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Wirklichkeit
#46
(03-06-2009, 19:19)petronius schrieb:
(03-06-2009, 18:22)Sonne schrieb:
Zitat:aber natürlich kann man schon rein methodisch nicht gestatten, daß sich wissenschaft anmaßt, wissenschaftsfremdes zu "erforschen"

hä? versteh ich nicht. Heutzutage ist doch alles als wissenschaftlicher Gegenstand möglich...

seh ich durchaus nichts so, auch wenn ich verständnis dafür habe, wenn eine religionswissenschaftlerin das meint

man kann wissenschaftlich erforschen, warum menschen an den osterhasen glauben, wie sich das bild vom osterhasen im laufe der zeit gewandelt hat, aber man kann nicht den osterhasen selbst wissenschaftlich erforschen

Diesen Anspruchen hat die Religionswissenschaft auch nicht. Dafür haben wir Arbeitsdefinitionen. Die Biologie definiert auch nicht, wann denn Leben beginnt und trotzdem arbeitet sie damit, oder?

Die Spezialisten im "Alles kann untersucht werden" sind übrigens nicht die Religionswissenschaftler, sondern die Volkskundler (stimmts Epicharm?).


Zitat:Petronius Antwort mit dem Aufwachsen in der Natur ist ein schöner Traum, aber kaum Realität

Zitat:Da fällt mir dann auch nur noch ein, dass jeder seine eigene Realität hat

Zitat:Das Ettikett "Psychose" oder überhaupt "Psychisch krank" ist nichts anderes als eine Abweichung vom gesellschaftlichen Konsens

das ist falsch. krankheit definiert sich nicht über abweichung vom gesellschaftlichen konsens, sondern über (mangel an) wohlbefinden
[/quote]

das ist auch falsch. Medizin und Psychologie haben den ethischen Anspruch zur Verbesserung des Wohlbefindens beizutragen. Dennoch hat nicht jeder Pädofile oder Psychotiker einen Leidensdruck, sondern fühlt sich vielleicht sehr wohl. Das ist ja gerade die Abweichung...

Zitat:Dieser wiederrum ist nur ein Abstraktum. Oder sollte etwa dieser Konsens die "Realität" sein?
(03-06-2009, 19:19)petronius schrieb: wenn ein schizophrener stimmen hört, ist das keine abweichung vom gesellschaftlichen konsens, sondern von der intersubjektiv etablierten realität
okay. Ab jetzt drehen wir uns im Kreis...

Das Leben ist doch wunderbar, drum nehm ich Psychopharmaka!
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#47
(03-06-2009, 18:22)Sonne schrieb: Zur Diskussion:
Oben wird Realität noch als intersubjektiv Nachvollziehbares definiert. Sobald wir aber anfangen über Träume zu debattieren, hat das wenig Sinn diesbezüglich.


Es gibt niemandem in Thread hier, der die Definitionshoheit hat. Ich zum Beispiel habe überhaupt noch nicht definiert. Gerade dies lehne ich radikal ab, erst zu definieren, was "Wirklichkeit" zu sein hat, um dann damit alles per defintiionem auszuschließen, was man als Wirklichkeit ablehnen will.

Die Traumforschung ist ein Teil der psychologischen Wissenschaft. Welche Methode sie wählt, ist für mich das hier zu Klärende, nicht das Vorauszusetzende.

Dass manche ideologisch orientierten Naturwissenschaftler gerne auch über andere Wissenschaften und deren Methodik bestimmen wollen, ist gerade der Grund, sich anderen Definitionen zuzuwenden, die mehr an der Empirie und nicht an der Ideologie orientiert sind.
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#48
(03-06-2009, 20:03)Saldo schrieb: Dass manche ideologisch orientierten Naturwissenschaftler gerne auch über andere Wissenschaften und deren Methodik bestimmen wollen, ist gerade der Grund, sich anderen Definitionen zuzuwenden, die mehr an der Empirie und nicht an der Ideologie orientiert sind.
Welcher Autor schwebt dir da vor? Oder wen meinst du?
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#49
(03-06-2009, 19:40)Sonne schrieb: Die Biologie definiert auch nicht, wann denn Leben beginnt und trotzdem arbeitet sie damit, oder?

