das wesen dieses "nichtsubjektiv korrelierten dings an sich" läßt sich nun trefflich streiten

welche existenzweise kommt ihm überhaupt zu? existiert es denn schon als unbeobachtetes "ding an sich", oder kann man ihm nicht erst dann existenz zuschreiben, wenn es durch beobachtung sozusagen "materialisiert" wurde?

ist also die existenz von "dingen" an einen beobachter gebunden? oder an die grundsätzliche möglichkeit der beobachtung? existieren "dinge", von denen wir nichts wissen, trotzdem?

fragen über fragen. vielleicht gar nicht die kant am wichtigsten

ich finde sie spannend
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#3
(03-11-2009, 21:19)SchmetterMotte schrieb: Ich soll demnächst ein Referat über Kant halten. Seine Lebensdaten lassen sich ja leicht erfassen und ganz grob kann ich mir etwas über seine Einstellung zusammen reimen.
Hat vielleicht jemand etwas zu Kants Ansichten zu sagen, was seines Erachtens noch in einem solchen Referat Platz finden sollte oder ist jemand mit seinen Ansichten (oder bestimmten) garnicht zufrieden?

Ich würde mir gern ein genaueres Bild über diesen Menschen machen, habe aber außer seinem Lebenslauf und einer winzigen Anzahl an Texten keine Anhaltspunkte. Welcher Text/Buch spiegelt ihn besonders gut wieder? Was macht ihn aus?

Was immer euch dazu einfällt: Ich lese es gerne :)

Tja, Motte, weil Kant auf dem Gebiete der Philosophie in etwa die Bedeutung hat, die etwa Bach in der Musik besitzt, ist die Anzahl der Veröffentlichungen zu Kants Leben und Werk geradezu unübersehbar!

Darum mein Tipp: Sieh' dich einfach mal auf Amazon um, dort kannst du ja neben der Inhaltsbeschreibung der einzelnen Bücher auch Leserkritiken einsehen. Ich denke mal, das ist der effektivste Weg, wie du die für dich passende Literatur schnell finden kannst - ohne dir etwas "zusammenreimen" zu müssen... :icon_wink:
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#4
Vielleicht ist für Dich eine Kurzbeschreibung seines Werks "Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft" von Interesse?

Es ist ein Spätwerk Kants und beruht auf den Grundsätzen seiner kritischen Philosophie.

Religion wird auf die Vernunftreligion, d.h. auf den rein moralischen Gehalt der Religion, eingegrenzt, man kann auch sagen reduziert.

Wahre, also rein moralische Religion, bedeutet, dass Gott verehrt wird, indem wir alle unsere Pflichten wahrnehmen und nicht darauf beschränken, uns einer kultischen (gottesdienstlichen) Handlung anzuschließen. Religion ist angewandte Ethik. Erst wenn in ihr der Satz Geltung erlangt "Der Mensch ist von Natur böse", wird "das erste Stück der Schrift" anthropologisch, psychologisch und moralphilosophisch entfaltet.

Der Mensch weiß, dass er von den Maximen seines Handelns, vom als befolgenswert erkannten moralischen Gesetz abweichen kann. Darin kann er den ursprünglich vorhandenen Hang zum Bösen erkennen. Dieser Hang geht aus allen unseren Taten hervor und liegt diesen auch zugrunde. Er muss das Ergebnis einer Ur-Tat sein, einer intelligiblen Tat, die innerhalb der Vernunft selbst und außerhalb aller Zeitbedingtheit steht. Daher ist sie auch nur mittels der Vernunft erfassbar.

Es ist also ein radikales Böses vorhanden, das angeboren ist und im biblischen Mythos vom Sündenfall beschrieben wird.

Ist der Mensch gefallen, muss er erkennen, dass er zum Wiederaufstehen eines Beistands bedarf. Den sucht und findet er in einem ethischen Gemeinwesen, in einer Kirche. Die Religion weist in ihrem vernünftigen Kern den Weg. Im praktischen Glauben an den Sohn Gottes oder an die Idee der Menschheit (was für Kant dasselbe ist), kann der Mensch hoffen, Gott wohlgefällig zu leben.

