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Missionierung
#1
Moin,

was ist Missionierung?

oder besser: ab wann ist etwas Missionierung?


Diese Frage beschäftigt mich jetzt schon seit einiger Zeit.

Insbesondere in Abgrenzung zum interreligiösen Gespräch, auch zum Streitgespräch.

Oder ist jedes Gespräch mit einem Andersgläubigen, wo ich meine religiösen Überzeugungen kund tue, auch Missionierung?

Gibt es einen Unterschied zwischen Missionierung und 'den anderen zum Nachdenken über dessen eigenen Glauben zu bringen'?


Ein paar persönliche Anmerkungen, warum diese Frage für mich wichtig ist:
Ich bin Noachide. Nach meiner Überzeugung ist mir Missionierung quasi verboten, Noachiden sollten nicht missionieren, es widerspricht unserer Grundüberzeugung, dass jeder Mensch seinen eigenen Weg gehen muss und eben nicht von anderen Menschen dabei geführt werden soll.

Gleichzeitig liebe ich religiöse Gespräche. Sie bringen mir oft viel, wenn meine Position hinterfragt wird, wenn Überzeugungen auch mal aufeinander prallen. Und dazu kommt einfach auch die Lust am Diskutieren. Das geht aber natürlich nur, wenn ich meine Positionen dabei auch vertrete, denn wie soll der andere darauf sonst eingehen und seine eigenen Positionen darstellen können?


Es ist leicht zu sehen, dass da ein gewisser Widerspruch entstehen kann.


Gibt es einen Unterschied zwischen 'den anderen zum Nachdenken bringen' und 'Missionieren'

Gehört zur Missionierung auch eine Gruppe/organisation/Kirche, zu der hinmissioniert wird?

Wie ist es, wenn der andere von vornherein sein Einverständnis zu einem interreligiösen (Streit)gespräch gibt, ist es dann noch Mission?



Viele Punkte, Ihr könnt gern auch noch welche hinzufügen oder das Thema erweitern um eine ethisch.moralische Bewertung von Mission.

Tschüss

Jörg
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#2
Das Thema Mission wurde aktuell in diesen beiden Themen besprochen

http://religionsforum.de/showthread.php?tid=3467&highlight=mission

http://religionsforum.de/showthread.php?tid=3468&highlight=mission
Gruß
Motte

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#3
Ein Bericht über Glaubensinhalte der eigenen Religion wird allgemein als ungehörig empfunden, wenn dieser mit einem Überlegenheitsbewusstsein, das man dem Gegenüber auch deutlich vermittelt, erstattet wird.

Wer im religiösen Gespräch auf die Glaubensinhalte seiner Religion hinweist, ist noch kein Missionar. Zur Mission werden solche Hinweise, wenn das mit alleinigem Wahrheitsanspruch für die eigene Sicht der Dinge verbunden ist. Und zur Belästigung wird es, wenn es im Unterforum einer Konkurrenzreligion geschieht.

Ein religiöses Gespräch wird in der Regel harmonisch verlaufen, wenn man dem Gegenüber zugesteht, dass es viele Wege geben könne, zur inneren Zufriedenheit (zur Heilserfahrung, Erleuchtung, etc.) zu kommen.

MfG E.
MfG B.
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#4
(24-07-2009, 12:17)Epicharm schrieb: Ein Bericht über Glaubensinhalte der eigenen Religion wird allgemein als ungehörig empfunden, wenn dieser mit einem Überlegenheitsbewusstsein, das man dem Gegenüber auch deutlich vermittelt, erstattet wird.

Betrachtet man nun die Glaubensinhalte der verschiedenen Religionen, so wird man viele (und darunter eben auch die drei wichtigen semitischen Religionen, also Judentum, Christentum und Islam) finden, zu deren zentralen Glaubenssätzen es gehört, dass sie allein die Wahrheit über Gott und Mensch hätten und verkünden, dass darum jeder, der anderer Überzeugung ist, damit automatisch falsch läge und Gott damit gar beleidigte und natürlich vor allem, dass man nur dann "errettet" würde, wenn man sich eben diese, wahren Glaubenssätze zu eigen machte...

