Umfrage: Was meint Ihr zum Thema Freitod/Selbstmord
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Sich selbst zu töten, ist für mich Sünde
12.50%
4 12.50%
Sich selbst zu töten, ist für mich moralisch zumindest fragwürdig
6.25%
2 6.25%
Sich selbst zu töten, ist die Folge einer seelischen Krankheit
21.88%
7 21.88%
Sich selbst zu töten, ist eine berechtigte Konsequenz, wenn man das Leben als sinnlos erachtet
3.13%
1 3.13%
Sich selbst zu töten, ist das Recht jedes Menschen, er muss es nicht begründen.
34.38%
11 34.38%
Sich selbst zu töten, ist eine Möglichkeit, unerträglichen Situationen aus dem Weg zu gehen
12.50%
4 12.50%
Ich habe dazu keine klare Meinung
9.38%
3 9.38%
Gesamt 32 Stimme(n) 100%
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Themabewertung:
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Selbstmord, Freitod, Suizid
#1
Hallo, Ihr Lieben,

wie denkt Ihr über die Möglichkeit des Menschen, seinem Leben selbst ein Ende zu setzen?

Gibt es für Euch Gründe für einen Freitod, den Ihr ethisch und/oder psychologisch akzeptieren könnt?

Wie denkt Ihr in religiöser Hinsicht über dieses Thema?

Gibt es Situationen, in denen Ihr den Freitod bei anderen Menschen (oder vielleicht auch bei Euch selbst) akzeptieren könntet?

Ist der Wunsch, seinem Leben ein Ende zu setzen, immer seelisch "krank"?

Viele Fragen. Und sicherlich noch viel mehr...

Ich würde mich über eine gute Diskussion freuen.

Liebe Grüsse

Petrus
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#2
Moin,

ich kann da keinen Punkt auswählen:

> Sich selbst zu töten, ist für mich Sünde

Das kann so sein, muss aber nicht. Es kommt auf den Einzelfall an. Wer einfach sein Leben wegwirft, handelt sicher nicht richtig mit dem Geschenk des Lebens.

Aber wenn jemand z.B. unter schrecklichen Schmerzen leidet, die nicht behandelbar sind? Da will ich nicht urteilen. Und solche Situationen und Möglichkeiten kann es viele geben.


>Sich selbst zu töten, ist für mich moralisch zumindest fragwürdig

Hier wäre am ehesten mein 'ja'. Wer sich tötet, handelt auch gegen die, die ihn lieben. Er bereitet anderen Schmerz, evtl. sogar so starke Schuldgefühle, dass es auch andere Leben zerstören kann.


>Sich selbst zu töten, ist die Folge einer seelischen Krankheit

Das gibt es sicher, aber wohl nicht in jedem Fall

>Sich selbst zu töten, ist eine berechtigte Konsequenz, wenn man das Leben als sinnlos erachtet

Diese Handlungsweise könnte ich nicht verstehen. Wenn man bereit ist, so eine endgültige Konsequenz zu ziehen, warum dann nicht einen anderen Schritt tun?

Das eigene Leben ändern, drastisch, ohne Rücksicht auf Konventionen und andere Zwänge. Man hat doch nichts mehr zu verlieren.

>Sich selbst zu töten, ist das Recht jedes Menschen, er muss es nicht begründen.

Kann ich intellektuell nachvollziehen. Ich könnte mir sogar vorstellen, diese AAnsicht politisch zu vertreten, auch wenn ich sie inhaltlich nicht teile.


>Ich habe dazu keine klare Meinung

doch, habe ich. Sie ist nur nicht einfach.

Tschüss

Jörg
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#3
Lieber Petrus,

hier möchte ich mich unbedingt mal zu Wort melden....die Zeit nehme ich mir jetzt. Zumal mir selbst diese Frage gestern in den Kopf kam und ich sie hier stellen wollte, nun du hast es mir abgenommen...

