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Krampfhafte Differenzierung des Menschen vom Tier
#1
Aus einem anderen Thema heraus ergibt sich für mich die Frage, warum in vielen Glaubensrichtungen und biologisch-gläubigen Ansichten (Kreationismus) eine krampfhafte Differenzierung vom Mensch zum Tier geschieht.

Warum ist jener Meinung nach der Mensch besser, anders und muß sich auf jeden Fall vom Tier abheben? Ich, als Wiccaner, verstehe diese Auffassung überhaupt nicht und betrachte den Menschen als das grausamste, gewalttätigste und potentiell blutrünstigste aller Tiere (mit Betonung auf Tier, denn ein solches ist es aus meiner glaubenstechnischen und biologischen Betrachtungsweise)
Gruß
Motte

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#2
Wie ich sagte, weil wir ja angeblich nach Gottes ebenbild geschaffen wurden, auserwählt sind etc, deswegen. In der Bibel steht ja, dass wir über die Tiere herrschen sollen :icon_rolleyes:

(03-10-2009, 10:51)SchmetterMotte schrieb: Dann scheint die Sache mit dem gemeinsamen Genpool und der Tatsache, dass der Mensch ein Säugetier ist usw noch nicht bei manchen angekommen zu sein.

Richtig, das ist sie wirklich nicht Icon_wink Jedenfalls nicht bei Kreationisten. Laut z.b. Kyrios sind wir ja gleich so als Mensch erschaffen worden. Zack und da.

(03-10-2009, 10:51)SchmetterMotte schrieb: Aber, abgesehen von den biologischen Faktoren, frage ich mich, in welchem Punkt der Mensch so viel besser ist als das Tier, dass sich jener in seiner Eitelkeit unbedingt von ihm differenzieren will.

In keinen. Es sind wirklich nur biologische Faktoren. Der Mensch ist ein Allesfresser, der aktiv auf Jagd geht und hat aufgrund seiner Körperlichen Voraussetzungen entscheidende Vorteile gegenüber anderen Raubtieren.

1. Der grösste Vorteil ist unser Gehirn. Obwohl wir körperlich nicht sonderlich mit Klauen, Zähnen und sonstigen Waffen ausgestattet sind, sind wir in der Lage uns künstlich zu bewaffnen. Es gibt auch Tiere die das können, aber der Mensch hat es ja inzwischen unbestritten auf die Spitze getrieben.

2. Auch dank unseres Gehirns, sind wir in der Lage Jagdstrategien zu planen, Ereignisse im Voraus einzuschätzen und danach zu handeln. Es gibt wiederum auch Tiere die das können und sehr erfolgreich praktizieren, alle Rudeljäger gehören da drunter. Löwen z.B. gehen auf ihrer Jagd mit gezielt und mit fast militärischer Präzision vor. Es gibt Beobachtungen, dass ein oder zwei Löwen im Hinterhalt warten, während die andern die Beute auf sie zu treiben. Im rechten Moment springen die erstgenannten vor die Beute, packen sie, und bringen sie mit einer Wucht zu Fall, dass jeder Zirkusartist ob dieses Saltos blass vor Neid würde. Das ist geplante Strategie, und bedingt ein gewisses "Vorausschauen".

3. Körperlich ist der Mensch mehr als jedes andere Lebewesen auf Hetzjagden teils gar mehrtägige Verfolgungen ausgelegt. Nicht nur dank unserer Schweissdrüsen ist der Homo Sapiens in der Lage auch ein schnelleres Tier, wie z.B. einen Hirsch, schlicht tot zu hetzen. Das einzige Tier, das ein vergleichbarer Langstreckenläufer ist, ist das Pferd. Wohl ein Grund, wieso es über Jahrtausende unser Begleiter wurde. Übrigens ist mir klar, dass es Tiere gibt, die über hunderte Kilometer wandern können. Ich spreche hier jedoch wirklich von stundenlang minimum Laufschritt, wenn nicht rennen. Für uns Couchpotatoes fast nicht mehr nachvollziehbar Icon_wink




Warum soll nun der Mensch besser sein als ein Tier? Mir erschliesst sich das leider auch nicht. Wenn man Bibeltreu ist, kommt man natürlich automatisch darauf.

