Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Abschied
#1
Abschied


Nach und nach verabschiede ich mich, liebe Freunde. Nicht still und heimlich – das liegt mir nicht – aber auch nicht mit Donnerklang und Fanfarensirenen – das liegt mir nämlich auch nicht...

Vor ein paar Wochen wurde mir eine Gewebeprobe entnommen – seit 10 Tagen ist es amtlich – ich habe Nierenkrebs (bzw. einen Krebs an der linken Niere). Mein Mütterchen hatte das vor 20 Jahren auch schon – lies es operieren – und war 3 Jahre später tot. Da gerade in Berlin ein Mensch mit einem Hirntumor ohne grossartige Behandlung 15 Jahre bis zum Tod überlebt hat – na ja, ich muss ja nur meinen kleinen Friodolin überleben (meinen Schmuse/Stinke/Spielehund), der ist gerade mal 8 Jahre alt geworden... also ein paar Jahre werde ich wohl noch schaffen....

Ich habe mir noch ein paar Aufgaben an den Hals gebunden – eine theologische Begründung über das Wesen von Bab und Baha` u` llah im Zusammenhang mit der Analyse der „Gesandtenoffenbarung“ im Heiligen Qur` an für Andreas von www.alrahman.de, eine Abhandlung über die Missverständnisse zwischen den Religionen für Euch (www.religionsforum.de), eine Analyse meiner Religion im Zusammenhang mit der geistigen Entwicklung meiner „Mitbrüdern und -Schwestern“ für www.bahai.de, eine englischsprachige Situationsanalyse für „Planet Bahai“ im US-Delphi-Forum – also, die Zeit wird mir nicht lang werden. Den Aufbau meiner geplanten „Modell-Strassenbahn-Manufaktur“ kann ich realistischerweise vergessen – na gut, bleibt`s halt beim Hobby, vielleicht reicht die Zeit noch um ein kleines Buch über Modellstrassenbahnen zu schreiben...

Es war schön mit Euch – nicht ganz konfliktfrei, aber was oder wer ist schon konfliktfrei in dieser Welt.... Gelegentlich schaue ich noch mal `rein – wenn ich darf – aber im Wesentlichen muss ich mich langsam aber sicher mal darauf vorbereiten, die Radieschen in absehbarer Zeit von unten betrachten zu können... Einerseits freue ich mich auf das „Königreich Abbha“, auf die zahllosen Welten Gottes in der Geistigen Dimension, andererseits gäb` s ja auch noch so viel für mich in der materiellen Dimension zutun - „egal was kimmt – nie isses d` er recht“ hat mein Opa schon richtig gesagt“....

Ein schwacher Trost – es wird Menschen geben, die dann sagen „Gott sei Dank, der is` tot – hoffentlich steht er nicht mehr auf“. Die kann ich beruhigen – ich hab` mit vor Jahren schon eine kleine, ungefähr 500 KG „leichte“ Kunststeinplatte für mein Grab „gesichert“ (im Moment benutzt die ein Freund als Platte für einen Gartentisch...), da wird dann `draufstehen: „ Ich will Gesang und Spiel und Tanz – wenn man mich unter` n Acker pflügt...“. Und keine Angst – als klappriges Knochengestell kriegt man so ` ne Platte nicht so leicht hoch....

Also. seid mir nicht bös` wenn ich mich langsam dünne mache. Irgendwann steht dan mal in der BZ „... endlich sinn` mer` n los...“ (von Blumenspenden ist abzusehen, spendet lieber was für amnesty international oder für die Unicef).

So long sagt „Lucky Luke“ und macht sich langsam vom Acker..... um selbigen aus anderer Perspektive „wiederzusehen“......

Es hat mich gefreut, euch kennengelernt zu haben
Thomas
Zitieren
#2
Lieber Thomas,

Dein Abschiedtext berührt mich einerseits, macht mich traurig, und zugleich spüre ich in ihm etwas, das ich "Optimismus" nennen würde. Und das bewundere ich geradezu.

Du hast da eine schwere Diagnose bekommen (die man aber überleben kann!!! Die Medizin ist heute weiter als beim Tod Deiner Mutter, und wenn er nur 5 Jahre her wäre...). Ein Freund von mir hat Nierenkrebs überlebt, und sogar einen drei Jahre später aufkommenden Blasenkrebs (Metastase) hat er überlebt, und das ist jetzt ca. 8-10 Jahre her. Deine Diagnose MUSS also kein Todesurteil sein.

Aber ich kann Deine Einstellung dennoch verstehen. Aufgrund meiner eigenen Krankheit stehe ich auch immer mit einem Bein im Grab. Ich kann damit nicht so gelassen umgehen wie Du, ich bin oft verzweifelt, besonders in Krisensituationen, aber dennoch verstehe ich, dass Du Dich vorbereiten willst. Ich tu es jeden Tag.