In erster Linie einmal denke ich, dass Selbstmord von Menschen begangen wird, die sehr verzweifelt sind. Egal aus welchen Gründen sie das sind, ob aus unheilbarer Krankheit heraus oder aus anderen (auch psysischen) Gründen.

Erst einmal denke ich, dass niemand ein Recht hat solche Menschen zu verurteilen!
Es ist bekannt, dass es sich bei Suizid nicht nur um oder kaum um Jugendliche handelt die sich aus Liebeskummer oder Überheblichkeit, das Leben nehmen.

Die Statistiken über Selbstmorde zeigt, dass sich mehr Menschen jährlich das Leben nehmen, als alle anderen Todesfälle (Unfalltod, Krebs ect.) zusammen. Ich finde das erschreckend !!!! Denn es wird so unter den Teppich gekehrt, noch immer werden Selbstmörder als schwache Menschen bezeichnet, werden über den Tod hinaus aus Religiösen Gründen aus gegrenzt.

Nun heißt es, niemand dürfe sich das Leben selbst nehmen.... ich denke es sollte jedem frei gestellt sein, wobei man hier beachten sollte, inwieweit sich Hilfe geben lässt. Die wenigsten handeln im Affekt.

Wer unheilbar krank ist, und weiß dass er/sie mit Qualen sterben wird, wenn ein solcher Mensch sich seinem Leben ein Ende setzten möchte, dann sollte er auch die Möglichkeit dazu haben. Hierbei sollte sich dr Betreffende aber mit seinen engsten Angehörigen besprechen, ich bin mir sicher, wer liebt, wird es verstehen.

Aus religiöser Sicht ist es verboten...warum auch immer... aber ok.

Man ist nicht seelisch krank wenn man sich über dieses Thema Gedanken macht. Seelisch krank ..stellt sich mir die Frage inwieweit du das meinst...? Menschen die ihr Leben nicht mehr meistern können, oder keine Hilfe, keinen Sinn mehr in ihrem Leben sehen und lieber gehen wollen, sind in meinen Augen genauso "krank" wie jemand der an einer unheilbaren also körperlichen Krankheit leidet. Es kommt da auf die Umstände drauf an. Ich bin davon überzeugt, dass sich kein Mensch ohne Grund das Leben nimmt. Und in unserer Zeit sind wie bereits erwähnt, Suizide sehr, sehr häufig die Todesursache.
Traurig dass es so viele verzweifelte Menschen gibt.....das liegt allerdings auch an unserer Gesellschaft und wäre müßig hier weiter zu führen.

Vor Jahren nahm sich mein Schwager das Leben, ich konnte es verstehen und auch wieder nicht, er hätte nur "einfach" sich selbst ändern müssen, weil man andere nun mal nicht ändern kann....
Als mein Vater kurz vor seinem Tod stand, er hatte Krebs nicht mehr heilbar, er hatte starke Schmerzen, wir sprachen darüber. Aber er wollte mir nicht zumuten für ihn etwas zu "besorgen". Ich hätte es aber verstanden, hätte er sich selbst das Leben genommen. Ihm wäre ein qualvoller Tod erspart geblieben bei dem ich ihn begleitete, denn ich denke nicht dass man bis zum bitteren Ende durchhalten muss, für was denn ? Ich für meinen Teil, nachdem ich gesehen und erlebt habe wie qualvoll sterben sein kann, würde mich in einem solchen Fall, sollte mich dieses Schicksal ereilen für den Freitod entscheiden.

Kennst du die Bücher: "Wenn es dunkel wird" oder "Der sanfte Tod" ? Mir hatten sie ganz gut geholfen.

Liebe Grüße
Julchen
Die Natur ist ein Brief Gottes an die Menschheit.
(Platon)
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#4
Also es mag vlt gründe geben warum man sein nleben ein nende setzt, aber nur weil einen band sich auflöst? ( man erinnerrer sich an take that )

Wenn jemand schwer krank ist und den rest seines kurzen lebens immer mehr zu leiden hätte dann sollte er sich selbst töten dürfen und wenn aufgrund der krankheit das nicht mehr selbst gemacht werden kann sollte man ihm helfen dürfen.

