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schwule im buddhismus
#1
das fand ich gestern eher zufällig:

Was der Dalai Lama über Homosexualität denkt, kann man in seinem Buch "Ratschläge des Herzens" nachlesen: "Nach meinem Verständnis und nach allgemeiner buddhistischer Auffassung stellt Homosexualität in erster Linie einen Verstoß gegen manche Verhaltensregel dar; im Unterschied zu einer Vergewaltigung, einem Mord oder anderen Handlungen, die Menschen Leid zufügen, ist sie aber an sich nicht schädlich. Genau das Gleiche gilt auch für die Masturbation. Deshalb gibt es überhaupt keinen Grund, Homosexuelle auszugrenzen oder ihnen gegenüber eine diskriminierende Haltung einzunehmen."

***
Link auf Wunsch des Verfassers entfernt

wie ist die "allgemeine buddhistische Auffassung" zu homosexualität und masturbation?

ich meine: allein schon die idee, sie mit "Vergewaltigung" oder "Mord" zu vergleichen (selbst wenn dieser vergleich "zugunsten" der homosexualität ausgeht), scheint abenteuerlich
#2
Hallo,
leider kann ich deine taz-Quelle nicht einsehen, aber der Dalai Lama sagt viel.
#3
Lieber Petronius,

Der Dalai Lama benutzt das Wort "nach allgemeiner buddhistischer Auffassung".

Wie wir wissen gibt es 3 große Strömungen innerhalb des Buddhismus:
Theravada (Lehre der Alten) - Sri Lanka, Thailand, Laos, Cambodia, Burma
Mahayana (Großes Fahrzeug) - China, Vietnam, Korea, Japan
Vajrayana (Diamant Fahrzeug) - Nepal, Bhutan, Tibet, Mongolei

Der Theravada bezieht sich auf den Tipitaka (Palikanon). Hier im Tipitaka finden wir keine direkte Äußerung für oder gegen die Homosexualität für "Nicht Ordinierte" Personen.
Und auch wenn man die 4 Mahapadesa (4 großen Richtlinien) anwendet ist es meiner meinung nach unmöglich etwas "gegen" Homosexualität zu finden.

Für die Nicht Ordinierten lehrte der Buddha die Folgende "Regel"
kamesu micchacara veramani sikkhapadam samadiyami (Ich unternehme die Übungsregel, kein sinnliches Fehlverhalten zu begehen)
sexuelles Fehlverhalten ibedeutet hier, Missbrauch/Vergewaltigung, Adultery, Sexuellen Verkehr mit einer Person die noch unter "Schutz" steht (Von Vater, Bruder etc.)

Im Vinaya Pitaka (Korb der Ordensregeln) finden wir eine Situation die mit einem Homosexuellen Mönch zu tun hat. Sein Verlangen war so groß, dass er Sex mit einem Novizen hatte und dafür eben dem Mönchsorden verwiesen wurde.
Jedoch gilt jegliche Art des sexuellen Verkehrs innerhalb der Ordensgemeinschaft als Parajika (tödliches Vergehen) welches den Ausschluss aus dem Orden nachsichzieht.

Da im Mahayana die gleichen Ordensregeln bestehen, gilt das was ich bezüglich der Theravada Ordinierten Gemeinde schrieb auch für die Mahayana Ordinierten.

Ich kann ebenfalls sagen, dass in den wichtigsten Schriften des Mahayana wie dem Prajnaparamita-Hrdaya-Sutra, dem Sukhavati-Sutra, dem Avatamsaka Sutra, dem Saddharmapundarikasutra oder dem Vajracchedika-prajnaparamita-sutra, das Thema Homosexualität nicht behandelt wird. Bin mir also sicher, dass auch dort traditionelle keine Ablehnung stattfand.

Im Vajrayana, oder tibetischen Buddhismus bin ich mir selbst noch nicht ganz sicher. Da es im Vajrayana auch das sogenannte "Tantra" gibt in dem die sexuelle Vereinigung zweier Personen stattfinden kann, glaube ich das dort traditionellerweise eine männliche ÖPerson und eine weibliche Persön "gebraucht" werden um die "Energien" richtig zu leiten, entwickeln etc.
Aber ob die sSchriften des Vajrayana das Thema Homosexualität behandeln kann ich leider nicht sicher sagen.

Ich werde mich heute noch darum kümmern, herauszufinden wie genau die Vajrayana Haltung gegenüber Homosexualität ist und werde mich dann wieder melden.

