29-08-2017, 21:43
(29-08-2017, 14:15)Holmes schrieb: Und welches Axiom ist nötig, damit ich Überhaupt von einer Erkenntnis reden kann, also welches muss ich mir selber zugestehen, damit ich weiter Forschen kann."Forschen" ist ja in sich bereits ein Axiomen-Konglomerat, das z. B. verlangt, konkrete Gegenstände und konkrete Abläufe zu betrachten. Auch die empirische Nachprüfbarkeit und die Art der Theoriebildung gehören dazu (z. B. "Occam's razor", Ideologiefreiheit und religiöse/weltanschauliche Enthaltsamkeit). Man nennt das: Methoden. Wenn von "Forschen" die Rede ist, dann gelten die wissenschaftlichen Methoden als (axiomatische) Vereinbarung zwischen den Forschern und ihren Zuhörern oder Lesern. Jetzt kommt es natürlich darauf an, auf welchem Fachgebiet geforscht werden soll. Da können die Methoden schon mal ein Bisschen differieren.
(29-08-2017, 14:15)Holmes schrieb: Anders gefragt, was muss ich festlegen, damit ich überhaupt über irgendwas reden kann?Wenn "Forschen" klar ist, dann musst du den Gegenstand der Forschung umschreiben und eine Fragestellung formulieren. Also nehmen wir als Beispiel ein soziologisches Thema aus dem Bereich "weltanschauliche Prägung". Dann kann man die Frage stellen: "Welchen Einfluss haben biblische Vorstellungen vom Verhältnis der Geschlechter noch auf unsere heutige Gesellschaft und ihr Frauenbild?" Die Messmethode ist eine Frageaktion, in der die Vorstellungen abgefragt und objektive z. B. Gesetze und Verhaltensweisen dagegen gehalten werden. Auf die Schwierigkeiten mit Folgerungen aus statistischen Erhebungen möchte ich hier nicht eingehen. Aber statistische Vergleiche gehören zu den "Methoden".
(29-08-2017, 14:15)Holmes schrieb: Es ist ja klar, dass ich mit Definitionen anfangen muss, damit mich mein Gegenüber z. B. versteht, aber welches Axiom muss ich für mich selber setzten, damit ich überhaupt etwas verstehen kann. Ich setze z.B das Axiom ich existiere, dann muss ich ja Prüfen, was Existenz bedeutet und muss wieder ein Axiom setzten usw.Hier muss ich gestehen, dass ich persönlich nicht bei meiner eigenen Existenz anfangen würde. Man nennt das in der Wissenschaft spöttisch: "Bei Adam und Eva anfangen" .
Nein, ich denke, deine Axiomatik ist mit der "Forschung" und deinen "Methoden" ausreichend umschrieben, es fehlen nur noch der Forschungsgegenstand und die Fragestellung.
Klar, man kann "Existenz" als Gegenstand der Betrachtung nehmen. In dem Falle gehen wir Menschen axiomatisch davon aus, dass wir selbst existieren. Damit ergibt sich zugleich ein Maß für die Existenz an anderer Stelle. (Im Wesentlichen: Die feststellbare/nachprüfbare Wirkung.)
Um zur "Wahrheit" zurück zu kommen: Diese ist ein "scheues Reh", die sich gerne verflüchtigt, wenn man über die messbaren Erkenntnisse hinaus geht. Es ist relativ einfach, eine wahre Aussage über Beziehungen zu formulieren also beispielsweise von elektrischen, magnetischen Feldern und Elektronen. Man kann Ladung, ihre Erhaltung und Wechselwirkung beschreiben. Aber man kann keine Wahrheit an oder über Elektronen finden. Sind sie real, wenn man sie nicht einmal sehen oder anfassen kann? Sind sie Wellen oder Korpuskeln. Die Messergebnisse liefern nur Beziehungen der Ladung zu ihrem Umfeld - mehr nicht.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard