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Wie wichtig ist Gemeinschaft für eine religiöse Praxis?
#1
Ist es Eurer Meinung nach wichtig oder gar notwendig für einen Gläubigen, Mitglied einer Gemeinde/Gemeinschaft/Kirche zu sein?

Oder kann man seinen Glauben auch als Einzelner praktizieren, so wie das im Buddhismus ja durchaus möglich ist (der Buddha nannte diese Menschen, wenn ich mich recht erinnere, mal "einsame Büffel, die ihren Weg gehen"). Wie sinnvoll ist das?

Wenn ja, warum ist die Gemeinschaft wichtig?

Wenn nein, warum nicht?

Eine Begründung Eurer Ansichten wäre schön... Icon_wink

Lieben Gruss

Petrus
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#2
(04-12-2008, 15:24)Petrus schrieb: Ist es Eurer Meinung nach wichtig oder gar notwendig für einen Gläubigen, Mitglied einer Gemeinde/Gemeinschaft/Kirche zu sein?
Der Mitglieds-Status scheint mir herzlich gleichgültig für den Einzelnen, für den Finanzverantwortlichen der Gemeinde nicht ...

Wichtig scheint mir bei den biblischen "Gemeinschafts"-Religion die PRAXIS der Gemeinschaft, die faktische Teilnahme an gemeinsamer Lebensgestaltung, egal mit welchem Status oder in welcher Gemeinschafts-Organisationsform, evt. reicht schon Großfamilie oder Arbeitsbetrieb oder gar virtuelle Gemeinschaften je nach dem ...

Religion funktioniert für mich NICHT vereinzelt. Gegenstand von Religion ist die Gemeinschaft der Gläubigen mit dem transzendenten Gegenüber "Gott".

Je nach Religion etwas unterschiedlich definiert:
christlich: Wo 2 oder 3 versammelt sind in Seinem Namen ...
jüdisch Minjan: die Zehnzahl rituell "vollwertiger" lernender und betender Juden, egalitär auch Jüdinnen ...

Fritz
Liebet eure Feinde, vielleicht schadet das ihrem Ruf! (Jerci Stanislaw Lec)

Wer will, dass Kirche SO bleibt - will nicht, dass sie bleibt!
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#3
Wenn ja, warum ist die Gemeinschaft wichtig?

Sie können - die Mitglieder, jeder Einzelne - in dieser religiösen Gemeinschaft/und ausserhalb das leben, wovon die Rede ist; werden eingebunden und können mitgestalten. Ansprechpartner stehen zur Verfügung und gleichzeitig - ähnlich in einer Familie - werden Bindungen aufgebaut, was den Menschen wiederum Halt gibt oder geben kann. Kurz: der Mensch wird getragen und trägt selber bei, anderen Menschen auf dem persönlichen, geistigen Weg 'Stütze, offenes Ohr, helfende Hand usw...' zu sein.
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#4
Ich danke Euch beiden für Eure Gedanken.

Wie ich überhaupt zu dieser Frage gekommen bin, ist vielleicht auch nicht ganz uninteressant: Ich beschäftige mich seit kurzem sehr intensiv mit Tolstoi, und zwar nicht in erster Linie mit seiner erzählenden Literatur (die ist mir vertraut, ich habe vieles von ihm schon mehrfach gelesen), sondern mit seinen Tagebüchern (die ja zu einem grossen Teil eine Auseinandersetzung mit dem Glauben sind, besonders die Alterstagebücher) und religiösen Schriften. Mir scheint, dass Tolstoi ein Gegner jeder "religiösen Gemeinschaft" war und seinen religiösen Weg wirklich ALLEIN gehen wollte und in gewisser Weise ja auch gegangen ist. Obwohl er es ja nie geschafft/erreicht hat, so war sein Ideal der Eremit, der Einsiedler. Als er den ersten Schritt dorthin gehen wollte (im Alter von 82 Jahren verliess er Haus und Hof), war es zu spät, er starb unterwegs, bevor er sein Ziel auch nur annähernd erreicht hatte.

