01-03-2009, 16:05
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 01-03-2009, 22:43 von Alanus ab Insulis.)
Gerade eben habe ich einen äußerst interessanten Artikel bei faz.net gelesen (Hier nachzulesen).
Hauptsächlich geht es in dem Beitrag um die Frage der Vereinbarkeit von Gravitationstheorie und Quantenphysik. Dennoch widmet der Autor, was ich mit Freude zur Kenntnis genommen habe, dem Punkt der Voraussetzungen dieser Theorien einen eigenen Punkt. Es ist die Frage nach metaphysischen bzw. ontologischen Vorraussetzungen die diese Theorien bestimmen. Es geht also um die allgemeinen Voraussetzungen die ein jedes Wissen bestimmen.
Das Thema selbst kam schon in mehreren Diskussionen auf, meist wen es um die Problematik der Vereinbarkeit von Glauben und Wissen(schaft) ging. Vor allem Ekkard hat sich hier um eine Einordnung der Naturwissenschaften bemüht und trat oft als ein Apologet der Konventionen auf, auf denen unweigerlich auch eine jede Wissenschaft, d.h. auch deren Forschung und Theorie, beruht. Dennoch haben wir das Problem nie selbstständig behandelt, was ich hier gerne tun würde.
Folgende Aussagen des obigen Beitrags möchte ich daher zur Diskussion stellen:
"Die Gründe, warum sich jemand für einen bestimmten Weg zur Quantengravitation entscheidet, können folglich nicht eigentlich naturwissenschaftlicher Art sein. Tatsächlich sind sie eher ästhetischer und metaphysischer Natur und bei aller mathematischen Eleganz, die gerade der kanonischen Quantisierung eigen ist, dürfte bei Kiefer die Metaphysik eine noch größere Rolle gespielt haben als bei Anhängern der Schleifen- oder der Stringtheorie."
"Kiefer (der Autor des Buches, das besprochen wird) ist so ehrlich, offen zuzugeben, dass er hier von bestimmten metaphysischen Voraussetzungen ausgeht. „Das Vertrauen in die Grundgleichungen und die Einfachheit der Theorie hat sich in der Geschichte der Wissenschaft fast immer bewährt, und zwar mehr als das Festhalten an der Einfachheit der Tatsachen“, schreibt er."
"... auch derjenige, der weitergehen will, [muss] auf irgendeinem Grund voranschreiten. Genau das ist aber der Punkt: Wer wissen will, muss immer auch glauben - sogar als Physiker."
Für mich lassen sich hier im folgenden 4 Punkte festhalten:
1. Eine jede Wissenschaft ist durch das menschliche Sein und seine Kategorien bestimmt. Die Konvention, d.h. die Verallgemeinerung und allgemeine Akzeptanz, dieser Kategorien ist der unumgehbare und notwendige Grund eines jeden Wissens von Welt oder Natur.
2. Wissen(schaft) ist so im aristotelischen, nicht im platonischen Sinne nicht voraussetzungslos, sondern rückgebunden an die Bedingungen des Menschseins und der Natur.
3. Bestimmte Vor-Entscheidungen und Vor-Urteile über diese Konventionen und Bedingung von Mensch und Natur, d.h. metaphysische oder ontologische Überlegungen, haben direkten Einfluss auf naturwissenschaftliche Theorien und Forschungen. Daraus folgt, dass es eine strikte Trennung von metaphysischen und physischen Wissen nicht gibt, sondern nur eine unterschiedliche methodische Verwendung desselbigen.
4. Die Akzeptanz dieses Vor-Wissens verlangt vom Naturwissenschaftler einen Akt des Vertrauens und Glaubens in die geistesgeschichtlichen, ontologischen und natürlichen Bedingungen des Menschen.
Die Naturwissenschaft erklärt aber nicht oder kann nur teilweise das Menschsein und seine Voraussetzungen beschreiben. Der Glaube der Naturwissenschaft in diese conditio humanae (Bedingungen des Menschseins) führt also dazu, dass sie in gewisser Weise abhängig ist von den Denkschemata anderer Wissenschaften wie z.B. der Philosophie und Theologie, die jene metaphysischen Voraussetzungen liefern, die auch die Physik nicht umgehen kann.
Soweit meine Thesen.
Presbyter
P.S.
Noch ein kleiner Wunsch für die Diskussion. Bitte nicht wieder dieses einseitige Glaube ist unwissenschaftlich und Naturwissenschaft ist immer richtig. Versucht die Diskussion anhand der Thesen des Artikels bzw. meiner eigenen Hypothesen. Danke.
