Umfrage: Was meint Ihr zum Thema Freitod/Selbstmord
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Sich selbst zu töten, ist für mich Sünde
12.50%
4 12.50%
Sich selbst zu töten, ist für mich moralisch zumindest fragwürdig
6.25%
2 6.25%
Sich selbst zu töten, ist die Folge einer seelischen Krankheit
21.88%
7 21.88%
Sich selbst zu töten, ist eine berechtigte Konsequenz, wenn man das Leben als sinnlos erachtet
3.13%
1 3.13%
Sich selbst zu töten, ist das Recht jedes Menschen, er muss es nicht begründen.
34.38%
11 34.38%
Sich selbst zu töten, ist eine Möglichkeit, unerträglichen Situationen aus dem Weg zu gehen
12.50%
4 12.50%
Ich habe dazu keine klare Meinung
9.38%
3 9.38%
Gesamt 32 Stimme(n) 100%
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Themabewertung:
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Selbstmord, Freitod, Suizid
#31
(17-10-2008, 17:14)Keiner schrieb: ...manchmal beneide ich meinen Goldfisch, der diese Probleme nicht kennt.

Liebe Grüße
Keiner

Besser hätte auch ich deinen Fatalismus nicht umschreiben können, der die Essenz deiner Aphorismen ist.
Omnis mundi creatura quasi liber et pictura nobis est et speculum.
-
Jedes Geschöpf der Welt ist sozusagen ein Buch und Bild und ein Spiegel für uns.
(Alanus ab Insulis, Theologe, Philosoph und Dichter)
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#32
(20-10-2008, 19:03)Presbyter schrieb: ... Besser hätte auch ich deinen Fatalismus nicht umschreiben können, der die Essenz deiner Aphorismen ist ...

"Unter Fatalismus (von lat. "fatalis" = vom Schicksal bestimmt) versteht man eine Weltanschauung, der die Überzeugung zu Grunde liegt, alles Geschehen werde durch das Schicksal oder übergeordnete Kräfte bestimmt.
Das gesamte Geschehen in Natur und Gesellschaft unterliege einer blinden Notwendigkeit, der der Mensch bedingungslos ausgeliefert ist ... Fatalismus als religiöse Haltung bedeutet die Hinnahme des Schicksals."

Quelle Wikipedia
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#33
Hallo Petrus,

danke für Info, ich dachte ich kann einzelne Beiträge bewerten. Wenn das nicht so ist, nicht so schlimm.

Aber vielen Dank für Hinweis.

Thema habe ich schon bewertet (Umfrage).

Zum Thema Suizid möchte ich nur noch bemerken, dass ich Suizid nicht verdamme und ich glaube, auch Selbstmörder kommen in den Himmel.
Es ist doch so, dass eigentlich Gesellschaft, jeder einzelne ständig und permanend überlastet ist. Und wenn keiner mehr durch zu viel Arbeit oder Verantwortungsbewusstsein, gestellte Ansprüche an eigene Person immer nur überlastet ist, kann eine Depression entstehen.

Eine Depression ist eine Krankheit. Eine seelische Erkrankung. Eben eine Erkrankung und gleichbedeutend zu handhaben, wie eine körperliche Krankheit. Krankheit ist Krankheit. egal ob seelisch oder körperlich.

Ich denke durch unsere schnelllebige Zeit und die Anforderungen, die an jeden einzelnen Menschen heutzutage gestellt werden, sind Deprissionen einfach das Resultat.

Traurig ist, dass Leuten, die überfordert sind (was eigentlich Alltag ist) meistens nicht von sich aus reden oder auch nicht erkennen können, dass sie eigentlich normal sind, nur überlastet. Dann werden sie depressiv und im schlimmsten Fall endet es in einem Suizid.

Meine Frage ist, wie kann man hier helfen.

Da ich auch aus Suizid-Erfahrung sprechen kann und vom Wesen eigentlich der Gruppe entspreche, die ich gerade aufgezeigt habe, denke ich, es wäre sinnvoll, wenn man seelische Erkrankungen auf den selben Status wie körperliche Krankheiten erhebt.

Damit wäre schon was gewonnen. Und wenn gar nichts mehr geht, einfach reden, reden, reden.

Internet ist da eine Super-Plattform.
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#34
Hallo, Phaeton,

vom Prinzip her, sind körperliche und seelische Erkrankungen "gleichberechtigt". Leider aber behandeln Gesellschaft, Mitmenschen und familiäres Umfeld die seelische Kranken immer noch anders als die körperlich Kranken.

Man schämt sich für diese Krankheit, man glaubt, Nachteile beruflicher oder auch privater Art dadurch zu haben, ja, mir scheint es manchmal, als sei es leichter für die Menschen, sich als schwul oder als Alkoholiker zu outen als als depressiv Kranker.

Ich denke, das hat immer noch mit jenen schlimmen Zeiten zu tun, in denen man Depression und Irrenhaus in einem Atemzug genannt hat. Zwar sind die Zeiten vorbei, aber in den Köpfen und Herzen der Menschen ist immer noch dieses Vorurteil vorhanden.
Und in ihrer Verzweiflung bringen sich viele Depressive lieber um, als sich fachärztlich und psychologisch helfen zu lassen.

Ich denke, die wichtigste Hilfe wäre Aufklärung, Aufklärung, Aufklärung.

Liebe Grüsse

Petrus
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#35
Hallo Petrus,

genau das wolle ich eigentlich ausdrücken.

Es tut mir so unendlich leid, dass keiner der Geselschaft und auch wir (ich) damit (Situation) nicht umgehen können, weil auch wir damit überfordert sind.

Aber ich denke, also meine Idee ist, dass dieses Thema eben bewusst angesprochen wird und man einfach aufzeigt, dass Depression eben einfach "nur" eine Erkrankung ist, aber einer schwerwiegende.

Depression kann jeden überfallen und Umfeld kann es nicht gleich erkennen. Das ist so wie mit Alkoholikern. Sie verstecken ihre Krankheit. Und irgendwann geht es nicht mehr.

Ich finde das alles sehr traurig, aber möchte darüber reden, weil es eben jeden treffen kann und wäre schön, wenn sich dann Jemand, der sich dann dessen bwusst ist/wird, an irgend jemanden wendet, der die Situation begreift und/oder vesteht.
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#36
Hallo Phaeton,
du kannst das komplette Thema bewerten, indem du 1 bis 5 Sternchen vergibst (neben dem oberen Antworten Button: "Themenbewertung"). Allerdings kenne ich die Ranking-Funktion dahinter nicht. Probier's einfach.

Danke für dein Lob im Beitrag #28!

Depression: Ich denke, dass Depression heute doch sehr ernst genommen wird. Allerdings kann es sein, dass die Umwelt die Anzeichen nicht erkennt. An dieser Stelle stimme ich mit dir überein, dass ein Gespräch oder Gespräche in einer Gruppe hilfreich sein kann.

Das Problem ist, glaube ich, das der Kommunikation. Ich kann gar nicht sagen: "Hört mal Leute, ich bin depressiv. Kennt ihr einen guten Therapeuten?"
Die Aussagen sind ganz anderer Natur: Man wird kratzbürstig, müde, ungerecht und schuldsuchend, gibt Widerworte, streitet, fühlt sich unterlegen, wertlos. Jemand muss ja an der Misere schuld sein, in der man sich befindet! Man könnt heulen ... usw.

Ich bin auch nicht davon überzeugt, dass die "schnellebige Zeit" Schuld an diesem Zustand ist, sondern dass das Gefühl der Überforderung bereits ein Zeichen für Depression ist.

Ich denke da an das Beispiel einer alten Dame, deren ständiger Satz war: "Was hat man denn vom Leben, wenn ..." (Und dann folgte eine Litanei von Dingen, die ihr tatsächlich keine Freude machen konnten). Auch diese Frage ist ein sicheres Zeichen für Depression.

Der/die Nicht-Depressive vermag nämlich ihre/seine Situation vergleichsweise "objektiv" zu analysieren. Erkennt sie oder er, dass sie/er real überfordert ist, so wird sie eine Änderung herbeiführen - und wenn diese nur darin besteht, Aufgaben immer sofort anzupacken, sich in der Situation "Spaßfaktoren" vorzubehalten und sich dadurch selbst zu motivieren.
Beispiel: Ich musste in meinem Leben viele lästige Anrufe tätigen. Deshalb habe ich mir angewöhnt, die Partner erst einmal zu fragen, wie es ihnen geht und mir vielleicht ein paar interessante Urlaubserlebnisse schildern zu lassen, ehe ich unangenehme, berufliche Dinge angesprochen habe. So fällt es leichter, und die Kommunikation macht schon fast so etwas wie Freude - nicht immer, zugegeben.

Die depressive Person kann dies nicht. Sie überzeugt sich immer wieder aufs Neue selbst, dass die Situation unabwendbar, ihr aufgezwungen oder moralisch notwendig ist. Das Leben enthält ihr "alles vor". Ihr fehlt jene souveräne Bestimmtheit, das Leben zu ändern und Aufgaben frontal anzugehen.

Dein Vergleich mit Alkohol- und Drogenkrankheiten ist nicht von der Hand zu weisen. Dort fehlt ebenfalls in den meisten Fällen diese strikte Selbst-Bestimmung.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#37
(21-10-2008, 22:53)Ekkard schrieb: Hallo Phaeton,
... depressive Person kann dies nicht. Sie überzeugt sich immer wieder aufs Neue selbst, dass die Situation unabwendbar, ihr aufgezwungen oder moralisch notwendig ist. Das Leben enthält ihr "alles vor". Ihr fehlt jene souveräne Bestimmtheit, das Leben zu ändern und Aufgaben frontal anzugehen.

Dein Vergleich mit Alkohol- und Drogenkrankheiten ist nicht von der Hand zu weisen. Dort fehlt ebenfalls in den meisten Fällen diese strikte Selbst-Bestimmung.

Lieber Ekkard,

es kommt doch darauf an, in welcher Situation sich jemand befindet. Und es gibt verschiedene "Arten" von Depressionen. So gibt es Depressive die das sehr wohl können, was Du beschreibst, dass depressive Menschen dies nicht können. Es ist dieses Himmel hochjauchzend zu Tode betrübt. Mir fällt jetzt gerade die Bezeichnung nicht ein.... Es gibt auch Depressive Menschen die auf Grund eines Ereignisses wieder zurück in ihre Depression "geworfen" werden. Man kann nicht alle über einen Kamm scheren, man kann nicht sagen: depressiv gleich depressiv, so wie ein Alkoholiker ein Alkoholiker ist. Trinkt der jenige nur Bier, dann wird er wenn er "trocken" ist auch keinen Wein trinken. Ebenso verhält es sich mit Depressionen.

Und Depressionen bekommt man nicht mit Psychopharmaka weg. Es mag eine Erleichterung sein, für den Moment, Tatsache ist aber, dass nur der Betreffende selbst etwas tun kann/muss. Da helfen keine Pillen, aber sie können abhängig machen. Wie praktisch dann fallen sie eben statistisch unter die Tablettenabhängigen.

da gab es einen "Fall". Nach einem Suizid bekam die Person keinen Klinikaufenthalt, worum sie bat. Die Ärzte sowie ein Psychiater raten dringend zu diesem Klinikaufenthalt. Die Kasse lehnte ab, mit der Begründung, die Person wäre noch nicht zwei Jahre in ambulanter Therapie gewesen. (Zwischen dem Suizid Versuch und der Beantragung lagen ein knappes Jahr) Psychopharmaka wurde wiederum von ihr abgelehnt, es wurde ihr aber mitgeteilt, dass sie bei Einweisung in eine Klinik dies einnehmen müsste, um "eingestellt" zu werden. ....

Nun und dann schreiben Menschen ein mißglückter Suizid müsse der Betreffende dann am besten selbst bezahlen Halleluja ich glaube ich bin im falschen Film. :bduh:

Die Kliniken wollen ihre Betten vollbekommen, die nehmen da jeden, aber die Kassen lehnen die notwendige Hilfe ab... Als würden diese Menschen mal eben so in eine Klinik wollen....:doh:
Ein Mensch der sich versucht das Leben zu nehmen, wird behandelt wie das Letzte. Und jetzt sagst du, Depressionen wären bereits genauso "anerkannt" als Krankheit wie z.B. Krebs ? Irrtum. Und so lange das noch so ist, werden Menschen auch weiter hin versuchen sich das Leben zu nehmen. Übrigens mehr Männer als Frauen, denn Männer haben generell noch mal ein Problem mehr damit sich Hilfe zu holen. Glaubst du jeder Autounfall der tödlich endet ist "nur" ein Unfall? Selbst hier werden "sie" einfallsreich, nur um ja nicht erkennen zu lassen, sie hätten ein seelisches Problem....Eusa_snooty

LG
Julchen
Die Natur ist ein Brief Gottes an die Menschheit.
(Platon)
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#38
>Und Depressionen bekommt man nicht mit Psychopharmaka weg

Liebes Julchen,

obwohl ich Deinem statement ansonsten voll zustimme, so stimme ich diesem Satz nicht GANZ zu. Es gibt Depressionsformen (z.B. die sogenannte "Endogene Depression"), die sich eigentlich NUR medikamentös therapieren lassen. Zwar sind sie dann nicht "weg", aber diese Menschen können symptomfrei oder symptomarm leben. Eine "Heilung" scheint es nach allem, was man bisher weiss, bei Endogener Depression nicht zu geben, wohl aber eine Normalisierung des Lebens. Und das ist ja schon sehr viel.

Aber generell sehe ich es genauso wie Du: Depressionskranke sind LÄNGST noch nicht so "anerkannt" wie andere Kranke, da sind wir noch Unendlichkeiten von entfernt... Allein die Tatsache, dass sich Prominente heute ohne wirklich grosse Probleme als schwul oder Alkoholiker oder sexsüchtig outen und outen "dürfen", aber es keine (zumindest deutschen!) "Promis" gibt, die sich selbst als depressiv geoutet haben, spricht doch Bände.

Womit ich keineswegs sagen möchte, dass Schwule "krank" sind. Aber früher waren auch die ausgegrenzt (und sind es teilweise immer noch), so wie heute Depressionskranke immer noch ausgegrenzt werden. So ist es z.B. absurd, dass man nach einer bestimmten Anzahl von therapeutischen Stunden (zwischen 85 und 120, je nach Kasse; bei einer Psychoanalyse sind es mehr) eine zweijährige Pause einlegen muss, bevor die Krankenkasse erneut therapeutische Sitzungen bezahlt! Man stelle sich mal vor, einem Krebskranken würde nach 20 Untersuchungen zugemutet, er müsse nun erst mal zwei Jahre mit der Therapie warten, bevor die Kasse wieder zahlt...

Liebe Grüsse

Petrus
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#39
Lieber Petrus ,

selbstverständlich hast Du Recht ! Ich habe mich nur über die Depressionen ausgelassen, die ...wie soll ich das jetzt benennen....aus Gründen von Ängsten oder Verzweiflung entstanden sind. Ja es gibt Menschen die Psychopharmaka brauchen, keine Frage, aber eben nicht alle.

Danke dass Du dies hier noch richtig gestellt hast.

Worüber ich mich echt ärger ist ein Werbespot der zur Zeit im Fernsehen zu sehen ist. Es geht um Berufsunfähigkeit. Als es darum geht aus Gründen von Körperlichen Leiden arbeitsunfähig zu werden, zeigt die Kamera in die Runde derer die am Tisch sitzen die Männer, als es aber um Depressionen geht, werden die Frauen gezeigt. Da könnt ich mich echt aufregen drüber.

