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Schulen und Unterricht im Rahmen des Islam in
#1
Selam aleykum
Eine Darstellung der Lehr- und Schulaktivitäten der islamischen glaubensgemeinschaft in Österreich, inshallah ein guter Weg, auch als Beispiel für andere europäische Staaten:

Wie für jede Kirche und Religionsgemeinschaft so ist es auch für die Islamische Glaubensgemeinschaft in Osterreich (IGGiO) ein zentrales Anliegen, die Glaubensinhalte und Grundwerte der eigenen Religion an die junge Generation weiterzugeben. Aufgrund ihres Anerkennungsstatus - basierend auf dem Islamgesetz van 1912, hat auch sie das Recht, an österreichischen Schulen, Religionsunterricht zu erteilen.
Anfänglich war dies keineswegs selbstverständlich. So war es ein großer Erfolg für die Bemühungen der Proponenten der Islamischen Glaubensgemeinschaft, als im Schuljahr 1982/1983 in Osterreich erstmals islamischer Religionsunterricht gegeben werden konnte. Zunächst wurde eine Hauptschule im 15 .Wiener Gemeindebezirk als Sammelstelle ausgewählt, und sowohl Volks- als auch Hauptschüller wurden - in Gruppen getrennt - einmal in der Woche unterrichtet. Schon im darauffolgenden Schuljahr 1983/1984 wurde der islamische Religionsunterricht allgemein an alIen Schulen, für die Bedarfbestand., eingeführt. In den darauffolgenden Jahren nahm die Zahl der muslimischen Schüler an den österreichischen Schulen stetig zu und erreichte bereits im Schuljahr 1997/1998 im Pflichtschul- und AHS- Bereich an die 30.000. Diesen standen insgesamt nur etwa 150 islamische Religionslehrer und -lehrerinnen zur Verfügung, wovon ca. 50 in Wien und ungefähr eben- so viele in Niederösterreich tätig waren, während sich die restlichen 50 auf die 7 übrigen Bundesländer verteilten. Da die Zahl der muslimischen Schüler -trotz allgemein sinkender Schülerzahlen - weiterhin im Steigen begriffen ist, bleibt der Bedarf an Religionslehren und -lehrerinnen in ganz Osterreich immer noch relativ hoch.

Dieser wachsende Bedarf stellte die Islamische Glaubensgemeinschaft - zuständig für die Organisation des islamischen Religionsunterrichtes - vor Probleme: Sie hatte pädagogisch wie fachwissenschaftlich ausgebildetes Lehrpersonal bereit zustellen. Lange Zeit wurde versucht, dieses Problem auf zweierlei Wegen zu löse: Einerseits durch die Heranziehung van Laienreligionslehrer und -lehrerinnen, die der deutschen Sprache einigermaßen mächtig waren, und andrerseits durch die Beistellung ausgebildeter Lehrkräfte aus dem Ausland, vornehmlich aus der Türkei. Diese mußten zunächst die deutsche Sprache erleren und konnten somit nicht unmittelbar im Religionsunterricht eingesetzt werden. Beide Varianten haben sich über die Jahre hindurch als nicht optimal erwiesen.
Sowohl die mangelnden Deutschkenntnisse der eingesetzten Lehrer als meist auch ihre pädagogischen Ansatze boten Anlaß zu Kritik seitens der Eltem, des Lehrerkollegiums wie der Schulbehörde. Wahrend die Laienreligionslehrer und - lehrerinnen meistens nicht über die geforderten fundierten fachlichen Kenntnisse verfügten, fehlte den im Ausland ausgebildeten Lehrkräften in der Regel das Wissen über die osterreichischen rechtlichen und pädagogischen Rahmenbedingungen;