Allerdings ist es doch meistens so das ein mensch wenn er sich selbst tötet unglücklich ist und nicht die möglich keit einer situations änderung sieht auser dieses extreme d.H das der mensch aufgrund der situation zumindest leicht depressiv ist und depressionen sind eine psychische krankheit, mitlerweile neben rückenleiden auch ein sehr verbreitete aber in der öffentlichkeit nich wirklich anerkannte volkskrankheit.

Aber wer aufgrund von mode erscheinungen oder um aufmerksamkeit zu erhaschen erst damit droht und dann umsetzt und dennoch gerettet wird, der sollte den einsatz auch aus eigener tasche bezahlen,

Wer sich umbringen will macht es einfach und droht nicht erst damit.
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#5
Hm... die Frage ist schwer zu beantworten. Ich bin jetzt ca 4-5 Jahre in einem Selbstmordforum registriert und habe schon schon von den schlimmsten und tragischsten Schicksalen gelesen, die man sich in diesem teil der Welt vorstellen kann. Suizid aus psychischer Krankheit heraus, aus körperlichen Schmerzen, aus dem Wunsch heraus, einen verstorbenen menschen wieder zu treffen, aus Hoffnungslosigkeit, sogar aus Langeweile.

"Wer sich umbringen will macht es einfach und droht nicht erst damit."

Sehe ich nicht so. Es gibt genügend Menschen, vorzugsweise Jugendliche, die, aus welchen Gründen auch immer, schlimmes erlebt haben und sich nicht artikulieren können, sich teilweise nichtmal an ihre Erlebnisse erinnern. Sie kennen nur das Gefühl, falsch zu sein. Alles falsch zu machen, wissen aber nicht warum. Sie können sich nicht selbst helfen und schaffen es auch nicht, nach Hilfe zu rufen oder diese Hilfe wird nicht gehört. Es gibt nicht umsonst Bücher mit dem oder einem ähnlichen Titel: "Hört, was ich nicht sage".
Natürlich weiß ein erwachsener, gesunder Mensch, das sich ein solcher nicht wirklich umbringen will, er findet nur keine andere Lösung, keine andere Möglichkeit, seine tief verwurzelte Verzweiflung zu artikulieren, aber dieser mensch weiß das oft selbst nicht. Er will tot sein, will sterben, weil er sich falsch in dieser Welt fühlt, weil er nicht glücklich sein kann, weil er sich selbst hasst, nur die Gründe kennt er nicht.
Ich war selbst viele Jahre depressiv, habe mich selbst blutig geschnitten, habe mich für das gehasst was und wie ich bin. Wenn man in dieser Situation steckt kann man nicht unterscheiden, dass es einen Grund für dieses Gefühl gibt, der behandelt werden kann. Man sieht nur, dass man falsch ist, dass man hier nicht her gehört, das alle anderen einen hassen, einen widerlich finden, einen nicht wollen.
Diese Sicht ist ähnlich verzerrt, wie die einer Magersüchtigen auf ihren eigenen Körper.
Man kann also nicht sagen, dass jemand, der seinen Suizid ankündigt nur "blufft", Aufmerksamkeit erhaschen und gefälligst dafür bezahlen soll.

Ich kann die Frage nicht eindeutig beantworten. ich denke, dass sehr oft schwierige psychische Probleme oder tragische Schicksale hinter dem Suizidwunsch stehen, die man therapeutisch behandeln könnte und müsste. Andererseits gibt es bestimmt einige, im vergleich aber wenige Fälle, die psychisch gesund sind und trotzdem das Leben als nicht lebenswert empfinden. Von Grund auf hat jeder Mensch das Recht, mit seinem Leben machen zu können was er will. Aus glaubenstechnischer Sicht (wobei ich hier von Wicca ausgehe) habe ich das Recht mich umzubringen, insofern ich niemand anderen damit in Gefahr bringe oder schade.... aber schade ich nicht immer irgendwem damit, wenn ich mich umbringe? Meiner Familie, meinen Freunden? Trotzdem denke ich, muß man die freie Wahl haben und wenn meine beste Freundin sich entschließt sterben zu wollen und das in einem Zustand geistiger Gesundheit habe ich nicht das Recht, ihr aus egoistischen Gründen wie meiner Trauer diesen Wunsch zu verwehren. Aus diesem Gedankengang heraus würde ich mich letztendlich also für Antwortmöglichkeit Nr. 5 entschließen.
Gruß
Motte