die biologie definiert sehr wohl, was leben ist

Zitat:das ist auch falsch. Medizin und Psychologie haben den ethischen Anspruch zur Verbesserung des Wohlbefindens beizutragen. Dennoch hat nicht jeder Pädofile oder Psychotiker einen Leidensdruck, sondern fühlt sich vielleicht sehr wohl. Das ist ja gerade die Abweichung...

was ist die abweichung? sich wohl zu fühlen? :icon_cheesygrin:

krankheit wird heutzutage nicht mehr schlicht als "abweichung von der norm" (bzw. dem "gesellschaftlichen konsens") definiert, auch wenn es zugegebenermaßen keine einheitliche definition gibt

man kann es sich heute nicht mehr so einfach machen, wie du das unterstellst, und z.b. homosexuelle als "von der norm abweichende" zu kranken und damit behandlungsbedürftigen erklären

(03-06-2009, 19:40)Sonne schrieb:
(03-06-2009, 19:19)petronius schrieb: wenn ein schizophrener stimmen hört, ist das keine abweichung vom gesellschaftlichen konsens, sondern von der intersubjektiv etablierten realität
okay. Ab jetzt drehen wir uns im Kreis...

sag ich doch

ich dachte, wir hätten uns bereits auf eine arbeitsdefinition von "realität" geeinigt
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#50
(03-06-2009, 20:03)Saldo schrieb: Es gibt niemandem in Thread hier, der die Definitionshoheit hat. Ich zum Beispiel habe überhaupt noch nicht definiert. Gerade dies lehne ich radikal ab, erst zu definieren, was "Wirklichkeit" zu sein hat, um dann damit alles per defintiionem auszuschließen, was man als Wirklichkeit ablehnen will

um "definitionshoheit" geht es nicht. es hat nur wenig sinn, über etwas zu diskutieren, worunter jeder etwas anderes versteht

Zitat:Dass manche ideologisch orientierten Naturwissenschaftler gerne auch über andere Wissenschaften und deren Methodik bestimmen wollen

wer denn, wo denn und wie denn?
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#51
(03-06-2009, 23:36)Ekkard schrieb:
(03-06-2009, 20:03)Saldo schrieb: Dass manche ideologisch orientierten Naturwissenschaftler gerne auch über andere Wissenschaften und deren Methodik bestimmen wollen, ist gerade der Grund, sich anderen Definitionen zuzuwenden, die mehr an der Empirie und nicht an der Ideologie orientiert sind.
Welcher Autor schwebt dir da vor? Oder wen meinst du?


Ich meine einen eher abstrakten Autor.

Gehen wir also weiter in dem Thema.
Die erste Frage, die ich bei dem Thema "Was ist Wirklichkeit/Realität" aufgestellt habe, war:
erst mal alles zu sammeln, was Menschen als "Realität" so wahrnehmen. Das ist eine empirische Herangehensweise, die es nicht erlaubt, per Weltanschauung gleich einiges auszuschalten, gleich Zensur zu üben und gewisse Bereiche, die als Realität wahrgenommen werden, gar nicht erst als der Betrachtung wert zu erachten.
Ein Wissenschaftler kann normativ nicht vorgehen, er muss forschen, nicht vorschreiben.

Das nur zur Zusammenfassung, es geht mir hier nur um Sichtweisen, nicht um einzelne Meinungsäußernde.

Die zweite Frage, für die indirekt schon eine mögliche Klärung angeboten wurde, ist: wie kann man nun bei "Realität" unterscheiden, ob da reiner Humbug vorliegt oder wirklich als Realität Wahrgenommenes.
Die indirekte Klärungsmöglichkeit - also das Kriterum, mit dem man das vermutlich unterscheiden kann - kann aus dem Wort "Wirklichkeit" abgeleitet werden, so wurde hier diskutiert:
Wirklichkeit ist das, wo Wirkung wahrnehmbar wird.