Sich dieser indirekten Infiltration von Überlegenheitsbewusstsein zu entziehen, gelingt nur den allerwenigsten Anhängern solcher religiösen Bekenntnisse, wie die Realtät enstprechender Diskussionen immer wieder zeigt. Und darum ist es meiner Meinung nach auch fast unmöglich, eine halbwegs klare Grenzlinie zwischen Argumentation und Mission zu ziehen...
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#5
Moin,

(24-07-2009, 12:17)Epicharm schrieb: Ein Bericht über Glaubensinhalte der eigenen Religion wird allgemein als ungehörig empfunden, wenn dieser mit einem Überlegenheitsbewusstsein, das man dem Gegenüber auch deutlich vermittelt, erstattet wird.

Wie definierst Du hier Überlegenheit?

Ein Gläubiger wird in aller Regel von seinem Glauben überzeugt sein. Ist damit nicht automatisch auch durch dieses Richtig-empfinden eine Überlegenheit impliziert?

(24-07-2009, 12:17)Epicharm schrieb: Wer im religiösen Gespräch auf die Glaubensinhalte seiner Religion hinweist, ist noch kein Missionar.

das sehe ich auch so. Obwohl man es irgendwie natürlich auch als eine milde Missionierungsform verstehen könnte. Aber die Konsequenz wäre ja, dass man sich dann -wenn man Mission ablehnt, entweder selbst verleugnen müsste oder zum schweigen verdammt wäre.


(24-07-2009, 12:17)Epicharm schrieb: Zur Mission werden solche Hinweise, wenn das mit alleinigem Wahrheitsanspruch für die eigene Sicht der Dinge verbunden ist.

Das sehe ich punktuell etwas anders. Ich sehe meinen Glauben als wahr an und damit den anderen oft als falsch. Das würde ich sogar artikulieren. Aber das betrifft ja Äußerungen zu meinem Glauben. Ich ziehe hier die Grenze, wo ich den anderen nicht mehr bei seiner Position stehen lassen kann, ihn quasi überzeugen (oder zumindest ins wanken bringen muss )

(24-07-2009, 12:17)Epicharm schrieb: Und zur Belästigung wird es, wenn es im Unterforum einer Konkurrenzreligion geschieht.

Ich meinte das Thema schon über dieses Forum hinaus gehend. Icon_smile

Wie wäre es, wenn ich z.B. als Nichtchrist mich in einem rein christlichen Forum anmelden würde, um mich dort mit Christen auszutauschen (wenn das in dem Forum z.B. nicht durch die FAQ verboten wäre)

(24-07-2009, 12:17)Epicharm schrieb: Ein religiöses Gespräch wird in der Regel harmonisch verlaufen, wenn man dem Gegenüber zugesteht, dass es viele Wege geben könne, zur inneren Zufriedenheit (zur Heilserfahrung, Erleuchtung, etc.) zu kommen.

wenn das aber nicht der eigenen Überzeugung entspricht.

In diesem Punkt, der ja diesbezüglich oft genannt wird, habe ich folgendes Problem. Es gibt eine religiöse Überzeugung der Allversöhnung, dass sozusagen der Weg der richtige ist.

Muss ich diesem folgen (was ich z.B. nicht tue, ich widerspreche dieser Idee sogar entschieden), um religiöse Dialoge ohne Mission führen zu können?

Das Übernehmen des Allversöhnungsgedanken würde meinen Glauben komplett ändern. Ist so ein Anspruch dann nicht schon missionarisch an mir? Eusa_think


PS: Nimm meine Nachfragen bitte nicht krumm oder als Angriff auf Deine Position, ich will nur das Thema diskutieren. :icon_exclaim:

Tschüss

Jörg
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#6
(24-07-2009, 12:38)DureeTotale schrieb: Betrachtet man nun die Glaubensinhalte der verschiedenen Religionen, so wird man viele (und darunter eben auch die drei wichtigen semitischen Religionen, also Judentum, Christentum und Islam) finden, zu deren zentralen Glaubenssätzen es gehört, dass sie allein die Wahrheit über Gott und Mensch hätten und verkünden, dass darum jeder, der anderer Überzeugung ist, damit automatisch falsch läge und Gott damit gar beleidigte und natürlich vor allem, dass man nur dann "errettet" würde, wenn man sich eben diese, wahren Glaubenssätze zu eigen machte...

Moin,

auf den jüdischen Glauben trifft das nicht ganz zu. Dieser sieht zwar auch manche oder gar viele andere Glauben als falsch an, aber eben nicht jede andere Überzeugung. Er trennt die Streu vom Weizen beim Monotheismus, d.h. ein Jude kann ohne Probleme der Überzeugung sein, dass ein Moslem auf den für ihn richtigen Weg ist.

Selbst bei der christlichen Trinität bekommen das noch viele jüdische Theologen hin, nur bei reiner Vielgötterei wird das nicht werden.

Auch der Buddhismus wird im jüdischen oft (z.B. bei Leo Baeck) als äußerst positiv gesehen.

Das kommt daher, dass sich die jüdische Religion nicht als für alle Menschen gegeben und notwendig ansieht. Der Maßstab für andere Überzeugungen sind die 7 noachidischen Weisungen und die kann nunmal auch ein Christ oder Moslem erfüllen.

Nur mal so ein Einschub

Tschüss

Jörg
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#7
(24-07-2009, 11:54)SchmetterMotte schrieb: Das Thema Mission wurde aktuell in diesen beiden Themen besprochen

http://religionsforum.de/showthread.php?tid=3467&highlight=mission

http://religionsforum.de/showthread.php?tid=3468&highlight=mission

Moin,

die beiden Threads gehen schwerpunktmäßig um das Missionsverbot hier im Forum. Das ist nicht mein Thema. Mir geht es generell um Mission im Alltag.

Tschüss

Jörg
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#8
(24-07-2009, 12:17)Epicharm schrieb: Ein Bericht über Glaubensinhalte der eigenen Religion wird allgemein als ungehörig empfunden, wenn dieser mit einem Überlegenheitsbewusstsein, das man dem Gegenüber auch deutlich vermittelt, erstattet wird.

(24-07-2009, 12:38)DureeTotale schrieb: Betrachtet man nun die Glaubensinhalte der verschiedenen Religionen, so wird man viele (und darunter eben auch die drei wichtigen semitischen Religionen, also Judentum, Christentum und Islam) finden, zu deren zentralen Glaubenssätzen es gehört, dass sie allein die Wahrheit über Gott und Mensch hätten und verkünden, dass darum jeder, der anderer Überzeugung ist, damit automatisch falsch läge und Gott damit gar beleidigte und natürlich vor allem, dass man nur dann "errettet" würde, wenn man sich eben diese, wahren Glaubenssätze zu eigen machte...

Sich dieser indirekten Infiltration von Überlegenheitsbewusstsein zu entziehen, gelingt nur den allerwenigsten Anhängern solcher religiösen Bekenntnisse, wie die Realtät enstprechender Diskussionen immer wieder zeigt. Und darum ist es meiner Meinung nach auch fast unmöglich, eine halbwegs klare Grenzlinie zwischen Argumentation und Mission zu ziehen...
Was du machst, um nur ein Beispiel zu nennen, ist Mission. Du hast eine nihilistisch-materialistische Grundauffassung, die dir unumstößlich „wahr“ erscheint. In diese passt du alle „Realität“ und „Objektivität“ hinein. Real und objektiv zu denken, ist für dich die einzig „wahre Weltanschauung“.