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#6
Das wollte ich auch nicht sagen mit dem satz, sondern solche menschen wie von dir beschrieben wollen eigentlich hilfe und nicht sterben, wer wirklich sterben will, der wird es ohne groß anzukündigen einfach machen vermutlich nichtmal einen abschiedsbrief hinterlässt dieser
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#7
Hallo, Padawan,

warum sollte der, der einen Selbst"mord"versuch aus Gründen des Hilferufens macht, den Einsatz aus eigener Taschen bezahlen?

Ich kenne einige Menschen, die auf diese Weise ihre Hilfebedürftigkeit ausdrückten, sie konnten einfach nicht anders, sie waren nicht in der Lage, durch Worte oder andere Zeichen um Hilfe zu bitten. Und die soll man also auch noch zahlen lassen?

Wenn jemand so etwas wirklich "aus Mode" versucht (was ich mir kaum vorstellen kann, ausser vielleicht in der Pubertät, aber da ist diese "Modeerscheinung" ja selbst schon krankhaft), mag das ja noch ein Mittel sein. Aber solange Raucher und andere Selbstschädiger ihre Behandlungen von der Krankenkasse bezahlt bekommen (was ich in Ordnung finde! Nicht, dass hier wieder ein Missverständnis entsteht), sehe ich keinen Grund, Selbst"mord"versucher selbst zahlen zu lassen, egal, aus welchem Grunde sie das machen.

Allen anderen danke ich schon mal für ihre Beiträge, besonders auch Julchen, die dafür sogar ihr Schweigen brach...

Petrus
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#8
ich habe einen guten Freund durch Suizid verloren. Ich habe es durch Presse erfahren. Und war erstmal betroffen, dann sauer, dann habe ich ihm nur gute Gedanken gewünscht.

Ich war sauer, weil er nicht auf mich zu gekommen ist mit seinen Probs, aber habe ich ganz schnell gecancelt, weil jeder Mensch selbst entscheidet, was er tut.

Aber, nachdem er nunmal tot war, habe ich ihm nur positive Gedanken geschickt, damit er wenigstens da, wo er jetzt ist, weiß, das an ihn nur positiv gedacht wird.

Ich persönlich glaube, dass man ganz leicht in eine Selbstmordschiene kommen kann. Aber tut den Angehörigen bzw. Hinterbliebenen einfach nur weh, weh, weh.

Aber man sollte Selbstmörder nicht verdammen. Sie sind in einer voll schrägen Verfassung unfd Umfeld bekommt das nicht unbedingt mit.

Ich habe mal gelesen, dass sich bei Leuten, die depressiv sind so verhält, dass man sich Gedankenwelt eines Depressiven so vorstellen muss, dass Gedanken einfach nur kreisen und letztendlich wie in einem Trichter, Gedanken wegfallen und wie in einem Strudel eben alles wegfällt und letztendlich nur ein Gedanke übrigbleibt. Eben Suizid.

Und ich glaube, das ist auch so. Traurig wie es ist
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#9
(16-10-2008, 19:22)Phaeton schrieb: Aber tut den Angehörigen bzw. Hinterbliebenen einfach nur weh, weh, weh.

Ja, das ist richtig, Phaeton, und ein sehr sehr wichtiges Argument.