Es ist zwar inzwischen unbestritten, dass wir an der Spitze der Nahrungskette stehen, doch nehmen wir unsere Verantwortung gegenüber dem Gleichgewicht der Natur nicht im Geringsten wahr. Das macht uns eher schlechter als ein beliebiges Tier, denn besser.


Ich schliesse mit dem euch sicher bekannten Zitat aus dem Film Matrix:

"Es fiel mir auf als ich versuchte eure Spezies zu klassifizieren. Ihr seid im eigentlichen Sinne keine richtigen Säugetiere! Jetwede Art von Säugern auf diesen Planeten entwickelt instinktiv ein natürliches Gleichgewicht mit ihrer Umgebung. Ihr Menschen aber tut dies nicht! Ihr zieht in ein bestimmtes Gebiet und vermehrt euch, und vermehrt euch bis alle natürlichen Ressourcen erschöpft sind. Und der einzige Weg zu überleben ist die Ausbreitung auf ein anderes Gebiet. Es gibt noch einen Organismus auf diesen Planeten der genauso verfährt! Wissen sie welcher? Das Virus! Der Mensch ist eine Krankheit, das Geschwür dieses Planeten! Ihr seid wie die Pest! Und wir sind die Heilung."

(Abgesehen davon, dass die Pest keine Viren- sondern eine Bakterienkrankheit ist, sehr treffend.)
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#3
Ich denke, dass dieser Wunsch (oder gar Drang) solcher Differenzierungen auf ein kompensierendes Verhalten zurückzuführen ist. Dieses erwächst oft aus Selbstwertproblemen, welche kompensiert werden müssen.
Ein Mensch muss sich behaupten, vor allem der männliche, und ein Scheitern kann sehr bedrückend sein, denn oft orientiert sich das Selbstwertgefühl nach der empfangenen Akzeptanz in der Gesellschaft, und an der erreichten Beliebtheit beim anderen Geschlecht.

Frauen haben hier einen großen Vorteil, denn sie können, sobald sie von dem begehrten Mann ein Kind bekommen haben, den Erhalt des Selbstwertes zusätzlich mit der Aufzucht des Kindes steigern/erhalten.

Männer haben Probleme damit. Allein die Tatsache, dass das Kind in der Frau aufwächst, bereitet Probleme. Der "Besitz" des Kindes durch die Frau zeigt dem Mann (unbewusst), dass sie stärker mit dem Kind verbunden ist.

Wenn der Mann sich nun nicht mehr behaupten und beweisen kann, erwachsen aus diesem Umstand auch noch viele andere Probleme, wie zum Beispiel gestörtes Sexualverhalten, die Hinwendung zu einem abgeschiedenen Lebensstil oder einige andere Verhaltensstörungen. Die Liebe zum eigenen Kind hätte das einigermaßen verhindern können, doch wenn der Mann sich damit schwer tut, dann ist das ein Problem (nicht unbedingt ein selbstverursachtes).

Daraus erwächst eine grundsätzlich Differenzierung vom normalen Verhalten aller Tiere. Der nächste Schritt ist die Erklärung der eigenen Andersartigkeit, des "besseren" im Menschen gegenüber den Tieren, welche schwache, unattraktive Partner ablehnen (auch wenn dies nie explizit genannt wird, die Intention ist bei genauem Hinsehen offensichtlich).

Eine Gesellschaft reguliert sich durch Religionen oder religionsähnliche Verhaltensmuster, wenn sie so komplex ist wie die menschliche, und große oppositionelle Gruppen in Konflikt stehen.
Die heutigen großen Religionen (Christentum, Islam) bewirkt im Grunde zwei Dinge:

1. Regulierung des Friedens/der gesellschaftlichen Ordnung
2. Begünstigung von ungünstigen Genen

Eine naturorientierte Religion ist viel günstiger für den Menschen als Art, denn sie fördert nicht explizit die "schwachen" Gene, sondern stellt die Natur, die reale Welt in den Mittelpunkt der Betrachtung und fördert damit die Erkenntnis der Menschen. Dafür sind eben jene begünstigt, sie sammeln Erkenntnis, weil das entsprechende rezeptierende Organ, das Gehirn, dies sehr gut kann.
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#4
Mit anderen Worten ist der Minderwertigkeitskomplex von Männern schuld? :tard:

