Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Das nächste Leben… Reinkarnation oder Jenseits?
(31-12-2016, 20:59)Jutta schrieb: Ich bin nicht leichtläubig, Ulan! Ich überprüfe alles, was ich an Sachen höre, lese oder sehe. Bezogen auf den Schweriner Besuch:

Als ich zu Hause war, schrieb ich alles, was ich dort sagte, auf einen Zettel auf, und recherchierte sowohl im Internet auf "normalen" Seiten, als auch auf genealogischen Spezialseiten.

Das habe ich wohl verstanden. Allerdings wollte ich von Dir nicht wissen, was Du bei dem Termin gesagt hast, sondern was die Frau gesagt hat. Dabei ist jedes Detail wichtig, beginnend von dem ersten Smalltalk bei der Begruessung. Es ist naemlich ziemlich einfach, Menschen kuenstliche Erinnerungen einzupflanzen. Das ist vor allem das Resultat von Jahrzehnten Forschung zu Missbrauchsfaellen, und natuerlich auch zu diesem Phaenomen hier. Diese Erinnerungen sind oft sogar viel lebhafter als echte Erinnerungen. Wenn man Geld fuer so eine Sitzung ausgibt, ist man meist auch dafuer anfaellig, diese Sitzung unbewusst zum "Erfolg" fuehren zu wollen.

(31-12-2016, 20:59)Jutta schrieb: Nun sag mir: Ich war niemals vorher in Frankreich, Frankreich interessierte mich bis dato überhaupt nicht, und trotzdem konnte ich mich an den Brunnen, an Namen und Orte erinnern, die ich sogar fehlerfrei ausgesprochen hatte, obwohl mein Französisch (in der Schule gelernt) sehr schlecht ist, und fast schon an Muttersprachenmord grenzte (das hat sich übrigens jetzt gebessert, auch, wenn mein Französisch alles andere als perfekt ist)?

Was weiss ich; da gibt es viele Moeglichkeiten, weshalb eine genaue Untersuchung dessen, was die Frau gesagt hat in Verbindung mit dem, was Du hier sagst, wichtig ist. Es moegen unbewusste Erinnerungen an den Schulunterricht sein, an Kindheitsfreunde, an irgendeinen Roman (Historienschinken sind besonders gute Quellen), einen Film, oder, was halt auch oft genug bei solchen Sitzungen vorkommt, direkte Suggestion. Die Suggestion ist manchmal auch nur unterschwellig und benutzt Details, die Du vorher von Dir erzaehlt hast.

Ins Rollen kamen Sitzungen dieser Art auch in der Psychotherapie in der zweiten Haelfte des 20. Jhdt., nachdem der Fall einer Hausfrau bekannt wurde, die in lebhaften Zuegen ihr Leben als Irin im 19. Jhdt. beschrieb. Spaetere Untersuchungen fanden heraus, dass das wohl Erzaehlungen eine irischen Maedchens waren, das in ihrer Kindheit in ihrer Nachbarschaft wohnte, und die sie ganz vergessen hatte. Bei anderen Faellen kam Aehnliches heraus (Romane etc.). Ein guter Test waere z.B. in Deinem Fall die Frage nach etwas, was zweifelsfrei Allgemeinwissen zu der Zeit war; z.B., wer hat gerade in Paris regiert?

Jedenfalls sind Nachpruefungen zur Glaubwuerdigkeit von Reinkarnationstherapien und deren esoterischen Ablegern negativ verlaufen. Die beiden wichtigsten Faktoren bei diesen Ereignissen sind Glaube an Reinkarnation durch den Befragten (bei Leuten, die nicht sowieso schon an Reinkarnation glauben, funktioniert das meist nicht) und Suggestion durch den Fragesteller. Ansonsten sind die Quellen der Geschichten hauptsaechlich vergessene Erinnerungen an irgendetwas im jetzigen Leben des Befragten (Kyrptomnesie), die faelschlich als neu empfunden werden, und unbewusste Neuverknuepfung von Erinnerungsfetzen (Konfabulation), die vom Gehirn automatisch an eine aktuelle Fragestellung (also hier die Aufforderung, eine Geschichte aus einem frueheren Leben zu produzieren) angepasst werden. Quellen, wie ich sie im ersten Absatz genannt habe, werden dabei unbewusst verarbeitet.

Das Thema "kuenstliche Erinnerungen" ist uebrigens unheimlich interessant, vor allem, wie anfaellig wir Menschen dafuer sind. Heutzutage werden Polizisten wenigstens trainiert, das Einpflanzen kuenstlicher Erinnerungen zu unterlassen, denn Faelle von falschen Selbstbezichtigungen haben oft auch solche Ursachen.

Um mal ein Beispiel zu geben; meine Grossmutter hatte mir ein paar mal recht ausfuehrlich ihre Erlebnisse aus ihrer Kindheit erzaehlt, oder auch aus den Kriegsjahren des 2. Weltkriegs, bis hin zur Flucht und danach. In meiner Erinnerung sind alle diese Geschichten bebildert, weil das Gehirn Geschichten so ablegt. Natuerlich sind alle diese Bilder vom Hirn fabriziert, und die Lebenaehnlichkeit kommt daher, dass alle relevanten Informationen verarbeitet werden.
Zitieren


Nachrichten in diesem Thema
RE: Das nächste Leben… Reinkarnation oder Jenseits? - von petronius - 23-07-2009, 17:23
RE: Das nächste Leben… Reinkarnation oder Jenseits? - von Nagarjuna - 27-07-2009, 13:57
RE: Das nächste Leben… Reinkarnation oder Jenseits? - von petronius - 28-07-2009, 11:04
RE: Das nächste Leben… Reinkarnation oder Jenseits? - von petronius - 28-07-2009, 17:58
RE: Das nächste Leben… Reinkarnation oder Jenseits? - von Ulan - 31-12-2016, 21:49

Möglicherweise verwandte Themen…
Thema Verfasser Antworten Ansichten Letzter Beitrag
  Darf ein Buddhist auch Fleisch oder Fisch essen? ohhellosven 13 12379 25-11-2020, 23:34
Letzter Beitrag: Sinai
  Die Reinkarnation – eine religiöse Vorstellung der Drawiden ? Sinai 45 69746 30-05-2014, 22:54
Letzter Beitrag: Bion

Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 7 Gast/Gäste