Schönen Gruss

Petrus
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#10
Wer ist da egoistischer? Die Verwandten, weil aufgrund von dessen Schmerzen sich ein mensch das Leben nicht nehmen darf oder der suizidale Mensch, der nur an sich denkt und sich umbringt, obwohl er damit seine Familie und Freunde ins (psychische) Unglück reißt?
Gruß
Motte

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#11
Guten Morgen, Schmetterlotte,

hm. Ich lese nicht, dass ich oder jemand anderer von "egoistisch" geschrieben hat. Meine geliebte Patentante, die mir fast so wichtig wie meine Eltern war, hat sich 2003 das Leben genommen, weil ihr nach einer beidseitigen Unterschenkelamputation auch noch die Niere entfernt werden sollte, und sie durch ihren schweren Diabetes polyneuropathische Schmerzen an Händen und Fingern hatte. Und ich und wir alle haben das respektiert. Trotzdem war es für mich sehr sehr schwer. Oder eine Klassenkameradin von mir, die sich aus Liebeskummer das Leben nahm. Ich weiss bis heute, wie erstarrt ich damals war, sie war eine meiner besten Freundinnen gewesen... Und dann der Sohn einer Freundin, der sich mit 20 Jahren vor den Zug geworfen hat. Die Restfamilie hat das bis heute (nach fast 7 Jahren) nicht überwunden, weil sie sich immer wieder fragt "Hätte ich etwas spüren müssen, hätte ich helfen können, war ich vielleicht sogar mitschuldig?".

Das sind Fragen, die man oft bei Familien finden, in denen sich jemand das Leben genommen hat. Und das tut weh, und das ist für diese Menschen eine Katastrophe.

Von "Egoismus" und von "nicht dürfen" habe ich und auch Phaeton nicht geschrieben. Ich bin jemand, der das Recht auf Suizid respektiert, aber das bedeutet doch nicht, dass ich der Meinung sein muss, dass das für die Angehörigen und Freunde leicht hinzunehmen sein soll. Ja, ich weiss, das hast Du nicht geschrieben, aber ich verstehe Deine Annotation nicht so ganz, weil ich nicht, worauf sie sich bezieht.

Lieben Gruss!

Petrus
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#12
(30-09-2008, 00:11)SchmetterMotte schrieb: Aus glaubenstechnischer Sicht (wobei ich hier von Wicca ausgehe) habe ich das Recht mich umzubringen, insofern ich niemand anderen damit in Gefahr bringe oder schade.... aber schade ich nicht immer irgendwem damit, wenn ich mich umbringe? Meiner Familie, meinen Freunden? Trotzdem denke ich, muß man die freie Wahl haben und wenn meine beste Freundin sich entschließt sterben zu wollen und das in einem Zustand geistiger Gesundheit habe ich nicht das Recht, ihr aus egoistischen Gründen wie meiner Trauer diesen Wunsch zu verwehren.

Hallo, Schmettermotte,

ja, so sehe ich das auch. Und dennoch ist es für die Freundin, Freund, Eltern, etc. immer eine Katastrophe, es sei denn, man ist so "stoisch" wie Seneca es angeblich gewesen ist.

Das wollte ich noch nachtragen. Im Endeffekt entscheidet natürlich derjenige Mensch, der seinem Leben ein Ende setzen möchte, und das soll er auch dürfen. Zumindest dann, wenn keine Krankheit vorliegt, die den freien Willen beeinträchtigt; dann muss man wohl oder übel von Fall zu Fall entscheiden und vielleicht auch eingreifen zum Schutz des Menschen. Aber wenn jemand durchaus geistesklar und "bilanziert" sagt, dass er seinem Leben ein Ende setzen möchte (egal aus welchen Gründen), muss man das als Angehöriger respektieren.