Bei Tieren ist es auch nicht anders, da fressen die Männchen teilweise die eigenen Jungen, wenns blöd kommt. Männchen der meisten Säugetier-Arten wollen eigentlich ihre Gene möglichst weitergeben, und so viele Kombinationen wie möglich kreieren, auf dass zumindest die stärkste überlebe. Dazu poppen sie so viele Weibchen wie möglich. Dass sie nicht schwanger werden ist für sie von Vorteil, weil sie so ihre Gene die ganze Zeit hier und da streuen können, wies ihnen grad passt. Das geht ratzfatz. Weibchen hingegen, dadurch dass sie eben schwanger werden und das Austragen nunmal ein Weilchen geht, können ihre Gene daher nicht einfach beliebig umherstreuen, sondern müssen möglichst schaun, dass ihr Nachwuchs - bei kleineren Säugetieren durchschnittlich 4-6 Kinder, bei grösseren 1-2 - ja am Leben bleibt, und entwickeln deshalb eine nähere Bindung zum Nachwuchs.

Einem Männchen kann es recht schnuppe sein, ob 2-3 seiner Kinder sterben, es hat ja noch 5 andere Weibchen begattet. :icon_cheesygrin:


Bei monogamen Säugetierarten (das sind ca. 3-4%) mag die Kindesfürsorge beim Männchen durchschnittlich höher sein, aber ob der Mensch im Kern wirklich Monogam geprägt ist, darüber lässt sich streiten.
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#5
(03-10-2009, 15:25)Romero schrieb: Mit anderen Worten ist der Minderwertigkeitskomplex von Männern schuld? :tard:

[...] Dass sie nicht schwanger werden ist für sie von Vorteil, weil sie so ihre Gene die ganze Zeit hier und da streuen können, wies ihnen grad passt. Das geht ratzfatz. Weibchen hingegen, dadurch dass sie eben schwanger werden und das Austragen nunmal ein Weilchen geht, können ihre Gene daher nicht einfach beliebig umherstreuen, sondern müssen möglichst schaun, dass ihr Nachwuchs - bei kleineren Säugetieren durchschnittlich 4-6 Kinder, bei grösseren 1-2 - ja am Leben bleibt, und entwickeln deshalb eine nähere Bindung zum Nachwuchs.

Einem Männchen kann es recht schnuppe sein, ob 2-3 seiner Kinder sterben, es hat ja noch 5 andere Weibchen begattet. :icon_cheesygrin:

Bei monogamen Säugetierarten (das sind ca. 3-4%) mag die Kindesfürsorge beim Männchen durchschnittlich höher sein, aber ob der Mensch im Kern wirklich Monogam geprägt ist, darüber lässt sich streiten.

Neenee da gibts noch andere Möglichkeiten:
Eine Frau kann von den Männern generell abgelehnt werden, dann empfindet sie dieselben Minderwertigkeitskomplexe. Aber ein Mann hat eben den entscheidenden Nachteil, dass er "schwächer" an die Kinder gebunden ist als die Frau und er deshalb dieses Problem häufiger bekommen kann. Deshalb spricht man ja auch öfters von "ihrem" Kind als von "seinem" Kind.

Hmmm ich würde außerdem sagen dass es nicht so sehr auf den Nachteil des Weibchens ankommt, dass sie sich an ihren Nachwuchs bindet, sondern dass diese Bindung vor allem in unserer Gesellschaft ein positives Image genießt und deshalb als natürlich betrachtet wird. Was natürlich nicht als Kritik gemeint ist.

Allein der Mann hat die Wahl zwischen Quantität und Qualität, das Weibchen hat die Wahl zwischen schlechter und guter Erziehung (bzw. gar keiner Erziehung bis hin zur Tötung des Neugeborenen, da sie Aussichten auf besseres hat [nur als krasses Beispiel; die Alternative "neues Baby" wäre die extremste, unmoralischste, die Alternative "Karriere/Erfolg im (finanziellen) Leben" eine geläufige, die Abtreibung das beste Mittel für jene, da das Ungborene die weiblichen Mutterinstinkte weniger belastet als die Tötung von einem (im weitesten Sinne) autarken Organismus]).
Naja, das ganze geht schon gerade ein wenig off Topic^^
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#6
(03-10-2009, 21:21)Pfefferminztee schrieb: Neenee da gibts noch andere Möglichkeiten:
Eine Frau kann von den Männern generell abgelehnt werden, dann empfindet sie dieselben Minderwertigkeitskomplexe.

