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Test
#1
Hallo zusammen, bin auf euer Forum dank google aufmerksam geworden.


Ich mach gerade Abi und habe jetzt noch meine Präsentationsprüfung vor mir.
Mein Thema hab ich jetzt bekommen, mit folgender Gliederung:

Ist der Mensch frei?

1. Freiheit - Definition und Abgrenzung
2. Pro / Contra Freier Wille
3. Zusammenhang Freiheit / Moral ( Kant )
4. Schlussfolgerung: Wie nutze ich meine Freiheit als Mensch?

Habt ihr mir da noch ein paar Ausarbeitungsvorschläge oder sonstige Ideen?

Folgendes habe ich schon:

http://www.sueddeutsche.de/panorama/720/372532/text/
http://www.uni-protokolle.de/foren/viewt/120051,0.html

Aus einem anderen Forum: ( Diskussion )

Zitat:Ist der Mensch frei oder wird sein Verhalten durch seine soziale Rolle geleitet, die sich wiederum durch die Verhaltenserwartungen der Bezugspersonen definiert? Falls der Mensch sich gegen die Verhaltenserwartungen von Bezugspersonen entscheidet, stehen ihm doch fast immer Sanktionen bevor (ob negativ oder positiv), die seine Entscheidungen (stark) beeinträchtigen?

Meine Politiklehrerin und ich (und auch einige meiner Mitschüler, die sich auf meine Seite gestellt haben) sind uns noch immer nicht im Grünen über diese Frage.

Ich würde gerne die Meinung der Allgemeinheit bzw. eure Meinung dazu hören.


Hi Patrick

Ist der Mensch frei
natürlich ist der Mensch frei, denn er entscheidet sich, ob er sich in seine Rolle fügt, oder ausbricht.
Die meisten Menschen haben ein sehr feines Gefühl, was sie tun können, ohne sanktioniert zu werden bzw. haben ein großes Geschick entwickelt, nicht sanktioniertes Verhalten zu tarnen.
Wenige stehen für ihr nicht sanktioniertes Verhalten offen gerade.

Die Frage müßte besser heißen:
Ist der Mensch bequem?
Oder
Ist der Mensch feige?
Dann lautet die Antwort meist - ja!

Hi!

dazu müsste man erstmal definieren was Freiheit überhaupt ist.
Und schon gehts los. Alleine schon durch eine Definition beginnt das Unfrei sein.

Der Mensch ist ein soziales Wesen und kann nie frei sein. Er wird immer und überall durch Gesetze, Verhaltensnormen, Überlebenswillen usw. eingeschränkt.

----
Ist der Mensch frei oder wird sein Verhalten durch seine
soziale Rolle geleitet,
-----

natürlich.
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die sich wiederum durch die
Verhaltenserwartungen der Bezugspersonen definiert?
-----
was sind Bezugspersonen ? Wenn damit sein soziales oder gesellschaftliches Umfeld gemeint ist, dann ja. Selbst ein Bill Gates kann sich nicht den Verhaltensmustern seines gesellschaftlichen Umfeldes entziehen ... sicher bestimmt er sein näheres Umfeld wesentlich, aber da hört es schon auf.
--------
Falls der
Mensch sich gegen die Verhaltenserwartungen von Bezugspersonen
entscheidet, stehen ihm doch fast immer Sanktionen bevor (ob
negativ oder positiv), die seine Entscheidungen (stark)
beeinträchtigen?
--------
richtig (wobei ich allerding Probleme mit dem Begriff "Bezugsperson" habe und denke dass man den Begriff Sanktion näher beschreiben sollte)


"Das, was uns [Menschen] letzten Endes vielleicht mehr als alles andere ausmacht, ist der Umstand, dass wir alle mit dem Rüstzeug für tausend verschiedene Leben geboren werden, doch am Ende nur eines gelebt haben." (zitiert nach Clifford Geertz)

Hallo Patrick,

spontan würde ich (aus Ethnologenperspektive) den Menschen insofern als frei bezeichnen, als er im Normalfall eine grundsätzliche intellektuelle Fähigkeit besitzt, jenseits von Reiz/Reaktion-Schemata und Instinktbefolgung willkürlich Entscheidungen zu treffen.

Das wird durch die immer gegebenen kulturellen Parameter stark eingeschränkt. Teilweise ist dies überlebensnotwendig im Sinne einer Schutzfunktion. Was ein Menschenkind z.B. nicht über Instinkte weiß, erfährt es auf dem Wege von Verboten. Das schränkt seine Entscheidungen in gewisser Hinsicht ein, macht es jedoch m.E. nicht unfrei.

