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Außensicht auf jüdische Positionen
#1
[Diese Beiträge stammen aus einer Anfrage nach 'jüdischen Grundpositionen', die von nichtjüdischen Teilnehmern im Forum "Judentum" abgegeben wurden. Sie stellen gewissermaßen eine Außensicht dar./Ekkard]

(21-10-2009, 16:06)Sockenbart schrieb: Hi ich bin neu hier und es wäre nett, wenn mir jemand weiterhelfen könnte.
Ich muss demnächst ein Referat über "religiöse Grundpositionen im Judentum" halten, aber ich finde dazu leider nichts im Internet und weiß selbst auch nicht wirklich viel darüber. Vielleicht kann mir jemand bei dem Thema weiterhelfen

das kann mit sicherheit jemand von unseren jüdischen usern

ich kann nur referieren, was ich ihren diesbezüglichen ausführungen bisher entnommen habe - ohne anspruch auf vollständigkeit und richtigkeit, dazu sind andere als ich kompetent

erstens: jude ist, wer eine jüdische mutter hat oder dem eine erfolgreich bestandene konversion bescheinigt wird. dementsprechend sind die religiösen grundpositionen vielfältig: ein jude kann christ, muslim, hindu, buddhist oder atheist sein. dann gibts auch noch jene juden, die sich an die forderung halten, die 613 mitzwot zu befolgen (also, um nur die populärsten beispiele zu nennen: weder cheeseburger noch shrimps zu essen, lustige frisuren zu tragen, am freitagabend kein elektrisches licht einzuschalten usw. - siehe auch http://zeitwort.at/index.php?page=Attachment&attachmentID=1968&h=dc43c1115933d03b2bccfa0b272ce284ceeae096&s=b44524f2e1aa9f7376e0c248bd69650f733e8dec)

letzteres aber hat nichts mit glauben zu tun. der fromme jude muß an nichts glauben (was seltsam ist, weil doch nicht wenige mitzwot sich darauf beziehen, was man alles für den judengott jahwe zu tun habe), er muß nur sturheil diese regeln befolgen, um ein "gerechter" zu werden (was das jüdische pendant zum christlichen "in den himmel kommen" ist, aber auch wieder auf gar keinen fall damit verwechselt werden darf)

auf jeden fall ist ganz wichtig, daß im judentum alles ganz anders ist. meistens sogar ganz anders, als es aussieht, oder als man erklärungen von juden zum judentum versteht

ich hoffe, das so einigermaßen richtig wiedergegeben zu haben

und wer den einen oder anderen ironiesmiley vermißt, möge sich ihn jeweils dazu denken
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#2
Ja danke petronius für deine schnelle Antwort jetzt habe ich schonmal ein paar Anhaltspunkte. Vielleicht kann noch jemand ein paar Sätze zu dem Thema schreiben. Ich würde mich darüber freuen.
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#3
(21-10-2009, 16:40)Sockenbart schrieb: Ja danke petronius für deine schnelle Antwort jetzt habe ich schonmal ein paar Anhaltspunkte. Vielleicht kann noch jemand ein paar Sätze zu dem Thema schreiben. Ich würde mich darüber freuen.

bitte wirklich nur als anhaltspunkte verstehen. ich habe mich bei meiner darstellung des mittels der satirischen überspitzung bedient

die mitzwot bzw. daß es auf das handeln ankommt und nicht der glaube "selig macht", das scheint mir schon eine zentrale grundposition zu sein in dem, was ich mangels besserer terminologie als den "jüdischen glauben" bezeichne
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#4
(21-10-2009, 16:27)petronius schrieb: dementsprechend sind die religiösen grundpositionen vielfältig: ein jude kann christ, muslim, hindu, buddhist oder atheist sein.
...letzteres aber hat nichts mit glauben zu tun. der fromme jude muß an nichts glauben

Petro ... Petro ..., du gehst einen steilen Kurs. Hast Du denn immer nicht genug? Für mich wärest du jetzt für eine nochmalige Abmahnung fällig, ggf. Ausschluss wegen religiöser Scharfmacherei gegen Judentum ohne den Schein von Kompetenz ...

Ich hoffe, die MODs sind schnell.

JHR
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#5
Wieso, stimmts denn nicht? So habe ich das auch verstanden. "Ein Jude kann auch Atheist sein". So hats geheissen. Wieso nicht auch was anderes, wohlgemerkt "in seinem Herzen". Wenn jemand seinen Gefühlen nach Muslim ist, aber äusserlich wie ein Jude handelt, gilt er als "vollwertiger" Jude, denn im Judentum zählt ja - gemäss Definition der Juden hier im Forum - allein was man TUT.
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#6
(21-10-2009, 20:09)Jobst Hinrich R. schrieb:
(21-10-2009, 16:27)petronius schrieb: dementsprechend sind die religiösen grundpositionen vielfältig: ein jude kann christ, muslim, hindu, buddhist oder atheist sein.
...letzteres aber hat nichts mit glauben zu tun. der fromme jude muß an nichts glauben

Petro ... Petro ..., du gehst einen steilen Kurs. Hast Du denn immer nicht genug? Für mich wärest du jetzt für eine nochmalige Abmahnung fällig, ggf. Ausschluss wegen religiöser Scharfmacherei gegen Judentum ohne den Schein von Kompetenz ...

Ich hoffe, die MODs sind schnell.

aber holla!

ich weiß jetzt nicht, wo "religiöse Scharfmacherei gegen Judentum" in meinen ausführungen zu finden sein soll

allenfalls kannst du mir ankreiden, hier die bisher vorgebrachten erläuterungen zum judentum ein wenig auf die schippe genommen zu haben

wenn ich was falsches als tatsache vermittelt haben sollte (was sicher nicht in meiner absicht lag), so bitte ich dich, es richtig zu stellen

andernfalls laß mir bitte meine meinung
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#7
Ich bitte, die dahinter stehende Polemik, den ironischen Unterton zu unterlassen. Ein Jude kann eben nicht Muslim sein, um mal ein Beispiel heraus zu greifen.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#8
Hey, so habe ich das wirklich verstanden, das ist keine Polemik. Es zählt nur was du tust, nicht was du denkst. So kam das rüber. Mit "Muslim sein" meine ich im innersten. Wenn ein Jude auch Atheist innerlich sein kann, es also egal ist, was er innerlich ist, dann kann er ja wohl alles sein, solange er sich äusserlich an die Jüdische Gemeinde anpasst. So meinte ich das. Klar, vom Islam her geht das gar nicht, aber vom Judentum aus, sollte das doch kein Problem darstellen? Ich finde sogar, da er als Moslem an den einen Gott glaubt, ist das sogar besser, als wenn er innerlich Atheist wäre.
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#9
(21-10-2009, 20:14)Romero schrieb: aber äusserlich
Natürlich vor Menschen immer Äußerlich wie bei Christen und Muslimen auch. Innerer Gehirn-TÜV funktioniert ja eigentlich nirgends ... auch wenn besonders Bigotte das immer wieder versuchen um andere Menschen zu stigmatisieren.
Das Betonen des Äußerlichen nur beim Judentum erscheint mir wenig sachlich, eher schon gezielt diskriminierend.

Ich ersuche nochmal die MODeration, das abzustellen, und weiteres zu unterbinden.
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#10
(23-10-2009, 16:30)Ekkard schrieb: Ich bitte, die dahinter stehende Polemik, den ironischen Unterton zu unterlassen. Ein Jude kann eben nicht Muslim sein, um mal ein Beispiel heraus zu greifen

warum nicht?

der sohn einer jüdischen mutter bleibt auch dann jude, wenn er zum islam konvertiert ist

würde jakow jetzt wohl einwenden
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#11
(23-10-2009, 19:06)Jobst Hinrich R. schrieb: Das Betonen des Äußerlichen nur beim Judentum erscheint mir wenig sachlich, eher schon gezielt diskriminierend

dann beschwer dich bei den juden hier im forum, die immer wieder betonen, daß es bei der frage, was ein frommer jude sei, nur um "das äußerliche", das verhalten, gehe, und eben nicht um den glauben

jakow fragt ja z.b. schon, was denn die "grundpositionen"

- G'tt existiert so wie in der Tora beschrieben
- G'tt hat sich mehrmals den Menschen offenbart
- G'tt hat sich dem jüdischen Volk am Sinai offenbart
- Das jüdische Volk hat die Tora von G'tt erhalten
- In der Tora stehen Handlungsanweisungen welche den Willen G'ttes ausdrücken


überhaupt mit glauben zu tun haben sollen...

anscheinend ist "glaube" zumindest bei dem prominentesten juden hier im forum ausgesprochen negativ besetzt

(23-10-2009, 19:06)Jobst Hinrich R. schrieb: Ich ersuche nochmal die MODeration, das abzustellen, und weiteres zu unterbinden.

und wieso?
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#12
(23-10-2009, 19:06)Jobst Hinrich R. schrieb:
(21-10-2009, 20:14)Romero schrieb: aber äusserlich
Natürlich vor Menschen immer Äußerlich wie bei Christen und Muslimen auch. Innerer Gehirn-TÜV funktioniert ja eigentlich nirgends ... auch wenn besonders Bigotte das immer wieder versuchen um andere Menschen zu stigmatisieren.
Das Betonen des Äußerlichen nur beim Judentum erscheint mir wenig sachlich, eher schon gezielt diskriminierend.

Ich ersuche nochmal die MODeration, das abzustellen, und weiteres zu unterbinden.

Dein Ersuchen kannst du dir sparen. Das unterscheiden von Gedanken und Taten, also innerlich und äusserlich, sind die Aussagen des Jakow, eines Juden.

Auch von mir stammend sind sie keinesfalls diskriminierend, und schon gar nicht diskriminierend gemeint. Deine Versuche eine Diskussion darüber zu unterbinden erspare uns also, du bist nicht die Anti Defamation League!
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#13
Es ist ein Kennzeichen christlichen Denkens, das weitgehend vom Hellenismus geprägt ist, das gerne eine eindeutige Antwort hören will. Und unsere Atheisten stehen in exakt dieser Tradition. Das gibt jedesmal Ärger im Forum mit jüdischen Teilnehmern, die stets mehrere Alternativen in Erwägung ziehen.
Mehr dazu hier.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#14
(23-10-2009, 23:22)Ekkard schrieb: Es ist ein Kennzeichen christlichen Denkens, das weitgehend vom Hellenismus geprägt ist,
ist das wirklich durchgehend so oder nur bei dem Denken einer von mittelalterlicher Philosophie/ Theologie ("Thomismus"/ "Neo-Thomismus") geprägten überwiegend r-k Systematiker-Schule, die Gott allzugern in (hellenistischer) Logik einsperren, auf Logik reduzieren würden, tendentiell eine fiktive (Neu?)Religion menschlicher Vernunft anstreben. Papst Bene scheint mir ein Aushängeschild dieser Theologen-Schule.
Dagegen gibt es aber massenhaft innerchr. Widerstand, Gegenbewegungen ..., Christentum hat immerhin auch biblische, das sind dann ganz überwiegend JÜDISCHE Wurzeln ... auch wenn das manche gern wegreden würden oder längst vergessen haben.

Vielleicht dazu einen neuen Thread?

JHR
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#15
Richtig, Ekkard.

(23-10-2009, 23:22)Ekkard schrieb: Es ist ein Kennzeichen christlichen Denkens, das weitgehend vom Hellenismus geprägt ist, das gerne eine eindeutige Antwort hören will

Nur würde ich gerne "eindeutige" durch "vernünftige" ersetzen, ein Wort, das auch Jobst in seinem letzten Post im Zusammenhang mit Logik gebraucht hat, und das damit keinesfalls von ihm als diskriminierend angeprangert werden kann, gell Jobst.

Ich finde Vernunft wäre ein guter Massstab für jegliche Religion. Jobst schreibt "auf Logik reduzieren", also auf Vernunft reduzieren. Das klingt im ersten Moment so herabstufend. Es spricht nicht gegen die hellenistische Denkweise, wenn sich eine Religion nicht vernünftig erklären lässt, sondern gegen die Religion selbst.
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