Dieser Sachverhalt ist im zitierten Text (und vielen anderen von dir) zu erkennen. Beispiele gefällig?
„diese indirekte Infiltration“ (abwertend) oder
„verkünden, dass darum jeder, der anderer Überzeugung ist, damit automatisch falsch läge“ (partikuläre Ansichten verallgemeinernd) oder
„die Realtät enstprechender Diskussionen immer wieder zeigt“, (partikuläre Verhaltensweisen, verallgemeinert).
Auch der allerletzte Satz haut in diese Kerbe. Es mag stimmen, dass jede Argumentation auch überzeugen will. Aber dieses unterschwellige: „Und darum ist es … auch fast unmöglich“, ist ein rhetorischer Kniff, die eigene Meinung hervor zu heben, damit bitteschön das zuvor Gesagte hübsch heraus gestellt wird.
Mag sein, dass dir diese Verhaltensweise nicht bewusst ist: Deinen Lesern wird es hingegen sehr wohl bewusst.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#9
Moin,

ich würde es sehr begrüßen, wenn das hier keine persönliche Diskussion darüber wird, wer hier im Forum missionarisch ist (darüber gibt's ja die beiden anderen Threads), sondern was missionarisch ist.

Das auch atheistische u.ä. Überzeugungen missionarisch rüber kommen können (und wohl oft auch sollen), das sehe ich auch so.

Aber das kann man sicher auch etwas weniger persönlich in die Diskussion einbringen.

Tschüss

Jörg
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#10
(24-07-2009, 13:24)Ekkard schrieb:
(24-07-2009, 12:17)Epicharm schrieb: Ein Bericht über Glaubensinhalte der eigenen Religion wird allgemein als ungehörig empfunden, wenn dieser mit einem Überlegenheitsbewusstsein, das man dem Gegenüber auch deutlich vermittelt, erstattet wird.

(24-07-2009, 12:38)DureeTotale schrieb: Betrachtet man nun die Glaubensinhalte der verschiedenen Religionen, so wird man viele (und darunter eben auch die drei wichtigen semitischen Religionen, also Judentum, Christentum und Islam) finden, zu deren zentralen Glaubenssätzen es gehört, dass sie allein die Wahrheit über Gott und Mensch hätten und verkünden, dass darum jeder, der anderer Überzeugung ist, damit automatisch falsch läge und Gott damit gar beleidigte und natürlich vor allem, dass man nur dann "errettet" würde, wenn man sich eben diese, wahren Glaubenssätze zu eigen machte...

Sich dieser indirekten Infiltration von Überlegenheitsbewusstsein zu entziehen, gelingt nur den allerwenigsten Anhängern solcher religiösen Bekenntnisse, wie die Realtät enstprechender Diskussionen immer wieder zeigt. Und darum ist es meiner Meinung nach auch fast unmöglich, eine halbwegs klare Grenzlinie zwischen Argumentation und Mission zu ziehen...

Was du machst, um nur ein Beispiel zu nennen, ist Mission. Du hast eine nihilistisch-materialistische Grundauffassung, die dir unumstößlich „wahr“ erscheint. In diese passt du alle „Realität“ und „Objektivität“ hinein. Real und objektiv zu denken, ist für dich die einzig „wahre Weltanschauung“.

Dieser Sachverhalt ist im zitierten Text (und vielen anderen von dir) zu erkennen. Beispiele gefällig?
„diese indirekte Infiltration“ (abwertend) oder
„verkünden, dass darum jeder, der anderer Überzeugung ist, damit automatisch falsch läge“ (partikuläre Ansichten verallgemeinernd) oder
„die Realtät enstprechender Diskussionen immer wieder zeigt“, (partikuläre Verhaltensweisen, verallgemeinert).
Auch der allerletzte Satz haut in diese Kerbe. Es mag stimmen, dass jede Argumentation auch überzeugen will. Aber dieses unterschwellige: „Und darum ist es … auch fast unmöglich“, ist ein rhetorischer Kniff, die eigene Meinung hervor zu heben, damit bitteschön das zuvor Gesagte hübsch heraus gestellt wird.
Mag sein, dass dir diese Verhaltensweise nicht bewusst ist: Deinen Lesern wird es hingegen sehr wohl bewusst.