Weitere Einschränkungen und Zwänge werden zum Selbsterhalt der Kultur notwendig, und gerade in unserer Gesellschaft sind es vermutlich vor allem diese, welche eine Diskussion um die Unfreiheit des Individuums auslösen – die Zwänge nämlich, selbst das System zu stützen (z.B. durch die eigene Arbeitskraft), das ab und an die eigene Entscheidungsfreiheit eingrenzt. Es gibt ganz sicher politische Systeme, die eine weitestgehende Unfreiheit des Individuums bei seiner Lebensgestaltung anstreben. Bei uns kann ein solches Streben nur teilweise auf dem Wege von Zwängen durchgesetzt werden (Bsp.: allgem. Schulpflicht), m.E. sind Mechanismen subtiler Manipulation (vor allem beim Konsumverhalten) bei uns wesentlich verbreiteter.

Kurz gesagt: der Mensch ist nicht grundsätzlich frei und auch nicht grundsätzlich unfrei – ein Festlegenwollen auf eine eindeutige Antwort hat hier schlicht keinen Sinn. Ihm sind klare Parameter gesetzt (biologische und kulturelle), die er nicht überwinden kann, innerhalb derer er jedoch zu freien Entscheidungen in der Lage ist. Wie groß muß ein Käfig sein, bevor er aufhört, ein Käfig zu sein? Diese Frage kann immer nur der 'Insasse' selbst beantworten.


Hallo,

Dein Beitrag spiel ein wenig auf die Determinismusdebatte an.

Nach den Vertretern dieser Theorie ist der Mensch tatsächlich nicht frei, da er lediglich einem von außen auf ihn einwirkenden Schema folgt.

Das bedeutet letztlich, dass er nicht in der Lage ist, überhaupt Entscheidungen zu treffen, da diese lediglich eine Reaktion auf die gesammelten Umwelteinflüsse und die entsprechende Reaktion seiner Psyche sind. Er glaubt zwar, zu entscheiden, tatsächlich folgt er aber einem programmierten Schema.

Verhaltensweisen und auch vermeintliche Entscheidungen sind daher nichts anderes als das logische Produkt aus individueller Veranlageung, sozialen Erfahrungen durch Umwelt und Erziehung sowie Reaktionen auf konkrete äußere Einflüsse.

Diese Theorie wird seit einigen Jahren auch von der neueren Hirnforschung unterstützt (Roth hat hierzu einiges geschrieben), die zum Teil der Ansicht ist, dass das Gehirn eine reine Impulsbearbeitungmaschiene ist, jedoch, letztlich mit Verweis auf die Gesetze der Thermodynamik, davon ausgeht, dass für einen eigenen, eine menschliche Entscheidung generierenden Gehirnimpuls, kein Raum ist.

Das ist natürlich alles sehr umstritten, unter anderem mit Blick auf zwei Aspekte.

Einerseits möchte keiner so richtig akzeptieren, dass wir gänzlich oder jedenfalls überwiegend fremdgesteuert sind, da wir wollen und davon ausgehen, dass wir unser Verhalten selbst bestimmen und die Umwelt somit aktiv beeinflussen, nicht umgekehrt.

Auch die Rechtswissenschaft hat hiermit seit der großen Determinismusdebatte Anfang des 20. Jahrhunderts gewisse Probleme, insbesondere im Strafrecht bekommen.
Denn Ansatzpunkt ein jeder Strafe für eine Straftat ist das in § 46 StGB niedergeschriebene Schuldprinzip - ohne Schuld keine Strafe.

Schuld meint juristisch aber individuelle Vorwerfbarkeit, welche der BGH definiert als "die Tatsache, dass sich der Täter für das Unrecht und gegen das Recht entschieden hat, obwohl er sich hätte anders entscheiden können".

Eine Erkenntnis, dass sich der Mensch gar nicht für eine Straftat entschieden hat, weil er ohnehin aufgrund der Gesamtheit der Einflüsse, welchen er bisher ausgesetzt war, nur so und nicht anders handeln konnte, würde dieses natürlich ad absurdum führen.
Hierzu ist auch schon in der Rechtsphilosophie viel geschrieben worden, man wird sehen, wie es sich entwickeln wird.
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#2
Hi, kann mir denn keiner weiterhelfen?

Oder bin ich hier im falschen Forum / Unterforum gelandet?
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#3
Hallo Alex,

das Einzige, was ich Dir schreiben kann, ist Folgendes:

"Freiheit" ist kein vom Himmel gefallener Begriff, sondern wird vom Menschen in den unterschiedlichsten Bedeutungen gehandhabt.

Insofern ist die Antwort für mich dermaßen simpel, dass die Wenigsten das akzeptieren wollen. ->

Wenn Du definierst, dass Begriff A dann zutrifft, wenn die Merkmale a, g, h enthalten sind, dann musst Du nur noch gucken, ob s, g, h enthalten sind - und dann trifft A entweder zu oder nicht.

Wenn Du aber definierst, dass Begriff A dann zutrifft, wenn die Merkmale a, k, p zutreffen, dann musst 'Du eben nur überprüfen, ob a, k, p zutreffen.

Es hängt alles davon ab, wie Du "Freiheit" (Begriff A) definiert hast.


Beispiel:

Jemand fragt: Ist Gegenstand X ein Buch oder nicht?
Ist vorher definiert worden: "Ein Buch besteht aus Papier" - dann ist X kein Buch (es heißt zwar "E-Book", besteht aber nicht aus Papier).

Definiere ich aber "Buch" so, dass auch ein E-Book inbegriffen ist, dann kann ich halt sagen: X ist ein Buch.

Mit "Freiheit" genau das Gleiche:

Definiere ich: "Frei" ist der Mensch dann, wenn er nicht im Gefängnis sitzt", dann kann ich bei jedem Menschen sagen, ob er fre ist oder nicht.

Definiere ich "frei" so, dass ich sage: "Frei ist der Mensch dann, wenn er von seinen Trieben nicht beherrscht wird", dann kann ich sagen:
"Der Mensch ist nicht frei, außer er ist tot" - denn es gibt keinen Menschen der nicht zumindest den Trieb nach essen hat.

Oder ich definiere "Trieb" so um, dass unter "Trieb" nur "Begierde" verstanden wird, dann kann ich sagen:
"Einige Menschen sind frei, weil sie zwar den Trieb haben zu essen, aber keine Begierde danach.

Und so immer weiter.

Wer sich wünscht, dass die Aussage "Der Mensch ist frei" getroffen werden kann, wird so lange herumdefnieren, bis am Ende rauskommt:
"Der Mensch ist frei".

Und wer unbedingt am Ende stehen haben will:
"Der Mensch ist unfrei" - der wird seinerseits solange an den Definitionen herumbasteln, bis am Ende da steht:
"Der Mensch ist unfrei".

Noch eins gibt es zu bedenken:

Mittels der Definitionen hat der Mensch Macht.
Will ein Staat Menschen manipulieren, wird er die Sache so drehen, dass es heißt:.
"Der Mensch ist nur frei, wenn er mit dem Denken des Staates übereinstimmt".

Will andererseits eine Gesellschaft den Menschen vor Mainipulationen schützen, wird er definieren:
"Der Mensch ist frei".

Ich selber habe mich für die Definition "Der Mensch ist frei" entschieden, gerade weil gewisse Vertreter der Neurobiologie dem Menschen die Freiheit absprechen wollen.
Falls ihre Definitionen sich durchsetzen würden, hätte der Mensch keine Rechte mehr, sich vor Gehirnmanipulationen zu schützen, da er ja "eh unfrei ist".

Das heißt, ich würde "Freiheit" so definieren, dass bestimmte Übergriffe an den Menschen verboten sind.
Dass ebenfalls bestimmte Erklärungsmuster ausgeschlossen sind, die behaupten wollen, das Individuum sei ein Sklave des Milieus.

Ob man will oder nicht:
Definitionen verfolgen stets eine Intention, eine Absicht, ein Ziel.
Darum müssen Definitionen - die den Menschen betreffen - stets und unbedingt der Ideologiekritik unterzogen werden.
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#4
Danke @Saldo, hat mir sehr weitergeholfen, vor allem deine Beispiele kann ich einbauen.
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#5
1. Freiheit - Definition und Abgrenzung
M. E. ist Freiheit, auch Willensfreiheit, reine Konvention (im Einzelnen siehe Beitrag Saldo), die der Aufklärung und weiter der französischen Revolution entstammt. Im Wesentlichen handelt es sich um Freiheit von Dientbarkeiten, d. h. von Verpflichtungen, zu denen man durch seine Geburt oder Herkunft gezwungen wurde (s. Feudalismus). Danach endet die Freiheit da, wo der Einfluss auf andere deren Lebensraum unsymmetrisch einschränkt. In den meisten Fällen bedeutet Freiheit nur: Freiheit, die Interessen unter den Beteiligten auszuhandeln, ohne dass die Allgemeinheit etwas vorbestimmt. Wie relativ und brüchig dies ist, zeigt sich an den zahlreichen Rufen nach der staatlichen Jurisdiktion.