Dieses Leben, aber auch Tolstois Gedanken zu Religion, Ethik usw. faszinieren mich sehr, zumindest das, was ich in seinen Tagebüchern und seinen religiösen Schriften bisher gelesen habe.

Lieben Gruss

Petrus
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#5
(04-12-2008, 15:24)Petrus schrieb: Ist es Eurer Meinung nach wichtig oder gar notwendig für einen Gläubigen, Mitglied einer Gemeinde/Gemeinschaft/Kirche zu sein?

Oder kann man seinen Glauben auch als Einzelner praktizieren, so wie das im Buddhismus ja durchaus möglich ist (der Buddha nannte diese Menschen, wenn ich mich recht erinnere, mal "einsame Büffel, die ihren Weg gehen"). Wie sinnvoll ist das?

Wenn ja, warum ist die Gemeinschaft wichtig?

Wenn nein, warum nicht?

Eine Begründung Eurer Ansichten wäre schön... Icon_wink

Lieben Gruss

Petrus

Eine Gemeinschaft ist nicht nötig. Für mich ist das ganze Thema (Religion/Glaube) eine persönliche Beziehung (Vater/Mutter -> Sohn). Es geht um um ganz persönliche Dinge da bedarf es keinen dubiosen Vermittler, der sich seine Tätigkeit womöglich auch noch entlohnen läßt. Eine Gemeinschaft hat finde ich nur Nachteile.
Es ist viel Bestärkender wenn man sich alleine Entwickelt und dann durch Zufall jmd. trifft der weit weg von einem selbst zu ähnlichen oder gar gleichen Ansichten gekommen ist, gleiche Erfahrungen gemacht hat. In einer Gemeinschaft kommt irgendwann zwangsläufig Hörensagen auf und dann kann man eigentlich aufhören. Nur wer selbst Erfahrungen sammelt kann wirklich glauben. Das Kind muss auf die heiße Herdplatte fassen, es muss! Sonst kann es einfach dem Begriff Heiß keine Wertigkeit zuordnen.
Wer einmal, mit welchen Gott auch immer, kontakt hatte der weis was glauben ist!
Nachtgläubiger
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#6
(10-12-2008, 18:20)xarfai schrieb: Eine Gemeinschaft ist nicht nötig.
Im Allgemeinen gilt dieser Satz natürlich nicht. Ein solitär lebender Mensch lernt keine (allgemein verständliche) Sprache, keine Sozialkompetenz, keine Orientierung, keine Verhaltensnormen. Das Verhalten eines solchen Menschen wirkt bestenfalls befremdlich; im schlimmsten Fall ist er ein Verbrecher.
Der Satz gilt nicht einmal für weltanschaulich säkulare (areligiöse) Prägungen. Wir leben andauernd in irgendwelchen Gemeinschaften. Auch die Zivilgesellschaft unter dem Grundgesetz und dem bürgerlichen Gesetzbuch ist eine solche.
Einzig bei einer weltanschaulich gefestigten Persönlichkeit, die sich "zurückzieht" (z. B. Eremit) mag eine Gemeinschaft nicht mehr nötig sein.

xarfai schrieb:Für mich ist das ganze Thema (Religion/Glaube) eine persönliche Beziehung (Vater/Mutter -> Sohn). Es geht um ganz persönliche Dinge da bedarf es keinen dubiosen Vermittler, der sich seine Tätigkeit womöglich auch noch entlohnen läßt. Eine Gemeinschaft hat finde ich nur Nachteile.
Lassen wir einmal die "Vermittler" außen vor. Bei Gemeinschaften (Gemeinden) geht es auch um Solidarität; d. h. um gemeinsames Stimmengewicht, ums Gehörtwerden, ums Mitbestimmen. Das ist überall so – und bei Menschen, die ihre Religion leben wollen auch.