Da hast du recht. Allerdings ist es im Tierreich meistens so, dass das Weibchen aussucht, wer draufspringen darf. Deswegen müssen männliche Säugetiere auch immer ihre Mannbarkeitsrituale austragen um zu zeigen wer der bessere ist (die besseren Gene hat). Auch beim Menschen ist es so. Klar, wenn Johnny Depp auftaucht, sind ihm viele Frauen verfallen, aber trotzdem. Er muss erst reich und berühmt werden (und sich damit von anderen Männern abheben) bevor er die freie Wahl hat.

(03-10-2009, 21:21)Pfefferminztee schrieb: Aber ein Mann hat eben den entscheidenden Nachteil, dass er "schwächer" an die Kinder gebunden ist als die Frau und er deshalb dieses Problem häufiger bekommen kann. Deshalb spricht man ja auch öfters von "ihrem" Kind als von "seinem" Kind.

Damit hast du grundsätzlich recht, doch wieso ist das ein Nachteil? Ist es nicht eher ein Vorteil, wenn du dich gar nicht um die Kinder kümmern musst? Du darfst sie zeugen und hast den ganzen Spass, aber die Frau muss sich dann drum kümmern. Dadurch, dass er viele Kinder mit verschiedenen Frauen hat, ist es für ihn auch nicht so schlimm, wenn mal eins abkratzt. Ich sehe das als Vorteil für das Männchen.

Der Gedanke, dass das Begatten von mehreren Weibchen einen negativen Effekt auf das Selbstwertgefühl eines männlichen Hominiden haben kann, kann nur einem Weibchen einfallen :icon_cheesygrin:

Natürlich ist es in unserer modernen, westlichen und monogam geprägten Gesellschaft anders. Hier hat der Mann diesen "Vorteil" zugunsten der eigenen Familie mit 1-2 Kindern aufgegeben. Natürlich ist es hier für ihn sehr schlimm, wenn sein Kind stirbt, weil er eben wenige hat.

Eine Frau kann gar nicht erst gross wählen, sie wird immer eine enge Beziehung zu ihrem Nachwuchs haben, ob der nun von einem Mann abstammt, oder von mehreren.


(03-10-2009, 21:21)Pfefferminztee schrieb: Hmmm ich würde außerdem sagen dass es nicht so sehr auf den Nachteil des Weibchens ankommt, dass sie sich an ihren Nachwuchs bindet, sondern dass diese Bindung vor allem in unserer Gesellschaft ein positives Image genießt und deshalb als natürlich betrachtet wird. Was natürlich nicht als Kritik gemeint ist.

Na klar, ist doch auch wichtig für den Nachwuchs. Für den Nachwuchs ist es im umgekehrten Fall auch schlimmer wenn das Weibchen stirbt, als wenn das Männchen umkommt.

Allerdings ist wie gesagt in unserer Modernen Gesellschaft dank der allmählichen Verschmelzung der traditionellen Geschlechterrollen auch der Vater immens wichtig für das Kind.
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#7
Dieses Ding, dass zB Löwenmännchen Jungtiere töten hat einen ganz simplen Grund:
Wenn ein Löwe der Stärkere ist und den früheren Rudelführer vertreibt sind dessen Jungtiere ja noch da und solange die Weibchen die Juntiere vom schwächeren vorherigen Löwenmännchen säugen, werden sie nicht rollig und da dies Jungtiere eines schwächeren Männchens sind ist es eine für den Löwen notwendige Strategie, diese zu töten.
1) Sind es nicht seine und
2) verhindern sie, dass er sich fortpflanzen kann
3) ist es evolutionär sinnvoll wenn auch grausam, die Jungtiere eines schwachen Tieres auszusondern um den Nachkommen eines starken Tieres Platz zu machen.