Dies brachte eine für die Islamische Glaubensgemeinschaft selbst recht unbefriedigende Situation. Man erkannte, daß man dem gesetzlichen Auftrag zurAbhaltung des Religionsunterrichtes nur mangelhaft nachkommen konnte. So reifte vor allem unter den Reformkräften der Glaubensgemeinschaft die Idee, nach dem Vorbild der bereits bestehenden Religionspädagogischen Akademien. eine eigene Lehrerausbildungsstätte zu installieren: die Islamische Religionspädagogische Akademie. Da dieses Projekt seitens des Kultusamtes des Bundesministeriums für Unterricht und kulturelle Angelegen- heiten und des Stadtschulrates fiir Wien tatkräftige Unterstüzung fand, konnte mit dem Schuljahr 1998/1999 der Lehrbetrieb aufgenommen werden.
Es ist definierte Aufgabe dieser Islamischen Religionspädagogischen Akademie, hauptberufliche islamische Religionslehrerinnen und Religionslehrer heranzubilden, die geeignet sind, die Aufgaben des Religionsunterrichtes an den österreichischen Schulen zu erteilen.
Inhalt und Methoden der Ausbi1dung orientieren sich an der Berufs- und Schulpraxis, wobei die gesicherten Ergebnisse der theologischen und pädagogischen Wissenschaft Beachtung finden müssen. Dem Charakter einer Akademie entsprechend ist die Fähigkeit zum selbständigen
Bildungserwerb zu wecken und zu schulen, um damit die Grundlage für eine spätere ständige Weiterbildung zu schaffen.

Ebenso wie dann im Religionsunterricht an den Schulen wird auch an der Akademie in den Lehrinhalten grundsätzlich der hanafitischen Rechtsschule gefolgt, wobei die Pädagogen verpflichtet sind, im Bedarfsfall (je nach Herkunft der Studierenden) auch auf die Meinungen der anderen sunnitischen und schiitischen Rechtsschulen einzugehen. Hier wird in Österreich vor allem der türkischen Mehrheitsbevölkerung und ihrer Tradition Rechnung getragen. Das erklärte Ziel des islamischen Religionsunterrichts ist es, den Schülern die gemeinsamen religiösen Grundsätze und Glaubensinhalte zu vermitteln, urn so - oft nur vermeintliche - Unterschiede zu relativieren. Durch diese Fokussierung auf das Fundament der Religion solI den Kindern aufgezeigt wer- den, daß vieles von dem, was von ihren Eltern noch als trennend empfunden werden mag, sich in Wirklichkeit meist aus einer unterschiedlichen Tradition ergibt. Neben der Wahrnehmung der zentralen Aufgabe, islamische Glaubensinhalte an den Schulen zu unterrichten, hat sich für die Glaubensgemeinschaft in den letzten Jahren gezeigt, daß manche muslimische Kinder nicht nur aufgrund ihrer religiösen Zugehörigkeit, sondern vor allem auch durch ihren interkulturellen Hinter- grund ganz spezieller schulischer Konzepte bedürfen.

Man hat daher in jüngster Vergangenheit diese Herausforderung angenommen und zwei Schulen gegriindet, die neben einer bestimmten religiösen Umgebung besonderen Wert auf die gezielte Ausbildung dieser Kinder Wert legt. So wurde mit dem Schuljahr 1999/2000 in Wien das erste Islamische Gymnasium mit einer ersten Klasse eröffnet. Es handelt sich dabei um eine Privatschule nach dem österreichischen Privatschulgesetz unter der Aufsicht der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Osterreich. Sie wird in der Langform von acht Schulstufen geführt und mit einer staatlich anerkannten Reifeprüfung abgeschlossen werden. Die Schule ist laut Statut sowohl fiir muslimische als auch für nichtmuslimische Schülerlnnen offen. Ihr Ziel ist es, integrationsfördernd zu wirken und die friedliche Koexistenz zwischen Angehörigen unterschiedlicher Religionen zu stärken.