Ich wünsche Dir viel Gutes, Thomas. Und Deinem Fridolin wünsche ich, dass er mit 20 Jahren sterben darf, und dann immer noch VON DIR beweint wird.

Herzliche Grüsse

Petrus, der es schön findet, dass Du ein Klaus-Hoffmann-Zitat gewählt hast.
Zitieren
#3
@logemann: Gerade in solch einer Situation sollte man Kontakte pflegen und sich nicht ganz aus der Welt zurückziehen. Auch wenn Du Dir - vielleicht - bald die Radieschen von unten ansiehst, wie Du sagst, was hindert Dich daran bis dahin das Forum mit Deinen Beiträgen zu erfreuen?? Das ist doch wohl das letzte, was Du aufgeben kannst, das schreiben meine ich !!!

Außerdem, wer sagt Dir, daß nicht der eine oder andre User vorher ins Gras beisst? KEiner kennt die Stunde. Auch wenn ich Dich wegen Deines undifferenzierten Statements mir gegenüber nicht mag, so wünsche ich Dir trotzdem den Sieg über die Krankheit und möglichst wenig Schmerzen, viel Kraft, Glück und Menschen, die in den schweren Stunden bei Dir sind!!

Denn so eine KRankheit ist immer Scheisse und ich wünsche niemanden, krank zu sein.

Gute Besserung!

Thoddy
Zitieren
#4
Lieber Thomas,

danke für das, was Du geschrieben hast. Es waren nicht zuletzt Deine Beiträge, die mich in dieses Forum geführt haben, und ich bin traurig, wenn Deine Stimme hier verstummt.

Was soll ich Dir nun wünschen? Leben! Ein Leben, das alles übersteigt, was Du Dir erhoffst. Sowohl für die Zeit, die Dir in dieser Welt bleibt - und die hoffentlich noch lange währt -, als auch für das, worin diese Zeit eingebettet ist. Ich wünsche Dir Freude an jedem Augenblick. Und viel Mut und Gelassenheit und daß Dir Dein Glaube Trost gibt, wenn Du ihn brauchst!

Und vielleicht ziehst Du Dich ja doch noch nicht ganz von hier zurück. Am besten ist es vielleicht, wenn Du das nicht unbedingt jetzt entscheidest. Wahrscheinlich mußt Du es auch überhaupt nicht entscheiden, sondern tust ganz einfach, wonach Dir ist.

Friede sei mit Dir!
Matthias
Zitieren
#5
Hallo Thomas,
du bist trotz aller Konflikte ein Angenommener in unserer Mitte. Deine Pläne machen dich zu einem Lebenden. Wir Lebenden sind alle viel weniger individuell, als unsere Anschauung uns weismachen möchte. Dein Weg ist der Weg von Vielen, Dein Erschrecken ist auch unser Erschrecken, Dein Leiden wird in der einen oder anderen Form "unser Leiden" sein. Es ist schon ein seltsam Ding, mit der eigenen, körperlichen Endlichkeit konfrontiert zu werden. Nach meiner Überzeugung endet damit aber nicht das Bewusstsein, das ich sowohl räumlich und zeitlich für universal und damit unsterblich halte. Möge Deine Fackel (deine Pläne und Aktivitäten) noch lange leuchten und danach von anderen weiter getragen werden bis sich Zeit und Ewigkeit die Hand geben.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Zitieren
#6
Guten Abend Thomas!

Ich wünsche Dir von ganzem Herzen, daß Du Deinen Weg in möglichst guter für Dich richtiger Weise gehen darfst und kannst. Gerade die richtige Einstellung zum Leben und Schicksal und die Auseinandersetzung mit der eigenen Krankheit scheinen, bei allem, was ich bisher gehört habe eine wichtige Bedeutung zu haben.

Ich vermag nicht zu ermessen, was dieses Schicksal für einen Menschen bedeutet. Ich wünsche Dir Menschen, die Dich begleiten, die zu Dir stehen. Als Christ wünsche ich Dir Gottes reichen Segen.

Gerhard
Zitieren
#7
Lieber Thomas,
gib bitte nicht auf. Was man vor 15 Jahren in der Krebsmedizin wußte ist heute von Ärzten als Mittelalter eingestuft.
Du kannst auch ohne Einschränkungen mit nur einer Niere leben wenn Du Dich doch zu einer OP entscheiden würdest.
Nur solltest Du eine Chemotherapie ablehnen weil diese sehr auf die Niere geht.
Aber Bestrahlungstherapie ist eine gute Behandlungsmöglichkeit falls es noch früh genug gemacht wird.
Dann solltest Du auch psychologische Hilfe annehmen damit Du nicht in die Depression fällst.