xarfai schrieb:Es ist viel Bestärkender wenn man sich alleine Entwickelt und dann durch Zufall jmd. trifft der weit weg von einem selbst zu ähnlichen oder gar gleichen Ansichten gekommen ist, …
Ich behaupte: kein Mensch "entwickelt sich alleine". Wer das glaubt, gibt sich einer Illusion hin. Das engere Umfeld wirkt prägend, die Autoren, deren Bücher oder Zeitschriften du liest, oder das Fernsehen, die Ballerspiele und so weiter, all' das führt zu Deiner Entwicklung. Und all das ist Gemeinschaft, ob du willst oder nicht.

xarfai schrieb:In einer Gemeinschaft kommt irgendwann zwangsläufig Hörensagen auf und dann kann man eigentlich aufhören. Nur wer selbst Erfahrungen sammelt kann wirklich glauben. Das Kind muss auf die heiße Herdplatte fassen, es muss! Sonst kann es einfach dem Begriff Heiß keine Wertigkeit zuordnen.
In gewisser Beziehung hast du Recht. Gleichwohl gehört es gerade zur Sozialkompetenz relevante Urteile vom verzerrten Hörensagen unterscheiden zu lernen, bzw. das Nachfassen zu lernen.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#7
(11-12-2008, 00:09)Ekkard schrieb:
(10-12-2008, 18:20)xarfai schrieb: Eine Gemeinschaft ist nicht nötig.
Im Allgemeinen gilt dieser Satz natürlich nicht. Ein solitär lebender Mensch lernt keine (allgemein verständliche) Sprache, keine Sozialkompetenz, keine Orientierung, keine Verhaltensnormen. Das Verhalten eines solchen Menschen wirkt bestenfalls befremdlich; im schlimmsten Fall ist er ein Verbrecher.
Der Satz gilt nicht einmal für weltanschaulich säkulare (areligiöse) Prägungen. Wir leben andauernd in irgendwelchen Gemeinschaften. Auch die Zivilgesellschaft unter dem Grundgesetz und dem bürgerlichen Gesetzbuch ist eine solche.
Einzig bei einer weltanschaulich gefestigten Persönlichkeit, die sich "zurückzieht" (z. B. Eremit) mag eine Gemeinschaft nicht mehr nötig sein.
Ein isolierter Mensch würde sich wohl seiner instinktiven Natur nach entwickeln, dies hat dann sicher nichts mit unseren kulturellen Ansprüchen gemein.
Mein Post war eigentlich so zu verstehen: Ein Mensch braucht keinen anderen Menschen der ihm sagt was er zu denken, zu glauben hat. Der Mensch kann sich selbst/sollte sich selbst, unter Zuhilfenahme der vorhandenen Quellen und Medien, seine eigene Meinung bilden.
Eine Gemeinschaft ist nicht nötig führt nur zum nicht selber denken.
Anregung und Inspiration sind aber sehr wohl gefragt.

(11-12-2008, 00:09)Ekkard schrieb:
xarfai schrieb:Für mich ist das ganze Thema (Religion/Glaube) eine persönliche Beziehung (Vater/Mutter -> Sohn). Es geht um ganz persönliche Dinge da bedarf es keinen dubiosen Vermittler, der sich seine Tätigkeit womöglich auch noch entlohnen läßt. Eine Gemeinschaft hat finde ich nur Nachteile.
Lassen wir einmal die "Vermittler" außen vor. Bei Gemeinschaften (Gemeinden) geht es auch um Solidarität; d. h. um gemeinsames Stimmengewicht, ums Gehörtwerden, ums Mitbestimmen. Das ist überall so – und bei Menschen, die ihre Religion leben wollen auch.
Mitbestimmen in einer Religion? Dann ist eine Religion aber das falsche "Spielfeld". Da eignet sich nen Verein oder ne Partei besser zu. Bei einer Religion geht es doch um MICH und nen GOTT. Da sind die anderen Meinungen doch irrelevant.