Das ist eben Natur. Grausam aber sinnig.
Gruß
Motte

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#8
Jep, so ist es
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#9
Romero schrieb:Es ist zwar inzwischen unbestritten, dass wir an der Spitze der Nahrungskette stehen, doch nehmen wir unsere Verantwortung gegenüber dem Gleichgewicht der Natur nicht im Geringsten wahr.

Es ist zwar interessant, Romero, das du einerseits jede Sonderstellung des Menschen bestreitest, andererseits aber eine Verantwortung des Menschen zur Natur postulierst. Dies ist eine beliebte Behauptung, aber ein Fehlschluss.

Zu erst wird gesagt, der Mensch sei nur Tier. Letztlich ziehlt diese Aussage darauf ab, dass der Mensch innheralb der Natur keine Sonderrolle habe, sondern diese Sonderrolle nur mythisch-religiöse Hybris, Selbstüberschätzung sei. Beide Tendenzen sieht man bei euch Schmettermotte und Romero. Andererseit wird behauptet der Mensch habe eine Verantwortung für die Natur, gegenüber dem Gleichgewicht des Ökosystems oder ähnliches.

Beide Behauptungen schließen einander aus.

Ich schrieb dazu in anderen Beiträgen:

Also entweder gibt es diese Dychotomie Mensch - Natur oder es gibt sie nicht. Wenn nicht, dann gibt es aber auch keinen Grund für die Verantwortung der Folgen menschlichen Handelns, weil menschliches Handeln natürliches Handeln wäre. (Nachzulesen hier)

und

Mir ging es um folgendes:
Wenn man den Menschen im naturalistischen Sinne nur als einen Teil der Natur sieht, d.h. er ist aus ihr entstanden und wird auch durch sie wieder vergehen. Wenn man weiterhin annimmt, dass der Mensch darin allen anderen Lebewesen gleich ist, dann ist auch menschliches Handeln, ob schädlich oder nicht, nur näturliches Handeln. Dann gibt es kein Recht oder keine Verpflichtung auf Umweltschutz, dass kennt die Natur nämlich auch nicht. Wenn es zuviel Rotwild gibt, dann leidet der Wald, da gibt es auch niemanden der den Hirsch zur Verantwortung zieht, es passiert. In der Erdgeschichte nennt man das signifikante Umwälzung der natürlichen Ordnung durch veränderte Bedingungen von Flora und Fauna. Ergebnis ist, dass die Erde am Ende anders aussieht als vorher.

Jetzt erleben wir aber, und Gruppen wie Attac oder Greenpeace weißen oft und viel daraufhin, dass es eine ökologische Krise des 20./21. Jahrhunderts gäbe. So eine Krise, samt schuldhaften Handeln des Menschen, kann es aber nur geben, wenn man dem Menschen eine Sonderstellung in der Natur einräumt, die ihn verantwortlich macht für seine Handlungen an und in der Natur (der Hirsch kann den Wald nicht wieder aufforsten).

Dieser Gedanke ist aber maßgeblich durch den Schöpfungsauftrag des Christentums geprägt. Das ist kein Beweis Gottes, aber eine geistesgeschichtliche Grundlage, die nicht wegzunivellieren ist. Der Schöpfungsauftrag ist damit kein Freibrief zur Herrschaft über die Natur, im Gegenteil, er ist die Pflicht zur Verantwortung und Rechenschaft für die Handlung des Menschen an und in der Natur.
(Nachzulesen hier)



Romero schrieb:Ich schliesse mit dem euch sicher bekannten Zitat aus dem Film Matrix:

"Es fiel mir auf als ich versuchte eure Spezies zu klassifizieren. Ihr seid im eigentlichen Sinne keine richtigen Säugetiere! Jetwede Art von Säugern auf diesen Planeten entwickelt instinktiv ein natürliches Gleichgewicht mit ihrer Umgebung. Ihr Menschen aber tut dies nicht! Ihr zieht in ein bestimmtes Gebiet und vermehrt euch, und vermehrt euch bis alle natürlichen Ressourcen erschöpft sind. Und der einzige Weg zu überleben ist die Ausbreitung auf ein anderes Gebiet. Es gibt noch einen Organismus auf diesen Planeten der genauso verfährt! Wissen sie welcher? Das Virus! Der Mensch ist eine Krankheit, das Geschwür dieses Planeten! Ihr seid wie die Pest! Und wir sind die Heilung."

