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Pantheistische Zitate
#1
Es wäre schön, wenn in diesen Thread kurze und prägnante Zitate pantheistischer oder pantheistisch orientierter Menschen (Denker, Dichter, Künstler, Politiker, Freunde, Kollegen usw., aber auch von Euch selbst) gesammelt würden, die zu lesen Euch einfach Freude gemacht oder Euch sehr zum Nachdenken gebracht haben.

Schön wäre es, wenn dieser Thread ein reiner Zitat-Thread bliebe. Diskussionen darüber können ja gerne in einem dann neu zu startenden Thread innerhalb dieses Unterforums weitergeführt werden.

Achtet aber bitte beim Zitieren nicht-eigener Texte darauf, dass das Zitat nicht "zu lang" sein sollte. Zum einen kommt es mir hier wirklich darauf an, Kurzes und Prägnantes zu sammeln, und zum andere könnte es bei zu langer Zitierung Ärger mit dem Urheberschutz geben. Ganze Kapitel sollte man NICHT zitieren, aber einige Sätze dürften da wohl kein Problem sein, denke ich mal.

Ich las z.B. gestern ein Wort des unitarischen Philosophen HENRY DAVID THOREAU (1817-1862), das mich sehr beeindruckte:

"Das Unbewusste des Menschen ist das Bewusstsein Gottes"

(zitiert nach "Henry David Thoreau, Leben ohne Grundsätze" Klett-Cotta Verlag Stuttgart 1979, Seite 99).

Ein schönes Wochenende wünscht

Petrus
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#2
Gute Idee, Petrus.

"Gott ist „das eine Wesen, das an und in sich und durch sich auch alles ist, was ist, in dem wir alle sind" (Karl Christian Friedrich Krause)
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#3
Angelus Silesius
Aus dem Cherubinischen Wandersmann

Ich weiß, dass ohne mich Gott nicht ein Nu kann leben –
Wird ich zunicht, muss er sogleich den Geist aufgeben.

***

Rainer Maria Rilke
Stunden-Buch, Aus dem Buch vom mönchischen Leben

Was wirst du tun, Gott, wenn ich sterbe?
Ich bin dein Krug (wenn ich zerscherbe?)
Ich bin dein Trank (wenn ich verderbe?)
Bin dein Gewand und dein Gewerbe,
mit mir verlierst du deinen Sinn.

Nach mir hast du kein Haus, darin
dich Worte, nah und warm, begrüßen.
Es fällt von deinen müden Füßen
Die Samtsandale, die ich bin.

MfG E.
MfG B.
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#4
Goethe

Aus: Vermächtnis

Kein Wesen kann zu nichts zerfallen!
Das Ewge regt sich fort in allen,
Am Sein erhalte dich beglückt!
Das Sein ist ewig: denn Gesetze
Bewahren die lebendgen Schätze,
Aus welchen sich das All geschmückt!

MfG E.
MfG B.
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#5
"Ich erkenne mich mithin als vollendet endliches Wesen in Gott, unter Gott, und durch Gott, und als außer Gott, sofern Gott als Urwesen gedacht wird; und dass ich im Endlichen durch Gott von der Wesenheit Gottes, d. h. gottähnlich bin und sein soll, d. h. ich erkenne mich als von Gott verursachtes endliches Wesen"
(Karl Christian Friedrich Krause)
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#6
Einfach mal ein herzliches Danke für Eure Beiträge. GANZ überrascht bin ich von den Worten Hacı Bektaş Velis... Ich werde da mal intensiver googeln.

Liebe Grüsse

Petrus
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#7
Ich habe Zitate durch andere ersetzt, weil sie nicht panentheistisch waren.
Wenn du mehr über Haci Bektas wissen möchtest, Petrus, dann würde ich auch unter Alevitentum, Alevismus, Aleviten googlen.
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#8
Hölderlin

Aus Hyperion

Eins zu sein mit allem, das ist Leben der Gottheit, das ist Himmel des Menschen.