2. Pro / Contra Freier Wille
Willensfreiheit ist ebenfalls nichts weiter als eine Konvention. Die Behauptung, dass sie seit den Experimenten deiner ersten Quellenangabe nicht mehr existiere, ist schlicht voreilig. Eine Konvention lässt sich so nicht aus den Angeln heben. Auch hier haben wir es mit den Definitionsproblemen zu tun, die Saldo beschrieben hat.
Von Feinheiten abgesehen gilt meiner Meinung nach folgendes:
Solange es mehrere nahezu gleichwertige Alternativen gibt, und kein Anderer meinen Willen manipuliert oder meine Handlungsmöglichkeiten auf eine einzige einschränkt, bin ich willensfrei. Was mein Gehirn bei diesen Prozessen abwägt, oder ob es autonom entscheidet und mir das Ergebnis nur fertig in mein Sprachbewusstsein sendet, ist dabei völlig gleichgültig. Ich (= mein ganzen inneren Prozesse) hatte die nicht von außen eingeschränkte Möglichkeit zur Entscheidung. Mehr verlangt diese Konvention nicht.

3. Zusammenhang Freiheit / Moral ( Kant )
Natürlich bedeutet "moralisch Handeln" eine Einschränkung. Aber auch eine Einschränkung der o. a. Freiheit von Dienstbarkeiten? Ich denke, Moral stellt nicht wirklich eine Einschränkung der Freiheit dar, sondern vereinfacht nur die Struktur der oben beschriebenen "freien" Verhandlungen. Es wäre höchst ineffizient, ständig jedes Vertragsdetail im Sinne der gegenseitigen Rücksichtnahmen neu zu erfinden. Völlige Freiheit und Ausnutzung derselben führt innerhalb einer Gesellschaft in kürzester Zeit zum Ausbruch von so schwerwiegenden Konflikten, dass es mit der Freiheit gar bald vorbei wäre. Ich sehe Moral eher als ein Strukturelement, das jene Verhandlungsfreiheit ermöglicht.

4. Schlussfolgerung: Wie nutze ich meine Freiheit aus Mensch?"aus" muss wohl "als" heißen. Das nehme ich mal an.
Wir nutzen unsere Freiheiten intuitiv, denke ich. Eben weil wir gewisse Moralvorstellungen haben, gehen wir einkaufen und nicht auf einen Raubzug. Wir bilden uns weiter, um unseren Lebensunterhalb leichter oder besser zu verdienen. Wir wählen Urlaubsziele aus, wir gehen zu politischen Versammlungen, oder zur Wahl usw. Kurz: es gibt wählbare Handlungsweisen, die wir nicht müssen, deren Notwendigkeit uns aber einleuchtet.

Dass wir auch die Möglichkeit haben, unmoralisch und/oder illegal zu handeln, gehört zu den Freiheiten unseres Rechtsstaates. Nur, letzlich geht dadurch, jedenfalls statistisch gesehen, unsere Freiheit verloren.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#6
Freiheit hieße für die meißten Menschen Konsequenzlosigkeit.
Ich habe in einer Gruppe mal die Vorstellung des Paradieses besprochen und es kam insgesamt heraus, dass alle (außer mir :-P ) ausnahmslos einen Zustand als Paradies erklären würden, in dem man alles tun und lassen kann. Ohne Konsequenzen, ohne Grenzen, ohne Einschränkungen. Letztlich wäre es aber genau das, was einen Menschen zerstören würde. Man würde wahnsinnig daran werden. Für mich ist diese Form der Freiheit also nichts, was man diskutieren muß, denn es würde den Menschen psychisch zerstören und ist alles, aber kein Wunschzustand.
Gruß
Motte

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#7
Das sehe ich genauso - mein Gefühlt sagt mir: das ist richtig!
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#8
Danke für eure Hilfe
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