Aber hier sieht man schon dass Männer scheinbar vor solchen "Erkrankungen" nicht betroffen sind oder sein sollten.

Ja dieses outen....weißt du eigentlich ist mir das völlig egal wie jemand lebt, ob schwul oder lesbisch ist doch wurscht, sollen doch alle Menschen glücklich werden. Das Problem ist aber, dass man (die Mehrheit) das nicht zulassen will, aus was für Gründen auch immer. Wer nicht ins eigene Weltbild derer passt, wird halt ausgegrenzt. Und eben in dieser Mehrheit sind gerade Depressionen weit verbreitet....vielleicht sollte da jeder für sich selbst noch mal in die Tiefe gehen sich selbst hinterfragen, warum der eine so reagiert und andere ausgrenzt....

Outen manche sich nicht auch, um für sich selbst etwas zu tun? Eben weil sie mit dem Druck nicht mehr zurecht kommen? Flucht nach vorn, wie so schön heisst, aber ein solcher Schuß kann auch nach hinten los gehen. Je nach dem welchen coach man gerade an seiner Seite hat und dann muss auch eine gewisse Beliebtheit da sein. Ist sie es nicht hat man gelitten und bleibt alleine, ist sie aber doch da, werden diese Menschen auch noch gnadenlos durch die Presse gezerrt (könnte ja noch Gewinnbringend vermarktet werden). Was sind wir nur für eine Spezie die sich am Leid anderer ergötzen kann....Ich wöllte kein Promi sein...... doch es gibt auch Berichte über depressive Promis bei uns, die werden dann in die Schublade : wie mitleid erregend, gepackt und "bleib mal wo du bist: Gute Besserung. " Was allerdings den meisten "Otto-Normalos" auch so geht.

..aber auch Krebskranke werden, wenn die Medizin (sprichwörtlich) mit ihrem Latein am Ende ist, zum sterben nach hause geschickt. Was fehlt ist die Seelische Unterstützung. Da hapert es einfach an unseren Kliniken, auch wenn es langsam besser wird, aber eben nur langsam.

Menschen die in (Psychatrischen) Kliniken aufgepäppelt werden, stark gemacht werden, die sind dort erst einmal geschützt, aber wenn sie den schützenden Raum wieder verlassen, kann es passieren, wenn sie sich nicht selbst ändern, dass sie bald wieder in der Klinik landen. Das meinte ich mit "da muss man an sich selbst arbeiten".

Liebe Grüße
Julchen
Die Natur ist ein Brief Gottes an die Menschheit.
(Platon)
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#40
Ich erachte das Leben als Geschenk! Zudem wurde mir von meinen Eltern beigebracht, dass es KEIN Problem gibt, für das keine Lösung existiert!

Von daher kann ich es nicht verstehen, wenn sich jemand für den Freitod entscheidet!

Denn wenn ich es verstehen könnte, würde dies bedeuten, dass ich die Gedankengänge eines Menschen nachvollziehen kann, der das Leben als nicht mehr lebenswert erachtet! Und solche Gedanken hatte ich noch nie!

In meiner derzeitigen sehr priviligierten Lebenssituation (ich bin gesund, habe eine befriedigende Arbeit, bei der ich genug verdiene, eine mich liebende Familie, den besten Hund der Welt und viele Freunde) und mit meiner sehr positiven Einstellung zum Leben kann ich mir keinen Grund, keinen Schicksalsschlag vorstellen, der mir den Suizid als einzige Lösung/Konsequenz offen lässt.

Gruss vom Streifenhörnchen
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#41
Hallo Streifenhörnchen!

Erst mal willkommen im Forum. Schön, dass Du da bist. Und los geht's mit der Diskussion.


(23-10-2008, 03:40)Streifenhörnchen schrieb: Ich erachte das Leben als Geschenk!

Kannst Du aber zumindest nachvollziehen, dass viele es als ein nicht selber ausgesuchtes Geschenk empfinden? Und nicht als Geschenk, sondern als aufgezwungenes Dasein?