Damit könnte man das fliegende Spaghettimonster schon mal aussortieren, das ja gerne ins Feld geführt wird, um die Nichtwirklichkeit der Realität der Glaubenden "nachzuweisen". Niemand glaubt an dieses Spaghettimonster, es hat keine Glaubensrealität.

Die dritte Frage also wäre; Was bleibt übrig, was ist der näheren Betrachtung wert:

Bisher habe ich zwei Ebenen der Wirklichkeit rausgefiltert, die einer weiteren Untersuchung "würdig" sind: die physische und die psychische. Beide zeitigen permanent Wirkungen, wie in diesem Thread ja auch schon eindrücklich beschrieben wurde.

Erneut aber schreibe ich dazu: was immer man unter "physisch" und "psychisch" dann am Ende oder auch unterwegs verstehen wird: es sind wissenschaftliche Modellbeschreibungen, keine Totalerfassung dieser "Realität". Was alles auf uns Menschen oder die Natur minütlich einwirkt, ist so kompakt, dass es nicht einmal im Ansatz schon in wissenschaftliche Wahrnehmung übertragen wurde.

Ich halte aber die beiden Begriffe "physisch" und "psychisch" erst einmal für tauglich; vor allem, weil sie schon eine lange Tradition haben und so die bisherigen Modellbildungen überprüft werden können. Und weil auch der Nicht-Wissenschaftler diese Begriffe benutzt, um das, was in ihm abläuft, zu beschreiben.

Eine dritte Realitätsebene war von mir schon angedeutet: die oft als "Geist" bezeichnete. Hier wird es schon ein bisschen wackelig, darunter wurde in der Vergangenheit alles Mögliche verstanden. Oben im Thred wurde dafür das Wort "mental" benutzt, aber auch das ist nicht identisch mit "Geist". Manche nennen das die intellektuelle Ebene - aber auch die umfasst zum Beispiel das nicht, was manche unter "Vernunft" verstehen.
Wenn man in dem online-Wörterbuch LEO nachguckt, wie "Geist" ins Englische übersetzt wird, sieht man deutlich das Dilemma:
LEO

Aber solche Begriffe stammen fast alle aus der Spekulation oder weltanschaulichen Deutung und nicht aus der Empirie.
Ich nenne diese Ebene darum erst mal - als Arbeitsbegriff - "die Realitätsebene des Denkens".
"denken" beschreibt einen Vorgang, und darum ist leichter zu untersuchen, was genau da vorgeht und wofür dieses Wort steht.

Und "denken" bewirkt jede Menge. Sei es, dass jemand, der sich in einer Krise befindet, diese "denkend" bewältigt, indem er sein bisheriges Leben durchgeht und nachguckt, wo genau es denn hakte. Das kann die Krise auflösen und einen neuen Weg sichtbar machen.

Oder sei es, dass ganze Epochen durchgegangen werden, um deren Entwicklung zu erkennen. Das wird in den Geschichtswissenschaften getan, egal, bei welcher Wissenschaft: die Historie, die Kunst, die Naturwissenschaft - sie alle werden auch in ihrem Geschichtsablauf gedeutet.
"denken" ist also vermutllch ein deutender Vorgang.

Als vierte Realiätsebene war die "Imagination" im Gespräch. Eingewandt wurde, dass dies ein Teil der psychischen Ebene sei.
Zu bedenken ist aber, dass auf jeder Realitätsebene letztlich immer auch die anderen Realitätsebenen beteiligt sind. Sie werden - im wissenschaftlichen Vorgang - nur künstlich voneinander isoliert, um ihre je eigene "Vorgehensweise" zu beschreiben.
Wie sie aufeinander wirken und einander beeinflussen bzw. immer zusammenwirken, wäre dann erst in einer späteren Untersuchungsphase zu untersuchen.

