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Samsaraaustritt vs. globales Wachstum der Menschheit
#1
Exclamation 
Hallo!
In einer VL vor einiger Zeit hatten wir mal thematisiert, wie sich Buddhisten erklären, dass die Anzahl der auf der Welt lebenden Menschen steigt, obwohl ja eigentlich immer eine bestimmte Anzahl das Nirvana erreichen müssten. Kommt man dann zu dem Schluss, dass die Menschen immer schlechter werden, da es ja immer mehr Menschen auf unserem Planeten gibt? Unser Prof hat dazu gemeint, das wäre eine Frage die die Buddhisten unbeantwortet lassen.
Meine Frage jetzt: Ist das so? Oder gibt es Antwortversuche von buddhistischen Lehrern?

Viele Grüße
Sonne

Das Leben ist doch wunderbar, drum nehm ich Psychopharmaka!
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#2
Kein Buddhist lässt das unbeantwortet, wenn man ihn fragt. Aber die meisten Nichtbuddhisten fragen erst gar nicht oder sie verstehen die Antwort nicht.

Die Lehre von der Wiedergeburt schliesst Tiere und Pflanzen, aber auch Geistwesen und "Götter" mit ein. Es können also durchaus immer mehr Menschen auf die Welt kommen, obwohl auch immer mehr Menschen ins nibbâna eingehen. Denn aus einem Teil der Pflanzen werden Tiere wiedergeboren, und aus einem Teil der Tiere Menschen. Und es kehren Menschen aus der Existenzform "Geist" und "Götter" zurück ins Menschsein.

Aber das sind Fragen, die Buddhisten nicht sonderlich interessieren. Der Buddha hat zu solchen Fragern immer gesagt: "Bringt Dich das auch nur einen Schritt weiter auf Deinem Weg?"

Gruss

DE
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#3
Davon, dass man im Samsarakreislauf zum Gott werden kann, weiß ich nix...
Meinst du vielleicht den formlosen Zustand vor der Geburt auf dieser Welt?

Das Leben ist doch wunderbar, drum nehm ich Psychopharmaka!
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#4
Nein, im Buddhismus (wenn ich hier vom Buddhismus rede, dann immer vom Früh-Buddhismus, dem sogenannten "Pâli-Buddhismus" (auf dem der Theravadabuddhismus basiert, den es heute noch in Sri Lanka und Thailand gibt), dem ich zehn Jahre lang nahestand; andere Traditionen und Schulen kenne ich nicht gut genug, um mich dazu zu äussern) gibt es auch "Götter", die allerdings mit einem monotheistischen Gottesbegriff nichts zu tun haben. Der Pali-Begriff dafür ist "Deva", der halt mit "Gott" übersetzt wird.

Die "Götterwelt" ist eine Daseinsebene wie auch die Tierwelt und die Menschenwelt und die Pflanzenwelt. In den Götterwelten lebt man nach palibuddhistischer Auffassung viele hunderttausend Jahre in glücklichstem Zustand, muss aber auch diese Ebene wieder verlassen, weil es nach pali-buddhistischer Auffassung einer Existenz in der Menschenwelt bedarf, um endgültig im nibbâna zu verlöschen.

Nach frühbuddhistischer Auffassung ist "Formlosigkeit" ein meditativer Zustand, und keine Daseinsform vor oder nach dem Tod. Vor dem Tod war "Leben" (in irgendeiner Daseinsform, z.B. als Mensch) und nach dem Tod wird "Leben" sein, zumindest so lange, bis man durch vollständiges Loslassen von Allem nibbâna (=Nirvana) erreichen kann.

Aber wie gesagt: Das ist FRÜH-Buddhismus, Pâli-Buddhismus, Theravada. Wie andere Traditionen wie Tibetischer Buddhismus und Zen-Buddhismus das sehen, kann ich nicht sagen, da mir dafür die Grundlage fehlt).

Gruss

DE
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#5
Ich glaub, im kleine Fahrzeug ist das schon so wie ich gemeint hab Icon_wink

Das Leben ist doch wunderbar, drum nehm ich Psychopharmaka!
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#6
Der Früh- und Theravadabuddhismus IST das sogenannte "Hinayâna", also das "Kleine Fahrzeug". Vielleicht habe ich ja noch nicht verstanden, was Du GENAU meinst.

Gruss

DE
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#7
Vielleicht hilft diese Seite:

http://www.palikanon.com/

Hier ist fast der komplette Palikanon zu finden (das sind die Schriften, die für "Hinayâna", sprich: Frühbuddhismus, Altbuddhismus und Theravadabuddhismus, "kanonisch" sind. Aber auch die anderen Schulen anerkennen manches aus dem Palikanon), ebenfalls viele Antworten auf Leserfragen von einem der bedeutendsten Kenner deutscher Sprache zu diesem Thema, Wolfgang Greger, der selbst in Thailand lebt und diese Website betreibt. Er gilt im deutschsprachigen Buddhismus als Kapazität.