Liebe Grüsse

Petrus
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#13
Petrus, ich meinte damit nicht, dass hier jemand schrieb, dass ich jemand aus egoistischen gründen nicht das Leben nehmen darf.
Ich bin jetzt seit gut 4 Jahren in einem Suizidboard tätig, als User und zwischendurch als Moderator und daher kenne ich diesen Zwiespalt wenn man Geschichten über Suizide hört recht gut. Wo hört Trauer auf und beginnt Egoismus? Ist es überhaupt Egoismus? Ich kenne durch das Board viele Menschen, die regelrecht wütend auf ihren Angehörigen sind, der sich getötet hat, weil er ihrer Meinung nach auch das Leben anderer zerstört hat. Soweit ist das richtig, aber bei einigen hört das an diesem punkt nicht auf, sondern Monate und Jahrelang wird diesem menschen und diesem Suizid alles an Unglück, dass der noch lebende Angehörige hat aufgeschoben. Da liest man in jedem zweiten Satz "Wegen dir geht es mir jetzt schlecht, warum tust du MIR das an, warum hast du MIR nicht was gesagt... " usw.

In den meißten Fällen besteht ein Gleichgewicht zwischen Trauer und Akzeptanz vor der tat des Suizides. manchmal aber auch nicht in die letzten Fälle findet man in solchen Boards recht häufig.
Gruß
Motte

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#14
(17-10-2008, 12:16)SchmetterMotte schrieb: Wo hört Trauer auf und beginnt Egoismus?

Hallo, SchmetterMotte,

ist Trauer nicht immer (zumindest etwas) "egoistisch"? "Man" hat ja etwas "verloren", man ist traurig darüber, man will es "wiederhaben" oder einfach nicht wahrhaben, dass es "weg" ist. Rein faktisch gesehen, könnte man das "egoistisch" nennen...

In dem Themenzusammenhang würde ich "egoistisch" finden, wenn jemand z.B. einen "suizidgefährdeten" Freund dadurch unter Druck setzt, dass er sagt "Das darfst Du MIR nicht antun..." DAS fände ich geradezu ungeheuerlich, weil das wirklich der Gipfel der Egozentrik ist...

>viele Menschen, die regelrecht wütend auf ihren Angehörigen sind, der
> sich getötet hat, weil er ihrer Meinung nach auch das Leben anderer
> zerstört hat.

Diese Wut als ERST-Reaktion kann ich aber auch durchaus verstehen. Die Familie wird ja aus dem "Bisherigen" gerissen und sie spürt und weiss, dass es nie mehr so wie früher war. Die von mir erwähnte Freundin, deren Sohn sich das Leben nahm, hat anfangs auch so reagiert. Ich finde, das ist eine menschlich-hilflose Reaktion. Bei ihr ist es dabei nicht geblieben, sie hat sich für ihren Weg und den ihrer Familie therapeutische Begleitung geholt (Familientherapie und Mitarbeit bei den "Verwaisten Eltern"), weil sie merkte, sie kommt aus dieser Wut nicht raus, obwohl sie sie nicht haben wollte.

> Soweit ist das richtig, aber bei einigen hört das an diesem punkt nicht
> auf, sondern Monate und Jahrelang wird diesem menschen und diesem
>Suizid alles an Unglück, dass der noch lebende Angehörige hat
>aufgeschoben.

Ja, das ist schlimm. Vor allem finden diese Menschen weder mit dem Verstorbenen noch mit sich selbst den inneren Frieden wieder. Das wird dann therapiebedürftig. Ich denke, unsere Freundin hat gemerkt, dass sie da nicht alleine rauskommt, und hat das einzige Richtige getan, nämlich eine (Familien)Therapie begonnen und sich den Verwaisten Eltern angeschlossen.

Dennoch würde ich diesen Menschen (wie denen im Board, von denen Du schriebst) nicht unterstellen, sie seien "egoistisch". Ich finde, das ist das falsche Wort. Sie können mit der Tat ihrer Angehörigen nicht adäquat umgehen, sie brauchen therapeutische Hilfe, auch um ihrer Selbst willen.

Liebe Grüsse

Petrus
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#15
Selbsttötungen beruhen auf persönlichem Vorsatz (eigener Wille) in Folge ausweglos erscheinender Situationen (Verzweiflung, Depression, Krankheit, Frustration usw.) - oder?
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