Darum denke ich, dass das Imaginieren - in allen künstlerischen Vorgängen der Fall, wenn auch nicht nur - ein extra zu beschreibender Vorgang wäre und eine andere "Wirklichkeit" schafft als die anderen beschriebenen Ebenen.

Als fünfte und erst mal letzte Realitätsebene möchte - und muss - ich die nennen, die als "Glaubensebene" bekannt ist. Gerade weil man ihr so gerne die Wirklichkeit und Existenzberechtigung absprechen möchte, muss die Wissenschaft dem entgegenwirken.
Was vorhanden ist, ist vorhanden, und wenn man es noch so gerne aus der Welt schaffen möchte. Es ist nicht aus der Welt zu schaffen. Diese Ebene ist eine der wirksamsten unter den Menschen. Und was ihre Eigenschaften sind, inwiefern sie einen Teil des Menschen beschreiben, gilt es zu untersuchen.

Damit breche ich diese Aufstellung erst mal ab, auch wenn sie keineswegs vollständig ist.

Meine nächsten beiden Schritte sehen dann so aus:

Ich mache 1. eine Liste aller - nicht rein naturwissenschaftlichen - relevanten Wissenschaften, die heute an den Universitäten gelehrt werden, mit dem Ziel, deren Methodik zu charakterisieren, und zwar bezogen auf unsere Threadfrage: was untersuchen sie. Von welcher Form von Realität gehen sie aus.

Und 2. kopiere ich Ekkards Aufstellung der Kriterien, die für die Naturwissenschaften gelten, hier rein und gehe Punkt für Punkt durch, wie weit sie auch in anderen Wissenschaften sinnvoll sind - und in welcher Weise - und wo nicht.

Das kommt dann also irgendwann. :icon_wink:
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#52
(04-06-2009, 14:31)Saldo schrieb: wie kann man nun bei "Realität" unterscheiden, ob da reiner Humbug vorliegt oder wirklich als Realität Wahrgenommenes

das ist unmöglich, solange man sich nicht darauf geeinigt hat, was unter "realität" verstanden werden soll

Zitat:Die indirekte Klärungsmöglichkeit - also das Kriterum, mit dem man das vermutlich unterscheiden kann - kann aus dem Wort "Wirklichkeit" abgeleitet werden, so wurde hier diskutiert:
Wirklichkeit ist das, wo Wirkung wahrnehmbar wird.

Damit könnte man das fliegende Spaghettimonster schon mal aussortieren, das ja gerne ins Feld geführt wird, um die Nichtwirklichkeit der Realität der Glaubenden "nachzuweisen". Niemand glaubt an dieses Spaghettimonster, es hat keine Glaubensrealität

und doch hat das konzept vom fsm eine wirkmächtigkeit - schau dir mal die ganzen fsm-fans an, wie sie organisiert sind, was sie treiben, wie sie das konzept ausbauen. nicht anders als beim glauben an irgendwelche götter, denen du vielleicht "Glaubensrealität" zugestehst

Zitat:Was alles auf uns Menschen oder die Natur minütlich einwirkt, ist so kompakt, dass es nicht einmal im Ansatz schon in wissenschaftliche Wahrnehmung übertragen wurde

ich nheme an, du meinst komplex

Zitat:Als fünfte und erst mal letzte Realitätsebene möchte - und muss - ich die nennen, die als "Glaubensebene" bekannt ist. Gerade weil man ihr so gerne die Wirklichkeit und Existenzberechtigung absprechen möchte, muss die Wissenschaft dem entgegenwirken

warum muß sie, und wie soll sie das anstellen?

was hat die wissenschaft in glaubensfragen mitzureden?

glauben heißt nun mal nicht wissen :icon_cheesygrin:
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#53
(03-06-2009, 20:03)Saldo schrieb:
(03-06-2009, 18:22)Sonne schrieb: Zur Diskussion:
Oben wird Realität noch als intersubjektiv Nachvollziehbares definiert. Sobald wir aber anfangen über Träume zu debattieren, hat das wenig Sinn diesbezüglich.