Zitat:Zudem wurde mir von meinen Eltern beigebracht, dass es KEIN Problem gibt, für das keine Lösung existiert!

Ein nicht angefordertes Paket wieder zurückgehen zu lasen ist doch eine Lösung?


Zitat:Von daher kann ich es nicht verstehen, wenn sich jemand für den Freitod entscheidet!

Ich glaube, man muss sich in körperliche und seelische Quelan hineinversetzen können, um das zu verstehen, falls man solche Qualen noch nicht erlebt hat.


Zitat:Denn wenn ich es verstehen könnte, würde dies bedeuten, dass ich die Gedankengänge eines Menschen nachvollziehen kann, der das Leben als nicht mehr lebenswert erachtet! Und solche Gedanken hatte ich noch nie!

Willst Du denn diese Menschen verstehen können?


Zitat:In meiner derzeitigen sehr priviligierten Lebenssituation (ich bin gesund, habe eine befriedigende Arbeit, bei der ich genug verdiene, eine mich liebende Familie, den besten Hund der Welt und viele Freunde) und mit meiner sehr positiven Einstellung zum Leben kann ich mir keinen Grund, keinen Schicksalsschlag vorstellen, der mir den Suizid als einzige Lösung/Konsequenz offen lässt.

Das verstehe ich jetzt irgendwie nicht. Du meinst, weil Du priviligiert bist, besteht für Dich keine Möglichkeit, Elend nachzuvollziehen?
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#42
Hy Karla!

(23-10-2008, 04:55)Karla schrieb: Kannst Du aber zumindest nachvollziehen, dass viele es als ein nicht selber ausgesuchtes Geschenk empfinden? Und nicht als Geschenk, sondern als aufgezwungenes Dasein?

Jein! "Nachvollziehen" ist ein gutes Wort, von daher kommt es meinen Gedanken am nächsten! Es ist für mich einfach sehr schwer zu verstehen, wie jemand in ein derartiges "Loch" fallen kann! Wie lange ist dieses "Geschenk" den ein "aufgezwungenes Dasein"? Warum können sich diese Menschen nicht an die Zeiten erinnern, an denen es noch ein Geschenk war?

Zitat:Ein nicht angefordertes Paket wieder zurückgehen zu lasen ist doch eine Lösung?

Irgendwie hinkt für mich dieser Vergleich...! :eh: Das Leben wird ja nicht zurück gegeben sondern weggeworfen! Von daher ist es für mich KEINE Lösung!

Zitat:Ich glaube, man muss sich in körperliche und seelische Quelan hineinversetzen können, um das zu verstehen, falls man solche Qualen noch nicht erlebt hat.

Und genau das kann ich nicht (oder nur bedingt), weil ich noch nie solche körperliche und seelische Qualen erlebt habe! In meinem Beruf habe ich oft Kontakt zu Menschen in solchen extremen Lebenssituationen. Aber in die Verfassung hineinversetzen? Da springt bei mir die Logik an.... und die versagt bei Menschen in solchen Lebenssituationen ja meistens bzw. sie nimmt ganz eigene Wege!

Zitat:Willst Du denn diese Menschen verstehen können?

Warum soll ich es können? Hilft es den Menschen oder hilft es mir? Es liegt mir fern, einen Menschen, der sich für den Freitod entscheidet und diese Entscheidung auch umsetzt zu verurteilen o.ä. Ich kann es einfach nicht verstehen, diesen endgültigen Weg als Lösung eines Problemes zu betrachten.

Zitat:Das verstehe ich jetzt irgendwie nicht. Du meinst, weil Du priviligiert bist, besteht für Dich keine Möglichkeit, Elend nachzuvollziehen?

Doch, ich kann das Elend sehr wohl nachvollziehen - aber nicht die Quintessenz daraus - die Wahl des Freitodes!

Ist irgendwie schwer zu erklären!