(Abgesehen davon, dass die Pest keine Viren- sondern eine Bakterienkrankheit ist, sehr treffend.)



Auch zu diesem Argument hab ich schon Stellung genommen und möchte dies hier wiederholen:

"[Auch] die Natur [hat] ihre Probleme mit sich selbst. Das Plagen, d.h. ökologische Missverhältnisse, eine Bestandteil dieser Ordnung sind. Insofern ist dieser Pessimismus und der Vergleich Mensch-Virus einseitig und ungenau. Man bedenke, dass die Natur durch die Evolution, d.h. gerade duch Missverhältnisse und Selektion ihre heutige, sicherlich nicht finale, Gestalt erhalten hat. (Nachzulesen hier)

Dazu noch ein weiteres Wort. Die Aburteilung des Menschen als Virus, der "Geschür des Planeten" sei, ist eine Wertung in zweifacher Hinsicht. Erstens, dass die Art und Weise des Seins als Virus unnatürlich ist, d.h. auch Viren an sich, nicht nur im übertragenden Sinne auf den Menschen, sind schlecht und schädigend. Zweitens, die Abwertung des Menschen als ein nicht in die Natur hineinpassendes Wesen.
Hier wird eine Dychotomie postuliert die wesentlich extremer ist als die Sonderrolle des Menschen innerhalb der christlichen Schöpfungsordnung. Der Mensch als "Geschwür des Planeten" hat keine Existenzberechtigung, seine virale Seinsweise ist per se schlecht. Diese vulgäre Betrachtung steht im krassen Gegensatz zu der Behauptung der Mensch sei ein Tier, wie alle anderen auch.
Weiterhin ist es ein moralisches Urteil über den Menschen und seine Beziehung zur Natur. Das Gegenüber von Mensch und Natur, nicht seine Einheit, wird hier in einem moralischen Verdikt zementiert und nicht gelöst. Folglich ist der Mensch-Virus-Vergleich nicht nur unangebracht, sondern sachlich unkorrekt und in Verbindung mit dem Argument der Mensch habe keine Sonderrolle logisch falsch.

Soweit Alanus ab Insulis
Omnis mundi creatura quasi liber et pictura nobis est et speculum.
-
Jedes Geschöpf der Welt ist sozusagen ein Buch und Bild und ein Spiegel für uns.
(Alanus ab Insulis, Theologe, Philosoph und Dichter)
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#10
(05-10-2009, 01:53)Alanus ab Insulis schrieb: Es ist zwar interessant, Romero, das du einerseits jede Sonderstellung des Menschen bestreitest, andererseits aber eine Verantwortung des Menschen zur Natur postulierst. Dies ist eine beliebte Behauptung, aber ein Fehlschluss.

Inwiefern deutest du meinen Satz "Es ist zwar inzwischen unbestritten, dass wir an der Spitze der Nahrungskette stehen" als Verneinung einer "Sonderstellung"? Eusa_think Ich finde die Spitze der Nahrungskette ist eine Sonderposition mit grosser Verantwortung, wie es auch jede andere Position in der Nahrungskette ist. Allerdings bringt dir das Verweilen auf dem Gipfel des Berges nichts, wenn der Rest darunter anfängt zu bröckeln. Eusa_eh


(05-10-2009, 01:53)Alanus ab Insulis schrieb: Zu erst wird gesagt, der Mensch sei nur Tier. Letztlich ziehlt diese Aussage darauf ab, dass der Mensch innheralb der Natur keine Sonderrolle habe, sondern diese Sonderrolle nur mythisch-religiöse Hybris, Selbstüberschätzung sei. Beide Tendenzen sieht man bei euch Schmettermotte und Romero. Andererseit wird behauptet der Mensch habe eine Verantwortung für die Natur, gegenüber dem Gleichgewicht des Ökosystems oder ähnliches.

