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Theologie eine Wissenschaft?
#1
Ich zitiere im Folgenden Wikipedia.

Zitat:Präsenz an staatlichen Universitäten in Form von theologischen Fakultäten
Kritik:
Vor allem von weltlich-humanistischen Organisationen und Verfechtern eines strikten Laizismus wird die Existenz theologischer Fakultäten als Anachronismus angesehen. Es wird kritisiert, daß der Staat Aufgaben finanziere, die eigentlich den Kirchen selbst oblägen; außerdem wird behauptet, dass die Theologie selbst aufgrund ihrer Bekenntnisgebundenheit - im Gegensatz beispielsweise zur Religionswissenschaft - keine Wissenschaft sei und daher nicht an eine Universität gehöre.

Kritik an Theologie
Die Theologie wird von einigen Kritikern als eine Halb- oder gar Pseudowissenschaft angesehen.
Kritik an der Theologie richtet sich z. B. gegen
-die fehlende Ergebnisoffenheit: „Gott“, „der Glaube“, „die Offenbarung“ und dergleichen werden vorausgesetzt und sind nicht falsifizierbar.
-die fehlende Freiheit der Lehre: Theologische Lehrstühle werden im Einvernehmen mit der Kirche besetzt und zumindest an katholischen Fakultäten ist eine Lehrerlaubnis erforderlich.
-die praktischen Konsequenzen besonders von Teildisziplinen wie „Missionswissenschaft“: sie seien ethisch inakzeptabel. Dieser Vorwurf wird auch gegen die Theologie als Ganzes erhoben.
-die Abstraktion der dogmatischen Theologie von den Erfahrungen der Menschen, besonders von ihren Sehnsüchten, Ängsten und Nöten.

Pseudowissenschaft
Definition:
1. Pseudowissenschaften treten mit dem Anspruch auf Wissenschaftlichkeit auf.
2. Pseudowissenschaften widersprechen anerkannten wissenschaftlichen Erkenntnissen.

Wieso werden theologische Fakultäten vom Staat finanziert? Wie ich in diesem Thread schrieb, sollen laut Grundgesetz und Weimarer Reichsverfassung Kirche und Staat getrennt werden (Säkularisierung). Hier findet findet einer von vielen Brüchen dieser Forderung statt. Soll die Kirche doch ihre Pseudowissenschaft selbst finanzieren!
"What can be asserted without proof can be dismissed without proof." [Christopher Hitchens]
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#2
Die staatliche Finanzierung von Forschung und Lehre dient einer weitgehenden Unabhängigkeit der beteiligten Personen. Dass die Kirchen da dreinreden, ist, wie die Fälle Drewermann, Küng usw. zeigen, auch ein Ärgernis für die Gläubigen - nicht nur für Atheisten.

Ganz grob gesprochen: Theologie als Wissenschaft ist doch nicht die Wissenschaft von Gott, wie man meinen könnte, sondern die Wissenschaft von Texten, Einordnung von Fragmenten, historischen Abläufen, gesellschaftlichen Regeln, Vergleichen, archäologischen Befunden, Quellenforschung und Transliteration. Zum guten Teil forschen Theologen auch mit naturwissenschaftlichen Methoden. Vieles, von dem, was alte Texte tatsächlich gesagt haben, haben universitäre Theologen heraus gefunden. Und moderne Formen des Glaubens wären ohne diese Erkenntnisse gar nicht denkbar.
Ehe man das "Kind" (Theologie) mit dem Bade (einer Fächerbereinigung) ausschüttet, muss man sich sehr genau diese Verdienste ansehen.
Dazu kommt eine Ausbildungsfunktion also so etwas wie Pädagogik und Philologie für Seelsorger. Wahrscheinlich deshalb halten die Kirchen ihre Hände über das Fach. Dort geht es tatsächlich um die "rechte" Verkündigung der Lehren.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#3
(11-09-2009, 21:31)Ekkard schrieb: Ganz grob gesprochen: Theologie als Wissenschaft ist doch nicht die Wissenschaft von Gott, wie man meinen könnte, sondern die Wissenschaft von Texten, Einordnung von Fragmenten, historischen Abläufen, gesellschaftlichen Regeln, Vergleichen, archäologischen Befunden, Quellenforschung und Transliteration. Zum guten Teil forschen Theologen auch mit naturwissenschaftlichen Methoden. Vieles, von dem, was alte Texte tatsächlich gesagt haben, haben universitäre Theologen heraus gefunden. Und moderne Formen des Glaubens wären ohne diese Erkenntnisse gar nicht denkbar.
Ehe man das "Kind" (Theologie) mit dem Bade (einer Fächerbereinigung) ausschüttet, muss man sich sehr genau diese Verdienste ansehen.

Und deshalb kann die Theologie auch für Agnostiker und Atheisten eine spannende Wissenschaft sein. Insbesondere die Beschäftigung mit historischen Phänomenen, die die Entwicklung der Religionen maßgeblich beeinflusst haben, kann, wenn man einmal damit begonnen hat, nahezu süchtig machen.

MfG B.
MfG B.
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#4
OMG. :bduh:
Was ein d****s Argument. Was interessiert den Bürger die Vergangenheit der Kirche?
Das ist mir schnurzpiepegal. Ich sehe nicht ein, warum ich das finanzieren soll.
Außerdem fällt Theologie ganz klar unter die Forderung nach Trennung von Kirche und Staat.
Der Staat hat die Kirche nicht zu finanzieren. Punkt.
Dann könnten Atheisten ja auch eine Religion anmelden und ordentlich Finanzspritzen abgreifen.
Verstehst du wie widersinnig das ist?
"What can be asserted without proof can be dismissed without proof." [Christopher Hitchens]
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#5
(12-09-2009, 13:21)humanist schrieb: OMG. :bduh:
Was ein d****s Argument.

Wenn Du Dich so ausdrücken musst, schreib es ruhig hin. Die Wortwahl beschreibt den Autor nicht den Adressaten!

humanist schrieb:Was interessiert den Bürger die Vergangenheit der Kirche?
Das ist mir schnurzpiepegal.

Solche Dinge zu erforschen, ist Kulturleistung, wie so manche andere Kulturleistung auch, die von der Mehrheit der Bürger, das mag sein, nicht als Wert erkannt wird.
MfG B.
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#6
Aha, Kulturleistung also.
Dann gründe ich Athelogie. Atheisten haben auch ihr Recht auf Kulturleistung.
Dafür möchte ich aber gefälligst Geld von Staat.
"What can be asserted without proof can be dismissed without proof." [Christopher Hitchens]
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#7
Die Religionsgeschichte gehört zur Geistesgeschichte einer Gesellschaft und einer Kulturgemeinschaft ganz generell dazu.
Es ist völlig absurd, wenn wir einen akademischen Zweig abschneiden würden, da eine Gruppe - z. B. Atheisten -, diesen Forschungs-bzw. Lehrbereich nicht mitfinanzieren wollen. Was machen wir mit der Gentechnik, den Kernforschungszentren, mit den vielen Bereichen, die die Wissenschaften, Geisteswissenschaften ect. ausmacht, da auch hier Gegner zu finden sind? Sie wären ab dem Zeitpunkt nicht mehr frei, wenn sie einer Willkür ausgesetzt wären, die nach Gutdünken (Zeitgeist, politische Stimmung und Ausrichtung ect.) oder Verwerfen eines Wissens-oder Forschungszweiges an den Universitäten und Hochschulen, eine Finanzierung gewährt oder ausschließt. Die Wissenschaften müssen unabhängig bleiben.
Verständlich ist die gestellte Frage schon. Konsequenterweise muß diese Frage fächerübergreifend aufgefasst und beurteilt (verstanden) werden.
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#8
(12-09-2009, 14:06)humanist schrieb: Aha, Kulturleistung also.
Dann gründe ich Athelogie. Atheisten haben auch ihr Recht auf Kulturleistung.
Dafür möchte ich aber gefälligst Geld von Staat.

etabliere doch erst mal deine atheologie als gesellschaftswissenschaft - dann können wir immer noch über finanzierung mit staatsknete reden
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#9
(12-09-2009, 14:06)humanist schrieb: Aha, Kulturleistung also.

So ist es! Die Beschäftigung mit Kirchen-, Religions-, Theologiegeschichte, etc. ist Kulturleistung.