(11-12-2008, 00:09)Ekkard schrieb:
xarfai schrieb:Es ist viel Bestärkender wenn man sich alleine Entwickelt und dann durch Zufall jmd. trifft der weit weg von einem selbst zu ähnlichen oder gar gleichen Ansichten gekommen ist, …
Ich behaupte: kein Mensch "entwickelt sich alleine". Wer das glaubt, gibt sich einer Illusion hin. Das engere Umfeld wirkt prägend, die Autoren, deren Bücher oder Zeitschriften du liest, oder das Fernsehen, die Ballerspiele und so weiter, all' das führt zu Deiner Entwicklung. Und all das ist Gemeinschaft, ob du willst oder nicht.
[/quote]

Gut wenn du das alles zu Gemeinschaft zählst dann stimme ich dir zu. Für mich ist Gemeinschaft nur auf einen Personenkreis bezogen die ihren Glauben aktiv praktizieren.
Nachtgläubiger
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#8
Eine Kleinigkeit möchte ich jedoch hinzufügen, was die religiösen Gemeinschaften und die jeweilige Einbindung in diese betrifft. Ich habe im ersten Kommentar ein wichtiges Element ausgelassen, nämlich 'die Freiwilligkeit'; Menschen müssen sich auch wieder lösen können und dürfen!! Daran bemesse ich die Glaubwürdigkeit und Akzeptanz, daran ich Gemeinschaften, Kirchen ect. messe und sie müssen sich messen lassen. Der Maßstab sind die Menschenrechte, auch wenn sie von bestimmten Gruppierungen negiert und in Frage gestellt werden.
Ich wünschte, wir könnten das französische Vorbild eines Laizismus, auch in Deutschland einführen. Denn dann wäre es viel leichter, Menschen, die sich aus ihren erzwungenen religiösen Bindungen lösen wollen, wieder in eine säkulare Gesellschaft bzw. Gemeinschaft einzubinden.
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#9
Eine religiöse Gemeinschaft oder Gemeinde kann sowohl positiv als auch negativ sein. Es ist schön, gemeinsam mit anderen Menschen, die ähnliche Wertevorstellungen haben und denselben Glauben teilen, zusammen Gottesdienst zu feiern oder sich auch zu treffen, um sich auszutauschen, in der Bibel zu lesen und gemeinsam darüber zu sprechen.

Negativ wird dann, wenn die Gemeinschaft oder Teile daraus, ganz bestimmte Vorstellungen haben, was der einzelne zu bringen hat, wie er zu glauben hat etc. oder dann so Sprüche kommen, na, Du hast wohl nicht genug gebetet! Oder wenn eben auch für gewissen zeitliche und körperliche Einschränkungen kein Verständnis vorhanden ist und man dementsprechend behandelt wird.

Daher beschränke ich mich in sachen Gemeinschaft in erster Linie auf den Gottesdienstbesuch. Es ist schön, mit vielen Menschen gemeinsam Gottesdienst zu feiern und Gottes Wort zu hören, auch wenn die PRedigt einmal schlecht ist und schließlich Jesus immer wieder neu zu empfangen ind er Kommunion. Das ist eine Art von "Gemeinschaft" auf die ich nicht verzichten möchte. Im Übrigen bin ich der MEinung, das Religion sehr wohl der Gemeinschaft bedarf. Sie ist zwar nicht zwingend für den Glauben aber ich denke, es ist immer gut und wichtig, sich mit anderen gläubigen Menschen auszutauschen. Das kann sogar mit Andersgläubigen Spaß machen, solange man den Glauben des anderen respektiert und nicht versucht, diese davon zu überzeugen, man selbst habe den "richtigen" Glauben.