Zitat:ich meine: allein schon die idee, sie mit "Vergewaltigung" oder "Mord" zu vergleichen (selbst wenn dieser vergleich "zugunsten" der homosexualität ausgeht), scheint abenteuerlich
Hier gebe ich dir recht. Auch ich finde solche Beispiele nicht sehr passend. Sie setzen Homosexualität irgendwie in eine Kategorie mit "Mord", auch wenn sie als nicht so unheilsam bezeichnet wird.

Mit Metta

Kampierapanyo
Ergebt euch nicht der Lässigkeit,
Vertrauet nicht der Sinneslust,
Wer wachsam ist und selbstvertieft,
Erlangt ein hohes, heil´ges Glück
(Buddha, Dhammapada 27)
#4
(20-06-2009, 12:54)Doxa schrieb: Hallo,
leider kann ich deine taz-Quelle nicht einsehen, aber der Dalai Lama sagt viel und seine Auffassung ist nicht die allgemeine buddhistische Ansicht.
Im Buddhismus gilt es Begehren - und eben auch sexuelles Begehren zu beenden

ach du sch...

ob das die ganzen buddhismus-fans hierzulande wissen?

na, für mich wär das nix. und es kann imho auch nicht wirklich gesund sein, sich sex zu verkneifen

(20-06-2009, 12:54)Doxa schrieb: Allerdings sind alle Handlungen, die das sinnliche Begehren fördern abzulehnen, da es das wesentliche Hindernis auf dem Pfad zum Erwachen ist. Das schließt dann Masturbation ein. Ob jemand homosexuell ist, spielt nur insofern eine Rolle, als er eben in den entsprechenden Orden mehr Probleme hat.

mehr probleme als ein hetero-wichser?
#5
(20-06-2009, 13:59)huephap schrieb: Wie wir wissen gibt es 3 große Strömungen innerhalb des Buddhismus:
Theravada (Lehre der Alten) - Sri Lanka, Thailand, Laos, Cambodia, Burma
Mahayana (Großes Fahrzeug) - China, Vietnam, Korea, Japan
Vajrayana (Diamant Fahrzeug) - Nepal, Bhutan, Tibet, Mongolei

danke erst mal für diese grobe einteilung - war mir so auch nicht bekannt

aber sonst scheint homosex nicht das problem zu sein, sondern - in manchen schulen oder gewissen zusammenhängen - sex überhaupt?
#6
Ich weiß nicht wie das anderswo war
[allerdings: wapedia schrieb:Die japanische Nanshoku-[Homo-]Tradition zehrte in hohem Maße von der chinesischen und in begrenztem Umfang von der Koreas.]

- in Ostasien wird Homosexualität i.A. nicht verurteilt, aber in Japan hatten buddhistische Klöster häufig den Ruf homosexueller Umtriebe [Quelle].
Deshalb wurde auch im Rahmen der Meiji-Restauration allgemein der Zölibat der Mönche von Staats wegen aufgehoben "um Verdächtigungen wegen
unnatürlicher Umtriebe hintanzuhalten". Heute sind z.B. die meisten Soto-Tempel erblicher Familienbesitz - sie gehen vom Vater auf den Sohn über.
() qilin
#7
Also - man muss sich schon im klaren sein, ob man dem achtfachen Pfad folgen will oder nicht.
#8
(22-06-2009, 11:55)Doxa schrieb: Also - man muss sich schon im klaren sein, ob man dem achtfachen Pfad folgen will oder nicht

sicher. für mich wärs, wie gesagt, nichts

Zitat:Will man die buddhistische Praxis, dann wird einem sehr schnell klar, dass starke Gefühle und Erregung nicht mit einem klaren Geist sich vereinbaren lassen

kommt wohl drauf an, was man unter "klarem geist" versteht

wenn damit gemeint ist, cool über allem zu stehen und nichts an sich herankommen zu lassen - hast du wohl recht. bloß hat das nach meinem verständnis nichts mehr mit (einem lebenswerten) leben zu tun - ich bin halt kein buddhist
#9
(21-06-2009, 11:49)qilin schrieb: Ich weiß nicht wie das anderswo war
[allerdings: wapedia schrieb:Die japanische Nanshoku-[Homo-]Tradition zehrte in hohem Maße von der chinesischen und in begrenztem Umfang von der Koreas.]