Ebenso wie die Beschäftigung mit:

Philosophiegeschichte, Wissenschaftsgeschichte, Rechtsgeschichte, Kulturanthropologie, historischer Anthropologie, Sozialgeschichte, Strukturgeschichte, Gesellschaftsgeschichte, Begriffsgeschichte, Mentalitätengeschichte, Bild- und Mediengeschichte, Wirtschaftsgeschichte, Unternehmensgeschichte, Medizingeschichte, Technikgeschichte,

um ein paar Beispiele zu nennen.

humanist schrieb:Dann gründe ich Athelogie. Atheisten haben auch ihr Recht auf Kulturleistung.
Dafür möchte ich aber gefälligst Geld von Staat.

Es hindert Dich doch niemand daran, das zu möchten!

Übrigens: Im Rahmen eines Philosophiestudiums kann man sich als Atheist nach Herzenslust austoben und auch das entsprechende Thema für die Diplomarbeit oder Dissertation gestellt bekommen, wenn man den "Ort" des Studiums sorgsam auswählt!
MfG B.
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#10
Es hat ja keiner was gegen Kulturleistung.
Nur sollte speziell Theologie nicht vom Staat finanziert werden. Das schreiben Grundgesetz und Weimarer Reichsverfassung klar und deutlich vor. Kirche muss das selbst finanzieren, ganz einfach. Zudem ist Theologie eine Pseudowissenschaft.

Nein danke, habe nicht vor ein Zweitstudium anzufangen, obwohl Philosophie verlockend ist.

Zitat:etabliere doch erst mal deine atheologie als gesellschaftswissenschaft - dann können wir immer noch über finanzierung mit staatsknete reden
Ich würde noch weiter gehen und Humanismus, Menschenrechte usw. mit reinnehmen. Ach was, gründe ich doch gleich eine Partei der aufgeklärten Vernunft. :icon_cheesygrin:
"What can be asserted without proof can be dismissed without proof." [Christopher Hitchens]
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#11
Ich möchte auch nochmal diese beiden Texte nennen:

Laizismus - Trennung von Staat und Kirche
Trennung von Staat und Kirche?
"What can be asserted without proof can be dismissed without proof." [Christopher Hitchens]
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#12
(12-09-2009, 15:37)humanist schrieb: Es hat ja keiner was gegen Kulturleistung.
Nur sollte speziell Theologie nicht vom Staat finanziert werden. Das schreiben Grundgesetz und Weimarer Reichsverfassung klar und deutlich vor



(12-09-2009, 15:37)humanist schrieb: Ich würde noch weiter gehen und Humanismus, Menschenrechte usw. mit reinnehmen. Ach was, gründe ich doch gleich eine Partei der aufgeklärten Vernunft. :icon_cheesygrin:

ja, dann mach doch
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#13
Zitat:
Warum nicht? Dass die Kirche in der Finanzkrise mit jährlich 14 Milliarden subventioniert wird, ist dir egal?
"What can be asserted without proof can be dismissed without proof." [Christopher Hitchens]
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#14
Panorama hat schon 2002 auf die massiven Kirchensubventionen aufmerksam gemacht:
Teil 1
Teil 2

Und seit damals hat sich nichts geändert. Es gelten immer noch 200 Jahre alte Verträge.
Die Kirche hat ein geschätztes Vermögen von 500 Milliarden Euro, lässt aber alle Ausgaben vom Staat bezahlen. Ein Skandal wie ich finde.
"What can be asserted without proof can be dismissed without proof." [Christopher Hitchens]
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#15
Mir scheint ein Punkt nicht genügend gewürdigt zu werden. Theologie ist zwar kirchlich orientiert, aber nicht immer kirchengenehm. Theologische Erkenntnisse kratzen zuweilen an kirchlichen Doktrien. Beispielsweise die Forschung über das Leben Jesu.
Das Interesse der Kirchen scheint mir nur insofern theologiekompatibel zu sein, wie die eigene Meinung bestätigt wird. Ein Phänomen, das man nicht nur bei Kirchen antrifft. Insofern tut der Staat gut daran, den Kirchen nicht alleine das Feld zu überlassen.

Generell drängte sich mir bei diesem Thema noch ein anderer Punt auf: Theologie ist eine Wissenschaft der dritten Person. Auch wenn anders als bei den Religionswissenschaften gewisse Axiome vorgegeben (aber nicht immer eingehalten) werden. Glaube ist, wenn es gut läuft, eine Wissenschaft der ersten Person (meine Meinung).

Gruß
LD
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