(08-03-2009, 20:56)t.logemann schrieb: Was war vor dem Urknall...?
"Irgendwann" stossen alle zusammen - der "Urknall". Aus diesem Urknall enstehen wieder neue Galaxien, ... Wiederauferstehung der Materie - und eine vage Vorstellung von Ewigkeit....
Es ist immer ein Bisschen misslich, wenn man als Naturwissenschaftler mit solchen Behauptungen konfrontiert wird.
Lieber Thomas,
so, wie du dieses "Vorher" spekulierend beschreibst, kann es nicht gewesen sein; es sei denn, die Naturgesetze unterliegen in diesem Anfang einem grundlegenden Wandel, was unserer Diskussion auch nicht hilft. Wie uns die moderne Kosmologie nahelegt, ist der zweite Hauptsatz der Thermodynamik fundamental und steckt bereits in jenen winzigen Raumbereichen, aus denen sich unsere Raumzeit zusammen setzt.
Folge:
Masse und Strahlung, wie wir sie heute kennen, war in diesem Anfang strukturlos (man kann auch sagen: besaß keine gewinnbaren Informationen). Es muss sich um einen hochgespannten Vakuum-Zustand gehandelt haben, aus dem durch Eigendehnung Strahlung und Materie auskondensiert ist. Im Laufe der Zeit haben sich die bekannten Strukturen gebildet (über die wir mit Erfolg diskutieren können). Die Entropie war am Anfang minimal (sturkturlos) und hat seit dieser Zeit stets zugenommen.
Der von dir beschriebene Vorgang vermindert aber die Entropie nicht - ganz im Gegenteil. Soviel erst einmal dazu.
Hallo Jam,
ich will einmal versuchen, etwas Licht in das Durcheinander aus Evolution und Urknall zu bringen.
Fangen wir beim "Urknall" an, dessen Beschreibung ich oben bereits begonnen hatte.
(08-03-2009, 21:17)jam schrieb: was war vorher
Nach allem, was man aus physikalischer Sicht sagen kann, sind sowohl die Raumzeit (!) als auch eine strukturlose Energie zugleich entstanden. Unklar ist, was die heute zu beobachtende Dehnung der Raumzeit bedeuten (namentlich dann, wenn man die Dehnung rückwärts verfolgt). Alle Strukuren, die wir heute erleben bedeuten "Informationen" (= Entropie), die es im Anfang nicht gegeben hat, die sich also entwickelt haben.
Diese Strukturlosigkeit im Anfangszustand bedeutet zugleich, dass es keine "Absicht" gegeben haben kann. Absichten (oder Pläne, wie sie in unseren Körperzellen in Form von Erbinformationen vorliegen) entsprechen einer erheblichen Menge an Information!
(08-03-2009, 21:17)jam schrieb: wer hat den Urknall veranlasst,wer hatte die Idee dazu ...?
Diese Frage kann nur ein System (WIR) stellen, das bereits über viele viele Informationen verfügt. Diese müssen so komplex sein, eine solche Frage stellen zu können. Du siehst daran, dass diese Frage mit Annäherung an den "Urknall"-Zustand aus Informationsabnahme zunehmend ihren Sinn einbüßt und für den Urknall selbst nicht mehr gestellt werden kann.
jam schrieb:wenn Zufall woher kam der Zufall , ...
In der Informationslosigkeit ist jede Entwicklungsrichtung unvorhersehbar. Selbst eine nennbare Ursache wäre eine Information, über die der Urknall-Zustand nicht verfügt. Du siehst, wie sich alle Möglichkeiten einer sinnvollen (informativen) Aussage bei Annäherung an den Urknall verflüchtigen.
Deshalb kann man für diesen Zustand keine sinnvollen Aussagen erzeugen, geschweige denn Fragen formulieren.
Es gibt einfach keine Antwortmenge.
Ehe man mit "Gott war's" antwortet, muss man sich überlegen, ob eine solche Antwort sinnvoll ist. Wenn buchstäblich keine Antwortmenge über einen in diesem Falle sehr konkreten Gegenstand, nämlich über unseren Kosmos im Anfang, vorhanden ist, dann ist selbst die vorgenannte Glaubensaussage sinnleer.
Dasselbe gilt für Aussagen über das Nichts, dessen Charakteristikum es ist, informationslos zu sein! Man kann über etwas Strukturloses, Informationsloses nur sprechen (also Informationen austauschen),
indem man Informationen künstlich erzeugt z. B. den Namen: "NICHTS"
Dies ist eine extrem wichtige, fundamentale Erkenntnis!
Sie bedeutet nämlich, dass alles, was wir darüber sagen, von
menschlicher Natur durchdrungen ist. Man kann auch sagen: menschengemacht!
jam schrieb:wie könnte man eine Welt durch zufall erklären
Finde dich damit ab, dass man die Anfänge der Welt nicht erklären kann. Wenn du hingegen Gott ins Spiel bringst, dann fügst du "Informationen" ein, die menschengemacht sind.
jam schrieb:bei der Evolution muß man sehn es ist auch ein Abbild von etwas unerklärlichem,eine Idee ,und es sind auch nur bestimmte Fragestellungen erlaubt,manche Fragen sind nicht zugelassen in diesem System,
Natürlich ist die Beschreibung der Welt- und Lebensentwicklung menschengemacht und beschreibt nur, was man beobachtet. Das klingt jetzt etwas großspurig, weil wir ja nicht mehrere Milliarden Jahre lang beobachten können. Aber es gibt eine Fülle unwiderlegbarer Zeugnisse aus dieser langen Zeit (Beispiele: das Licht ferner Sterne, die 3K-Hintergrundstrahlung, alte Gesteine, die Tatsache, dass es außer den Urelementen Wasserstoff und Helium noch andere Elemente gibt, die Radioaktivität, Fossilien, Verwandtschaften, nachweisbar auf molekularbiologischer Ebene usw.). Außerdem lässt sich Evolution sowohl biologisch als auch technisch nachstellen.
Das alles sind Informationen, die weit überzeugender sind, als alles, was sich Priester, Theologen und Philosophen mit der menschengemachten Vorstellung "Gott war's" ausdenken könnten.
jam schrieb:wenn die Evolution stimmen würde, hätte sie den Menschen abgeschafft; denn der vernichtet alles
Es steht noch nicht fest, ob der Mensch seine eigenen Machenschaften überlebt. Wir erleben die Schöpfungssekunde eben jetzt, wie Hoimar von Ditfurth dies einmal beschrieb in "Der Geist fiel nicht vom Himmel".