Gruss vom Streifenhörnchen!
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#43
Na, auch Nachtschwärmer?


(23-10-2008, 05:37)Streifenhörnchen schrieb: Es ist für mich einfach sehr schwer zu verstehen, wie jemand in ein derartiges "Loch" fallen kann! Wie lange ist dieses "Geschenk" den ein "aufgezwungenes Dasein"?


Wenn es einem nicht gelingt, es auf dieser Welt toll zu finden, wo jede Minute irgendwo in der Welt jemand gefoltert wird, irgendjemand in einem Krankenhaus vor Schmerzen schreit - dann kann das ein Jahrzehnt oder länger dauern. Wenn man das nicht verdrängen kann, dann wird jede Minute zur Qual. Und man kann dann auch Leute nicht mehr ab, die sorglos lachen, obwohl es überall so viel Schmerzen gibt. Dass man selber schmerzfrei ist, ist da überhaupt keine Erleichterung.

Es hört dann auf, wenn der Verdrängungsmechanismus wieder einsetzt. Oft passiert das, wenn man sich verliebt. Dann ist man erst mal wieder gerettet. Dann vergisst man einfach alles andere.

Letztlich ist es immer eine Frage nach der Fähigkeit zur Verdrängung. Sie ist überlebenswichtig. Sonst geht man kaputt.


Zitat:Warum können sich diese Menschen nicht an die Zeiten erinnern, an denen es noch ein Geschenk war?


Es gibt Menschen, die waren nie in ihrer Kindheit glücklich. Uns gegenüber ist ein Asylantenheim für Jugendliche, die haben ihre Verwandten vermutlich sterben sehen. Meine Freundin ist als Kind rauf- und runter vergewaltigt worden, hat erst mit fünzig Jahren erfahren, was Glück ist, mit Hilfe vieler vieler Therapien. Sie war oft selbstmordgefährdet.


Zitat:
Zitat:Ein nicht angefordertes Paket wieder zurückgehen zu lasen ist doch eine Lösung?

Irgendwie hinkt für mich dieser Vergleich...! :eh: Das Leben wird ja nicht zurück gegeben sondern weggeworfen! Von daher ist es für mich KEINE Lösung!


Warum nicht? Warum ist man dazu gezwungen, ein Geschenk anzunehmen, das einem nichts gibt? Wo liegt die Begründung für diesen Zwang?


Zitat:
Zitat:Ich glaube, man muss sich in körperliche und seelische Qualen hineinversetzen können, um das zu verstehen, falls man solche Qualen noch nicht erlebt hat.

Und genau das kann ich nicht (oder nur bedingt), weil ich noch nie solche körperliche und seelische Qualen erlebt habe! In meinem Beruf habe ich oft Kontakt zu Menschen in solchen extremen Lebenssituationen. Aber in die Verfassung hineinversetzen? Da springt bei mir die Logik an.... und die versagt bei Menschen in solchen Lebenssituationen ja meistens bzw. sie nimmt ganz eigene Wege!


Das stimmt. Die Logik, dass Leben um jeden Preis erhalten bleiben muss, kommt einem dann absurd vor. Weil das eben keine Logik ist. Wenn mir jemand eine Reise nach Kopenhagen schenkt, und ich finde es dort widerlich - dann darf ich nicht mehr Kopenhagen freiwillig verlassen?


Zitat:
Zitat:Willst Du denn diese Menschen verstehen können?

Warum soll ich es können?


Du musst es nicht können. Ich wollte nur verstehen, warum Du in diesen Thread schreibst,


Zitat:Hilft es den Menschen oder hilft es mir? Es liegt mir fern, einen Menschen, der sich für den Freitod entscheidet und diese Entscheidung auch umsetzt zu verurteilen o.ä. Ich kann es einfach nicht verstehen, diesen endgültigen Weg als Lösung eines Problemes zu betrachten.


Aber es verlangt vermutlich auch keiner von Dir.


Zitat:
Zitat:Das verstehe ich jetzt irgendwie nicht. Du meinst, weil Du priviligiert bist, besteht für Dich keine Möglichkeit, Elend nachzuvollziehen?