Dieses "Gott wohlgefällig zu leben" versteht Kant als unsichtbaren Gegensatz zur sichtbaren Kirche, die immer noch an einen historischen Offenbarungsglauben bzw. einem unkritischen Geschichtsglauben anhängt.

Die vielen Kirchen, die sichtbar und wirkungsmächtig in die menschliche Lebensgestaltung eingreifen, verdanken ihr Vorhandensein ausschließlich der Schwäche der menschlichen Natur. Den Glauben an die Offenbarung erachtet Kant zwar im Sinne Lessings gerechtfertigt, als er für den Fortschritt nötig war, den die Menschheit - solange noch geistig unmündig- gemacht hatte. Jetzt bedürfe man eines solchen Glaubens nicht mehr.

Im Übergang vom Kirchenglauben zum reinen Vernunftglauben nähere man sich dem Reich Gottes.

Seine Religionsphilosophie wird zur Religionskritik: die religiöse Praxis der historischen Religionsgemeinschaften eines die vermeintlich Gnadenmittel verwaltenden Pfaffentums, das für Zweck an sich selbst erklärt, was doch nur Mittel eines rechten Lebenswandels sein sollte.

Die Veröffentlichung blieb für Kant nicht ohne Folgen.

Die Schrift sollte in vier aufeinanderfolgenden Teilen in BIESTERS >Berliner Monatsschrift< erscheinen. Der erste Teil ging ohne Anstand durch die Zensurbehörde, während dem zweiten schon die Genehmigung zur Veröffentlichung mit der Begründung, der Inhalt stünde im Widerspruch zur biblischen Theologie, verweigert wurde.

Darauf legte Kant die Schrift der Philosophischen Fakultät der Universität Jena zur Zensur vor. Danach wurde sie gedruckt.

Ergebnis war, dass ihm nun Friedrich Wilhelm II. über eine "Kabinettsordre" "Entstellung und Herabwürdigung mancher Haupt- und Grundlehren der Heiligen Schrift" vorwarf und die Verwendung der Schrift im akademischen Unterricht untersagte, worauf Kant versprach, sich als der Majestät getreuester Untertan weiterer, die Religion erörternder Schriften zu enthalten.

Daran hielt er sich bis zum Ableben des Königs.

MfG B.
MfG B.
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#5
Hm... ich verstehe das durchaus, aber ich merke auch, dass ich von Philosophie generell viel zu wenig weiß, als dass mir das wirklich helfen würde. Was sind denn die von dir im ersten Teil genannten Pflichten?

Für mich ist6 das zwar alles logisch und verständlich, aber es wirkt wie aus einem Zusammenhang gerissen und leider kenne ich den Zusammenhang nicht und diejenigen, denen ich das vortragen soll genausowenig (Philosophie 12 Klasse) Es ist als Anfänger auf diesem Gebiet schwierig, einen Einstieg zu finden.

Bücher zu bestellen "lohnt" sich für dieses Referat nicht, weil ich maximal noch eine Woche Zeit habe, bis dahin hätte ich nichtmal eines komplett durchgelesen geschweige denn verstanden, eingekürzt und verständlich umschrieben. Ich kanns mir auch einfach machen und Wikipedia abschreiben, aber das wäre dann doch etwas zu einfach. Gibt es Literatur die es umfassend beschreibt, die man in weniger als einer Ewigkeit gelesen kriegt? *g*

Gibt es denn Auffassungen, die von euch garnicht geteilt werden, oder habe ich es hier auch mit "Kantianern" zutun? ;)
Gruß
Motte

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#6
Hallo SchmetterMotte,

hilft dieser Link weiter?
http://www.br-online.de/br-alpha/kant-fu...595418.xml

Über diese Seite findest Du Beiträge zu Kants Philosophie.