Es gibt niemandem in Thread hier, der die Definitionshoheit hat. Ich zum Beispiel habe überhaupt noch nicht definiert. Gerade dies lehne ich radikal ab, erst zu definieren, was "Wirklichkeit" zu sein hat, um dann damit alles per defintiionem auszuschließen, was man als Wirklichkeit ablehnen will.
Also, man sollte vielleicht klären, worüber man sprechen möchte. Sonst geht das ja schlecht. Man kann auch sehr wohl Wirklichkeit darüber definieren, was sie nicht ist (das nennt man ex negativo). Kein Mensch will hier universelle Definitionen erstellen.

(03-06-2009, 20:03)Saldo schrieb: Die Traumforschung ist ein Teil der psychologischen Wissenschaft. Welche Methode sie wählt, ist für mich das hier zu Klärende, nicht das Vorauszusetzende.
Psychologie ist eine Naturwissenschaft. Sie fußt auf empirischen Methoden. Traumdeutung, Schriftanalyse und der Baumtest - ja, einige schließen sogar die Psychoanalyse, die von den Krankenkassen gezahlt wird, da mit ein - sind nicht anderes als "Sternguggerei" (letzteres war ein Zitat von meinem Prof.). Traumforschung liegt also eindeutig außerhalb von universitäter Psychologie. Ob Anselm Grün und Co solche Methoden verwenden, keine Ahnung. Aber an der Uni nicht.


Viele Grüße
Sonne

Das Leben ist doch wunderbar, drum nehm ich Psychopharmaka!
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#54
(04-06-2009, 14:47)petronius schrieb:
Zitat:Als fünfte und erst mal letzte Realitätsebene möchte - und muss - ich die nennen, die als "Glaubensebene" bekannt ist. Gerade weil man ihr so gerne die Wirklichkeit und Existenzberechtigung absprechen möchte, muss die Wissenschaft dem entgegenwirken

warum muß sie, und wie soll sie das anstellen?

was hat die wissenschaft in glaubensfragen mitzureden?

glauben heißt nun mal nicht wissen :icon_cheesygrin:

Ich fände mal interessant in diesem Zusammenhang, wie ihr denn Theologie einordnet...

Das Leben ist doch wunderbar, drum nehm ich Psychopharmaka!
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#55
(04-06-2009, 18:00)Sonne schrieb: Psychologie ist eine Naturwissenschaft.


Manche Teile ja, andere wieder nicht. Dass die Naturwissenschaft das gerne anders sieht, sage ich ja die ganze Zeit.
Die Psyche des Menschen ist mit naturwissenschaftlichen Methoden nicht zu erfassen.


Zitat:Sie fußt auf empirischen Methoden.


Die empirische Methode fordere ja gerade ich die ganze Zeit. Aber sie ist nicht identisch mit der naturwissenschaftlichen Methode.


Zitat:Traumforschung liegt also eindeutig außerhalb von universitäter Psychologie.


Ach, eindeutig ist gar nichts. Die Forschung ist auf dem Weg, sie hat keine festgeklopften Dogmen. Und wenn an den Universitäten tatsächlich nur noch die naturwissenschaftliche Psychologie gelten sollte und alles andere in den Bereich des Nicht-Existierenden und Schwabbulösen verschoben, dann wäre das eine Selbstaufgabe der anthropologischen Forschung. Dann ist alles noch kaputter als ich schon dachte.


Wundern tue ich mich nur, Sonne, dass ausgerechnet Du nun so schreibst.