Hauptsächlich geht es in dem Beitrag um die Frage der Vereinbarkeit von Gravitationstheorie und Quantenphysik. Dennoch widmet der Autor, was ich mit Freude zur Kenntnis genommen habe, dem Punkt der Voraussetzungen dieser Theorien einen eigenen Punkt. Es ist die Frage nach metaphysischen bzw. ontologischen Vorraussetzungen die diese Theorien bestimmen. Es geht also um die allgemeinen Voraussetzungen die ein jedes Wissen bestimmen.
Das Thema selbst kam schon in mehreren Diskussionen auf, meist wen es um die Problematik der Vereinbarkeit von Glauben und Wissen(schaft) ging. Vor allem Ekkard hat sich hier um eine Einordnung der Naturwissenschaften bemüht und trat oft als ein Apologet der Konventionen auf, auf denen unweigerlich auch eine jede Wissenschaft, d.h. auch deren Forschung und Theorie, beruht. Dennoch haben wir das Problem nie selbstständig behandelt, was ich hier gerne tun würde.
Folgende Aussagen des obigen Beitrags möchte ich daher zur Diskussion stellen:
"Die Gründe, warum sich jemand für einen bestimmten Weg zur Quantengravitation entscheidet, können folglich nicht eigentlich naturwissenschaftlicher Art sein. Tatsächlich sind sie eher ästhetischer und metaphysischer Natur und bei aller mathematischen Eleganz, die gerade der kanonischen Quantisierung eigen ist, dürfte bei Kiefer die Metaphysik eine noch größere Rolle gespielt haben als bei Anhängern der Schleifen- oder der Stringtheorie."
"Kiefer (der Autor des Buches, das besprochen wird) ist so ehrlich, offen zuzugeben, dass er hier von bestimmten metaphysischen Voraussetzungen ausgeht. „Das Vertrauen in die Grundgleichungen und die Einfachheit der Theorie hat sich in der Geschichte der Wissenschaft fast immer bewährt, und zwar mehr als das Festhalten an der Einfachheit der Tatsachen“, schreibt er."
"... auch derjenige, der weitergehen will, [muss] auf irgendeinem Grund voranschreiten. Genau das ist aber der Punkt: Wer wissen will, muss immer auch glauben - sogar als Physiker."
Für mich lassen sich hier im folgenden 4 Punkte festhalten:
1. Eine jede Wissenschaft ist durch das menschliche Sein und seine Kategorien bestimmt. Die Konvention, d.h. die Verallgemeinerung und allgemeine Akzeptanz, dieser Kategorien ist der unumgehbare und notwendige Grund eines jeden Wissens von Welt oder Natur.
2. Wissen(schaft) ist so im aristotelischen, nicht im platonischen Sinne nicht voraussetzungslos, sondern rückgebunden an die Bedingungen des Menschseins und der Natur.
3. Bestimmte Vor-Entscheidungen und Vor-Urteile über diese Konventionen und Bedingung von Mensch und Natur, d.h. metaphysische oder ontologische Überlegungen, haben direkten Einfluss auf naturwissenschaftliche Theorien und Forschungen. Daraus folgt, dass es eine strikte Trennung von metaphysischen und physischen Wissen nicht gibt, sondern nur eine unterschiedliche methodische Verwendung desselbigen.
4. Die Akzeptanz dieses Vor-Wissens verlangt vom Naturwissenschaftler einen Akt des Vertrauens und Glaubens in die geistesgeschichtlichen, ontologischen und natürlichen Bedingungen des Menschen.
Die Naturwissenschaft erklärt aber nicht oder kann nur teilweise das Menschsein und seine Voraussetzungen beschreiben. Der Glaube der Naturwissenschaft in diese conditio humanae (Bedingungen des Menschseins) führt also dazu, dass sie in gewisser Weise abhängig ist von den Denkschemata anderer Wissenschaften wie z.B. der Philosophie und Theologie, die jene metaphysischen Voraussetzungen liefern, die auch die Physik nicht umgehen kann.
Soweit meine Thesen.
Presbyter
P.S.
Noch ein kleiner Wunsch für die Diskussion. Bitte nicht wieder dieses einseitige Glaube ist unwissenschaftlich und Naturwissenschaft ist immer richtig. Versucht die Diskussion anhand der Thesen des Artikels bzw. meiner eigenen Hypothesen. Danke.
Omnis mundi creatura quasi liber et pictura nobis est et speculum.
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Jedes Geschöpf der Welt ist sozusagen ein Buch und Bild und ein Spiegel für uns.
(Alanus ab Insulis, Theologe, Philosoph und Dichter)
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Jedes Geschöpf der Welt ist sozusagen ein Buch und Bild und ein Spiegel für uns.
(Alanus ab Insulis, Theologe, Philosoph und Dichter)