Wie geht doch der schöne Spruch: "Was ich selber denk' und tu', das trau' ich auch den andern zu..." - funktioniert aber leider nicht immer...:icon_wink:

Denn dass mir auch nur irgend etwas "unumstößlich wahr" erschiene oder dass es überhaupt eine "einzig wahre Weltanschauung" gäbe, geschweige denn dass ich glaubte, eine solche "zu besitzen", in welche ich dann alle "Objektivität" und "Realität" hineinpasste, ist ziemlicher Unsinn und offenbar lediglich eine Übertragung deiner Vorstellung von einer "Weltanschauung" auf andere. Auf den Gedanken, dass Kritik an unumstößlichen Wahrheitsansprüchen voraussetzte, selbst solche zu vertreten, kann eben nur jemand kommen, der solche unumstößlichen Wahrheitsansprüche selbst vertritt, ob nun offen oder insgeheim. Das ist dir möglicherweise nicht bewusst...
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#11
(24-07-2009, 10:33)Flat schrieb: Moin,

was ist Missionierung?
oder besser: ab wann ist etwas Missionierung?

Diese Frage beschäftigt mich jetzt schon seit einiger Zeit.


Das geht mir ähnlich, mich beschäftigt diese Frage auch.



Zitat:Insbesondere in Abgrenzung zum interreligiösen Gespräch, auch zum Streitgespräch.

Oder ist jedes Gespräch mit einem Andersgläubigen, wo ich meine religiösen Überzeugungen kund tue, auch Missionierung?

Gibt es einen Unterschied zwischen Missionierung und 'den anderen zum Nachdenken über dessen eigenen Glauben zu bringen'?


Ich möchte, wenn ich darf, "Missionierung" mal etwas verallgemeinern. Denn Deine Frage - vor allem in der Variante Deines letzten Satzes - betrifft ja jede Sicht, jede Anschauung.

Habe ich also das Recht - so formuliere ich vorübergehend mal um - den anderen "dazu zu bringen", über seine Sicht nachzudenken.
Oder etwas schwächer formuliert:
Ist es gut für den anderen, wenn ich ihn "dazu bringe", mal über seine Sicht nachzudenken?

Ich antworte so:
Hinter dem Bedürfnis, den anderen "zu etwas zu bringen" steckt eine herablassende Haltung. Man nimmt sich heraus, zu wissen, was für den anderen gut ist, und besser als er selbst. Man spricht dem anderen die Fähigkeit ab, dass er es selber weiß. Man entmündigt ihn quasi.


Zitat:Ein paar persönliche Anmerkungen, warum diese Frage für mich wichtig ist:
Ich bin Noachide. Nach meiner Überzeugung ist mir Missionierung quasi verboten, Noachiden sollten nicht missionieren, es widerspricht unserer Grundüberzeugung, dass jeder Mensch seinen eigenen Weg gehen muss und eben nicht von anderen Menschen dabei geführt werden soll.


Das klingt sehr interessant.
Ich bin auch der Meinung, dass jeder seinen Weg zu gehen hat und ihn nicht abkürzen kann.
Darum ist es meiner Meinung nach nicht korrekt, kann dem anderen sehr schaden, wenn man ihn - mit allen möglichen Mitteln - von seinem Weg abbringen will.


Zitat:Gleichzeitig liebe ich religiöse Gespräche. Sie bringen mir oft viel, wenn meine Position hinterfragt wird, wenn Überzeugungen auch mal aufeinander prallen. Und dazu kommt einfach auch die Lust am Diskutieren. Das geht aber natürlich nur, wenn ich meine Positionen dabei auch vertrete, denn wie soll der andere darauf sonst eingehen und seine eigenen Positionen darstellen können?


Es ist ein gewaltiger Unterschied, ob man seine eigenen Positionen vertritt oder ob man den anderen "verändern" will oder ihn zu irgendwas kriegen will - und sei es, wie Du oben formuliert hast, dass er mal über seinen eigenen Glauben nachdenkt.

Ersteres halte ich für legitim, letzteres nicht.
Leider sind in der Hitze des Gefechts die Grenzen nicht immer leicht einhaltbar.

Zum einen scheint mir die Voraussetzung, dass beide das Gespräch überhaupt wollen. So ein Satz wie "Ich will heute mal mit dir über dienen Glauben sprechen, du hast da offenbar noch nicht genug nachgedacht" ist "Missionierung", ist das Bedürfnis, den anderen nach eigenem Maßstab zu verändern.

Grenzwertig, aber in meinen Augen in manchen Situationen zu vertreten, ist: dem anderen die Meinung über ihn sagen aber wenn der nicht hinhören will, dann ruhen lassen.



Zitat:Es ist leicht zu sehen, dass da ein gewisser Widerspruch entstehen kann.

Gibt es einen Unterschied zwischen 'den anderen zum Nachdenken bringen' und 'Missionieren'


Ich glaube, da ist eine Abstufung. In beiden Fällen aber ist die Grundvoraussetzung für die "Missionierung" da:
man meint besser zu wissen als der andere, was für ihn gut ist.

Aber "den anderen zum Nachdenken bringen" ist ja noch nicht die volle Absicht, ihn zum eigenen Glauben zu bringen. Es lässt ja noch die Möglichkeit zu, dass der andere sich nur bewusster für seine eigene Überzeugung entscheidet.


Zitat:Wie ist es, wenn der andere von vornherein sein Einverständnis zu einem interreligiösen (Streit)gespräch gibt, ist es dann noch Mission?


Meiner Meinung nach nein. Wenn der andere wirklich freiwillig - und nicht mit Trick dahingeschubst - einen Schlagabtausch machen will, dann scheint es ja darum zu gehen, dass der andere sich selber durch das Gespräch überprüfen will.


(24-07-2009, 12:17)Epicharm schrieb: Ein Bericht über Glaubensinhalte der eigenen Religion wird allgemein als ungehörig empfunden, wenn dieser mit einem Überlegenheitsbewusstsein, das man dem Gegenüber auch deutlich vermittelt, erstattet wird.

[...]

Ein religiöses Gespräch wird in der Regel harmonisch verlaufen, wenn man dem Gegenüber zugesteht, dass es viele Wege geben könne, zur inneren Zufriedenheit (zur Heilserfahrung, Erleuchtung, etc.) zu kommen.


Das ist, mit etwas anderen Worten, das, was ich auch meinte.
Hinzu kömmte kommen, dass man unter Umständen den anderen in seinem Weg stützen kann.
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#12
Moin Saldo,

danke für Deinen Beitrag. Er hat mich sehr zum Nachdenken gebracht.

Mich beschäftigt ein ganz konkretes Problem: Ich habe zu meiner christlichen Zeit sehr viel in einem gewissen christlichen Forum gepostet. Und so manche dort vermisse ich etwas, so dass ich mit der Frage spielte, mich dort wieder anzumelden. Auch weil ich die Diskussionen dort immer sehr interessant fand.

Dein posting hat mich davon überzeugt, es nicht zu tun. Denn Du hast recht: Mission ist, wenn ich dem anderen etwas bringen will und sei es auch nur nachdenken und davor nicht dazu gefragt wurde. Insbesondere in einem geschützten Raum, der sich als christlich definiert (hier im Religionsforum sehe ich das anders, hier ist ja genai dieser Austausch Programm).