Warum muss es überhaupt eine Sonderstellung bedingen/nicht bedingen, der Natur gegenüber im Gleichgewicht sein zu sollen? Jedes Insekt ist der Natur gegenüber im Gleichgewicht. Als Teil der Natur sind wir / wären wir verpflichtet das Gleichgewicht zu erhalten, so wie alle Teile der Natur vom untersten bis zum obersten Teil der Nahrungskette. Jedes Bakterium, jedes Pflänzchen trägt dazu bei. Wieso sollte gerade die Spitze der Nahrungskette davon ausgenommen sein? Eine mögliche - je nach Definition - Sonderstellung hat nun rein nichts mit der Verpflichtung der Natur gegenüber zu tun. Evil5 Klar, wir sind ne tolle Spezies.... so what?
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#11
Ich betrachtete es nicht aus gegenseitigen Ausschluß, den Menschen als Tier zu betrachten (Man beachte die biologische Ähnlichkeit in Hautstruktur, Organe, Nerven, Sinnesorgane usw) und gleichzeitig der Meinung zu sein, der Mensch habe eine besondere Verantwortung für die Natur.
Immerhin ist der Mensch die einzige Spezies, die die Natur komplett aus dem Gleichgewicht bringen kann. Dein Beispiel mit dem Rotwild trifft das doch: Wir haben zuviel Wild, weil wir Wölfe, Bären und andere Jäger ausgerottet haben. Dies ist nicht durch Überpopulation, sondern durch Vernichtung geschehen und das hat der Mensch verschuldet. Vor diesem Eingriff existierte ein Gleichgewicht zwischen Jäger und Gejagtem, bis der Mensch ein Eingriff und das läßt sich auf viel zu viele Bereiche erweitern.
So wie wir die Macht haben, Leben zu vernichten, auszurotten, dem Planeten zu schaden haben wir auch die Verantwortung, genau das zu verhindern. Nur weil man sie Ansicht vertritt, dass der Mensch keine Sonderstellung, keine komplett neue Spezies ist (Pflanze, Tier, Mensch) sondern ein Tier darstellt (Pflanze, Tier Säugetier Mensch) bedeutet das nicht, dass der Mensch tun kann was er will.
Wobei... er kann es ganz offensichtlich und alles das was der Mensch tut gehört natürlich auch zur Natur. Wenn wir den Planeten zerstören ist das nur ein winziger Abschnitt in der Erdgeschichte. Nicht besonders wichtig, aber schade und da wir die Intelligenz besitzen, das zu verhindern sollten wir das wohl auch tun, oder nicht?
Gruß
Motte

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#12
(05-10-2009, 17:02)SchmetterMotte schrieb: Wobei... er kann es ganz offensichtlich und alles das was der Mensch tut gehört natürlich auch zur Natur. Wenn wir den Planeten zerstören ist das nur ein winziger Abschnitt in der Erdgeschichte. Nicht besonders wichtig, aber schade und da wir die Intelligenz besitzen, das zu verhindern sollten wir das wohl auch tun, oder nicht?

Manchmal habe ich den Eindruck, dass die Idee von der Zerstörung und der Errettung des Planeten letzte Reste der menschlichen Allmachtsfantasie sind.

Eusa_think
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#13
Leider nicht. Natürlich könnten wir den Planeten nicht komplett zerstören, aber wir können seine Natur, seine Pflanzen- und Tierwelt zerstören. Das kommt keiner Planetenzerstörung gleich, wäre aber doch schlimm genug, oder?
Würde man diese Allmachtsphantasie positiv nutzen (indem man annimmt, man könne die Erde von den taten des Menschen "heilen") wäre das ausnahmsweise doch garnicht übel. Icon_wink
Gruß
Motte

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#14
(05-10-2009, 01:53)Alanus ab Insulis schrieb:
Romero schrieb:Es ist zwar inzwischen unbestritten, dass wir an der Spitze der Nahrungskette stehen, doch nehmen wir unsere Verantwortung gegenüber dem Gleichgewicht der Natur nicht im Geringsten wahr.

Es ist zwar interessant, Romero, das du einerseits jede Sonderstellung des Menschen bestreitest, andererseits aber eine Verantwortung des Menschen zur Natur postulierst. Dies ist eine beliebte Behauptung, aber ein Fehlschluss.