Gruss

DE
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#8
Speziell zum Thema "Gott":

http://www.palikanon.com/diverses/fragen/gott.htm

Speziell zum Thema Wiedergeburt:

http://www.palikanon.com/diverses/fragen/frage1.htm

Jeweils mit Hinweisen auf die Sutten (Sutta=Sutra=Lehrreden) des Buddha, in welcher dieses Thema vorkommt.

DE
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#9
UPS! Dann meinte ich das gr. Fahrzeug. Mahayana jedenfalls. Ich verwechsle das jedesmal!

Das Leben ist doch wunderbar, drum nehm ich Psychopharmaka!
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#10
Ja, das Mahayâna ist das "Grosse Fahrzeug", zu dem das Vajrayâna (alle tibetischen Schulen), Ch'an- und Zen-Buddhismus gehören und auch alle weiteren "jüngeren" Traditionen. Manche sehen das Vajrayâna als drittes Fahrzeug an, aber die meisten deutschen Buddhisten subsumieren es unter Mahayâna. Aber wie gesagt, dazu kann ich nichts wirklich Kompetentes sagen, weil ich mich nur sehr peripher damit auseinandergesetzt habe. Vielleicht kann qilin ja etwas dazu sagen, er ist ja Zen-Buddhist.

Gruss

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#11
(15-04-2009, 10:31)Sonne schrieb: Davon, dass man im Samsarakreislauf zum Gott werden kann, weiß ich nix...

In einem anderen Forum ist mir mal ein Buddhist begegnet, der sich an eine frühere Inkarnation
als Gott erinnern zu können glaubte - der allerdings auch der Meinung war, dass der Gott Brahma
im Buddhismus und Hinduismus identisch sei mit JHWH/Allah in den abrahamitischen Religionen... :icon_neutral:

Das Grundproblem bei der Reinkarnationslehre ist und bleibt aber, dass nach buddhistischer Lehre
kein 'Ich' existiert - was also wird reinkarniert :icon_question:
() qilin
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#12
Wir haben diese 12 Seinsstufen damals an diesem Bild besprochen.
http://www.apsodog.ru/images/samsara.jpg
Das kennen bestimmt auch viele von euch.
Ja, quilin, beantworte uns doch die Frage wessen Kreislauf da dargestellt ist. ich hab keine Ahnung...

Das Leben ist doch wunderbar, drum nehm ich Psychopharmaka!
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#13
Hallo Sonne,

das buddhistische Lebensrad (kannst Du übrigens auch als Mousepad kaufen :cheesygrin:)
stammt aus dem Vajrayana, in dem die Reinkarnation [zumindest Einzelner] aus
dem Hinduismus wieder Eingang gefunden hat. Nach traditioneller buddhistischer
'Theologie' wird kein 'Ich', keine 'Seele' wiedergeboren, sondern dieses besteht
aus dharmas - 'Geistatomen', die beim Tod den Zusammenhalt verlieren und
in völlig neuer Zusammensetzung wieder erscheinen. Recht gut erklärt wird das
z.B. im Milindapanha, einem klassischen Werk, das in http://www.palikanon.com
enthalten ist. Die tibetische Version sieht so aus, dass erleuchtete Bodhisattvas
durch Geisteskraft ihre 'Person' beim Tod 'zusammenhalten' können, um 'zum
Wohle aller Wesen' weiter wirken zu können - Tulkus wie der [14.] Dalai Lama
oder der [17.] Karmapa... In anderen Schulrichtungen gibt es das nicht - bzw.
nur im 'Volksglauben'.
() qilin
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#14
(15-04-2009, 14:00)qilin schrieb: Das Grundproblem bei der Reinkarnationslehre ist und bleibt aber, dass nach buddhistischer Lehre
kein 'Ich' existiert - was also wird reinkarniert :icon_question:

Exakt das ist das Grundproblem, qilin. In meiner damaligen Gemeinschaft wurde gelehrt, dass zumindest nicht WIR reinkarniert werden, sondern lediglich "Tendenzen" (ist nicht ganz das richtige Wort, aber mir fällt das Wort, da meine Meisterin immer verwendete, gerade nicht ein), die wir in unserem Leben gebildet haben.

Aber das hier in einem Thread verständlich zu erklären, halte ich für kaum möglich. Da knabbert man normalerweise ein halbes Leben dran (sofern es ausreicht).

Gruss

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#15
Um die "Wiedergeburt" in der frühen buddhistischen Tradition zu verstehen, kann ich empfehlen, sich in den paticcasamupâda zu vertiefen, der Lehre vom Bedingten Entstehen.

http://www.palikanon.com/wtb/paticcasamuppada.html

Das Bild sagt mir nichts, da unsere Tradition keinerlei Visualisierungen (Bilder etc.) gemacht hat, ausser inform einer Buddhastatue. Das Bild jedenfalls sieht "tibetisch" aus. Dazu kann ich mangels Wissen nichts sagen.

Gruss

DE
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