Ich habe wohl doch noch einen weiten Weg vor mir, was den Abstand von Missionierung angeht. Eusa_think

Nochmals Danke für dieses post

Tschüss

Jörg
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#13
(24-07-2009, 12:38)DureeTotale schrieb: Betrachtet man nun die Glaubensinhalte der verschiedenen Religionen, so wird man viele (und darunter eben auch die drei wichtigen semitischen Religionen, also Judentum, Christentum und Islam) finden, zu deren zentralen Glaubenssätzen es gehört, dass sie allein die Wahrheit über Gott und Mensch hätten und verkünden, dass darum jeder, der anderer Überzeugung ist, damit automatisch falsch läge und Gott damit gar beleidigte und natürlich vor allem, dass man nur dann "errettet" würde, wenn man sich eben diese, wahren Glaubenssätze zu eigen machte...

Ja, so kommt das manchmal rüber.

Ich nehme es den Vertretern dieser Religionen nicht übel, wenn sie mich zu überzeugen versuchen. Solange sie das mit Argumenten tun, die sich meiner Vernunft nicht verschließen, genieße ich solche Gespräche durchaus.

Lästig kann es werden, wenn das jemand mit absolutem Wahrheitsanspruch, der ausschließlich mit Bibel- oder Koranversen untermauert wird, tut. Dann ist auf den historischen Kontext, in dem die zitierten Verse stehen, hinzuweisen, oder auf die Sagenkreise, die in manchen biblischen Geschichten (und auch in solchen im Koran) verarbeitet sind. Da manche Gläubige die geschichtlichen Abläufe und die Mythen, die den Texten zugrunde liegen, nicht wahrhaben wollen, kann ein solches Gespräch auch Mühe bereiten.

MfG E.
MfG B.
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#14
(24-07-2009, 12:45)Flat schrieb: Wie definierst Du hier Überlegenheit?

Ich versuch’s einmal aus der mittelalterlichen Bedeutung dieses Wortes heraus.

überligen mhd. = auf etwas liegen, in der Bedeutung "stärker sein", jemanden (etwas) überwinden (aus der Situation der Ringkampfes ausgehend)

(24-07-2009, 12:45)Flat schrieb: Ein Gläubiger wird in aller Regel von seinem Glauben überzeugt sein.

Das nehme ich keinem gläubigen Menschen krumm.

(24-07-2009, 12:45)Flat schrieb: Ist damit nicht automatisch auch durch dieses Richtig-empfinden eine Überlegenheit impliziert?

Mag sein, dass sich der Gläubige überlegen fühlt. Dieses Gefühl, denke ich, verspüren auch die Ungläubigen. Auch bei mir kommt es auf, wenn ich von all den wunderbaren Geschichten über das Eingreifen von Engeln, von Wundern, vom Paradies und der Hölle, etc. höre oder lese. Da mir "bewusst" ist, dass es sich dabei um Mythen handelt, passiert es auch mir immer wieder, dass ich über solche Glaubensinhalte mit Überlegenheitsgefühl referiere. Ich habe mich, zugegeben, auch nicht immer soweit in Gewalt, als dass ich diesen Anspruch nicht auch dann und wann raushängen lasse.

(24-07-2009, 12:45)Flat schrieb: Das Übernehmen des Allversöhnungsgedanken würde meinen Glauben komplett ändern. Ist so ein Anspruch dann nicht schon missionarisch an mir?

Nimm meine Nachfragen bitte nicht krumm oder als Angriff auf Deine Position, ich will nur das Thema diskutieren.

Ohne daran glauben zu können, ist mir die Allversöhnungslehre (wie sie Origenes formuliert hat) sympathisch. Dass er über diese Lehre mit seiner Kirche Probleme bekam, wissen wir.

Wer seine Position kultiviert vorträgt (und so empfinde ich Deinen Glaubensvortag hier), wird mit seinem Gegenüber in der Regel selten Probleme bekommen.

MfG E.
MfG B.
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#15
Das mit dem Missionieren, ist etwas gegen das ich auch nicht so ganz gewappnet bin; ständig beobachte ich mich selbst dabei, wie ich diese (scheinbar) überhebliche Überlegenheit raushängen lasse, die wahrscheinlich nur eine überkompensierte Unsicherheit ist!
Ich bin der "ICH BIN", der EUCH ALLE nur alpträumt !
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