Denn das stammt auch von Dir (Beitrag 22 dieses Threads) ->


(30-05-2009, 21:47)Sonne schrieb:
(30-05-2009, 19:04)Saldo schrieb: Den Anspruch der Naturwissenschaft, innerhalb der Wissenschaften als einzige eine wirkliche Wissenschaft zu sein - oder zumindest als einzige die richtige Methodik zu besitzen. Oder noch anders ausgedrückt: nur der Gegenstand der Naturwissenschaft sei real, alle anderen seien weniger bedeutuend und Produkt von Phantastik. Oder noch anders ausgerdrückt: nur, was die Naturwissenschaft untersucht, habe Realität.

dito! Genau das meine ich auch!Icon_smile



Und weiter hast Du im Thread "Nobelpreis in Beitrag 32 dies hier geschrieben:


(27-05-2009, 13:50)Sonne schrieb: @ Ekkard
oben schreibst du:
Zitat:Ferner gelten Theorien immer nur als momentanes Optimum und schon gar nicht als "die Wahrheit" (über die Realität).
unten dann
Zitat:Das Prinzip der Kausalität ist eine Forderung nach naturwissenschaftlicher Wahrheit.

Aha??? Ist es nicht das Ziel der Naturwissenschaften Aussagen über diese Zusammenhänge zu machen? Also die "naturwissenschaftliche Wahrheit" herauszufinden?

Karl Popper kenn ich übrigens ganz gut...
Nicht umsonst habe ich "Weltformel" in " " gesetzt. Theory of everything sagt vielleicht nicht jedem was... Manchmal denke ich mir auch was beim Schreiben...

@Presbyter
Zitat:Warum sollte daher das wissenschaftlich-methodische Prinzip der Kausalität (natürlich in heutiger Formulierung) nicht auf den islamischen Bereich ausgedehnt werden können bzw. auch insgesamt universalisierbar sein?
Ich habe nicht behauptet, dass das nicht ginge. Meine Frage war, ob das überhaupt sinnvoll ist...
Ich persönlich sehe es als nichts weiter, als ein weiteres Zeichen "westlicher" Dominanz und deren Ansicht, sie hätten die Weisheit mit dem Löffel gefressen und wären ja die Spitze der Forschung. Das sieht man ja schon dran, dass sie jetzt auch noch versuchen die Geisteswissenschaften zu mathematisieren mit tollen neuen Studiengängen wie "Neurocognitive Science".
Sicher hat die Technik einiges dazu beigetragen, dass unsere Gesellschaft so leben kann wie sie lebt. Die Frage ist aber, ob nicht vielleicht eine andere Art von Wissenschaft die Gesellschaft auch auf anderer Ebene bereichern könnte.
In Amerika gibt es leider sogar in der Scientific community fast nur noch "science". Wenn man sagt, man macht "religious science", lachen die sich einen ab. Die "hummanities" sind schon längst hinten von der Bank runtergefallen.
Daher nochmal die Frage: Ist es nötig/sinnvoll/zu rechtfertigen, dass unsere europäischen Wissenschaftskritierien, trotz langer Tradition), universalisiert werden? Oder gibt es vielleicht noch andere Möglichkeiten Wissenschaft zu betreiben, die die Gesellschaft bereichert?

nachdenkliche Grüße
Sonne

http://religionsforum.de/showthread.php?tid=3183&pid=46277#pid46277


Ich war eigentlich der Meinung, hier in Dir jemanden gefunden zu haben, der auf ähnlicher Suche ist wie ich. Sollte ich mich so getäuscht haben?

Als Einzelkämpfer will ich hier nicht agieren. Ich habe bereits mitgeteilt, dass ich mit Gleichgesinnten zusammen Dinge rauskriegen will.
Wenn hier kein Gleichgesinnter ist, der konkret nach Alternativen sucht, bin ich hier falsch.
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#56
@Saldo
Ich bin nicht auf der Suche. Das verteidigen von "weichen" Methoden der Geisteswissenschaften hat nichts damit zutun, dass ich Traumdeutung genauso zielführend wie Kaffeesatzlesen halte.
Die Psychologie gibt ihren anthropologischen Teil nicht auf. Sie versucht ihn nur exakter zu erfassen als Freud und seine Freunde oder die Wissenschaft auf das zu begrenzen, was messbar ist.
Falls dich das genauer interessiert hier
Das ist das, was ich oben geschrieben hab. Müsste noch weitestgehend der gleiche Inhalt sein, wie in dem Semester, in dem ich diese VL besucht hab.

Grüße Sonne

Das Leben ist doch wunderbar, drum nehm ich Psychopharmaka!
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#57
(04-06-2009, 19:00)Sonne schrieb: @Saldo
Ich bin nicht auf der Suche.


Schade.
Ein Forscher ist per definitonem auf der Suche.
Da ist sogar Wikipedia mit mir einer Meinung Icon_smile ->

"Forschung ist die methodische Suche nach neuen Erkenntnissen sowie deren systematische Dokumentation und Veröffentlichung in Form von wissenschaftlichen Arbeiten."
http://de.wikipedia.org/wiki/Forschung




(04-06-2009, 19:00)Sonne schrieb: @Saldo
Ich bin nicht auf der Suche. Das verteidigen von "weichen" Methoden der Geisteswissenschaften hat nichts damit zutun, dass ich Traumdeutung genauso zielführend wie Kaffeesatzlesen halte.


Wenn Du meine ganze Argumentationen hier liest, dann kannst Du mir schwerlich unterstellen, dass es mir um "Traumdeutung" geht.

Aber egal.

Danke für den Link.
Aber was einzelne Professoren denken, habe ich noch nie für die alleinige Wahrheit genommen. Aber ich werde das Dokument durchlesen.
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#58
@ saldo

ich finde es schade, wenn Du denkst, dass es hier keine Gleichgesinnten gibt, ich bin immer wieder gespannt, was Du als nächstes herausarbeitest. Ich bin etwas aus der Übung des Argumentierens, aber durch Dich und den Thread hier habe ich wieder Spaß daran gefunden.
Es ist sicher wichtig zu wissen, was Forscher vor uns erforscht und gedacht haben, aber deswegen können und müssen wir doch weiterdenken und versuchen das Vorhandene weiterzuführen, zu ergänzen und wie gesagt jeder fügt mit seiner Sichtweise eine neue Facette zum Gesamtbild hinzu. Das wiederholen des bereits geschriebenen ist oftmals eine Bremse für das eigene Denken.
LG bis demnächst
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#59
(04-06-2009, 22:25)soruna schrieb: @ saldo

ich finde es schade, wenn Du denkst, dass es hier keine Gleichgesinnten gibt


Tut mir Leid - ich habe sogar, während ich das schrieb, an Dich gedacht. Hab das wohl unglücklich formuliert. Einsiedler hatte sich ja auch schon in diesem Sinne geäußert. Und in dem Religionsthread haben sich ebenfalls neue Perspektiven ergeben.


soruna schrieb:Es ist sicher wichtig zu wissen, was Forscher vor uns erforscht und gedacht haben, aber deswegen können und müssen wir doch weiterdenken und versuchen das Vorhandene weiterzuführen


In meiner Studentenzeit gehörte genau das zur Ausbildung eines Akademikers: die verschiedenen Forschungsstandpunkte referieren, bewerten und eine selbständigem Standpunkt darlegen und begründen (der im Keim schon in der Bewertung enthalten war).
Sätze wie "Heute ist das vom Tisch", "Heute sieht man das so" befremden mich wirklich.
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#60
(04-06-2009, 18:02)Sonne schrieb:
Zitat:was hat die wissenschaft in glaubensfragen mitzureden?

glauben heißt nun mal nicht wissen :icon_cheesygrin:

Ich fände mal interessant in diesem Zusammenhang, wie ihr denn Theologie einordnet...

auch die theologie entscheidet ja nicht in glaubensfragen, sie diskutiert sie höchstens. inwieweit sie das wissenschaftlich tut, möchte ich nicht definieren - ich weiß nur, daß theologie definitiv keine naturwissenschaft (also das feld, auf dem ich zu hause bin) ist
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