Ich wünsche Dir dass Du das überstehst und uns wünsche ich dass Du trotz allem hier doch weiterschreibst.
Obwohl man als Gläubiger nicht so sehr am Leben hängt wie ein Geldgeier sollte man doch alle Möglichkeiten nutzen die einem am Leben halten können.
Eine Grabrede wirst Du also so schnell nicht von mir hören.

Nimm den Kampf auf und siege.
Dein Buch über kleine Strassenbahnen kannst Du auch noch als 70jähriger schreiben.
Sieh zu dass Du Deinen Fridolin überlebst, kleine Hunde werden in der Regel recht alt...

Viele Grüße,
Wojciech
Zitieren
#8
Noch eins, lieber Thomas. Obwohl ich weiß, daß man aus dem Schicksal des einen keine Rückschlüsse auf das eines anderen ziehen kann. Aber vielleicht macht es Dir ein wenig Mut.

Eine meiner Kusinen litt als Kind an einem bösartigen und sehr aggressiven Nierentumor. Lange haben wir um sie gezittert. Das ist nun fast dreißig Jahre her. Heute lebt sie glücklich zusammen mit ihrem Mann und ihren vier kleinen Kindern. Auch das kommt vor. Was wissen wir schon über unsere Zukunft? Ich wünsche Dir, daß Du für Deine Zukunft offen bleiben kannst. Gib (Dich) nicht auf!

Gruß
Matthias
Zitieren
#9
Liebe Freunde,

aufgeben - tu`ich bestimmt noch nicht. Ich kenne hier in Berlin auch ein paar leute, die mit dem Krebs leben - und einige, die den Krebs besiegt haben. Und momentan - na ja, ab und an tut`s weh - da hilft dann Ibuprofen oder heisse Milch mit Honig.... und ein Wärmekissen. Den ständigen "Druckschmerz" werd`ich zwar auch nicht los, aber man gewöhnt sich bekanntlich an alles...

Ich muss halt nur meine Proritäten neu setzen - eigentlich dachte ich, so das 70zigste noch feiern zu können, bevor das irdische Licht aus geht - na ja, nun könnte es halt schneller ausgehen, und alleine darauf muss ich mich einrichten.

Eigentlich ist das schon ein "Treppenwitz": Wer geboren wird, weiss irgendwann auch das er sterben muss. Und da niemand "Zeit und Stunde" seines Todes kennt, müsste man eigentlich immer so leben, als ob der heutige Tag der Letzte sei. Aber - wir glauben alle daran, dass wir noch fast unendlich viel Zeit haben - und wenn wir dann die Diagnose gestellt bekommen, dass da ziemlich schnell "Ende im Gelände" sein kann, dann schau`n wir doch recht betröppelt aus der Wäsche und tun so, als wäre uns das völlig neu (das uns halt auch mal das letzte Glöcklein bimmelt)....

Liebe Grüsse
Thomas
Zitieren
#10
Hallo t. logemann,

auch ich mag mich hier kurz melden. Ich hatte schon zweimal Krebs
und habe nicht nur gut überlebt (im Gegensatz zu meiner Mama und
meiner Oma) ich bin seit zwei Jahren frei von jedem Krebsherd.

Das erste Mal sah es echt übel aus und ich habe einen langen Weg
hinter mich gebracht.

Es wird hart für Dich werden und oft wirst Du Dir den Tod eher wünschen,
als ihn zu fürchten. Die Chemo fordert alles von uns und noch ein
wenig mehr. Aber es lohnt sich zu kämpfen. Du scheinst mir noch
nicht das Alter zu haben, wo man sagt: "Na ja, ich hatte ein erfülltes
Leben," also bitte ich Dich zu kämpfen.

Wenn Du mal ein offenes Ohr brauchst von jemanden, der alles schon
durch hat, melde Dich bei mir per E-Mail (und ich bin mir sicher hier im
Forum sind noch einige mehr die Dir zur Seite stehen wollen). qilin kennt
meine Adresse und ist öfter hier als ich.

Ich wünsche Dir alles gute und nicht zu viele Schmerzen (sei bloss nicht
tapfer und lass Dir legale Drogen verschreiben - wozu gibt es sie denn
sonst?) und ich wünsche Dir, dass Dir Dein Gott zur Seite steht (oder
Dein Glaube Dir helfen kann alles zu überstehen, egal was kommt).

Ich sage auf Wiedersehen, t. logemann. Ich sage Dir nicht Adieu.
Zitieren


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste