(01-04-2018, 12:06)dharma schrieb: (01-04-2018, 11:47)Ulan schrieb: Der Punkt des Glaubensbekenntnisses ist doch gerade fuer jemanden, der nicht daran glaubt, eine vollkommen unwichtige Nebensaechlichkeit
Es geht nicht um den Inhalt des Glaubensbekenntnisses, sondern gegenüber der Gemeinde (einer Gruppe von Menschen), einen Glauben vorzutäuschen (zu bekennen), den man nicht hat.
Das ist nicht mehr als eine Lüge. Ich verstehe, dass ein Ungläubiger Mensch keine Problem damit hat, zu lügen, weil er nicht davon ausgeht, dass es irgendwann ein Gericht geben wird. Es ist aber charakterlich nicht gerade etwas, womit man glänzen kann. Ob da mit sozialen Engagement kokettiert wird, ist auch nebensächlich, denn was nutzt es, vor den Menschen mit guten Taten glänzen zu wollen, wenn man seine Umgebung dauerhaft anlügt?
Die groessten Luegner, die ich in meinem Leben kennengelernt habe, waren tief glaeubig; nur mal so als Randbemerkung.
Ob Menschen luegen oder nicht, haengt doch nicht vom Glauben ab. Es gibt uebrigens Kirchenvaeter, die uns explizit mitteilen, dass Luegen, wenn es fuer die richtige Sache praktiziert wird, ein Gott wohlgefaelliges Verhalten ist. Luegen in der Sache des Glaubens ist also mehr oder weniger ein christliches Gebot. Wenn man dadurch Seelen rettet, ist Luegen ein adaequates Mittel im christlichen Arsenal.
Ansonsten hast Du mich wohl missverstanden: ein soziales Miteinander ohne zu luegen ist unmoeglich. Wir alle tun es, dauernd. Menschen, die zwanghaft immer die Wahrheit sagen muessen, sind sozial vollkommen isoliert, da niemand die Wahrheit hoeren will. Dass Luegen ein soziales Stigma hat, liegt daran, dass man es benutzen kann, anderen zu schaden; was ja manchmal auch passiert. Aber das, was man im Englischen "white lies" nennt, ist das Schmiermittel der Gesellschaft und schadet niemandem.
Ausserdem kommt die Frage doch gar nicht auf. Hat Dich je irgendjemand in einer Gemeinde gefragt, ob Du an Gott glaubst? Das macht vielleicht der Missionar an der Haustuer, aber in der Gemeinde fragt Dich das doch niemand. Ich glaube also nicht mal, dass da irgendwelches Luegen noetig ist. Und, die Hauptfrage bleibt, wem das denn eigentlich schadet? Worin besteht der Schaden durch dieses "die Gemeinde anluegen", den Du da postulierst?
Ein weiterer Aspekt, auf den Du gar nicht eingegangen bist, ist, dass eine uebertragene Auslegung christlicher Texte doch ganz normale Praxis ist, ausser in extremen, fundamentalistischen Kirchen. Und selbst die muessen "tricksen" (oder "luegen"), um ihren Glauben mit ihrem Anspruch in Einklang zu bringen. Insofern ist der Tatbestand der Luege doch sowieso nicht erfuellt, wenn Du Ekkards Ausfuehrungen gefolgt bist.