Gruß
LD
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#7
Luxdeis Link erinnert mich ...
Hast du zufällig das Kinder- und Jugendbuch: "Sofies Welt" von Jostein Gaarder in deinem Regal. Dort ist ebenfalls etwas über Kant zu finden.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#8
(05-11-2009, 21:20)SchmetterMotte schrieb: Was sind denn die von dir im ersten Teil genannten Pflichten?

Die Aussage Kants, dass die Ursache ethischen Handelns ausschließlich in Vernunft und Pflicht begründet sein dürfe, wird insbesondere von Theologen nicht geteilt. Ich versuche, die theologische Position in einem Satz zu fassen: Ethik ohne Liebe kann es nicht geben.

Kant ist da offensichtlich anderer Meinung. Die Kant’sche Ethik ist Pflichtethik. Das ist in allen seinen Werken erkennbar. Das Sittliche begegnet uns bei ihm als Gesetz, als Imperativ, und dieser Imperativ ist kategorisch! Das Handeln darf nicht von Neigung und Gegenleistung, sondern muss von Vernunft bestimmt sein. Hinge das Gebot des kategorischen Imperativs von Neigung, Zweck und Interessen (von materiellen Bedingungen also) ab, gäbe es keinen kategorischen (unbedingten) Imperativ, sondern einen hypothetischen.

Die ganze Moral liegt im Handeln aus Pflicht! Nur das Handeln aus Pflicht und um der Pflicht willen macht es moralisch.


(05-11-2009, 21:20)SchmetterMotte schrieb: Gibt es denn Auffassungen, die von euch garnicht geteilt werden, oder habe ich es hier auch mit "Kantianern" zutun? ;)

Ich bin kein Philosoph und habe Kant nur im Rahmen philosophiegeschichtlicher Vorlesungen kennengelernt. Somit bin ich zwar in der Lage, Kants Gedanken so wiederzugeben, wie ich sie verstanden habe, ihn zu kritisieren, will ich mir nicht anmaßen.

Soweit ich mich erinnere hat Bertrand Russell, in seiner "Philosophie des Abendlandes" das Werk Kants kritisch beleuchtet. Insbesondere Kants Kritik an Hume und seine Affinität zu Rousseau hat er angesprochen.

MfG B.
MfG B.
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#9
Der Link könnte helfen, ich werde mich dem am Wochenende mal länger widmen.
Ja Ekkard, das Buch habe ich und ich habs mal angefangen zu lesen. Das ganze Buch durchzulesen würde ich in einer Woche nicht schaffen, kann man an einer bestimmten Stelle lesen oder reicht das nicht?

Danke Bion, das kann man durchaus verstehen, allerdings wäre es interessanter, das aus der Theorie zu hebeln und zu testen, inwiefern sich das realistisch durchführen läßt. Ich denke, es ist immer gut mindestens eine Gegenposition mit einzubeziehen, wenn man eine Theorie vorstellt und als Einführung werde ich mir noch das Buch "Denken mit Kant" zulegen, ich glaube darin versteht man die Ansätze ganz gut.
Gruß
Motte

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#10
(06-11-2009, 19:59)SchmetterMotte schrieb: Der Link könnte helfen, ich werde mich dem am Wochenende mal länger widmen.
Ja Ekkard, das Buch habe ich und ich habs mal angefangen zu lesen. Das ganze Buch durchzulesen würde ich in einer Woche nicht schaffen, kann man an einer bestimmten Stelle lesen oder reicht das nicht?

ab seite 379 (hardcover von 93) gehts ganz gut zur sache. damit kannst du auf jeden fall mal anfangen

gutes buch übrigens, find ich
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#11
@ SchmetterMotte

Wie ist es gelaufen?

Gruß
LD
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#12
Noch garnicht. Ich muss das Referat erst bis Dezember fertig haben, also habe ich noch ca 2 Wochen und bekomme vorher noch ein Buch das ich dafür gelesen haben muss...
Gruß
Motte

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