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Tantra -was ist das ?
#1
Hallo !

Leider liesst man immer wieder die abenteuerlichsten Dinge zum Thema Tantra, und die Literatur in der BRD ist leider auch nicht sonderlich hilfreich. Wenn hier im Forum jemand einigermaßen drüber bescheid weiß, wäre ich über Infos sehr glücklich. Bei mir in der Nähe gibtes nämlich eine Buchhandlung, die u.a. nicht wenig Literatur zum Thema anbietet.

Gruß, Kephas
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#2
Hallo Kephas,
Zitat:Leider liesst man immer wieder die abenteuerlichsten Dinge zum Thema Tantra, und die Literatur in der BRD ist leider auch nicht sonderlich hilfreich.
Wenn's um 'abenteuerliche Dinge' geht, ist wahrscheinlich tibetisch-buddhistisches Tantra gemeint, da wird in der dzt. Neo-Esoterik ein sehr spezieller Aspekt nicht nur aus dem Zusammenhang gerissen für sich betrachtet, sondern auch das Mittel in den Zweck verkehrt. Bei den Tibetern bin ich auch nicht so sehr zuhause - vielleicht kann da Abendsee mehr dazu sagen - aber ich sehe zuhause mal nach, ob ich zur 'hinduistischen' Seite noch was finde.
Im Prinzip heißt skr. 'tantra' nur 'Gewebe, Kontinuum' und bezieht sich auf den Aufbau der menschlichen spirituellen Erfahrung.

() qilin
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#3
Hallo,

ich möchte Peter nicht vorgreifen, der vermutlich aus dem Vollen schöpfen kann, aber noch nicht, oder gerade erst aus Indien zurück ist - hier kurz, was ich zum Tantra gefunden habe:

Die tantrischen Schriften, von denen die meisten erst in den letzten drei Jahrhunderten entstanden sind, beziehen sich meist auf den Shaktismus, einer Verehrung der Shakti (göttlichen Gefährtin) eines Gottes (meist Shiva's), die als personifizierte Lebenskraft von Shiva abgespalten und in die Mitte gerückt ist; sie erscheint in verschiedenen segensreichen oder furchterregenden Formen. Diese Verehrung spaltet sich wiederum auf in einen Weg der linken und einen der rechten Hand, in ungezügelte sexuelle Riten einerseits, und die einem strengen Reglement unterworfenen Übungen zur Hingabe an die Göttin andererseits, die aber ebenfalls eine sexuelle Komponente besitzen. Mit (spirituellen) Gefahren sind beide Wege verbunden; der ungeläuterte und nicht reglementierte natürlich besonders. Die raison d' ètre des ganzen ist aber die Hingabe an die Göttin, nicht an eine/n Partner/in. Und da liegt die totale Schiefheit dessen, was in der westlichen 'Tantra'-Literatur beschrieben wird...

() qilin
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#4
Hallo qilin, hallo Kephas.
Ich kenne mich zwar nicht mit dem Hinduismus aus, aber ich kann eine Erklärung des Tantra aus Sicht des (tibetischen) Buddhismus geben.
Mit dem Begriff des "Tantra" (auf tib. "rgyud") ist ein System der Meditationspraxis gemeint, die aus Texten gewonnen werden, die den Bewußtseinswandel durch Visualisation, Symbole und Rieten behandelt. Die meisten der Grundtexte nennt man Tantras, und sie haben in der Regel einen bestimmten Buddha, bzw. einen bestimmten Aspekt der Buddhaschaft zum Thema.
Die Tantras unterscheiden sich von den Sutras des Mahayana ("Großer Weg" des Buddhismus) hauptsächlich dur die Methodik. Sie bieten Lehren, die in anderen Mahayana-Werken nicht zu finden sind.
Laut Lama Thubten Yeshe ist die tantrische Praxis an der Transformation orientiert. Durch die Tantra-Praxis werden unsere Energiene (ich interpretiere das z.B. als Gefühle) transformiert. Wir werden von einem gewöhnlichen, verblendeten, einsichtslosen Menschen, zu einem vollkommen bewusten Wesen, voller Barmherzigkeit und Einsicht.
Es heißt auch, das tantrische System bewirke diese Verwandlung sehr viel schneller als das klassische Mahayana.
Es wäre mit dem Tantra möglich, die Erleuchtung in einer einzigen Lebensspanne zu erreichen.

Ich denke nicht, das die Tantra-Praxis direkt auf Siddhârtha Gautama (den historischen Buddha) zurückgeht. Vermutlich entstand sie als Buddhismus und tibetische Bön-Religion miteiander verschmolzen.


Viele Grüße, Nicolas :silly:
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#5
Hallo Nicolas,

danke für die Ergänzung - ich glaube da ergibt sich schon ein halbwegs abgerundetes Bild.
Zitat:Die Tantras unterscheiden sich von den Sutras des Mahayana ("Großer Weg" des Buddhismus) hauptsächlich dur die Methodik. Sie bieten Lehren, die in anderen Mahayana-Werken nicht zu finden sind.
Zweifellos, und das ist mir auch eine wichtige Feststellung - die meisten Vertreter des Vajrayana, mit denen ich bisher diskutierte, haben die Existenz eines Vajrayana als eigenes Fahrzeug überhaupt bestritten, und den tibetischen Weg als 'ganz normales' Mahayana hingestellt.
Zitat:Es heißt auch, das tantrische System bewirke diese Verwandlung sehr viel schneller als das klassische Mahayana.
Das habe ich immer wieder gehört, und es scheint mir auch plausibel - wenn 'Expressmethoden' tatsächlich Wirkung zeigen sollen, sind sie allerdings auch (wie im 'hinduistischen' Tantra, oder im Zen) mit gewissen Gefahren verbunden.
Zitat:Ich denke nicht, das die Tantra-Praxis direkt auf Siddhârtha Gautama (den historischen Buddha) zurückgeht. Vermutlich entstand sie als Buddhismus und tibetische Bön-Religion miteiander verschmolzen.
Historisch ist eine Zurückführung auf Sakyamuni vermutlich nicht möglich (und m.E. auch nicht wahrscheinlich), Einflüsse des Bön eher schon; aber da sich ja auch die tibetische Tantra-Theorie auf Yoga-Tantra beruft, vermute ich, dass auch vor der Verpflanzung des Dharma nach Tibet irgendwelche Querverbindungen zwischen buddhistischen Schulen und 'hinduistischem' Tantrismus bestanden haben - konkrete Belege dafür habe ich allerdings dzt. keine (vgl. aber auch z.B. hier).

Sarva mangalam
() qilin
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#6
Tantra bedeutet "Vorgang" und wird individuell angewendet. Im Westen ist speziell tantra auf "eine Technik der sexuellen Vereinigung" populär.
Hierbei jedoch dreht sich alles nur noch um Selbstgenuß und nicht wie es eigendlich ursprünglich gedacht war, zur Freude des Allmächtigen, Kinder zu zeugen.

Gruß Peter
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