Eins zu sein mit allem, was lebt, in seliger Selbstvergessenheit wiederzukehren ins All der Natur, das ist der Gipfel der Gedanken und Freuden, das ist die heilige Bergeshöhe, der Ort der ewigen Ruhe, wo der Mittag seine Schwüle und der Donner seine Stimme verliert und das kochende Meer der Woge des Kornfelds gleicht.
MfG B.
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#9
Lessing
Aus dem Christentum der Vernunft

Gott schuf nichts als einfache Wesen, und das Zusammengesetzte ist nichts als eine Folge seiner Schöpfung.

Da jedes von diesen einfachen Wesen etwas hat, welches die anderen haben, und keines etwas haben kann, welches die anderen nicht hätten, so muss unter diesen einfachen Wesen eine Harmonie sein, aus welcher Harmonie alles zu erklären ist, was unter ihnen überhaupt, das ist in der Welt, vorgeht.

Bis hierher wird einst ein glücklicher Christ das Gebiet der Naturlehre erstrecken, doch erst nach langen Jahrhunderten, wenn man alle Erscheinungen in der Natur wird ergründet haben, so dass nichts mehr übrig ist, als sie auf ihre wahre Quelle zurückzuführen.

Da diese einfachen Wesen gleichsam eingeschränkte Götter sind, so müssen auch ihre Vollkommenheiten den Vollkommenheiten Gottes ähnlich sein, so wie Teile dem Ganzen.
MfG B.
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#10
Tao Te King, Vers 1

Der Sinn, der sich aussprechen lässt,
ist nicht der ewige Sinn.

Der Name, der sich nennen lässt,
ist nicht der ewige Name.

"Nichtsein" nenne ich den Anfang von Himmel und Erde.
"Sein" nenne ich die Mutter der Einzelwesen.

Darum führt die Richtung auf das Nichtsein
zum Schauen des wunderbaren Wesens,
die Richtung auf das Sein
zum Schauen der räumlichen Begrenztheiten.

Beides ist eins dem Ursprung nach
und nur verschieden durch den Namen.

In seiner Einheit heisst es das Geheimnis.
Des Geheimnisses noch tieferes Geheimnis
ist das Tor, durch das alle Wunder hervortreten.

Übersetzung: Richard Wilhelm (1873-1930)
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#11
Alles, was gesagt werden kann, drückt das, was nicht in Worte fassbar ist, nicht aus, aber jede Rede spricht doch von dem Unsagbaren.

- Nicolaus Cusanus


Durchscheinend ist nämlich dort (im Geist) Alles und nichts Dunkles und nichts Widerständiges ist dort, sondern Jeder und Alles ist Jedem durchsichtig bis ins Innere; denn Licht ist dem Licht durchsichtig. Denn Jeder hat alles in sich selbst und sieht wiederum auch im Anderen Alles, so dass überall Alles ist und Alles ist Alles und jedes einzelne ist das Ganze und unermesslich der Glanz. Jedes einzelne nämlich von ihnen ist groß, denn auch das Kleine ist dort groß und die Sonne ist dort alle Sterne und jeder Stern ist die Sonne und alle Sterne. In jedem einzelnen ragt etwas hervor, aber zugleich scheint Alles in ihm auf.

- Plotin: Enneade V 8 (Übersetzung von Jens Halfwassen)
"Gottes ist der Osten und der Westen; wohin immer ihr also euch wendet, dort ist Gottes Angesicht." (2:115)
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#12
(16-03-2009, 16:52)Melmoth schrieb: Alles, was gesagt werden kann, drückt das, was nicht in Worte fassbar ist, nicht aus, aber jede Rede spricht doch von dem Unsagbaren.