- in Ostasien wird Homosexualität i.A. nicht verurteilt, aber in Japan hatten buddhistische Klöster häufig den Ruf homosexueller Umtriebe [Quelle].
Deshalb wurde auch im Rahmen der Meiji-Restauration allgemein der Zölibat der Mönche von Staats wegen aufgehoben "um Verdächtigungen wegen
unnatürlicher Umtriebe hintanzuhalten". Heute sind z.B. die meisten Soto-Tempel erblicher Familienbesitz - sie gehen vom Vater auf den Sohn über.
#10
Haibutsu kishaku, das 'Abschaffen des Buddha' dauerte ca. fünf Jahre,
dann war der Spuk vorbei. Und an die von mir zitierte Begründung
kann ich mich noch gut erinnern, auch wenn ich die Quelle nicht mehr
genau weiß. Dass buddhistische Klöster einen solchen Ruf hatten,
geht aus der von mir verlinkten Quelle ebenso hervor wie aus den
Schriften einiger historischer Mönche.
() qilin
#11
Prinzipiell sehe ich, bezogen aufs praktische, da keine großen Unterschiede zur Einstellung zur Sexualität im Katholizismus und auch in den protestantischen Lehren ist der Sex innerhalb der Ehe zwar ein bisschen vom Laster befreit, abre eben doch auch nur ein bisschen. Und im Christentum gibt es halt die Diffarmierung des homosexuellen handelns, der ja im Budhismus deutlich weniger ausgeprägt zu sein scheint (aus gutem Grund)
Im großen und ganzen wirkt da der Buddhismus sympathischer, zumal man ja scheinbar, so lange man kein Mönch ist, durchaus sexualität aleben kann ohne als der große Sünder dar zu stehen?
#12
(22-06-2009, 16:45)qilin schrieb: Dass buddhistische Klöster einen solchen Ruf hatten,
geht aus der von mir verlinkten Quelle ebenso hervor wie aus den
Schriften einiger historischer Mönche.
#13
(22-06-2009, 14:40)Doxa schrieb: Naja Petronius, klarer Geist meint, klare Sicht und tiefe Einsicht - so wie man nur auf einem ganz ruhigen See bis hinunter auf den Grund sehen kann

ich kann jetzt nicht so recht nachvollziehen, inwiefern sex (ob homo, hetero oder auto praktiziert) diese klare sicht vernebeln soll

Zitat:Buddhismus bedeutet nicht - über allem zu stehen, sondern in allem drin zu sein, mit allem verbunden zu sein und alles an sich herankommen zu lassen, nichts abzuweisen, aber auch dann in der entsprechenden Situation angemessen zu handeln

aber was ist angemessen?

Zitat:Um das mal an dem Beispiel hier zu erklären - wenn ich weiß, wodurch sexuelles Verlangen verursacht wird und ich außerdem weiß, dass ich dann nachts nicht schlafen kann, meine Gedanken herumkreisen und ich während der Meditation und auch sonst nichts geregelt bekomme, ich nur darauf aus bin, das "Objekt" meines Verlangens zu bekommen und mich krank fühle, wenn ich abgelehnt werde
.... mal es dir weiter aus ...

kein problem: dann seh ich zu, daß das "Objekt meines Verlangens" in meine reichweite kommt und das verlangen gestillt wird

Zitat:dann kann ich ermessen, dass hier Leiden entsteht und vergrößert wird. zunächst mein Leiden, dann auch evtl. das Leiden meiner Mitmenschen.
Wenn man also Leiden verringern will, dann fängt man erst gar nicht damit an, etwas zu verlangen.

als könnte man seine triebe und emotionen so beliebig steuern...

irgendwie klingt deine argumentaton nach"am besten wärs, gar nicht erst geboren worden zu sein". das ist mir doch recht fremd, dazu lebe (und liebe) ich viel zu gern



Name auf Wunsch des Autors entfernt
#14
Hallo nur ganz kurz,

leider hab ich ja momentan nicht so viel Zeit.

Also, mir wurde das einmal so erklärt: Je nachdem in welcher Schule du bist (grob gesagt, z. B. Theravada), dann hat man als Mönch bzw. Nonne sowieso keinen Sex zu haben.
Wenn man in einer etwas offeneren Richtung "studiert", dann kann man ruhig schwul sein. Man darf nur seinen Sex nicht missbrauchen (oder gar seinen Schüler) und darf keine Gier haben. Es gibt sogar schwule Sanghas. Schaut mal hier: http://www.gaysangha.de/

Und ich mag noch gerne auf einen homosexuellen Abt hinweisen. Ein klasse Typ - leider an AIDS verstorben - Issan Dorsey.

In Tau gekleidet ist ein Buch, das ich immer wieder gerne lese.

() Tao-Ho
#15
(22-06-2009, 17:14)Doxa schrieb: Die hatten noch ganz andere Rufe, die Mönche.
Deine von dir verlinkte Quelle ist schön, aber nicht hinreichend.

Schön, eine so sachliche Erwiderung :icon_rolleyes:.
Vielleicht genügt das Deinen hohen Ansprüchen
- aber es gibt noch jede Menge Anderes...
() qilin


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