LG Thoddy
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#10
Gruss, allerseits :.)
Zitat:Denn dann wäre es viel leichter, Menschen, die sich aus ihren erzwungenen religiösen Bindungen lösen wollen, wieder in eine säkulare Gesellschaft bzw. Gemeinschaft einzubinden.
Also m.E. ist historisch die Entstehung der Religionen unserer naruerlichen sozialen Beschaffenheit zu verdanken. Wir sind Lebewesen, die schon vor dem Erwerb des Sprehens und formuliert-Denken-Koennens jahrelang komplett von anderen bedient, gelehrt, versorgt, ernaehrt, gereinigt und vor Gefahren behuetet werden.
Sofern dieser Gemeinschaft eine getreue Wir-Eintracht dafuer geleistet wird, wird ebenso im Falle von Krankheit und Unfall diese Hilfe erneut angeboten, und nach diesem Leben wird das hinterlassene Gestell auch noch dem Mitglied zuliebe meistens anstaendig so gebettet oder verabschiedet, als sei er dabei.
Da gibt es den Muttertrieb, zu dem auch Maenner mal faehig sind, und das natuerliche Fuersorge-Verhalten einem hilflosen Einzelkind gegenueber, zu dem auch Kuhherden, Loewe, Wolf, Baer und Tiger imstande sind.
Beim noch-Ur-Homo sapiens wurde das Wir aber wohl nur der zusammengeborenen Sippe gewaehrt, so aehnlich wie bei Wildschwein -Rotten, da hoert das soziale Wir bei einer Anzahl von 40-60 Individuen auf, weil die allein schon zur Existenz ein Gebiet von 40 mmal 40 km braeuchten, ohne Garten und Ackerbau auf das komplette Jahr gerechnet. Alles darueber ist Aussenwelt und auch Beute - und das trifft auch in der Rotte jedes arme Schweinchen, dass nicht rechzeitig nach derselben Suhle und dem selben Abreibebaum riecht - das wird weggebissen.
Religion schuf dann einen Ueberbau, auch ueber 40-60 "eigene" Leut zusammenzuhalten und zu versorgen - zum Beispiel der kultische gewaltige Weihrauch-Einsatz in der Antike mit starken Feiern besonders dann, wenn nur eine Stelle Licht hat und alle dahin angezogen sind, macht bio-logisch duldsam.
Die Psyche im Alltag wird trotzdem hoechstens 40-60 Mitmenschen soweit im Kopf praesent halten koenen, mit Ruecksicht auf diese das eigene Handeln zu gestalten. Jeder Verwitwete und jeder von einer engen Wohn-Gemeinschaft Verwaiste wird noch jahrelang traurig davon irritiert sein, wie viel man eigentlich nur deshalb tat, liess, ass oder mied, weil es bei dem, der nicht mehr da ist, relevant war - und sei es man haette dann immer das Gegenteil getan.
Der oben zitierte Satz stellt es hin, als sei regulaer die Religions-Gemeinde das Aufgenoetigte - und der Saekular-Staat ja erfreulich, nicht sogleich allein sein zu muessen.
Wir leben in einer Mediokratie, sind hier doch selbst in den Foren auch Teil dieser Macht, und diese ist zur Zeit eifrig, jede Art Gemeinschaften zu zerlegen in Individuen, die dann als Heringsschwarm ohne Leit-Hering bequemer als Masse beweglich sind, wohin auch immer ein Reiz die ersten einschwenken laesst.
Aber weil Menschen immer aus verschieden dominieren koennenden Charakteren bestehen, und keine Heringe sind, schart kurz danach jemand wieder Anhaenger um sich, polarisiert dieses Wir "gegen" (irgendwas) und schon ist die Freiheit mehr vorbei als sie es je in den alten Gemeinschaften war, aber von denen gibt es hier nur noch Zerrbilder, in welche "zurueck" dann ja keiner mehr moechten kann.
Nimmt man das Gewissensprinzip der Reformation, als Beispiel - war denn dann jedes Individuum berechtigt, selbst nachzudenken?
Im Nu war die Familie durchsortiert, die zuvor viel emanzipiertere Frau hinterm Herd "richtiger", die Kinder "still, wenn die Erwachsenen reden", die abweichend die Schrift Auslegenden zu Sekten erklaert und des Landes vertrieben, die inqisition des Saekularstaates raffte die zig-fache Menge individueller Auffaelliger dahin, und beinahe waere hierzulande die gesamte kaiserlich-zwangsunierte Gemeinschaft noch hilflos dem Prinzip, dem Staate brav untertan zu bleiben, sei er wie er wolle, in punkto Glaubens-Inhalte voll-amputiert worden, als "Deutsche Christen" anhoben, "wissenschaftlich" den Jesus der Bergpredigt (weil man daraus so schoen andern Vorwuerfe machen kann) - zum illegitimen Sohn eines blonden Roemerlegionars zu erklaeren und ohne AT und jeden Verweis auf "verjudete Schwaechlings -Herrschaft" (Werke der Barmherzigkeit liegen doch nur der Gesellschaft auf der Kasse, zumal, wenn das auch jedem Menschen gleichermassen zusteht, Rechte und Hilfen zum Ueberleben zu haben - sprich: Apostelbriefe auch weg, und grosse Teile aus dem NT rauskuerzen, wo irgend etwas noch auf gute Juden-Traditionen hinwies - aber die Kreuzigungs-Berichte (daran waere ja Wir-nicht aktiv gewesen) - das schon, nur nachher wieder, die Auferstehung? - "Wir werden dich immer im Herzen weiter leben haben" - das kennt doch jeder! - also um-erklaert.
Damals erst begann sich die Gemeinschaft theologisch wiederzubeleben, der erste ernannte Reichsbischof trat mit gestraeubten Haaren zuruek, andere bildeten dann Bekennende Kirche und EC als Gegenstroemungen - und nun erst war wieder vom individuellen Gewissen die Rede und rettete unsere Evangelen vor einer ihnen aktuell drohenden Verstrickung raus.