- Nicolaus Cusanus

Das erinnert mich in der Konsequenz ein wenig an den letzten Satz des Tractatus von Wittgenstein: "Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen." (Quelle, z.B.: http://www.lsw.uni-heidelberg.de/users/s...stein.html) Das bedeutet meiner Meinung nach keine Aufforderung, "die Klappe zu halten", sondern, sich dem Schweigen als eigenständigem Wert zu öffnen. Und ich glaube, das meint Cusanus auch...

Danke für die Zitate, Melmoth. Schade, dass der Pantheismus-Bereich so "schweigsam" geworden ist...


Liebe Grüsse

DE
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#13
(27-03-2009, 09:39)Der-Einsiedler schrieb:
Melmoth schrieb:Alles, was gesagt werden kann, drückt das, was nicht in Worte fassbar ist, nicht aus, aber jede Rede spricht doch von dem Unsagbaren.

- Nicolaus Cusanus
Das erinnert mich in der Konsequenz ein wenig an den letzten Satz des Tractatus von Wittgenstein: "Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen." (Quelle, z.B.: http://www.lsw.uni-heidelberg.de/users/s...stein.html) Das bedeutet meiner Meinung nach keine Aufforderung, "die Klappe zu halten", sondern, sich dem Schweigen als eigenständigem Wert zu öffnen. Und ich glaube, das meint Cusanus auch...

Nur eine Anmerkung, keine Diskussion zu diesem Zitatthread.

Nicht ganz! Die Idee hinter der Aussage von Nicolaus Cusanus ist die coincidentia oppositorum - das Zusammenfallern der Gegensätze. Diese findet in Gott statt. Alles was bei uns begrenzt ist, ist in Gott geeint. Alles was bei uns komplex ist, ist in Gott ein-fach. Alles was bei uns unmöglich ist, ist bei Gott möglich.
Diese Grundüberzeugung legt er in seinem bedeutenden Werk, de docta ignorantia (die belehrte Unkenntnis), dar. Cusanus, der Pseudo-Dionysius Areopagita und dessen mystische Theologie, die eine stark negativ geprägte Theologie enthält, kennt, wendet dieses Prinzip auf Gott an.

Man kann von Gott letztlich nichts wissen (s. Thomaszitat meiner Signatur), im Sinne von ihn durchdenken. Das bedeutet, dass aber auch Sprache kein adäquates Mittel mehr ist Gott zu beschreiben, auszusagen. Der Mensch kann aber gar nicht anders als sich in Sprache auszudrücken und so das wenige was er durch Vernunft und Offenbarung von Gott doch weiß zu formulieren. In diesem Sinne will das Cusanuszitat das Paradox einfangen, dass das Gesagte nicht mit Worten auszudürcken ist und doch alles was wir sagen ein Ausdruck dessen ist was wir nicht vollkommen erfassen können.

Soweit Presbyter

P.S. Ob man das Cusanuszitat oder überhaupt das cusanische Werk als pantheistisch ansehen kann, würde ich kritisch sehen. Viel mehr schein mit hier sein starker Neoplatonismus durchzukommen, der sich in seinem Bezug zu Proklos, Plotin und Ps.-Dionysius Areopagita zeigt.
Omnis mundi creatura quasi liber et pictura nobis est et speculum.
-
Jedes Geschöpf der Welt ist sozusagen ein Buch und Bild und ein Spiegel für uns.
(Alanus ab Insulis, Theologe, Philosoph und Dichter)
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#14
Als Wiedergutmachung ein pantheistisches Zitat von Giordano Bruno:

Wer eine endliche Wirkung annimmt (bei der Erschaffung der Welt), der kann sie unmöglich einer unendlichen Ursache zuschreiben.

Benedicamus Domino!
Omnis mundi creatura quasi liber et pictura nobis est et speculum.
-
Jedes Geschöpf der Welt ist sozusagen ein Buch und Bild und ein Spiegel für uns.
(Alanus ab Insulis, Theologe, Philosoph und Dichter)
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#15
„Es ist schon da, es ist schon in mir – die Ewigkeit“ (Karl Rahner)
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