Ein ganz junges Projekt ist die Islamische Fachschule für soziale Bildung, die mit dem Schuljahr 2002/2003 eingerichtet wurde. Das Ausbildungskonzept dieser berufsorientierten Islamischen FachschuIe für soziale Bildung hat ebenfalls das Ziel, die interkulturelle Kommunikation zu fordern. Dabei steht Sprachkompetenz - und zwar durch Festigung der Deutschkenntnisse, aber auch durch Vermittlung wichtiger lebender Fremdsprachen wie Arabisch, Türkisch, Englisch - ebenso im Vordergrund wie eine Einführung in soziale und pflegerische Tätigkeiten. Durch die Vermittlung der Grundinhalte und Grundwerte der islamischen Religion sollen hier insbesondere die sozialethischen Dimensionen des Islams vermittelt und deren Umsetzung im Alltag gefordert werden. Die Ausbildung eröffnet Möglichkeiten der unterschiedlichen sozialen Tätigkeiten und Berufsbilder und solI so den SchülerInnen die Berufswahl erleichtern, indem sie das dafür notwendige Fachwissen anbietet. Zielgruppe sind Schuler und Schulerinnen nach Absolvierung der Hauptschule.

Beide Schulen werden koedukativ gefiihrt und vereinen so das österreichische Erziehungskonzept mit jenem des Islams. All diese unbestritten schwierigen und heiklen Aufgaben stellen an Lehrer und Schulerhalter hohe Anforderungen und verlangen Fachkompetenz. Angestrebt wird eine Bereicherung und Ergänzung der österreichischen Ausbildungslandschaft. Nur so können die wichtigen integrationsfördernden Prozesse anlaufen. Die angeführten Einrichtungen entfalten spannende Synergien, die eine echte Bereicherung des österreichischen Schulangebots bedeuten.

Martina Schmied, Islamische Religionspiidagogische Akademie
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#2
Salam Abu Naim,

find' ich ein super Konzept, kann nur wünschen dass es so funktioniert - Probleme wie ich sie Freitag unter 'Euromuslime' angesprochen habe, sollten dann wohl endgültig passé sein :)

() qilin
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#3
Selam Quilin
funktioniert eigentlich im großen und ganzen (bis auf Unvermeidbare Menschlichkeiten) sehr gut, schon seit Jahren. stimme dir voll und Ganz zu, ich denke daß das ein richtiger Ansatz ist, mit einer schnell wachsenden ehre "neuen" Religion im Lande umzugehen
selam
galib
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#4
Salam!

Stellt nicht der Staat die LehrerInnen!

Wie könnte verhindert werden, daß gerade Leute, die die Religion für ihre Zwecke ausnutzen wollen, dann auch noch auf die Schüler losgelassen werden? Eine solche Zentralstelle in Deutschland gibt es doch gar nicht?

Gerhard
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#5
Hallo Gerhard,
Zitat:Stellt nicht der Staat die LehrerInnen!
Bei den staatlich anerkannten Religionsgemeinschaften stellt die Kirche die Lehrer, der Staat bezahlt sie - jedenfalls in Österreich.
Zitat:Wie könnte verhindert werden, daß gerade Leute, die die Religion für ihre Zwecke ausnutzen wollen, dann auch noch auf die Schüler losgelassen werden? Eine solche Zentralstelle in Deutschland gibt es doch gar nicht?
Sich mit anderen Traditionen unter ein Dach zu begeben, dazu gehört ein gewisses Über-den-eigenen-Schatten-springen-können (vgl. Weltkirchenrat und Katholische Kirche ;)). Darum hat's mich auch gefreut, daß das bei den Muslimen in Österreich möglich war. In Deutschland sind aber die Verhältnisse ganz anders. Ohne staatliche Anerkennung ist der Anlass für die Gründung einer solchen Stelle ja gar nicht gegeben (obwohl - bei den Buddhisten gibt's die) - und dann kocht eben jede Gruppierung ihr eigenes Süppchen...

() qilin
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#6
Gerhard schrieb:Stellt nicht der Staat die LehrerInnen!

Wie könnte verhindert werden, daß gerade Leute, die die Religion für ihre Zwecke ausnutzen wollen, dann auch noch auf die Schüler losgelassen werden? Eine solche Zentralstelle in Deutschland gibt es doch gar nicht?
In Deutschland kann zwar jeder Religion lehren, er muss sich aber an die Richtlinien der Kirchen halten. Für die Oberstufe müssen die Lehrer dann persönlich von den Kirchenverbänden eine Lehrerlaubnis bekommen und dafür auch Theologie studiert haben.
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#7
Ich meinte das im Bezug zu der Überschrift dieses Themas in Bezug auf Deutschland.
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