Doch, ich kann das Elend sehr wohl nachvollziehen - aber nicht die Quintessenz daraus - die Wahl des Freitodes!

Ist irgendwie schwer zu erklären!


Aber da Du das ja auch gar nicht verstehen willst - falls ich Dich jetzt richtig verstanden habe -: was soll man Dir dann schreiben?
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#44
Hallo, Streifenhörnchen,

herzlich willkommen im Forum und danke für Deinen Beitrag in "meinem" Thread.

Ich freue mich für Dich, dass Du in so einer privilegierten Lebenssituation bist, dass Du solche Verzweiflungen nicht nachvollziehen kannst und musst.

Das ändert aber nichts daran, dass es Menschen gibt, die dieses Leben so unerträglich finden, dass sie es nicht mehr leben wollen oder können. Und für viele GIBT es keine Lösung, denn Lösungen müssen immer "passen": Was für Dich oder Deine Eltern "Lösung" ist, muss für den betreffenden Menschen keine Lösung sein...!

Ich kann solche Menschen nicht nur sehr gut verstehen, sondern, obwohl ich selbst in sehr privilegierter Situation lebe (glücklich verheiratet, keine Geldsorgen, eine schöne Wohnung im Rheinland, ein wunderschönes grosses Haus in Bayern, beruflich vollkommen selbstständig und relativ unabhängig, jeder würde sofort sagen: Wow, was für ein glücklicher Mensch!), ich war einer Suizid-Situation schon sehr nahe. SEHR nahe. Das liegt zwar schon fast 30 Jahre zurück, aber ich erinnere mich an meine innere Leere, die dem vorausging, mit SCHRECKEN.

Ich wünsche Dir, dass Dein zufriedenes und privilegiertes Leben noch sehr sehr lange dauert und Du nie in diese Situation kommst, in der jährlich um die 12000 Menschen allein in Deutschland kommen. Das wünsche ich Dir wirklich!

Petrus
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#45
Hallo Streifenhörnchen,

auch von mir ein Herzliches Willkommen an board !

Du schreibst du hättest mit Menschen zu tun, die sich in schwierigen Lebenssituationen befinden, wie kannst du dich mit diesen Menschen auseinander setzen, wenn dir das nötige Mitgefühl fehlt? Was tust du da genau und bist du in einer helfenden Position?
Falls dem so ist, dann dürftest du keine große Hilfe für die Betroffenen sein, denn dann sprichst du wie der Blinde von der Farbe.

Und Leben, liebes Streifenhörnchen ist nicht mit Logik zu bewerten. Logig ist ein Bergiff der in die Mathematik gehört. Und wenn du christlich oder röm. katholisch erzogen wurdest, die Bibel aber kaum kennst, dann laß die Frage gestattet sein, nach welchen Kriterien du dann die Bibel leben kannst ? Dies ist mir nicht verständlich.

Einen Glauben zu leben, heißt doch nicht das zu leben, was einem andere darüber erzählen, sondern sich selbst ein Bild zu machen oder anders ausgedrückt: sich seine eigene Meinung zu bilden. Denn die Bilbel ist seit vielen Jahren in jeder Sprache erhältlich, man darf sie also selbst lesen. :icon_wink:

und by the way, es gibt auch noch andere Religionen :icon-wink:

Und was meinst du mit privilegiertem Leben ? Du scheinst mir doch etwas weltfremd zu sein..... Eusa_think Es gibt Menschen die haben all das nicht was du hier schreibst und sind dennoch glücklich, ist das nicht auch ein Privileg ?
Oder würdest du zusammen brechen, wenn du morgen alles verlieren würdest, was dir heute als Privileg vorkommt ? (ich wünsche dir nicht dass du jemals in eine solche Lage kommen wirst, aber sicher ist heute nichts mehr)

LG
Julchen
Die Natur ist ein Brief Gottes an die Menschheit.
(Platon)
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