Zu erst wird gesagt, der Mensch sei nur Tier. Letztlich ziehlt diese Aussage darauf ab, dass der Mensch innheralb der Natur keine Sonderrolle habe, sondern diese Sonderrolle nur mythisch-religiöse Hybris, Selbstüberschätzung sei. Beide Tendenzen sieht man bei euch Schmettermotte und Romero. Andererseit wird behauptet der Mensch habe eine Verantwortung für die Natur, gegenüber dem Gleichgewicht des Ökosystems oder ähnliches.

Beide Behauptungen schließen einander aus

keineswgs

dein trugschluß besteht wohl darin, daß du "verantwortung" per se irgendeiner (von gott definierten?) sonderrolle des menschen zuordnest

es ist aber schlicht so, daß es im ureigensten interesse des menschen ist, die natür, das ökosystem annähernd so zu erhalten, wie es ist - weil sie nämlich des menshen ökologische nische darstellt

selbstverständlich ist jeder selbst dafür verantwortlich, ob er seine natürliche lebensgrundlage zerstört oder nicht

Zitat:Also entweder gibt es diese Dychotomie Mensch - Natur oder es gibt sie nicht. Wenn nicht, dann gibt es aber auch keinen Grund für die Verantwortung der Folgen menschlichen Handelns, weil menschliches Handeln natürliches Handeln wäre. (Nachzulesen hier)

und warum soll "natürliches handeln" a priori verantwortungslos sein?

Zitat:Dann gibt es kein Recht oder keine Verpflichtung auf Umweltschutz, dass kennt die Natur nämlich auch nicht

diese verpflichtung gibt es auch nicht als abstrakte vorschrift. sie egibt sich aus dem interese an der aufrechterhaltung der natürlichen lebensgrundlagen des menschen

Zitat:Wenn es zuviel Rotwild gibt, dann leidet der Wald, da gibt es auch niemanden der den Hirsch zur Verantwortung zieht, es passiert

richtig! so jemand (z.b. einen "gott") gibt es nicht!

es gibt allerdings auch menschen, die verantwortlich handeln, ohne daß ihnen mit (höllen)strafen gedroht wird

Zitat:So eine Krise, samt schuldhaften Handeln des Menschen, kann es aber nur geben, wenn man dem Menschen eine Sonderstellung in der Natur einräumt, die ihn verantwortlich macht für seine Handlungen an und in der Natur (der Hirsch kann den Wald nicht wieder aufforsten).

Dieser Gedanke ist aber maßgeblich durch den Schöpfungsauftrag des Christentums geprägt

ein geradezu typischer gläübiger kurzschluß. alles muß irgendwie und irgendwann in "gott" müden

nein, der gedanke der verantwortung für natur und umwelt kann völlig gottlos sich aus eigeninteresse am überleben (persönlich oder der art)ergeben
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#15
(06-10-2009, 10:03)petronius schrieb: nein, der gedanke der verantwortung für natur und umwelt kann völlig gottlos sich aus eigeninteresse am überleben (persönlich oder der art)ergeben
Und genau hierzu müssen wir uns von allen Tieren differenzieren und distanzieren. Genau dieses Dilemma hat "Alanus ab Insulis" versucht aufzuzeigen, welches eben nicht dadurch gelöst ist, dass man diese alleine den Religion zuschreibt. Dieses Dilemma existiert immer.

Die Frage ist hier ja eigentlich, ist es wünschenswert dieses Dilemma dadurch zu lösen, dass wir eben nicht differenzieren und uns auf eine Ebene wie die anderen Tiere stellen, uns dabei also keinen Mehrwert zuschreiben (was ansich wiederum völlig unnatürlich ist).

Dieses endet dann aber in der Frage, ob man zur Rettung von Tieres nun Menschen töten darf. Und hier sagen alle Religion, welche ich hierzu kenne, dass genau deshalb, der Mensch sich als Partner in der Schöpfung sehen soll. Er muss sich über, neben die ganze Schöpfung stellen, da er dazu in der Lage ist, wie kein anderes Tier hier teilzuhaben.

Dabei kann er natürlich scheitern, aber er hat diese Aufgabe wahrzunehmen. An kein anderes Tier kann man dabei diese Aufgabe stellen.
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