In dieser Phase des Zusammentuns von Medien mit Kaufmaennischem, die nicht brauchen koennen, dass Konsumenten verschieden lange zoegern, da wird natuerlich eine Religion zu etwas Beharrendem, und sie wird als als Spielverderber verachtet.
Genauso aber spriessen zugleich unglaublich viele und unvorstellbar vielartige Gemeinschaften hervor, weil der Mensch mit dem Staat oder gar der ganzen Menschheit nicht wirklich daheim ist, und so "kritisch" im Chor aufgesagt wird, was an unseren alten Konfessionen alles falsch sei, so unglaublich unkritisch ist manchmal der Lehr-Inhalt solcher Kristallisations -Kerne, die sich neu zusammen-gesellen, bis hinab zu den nach innen wie aussen lebenswidrigen Terror-Vereinen.

Bio-logisch kuscht eine Gruppe vor dem, der schneller ist und sie lauter anschreit. Dann wird aber nicht etwas darueber zu denken angeregt, es wird lieber feinsinnig erkundet, ob das dem Islam als Religion inneliege.

Staat ist ok, und wenn sie auch nur Gesetz sprechen koennen statt Recht, dem ein Herz zustimmen koennte, so ist das immer noch akzeptabel und besser als gar keine Regeln. Aber Staat macht einem auch das gar nicht zutreffende Gefuehl, wenn es Gesetze gebe, die Schwaecheren schon ab der Kinderkrippe zu versorgen, dass irgendwer anders die Menschen sein werden, die das Sich-drum-Kuemmern dann auch erledigen. Und wehe die machen das denn irgendwie nicht richtig! - menno, und was alles wird nun geglaubt! Dagegen ist so ein Credo doch wirklich kurz und ueberschaubar.

Es gibt so Misantropen, die z.B.sagen "ich traue keinem Menschen mehr - da lob ich mir den eignen Hund." - auch bezogen auf die Religionen mit Gemeinden. Aber auch der beisst in ein Brot, traut also dem Baecker, beruehrt einen Lichtschalter und traut einem unbekannten Elektriker, macht Tueren auf und traut den Architekten also - bei alledem traut der doch auch Gemeinschaften, dass die fuer Qualitaets-Normen sorgen wuerden, auch ohne dass man sich kritisch mit denen allen befasst.

Was auch eher blindlings geglaubt wird, ist eine Rufschaedigung an Gemeinschaften, von denen man "so etwas" frueher nicht sagte, sowie an Funktions-Traegern. Da ist mir die Bio-logie noch nicht klar, was sich darin verwirklicht, sowie die Erziehung es nicht hemmt. Darin sehe ich eben den Wert und die Wichtigkeit der alten grossen Religionen mit Erfahrung, was alles passiert, wenn man nicht erzieht. Fuerchtet sich der Ur-Homo-sapiens denn so grundsaetzlich, jeder ausser denen in der eigenen engeren Gruppe des Tages werde ihn fressen? - weiss ich nicht. Dazu faellt mir aus dem Tierreich nichts Analoges ein.

Was meint Ihr?
mfG WiT
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#11
WiTaimre,
du zitierst einen Gedanken, den ich, eingebunden in einen Kontext, erwähne. Frage doch bitte nach, was das Herz des Gedankens ist.
Mir ging es lediglich um die ursprüngliche Freiheit des Menschen.
Wir nennen das auch Menschenwürde und allgemeine Menschenrechte.
Gerade an Frauen dachte ich, die sich in stark tradierten, patriarchal orientierten Gesellschaften unterordnen müssen - wie Hunde behandelt werden und geschlagen - doch noch eine Tür nach draussen finden können...
Ich denke desweiteren auch an alle, die von innen her leben und trotz religiöser Erziehung einen anderen Weg gehen wollen. Hier wird keine Religionsgemeinschaft ect. verworfen oder schlecht dargestellt. Treue, Dankbarkeit und Vertrauen seiner angestammten Gemeinschaft und Herkunft gegenüber, hat viele Gesichter. Bleiben ist eines davon. Und dem eigenen Weg vertrauen, ist ein anderes.
Wirkt denn Gott nur in den Kirchen und Religionen? Das jedenfalls, wäre ein fataler Irrtum.

Hinzufügen möchte ich noch etwas: Eine Trennung von Staat und Religion tut nicht nur der Politik gut, nein, auch den Menschen - den Einzelnen.
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#12
Wir glauben an einen Gott,
der schützt und mitgeht.
Einen Gott, dessen Licht nicht erlischt,
Einen Gott, dem man vertraut,
weil man von ihm angeredet worden ist.
Es ist ein Gott, der einem sagt,
dass er einen führt.
Aber wohin führt er einen?
Nicht wohin man kommen wollte.
Er schütz, wie er schützen will,
und er führt, wohin er führen will.
Er führt einen, wohin er einen schickt.
Martin Buber
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#13
ich möchte XARFAI aus vollem Herzem zustimmen.
Zwar suche ich immer wieder die Gemeinschaft( wie zum Beispiel in diesem Forum), suche nach Bestätigung, lechze nach einem,:" das hast Du aber gut gemacht". Aber letzt endlich sind die Gemeinschaften mit ihren Historien und Lehrmeinungen eher hinderlich; Was interessiert es mich, was ein gewisser Moses, vor was weiß ich wieviel Tausend Jahren, falsch verstanden hat.Wenn ein Lebendiger Gott existiert, wird er schon dafür sorgen, dass ich den richtigen Lesestoff bekomme! Und dass tut ER/SIE auch und wir haben täglich viel Spass!
Und ab und zu, führt er mir Gleichgesinnte zu und es sind nie die Dümmsten, und wenn wir uns treffen, so ist es stehts ein Fest und wir gehen gemeinsam Kaffee trinken, oder auch mal ein Bier, und denken noch lange, gern zurück an diesen Tag!Heart
Ich bin der "ICH BIN", der EUCH ALLE nur alpträumt !
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