Umfrage: Was meint Ihr zum Thema Freitod/Selbstmord
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Sich selbst zu töten, ist für mich Sünde
12.50%
4 12.50%
Sich selbst zu töten, ist für mich moralisch zumindest fragwürdig
6.25%
2 6.25%
Sich selbst zu töten, ist die Folge einer seelischen Krankheit
21.88%
7 21.88%
Sich selbst zu töten, ist eine berechtigte Konsequenz, wenn man das Leben als sinnlos erachtet
3.13%
1 3.13%
Sich selbst zu töten, ist das Recht jedes Menschen, er muss es nicht begründen.
34.38%
11 34.38%
Sich selbst zu töten, ist eine Möglichkeit, unerträglichen Situationen aus dem Weg zu gehen
12.50%
4 12.50%
Ich habe dazu keine klare Meinung
9.38%
3 9.38%
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Selbstmord, Freitod, Suizid
#76
Ekkard, so sehe ich das auch. Aber ich fühle mich nicht verstanden in dem, was ich ausdrücken möchte. Und da ich momentan aus rein privaten Gründen nicht die Kraft habe, das klarer auszudrücken, schreibe ich dazu momentan nichts mehr. Ist das falsch?

Ich verstehe Deinen Einwurf nicht.

Lieben Gruss

Petrus
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#77
(24-10-2008, 17:54)Ekkard schrieb: Hallo Petrus und alle anderen!
Ich glaube nicht, dass hier Menschen als "krank abgestempelt" werden sollten.


Das Wort "krank" ist oft genug gefallen. Von Abstempelung war auch die Rede nicht. Aber das Denken in der Opposition gesund-krank für normal-nichtnormal ist in unserer Kultur tief verankert, und es zeigte sich auch hier.



Zitat:
(24-10-2008, 16:01)Petrus schrieb: es geht um die FREIHEIT des Menschen.
"Freiheit" besitzt nur solange einen vernünftigen Sinn, wie ich Hirn und Muskeln frei bewegen kann.


Und wer ist es, der hier "vernünftig" definiert? Mit dem Argument der Vernünftigkeit kann ich jeglichen Eingriff in andere rechtfertigen, theoretisch. Es ist eine Leerformel, in die ich Beliebiges und mir Genehmes einfüllen kann.


Zitat:Wir sollten auch noch über (den) "Sinn des Lebens" nachdenken. Denn "das Leben sinnlos" zu denken oder zu erleben, gibt ihm bereits einen sehr speziellen, morbiden Sinn (nämlich nur einen selbstbestimmten Abgang zu schaffen).


Das sind Wortspielereien, die zu nichts weiter führen können, als aufzuzeigen, dass unsere Sprache nicht zu logischen Spitzfindigkeiten geschaffen wurde, sondern zur alltäglichen Kommunikation.

Begriffe sind Krücken, sind Kürzel. Wenn jemand nicht mehr leben mag, und dies in unzulängliche Begriffe gießt - zum Beispiel: "Mein Leben ist sinnlos" -, dann kann man das nicht dadurch aus der Welt diskutieren, indem man sagt: Wer das Leben als sinnlos ansieht, sieht dann darin einen Sinn.

Solche Begriffsspielereien verfehlen das Erlebte. Man erlebt ja keine Begriffe.



Zitat:Im Gegensatz zu Zielen, die man sich wählen kann, besteht der Sinn darin, der Natur des Lebens zu folgen, Freiheit zu füllen, die Welt zu beobachten und das Dasein zu "feiern" (mit frohgemuter Aktivität zu füllen). Lax formuliert: der (Lebens-)Weg ist der Sinn.


Wer hat hier die Oberhoheit, zu bestimmen, was "Sinn" ist?
Man kann so oder anders definieren.



Zitat:
Petrus schrieb:Ich hatte einen Klassenkameraden, der das Leben sinnlos fand. ... Es gibt Menschen (und gar nicht mal wenig!), die wollen einfach nicht leben, weil sie das Leben an sich im Tiefsten sinnlos finden.
Der gute Junge hatte ganz klar schlechte Lehrmeister, die offensichtlich ihrerseits "vorgegebene Ziele" mit Sinn verwechselt haben.


Mit welchem Recht verteilst Du hier Punkte? Und mit welchem Recht unterstellst Du, dass "der gute Junge" überhaupt Lehrmeister hatte? Und dann noch "ganz klar"?

Wieso soll jetzt ausgerechnet Deine Definition anderen überlegen sein? Und überhaupt auf andere passen als nur auf Dich?



Zitat:Menschen, die Zielhaftigkeit mit Sinn verwechseln, werden es immer schwer haben.


Wenn Menschen vor dem Selbstmord stehen oder sich in seelischen Krisen befinden, machen sie sich keine Gedanken darüber, ob die Wortwahl jetzt philosophisch in jeder Hinsicht stimmt. Sie nehmen das Wort, das ihnen geläufig ist.
Und warum überhaupt sollen es Menschen sich leicht machen?


Zitat:Denn Ziele, sofern sie erfüllt werden, hinterlassen Leere. Schon das Prinzip, sie erreichen zu können, tötet ihren Sinn. Es sei denn, danach tun sich neue Ziele auf z. B. die Aufgaben einer Berufstätigkeit nach einer Prüfung.


Und solche gesellschaftlich-nützlichen Überlegungen sollen sich Menschen, die in einer Existenz-Krise leben, machen? Allein Deine Argumentationsweise könnte schon dazu führen, dass man mit diesem Leben nichts zu tun haben möchte, das einem dermaßen nutzwertig nahegebracht werden soll.



Zitat:
Petrus schrieb:Ich bin der Meinung, wir haben nicht das RECHT, so einen Menschen zu ZWINGEN, weiter zu leben. Das zu akzeptieren, ist nicht leicht. Aber es ist die menschliche Freiheit.
Ein Element fehlt mir an dieser Stelle. Zur "Feier des Daseins" gehört neben den persönlichen Höhen und Tiefen auch das Dasein für Andere insbesondere für Gatten, Kinder, Eltern, Freunde, -


Das ist eben der gesellschaftliche Druck, von dem ich oben sprach. Irgendwelche Leute denken sich aus, oder leiten es von sich selber ab, was sie als richtig oder sinnvoll empfinden, und dann werden Andersdenkende oder Andersempfindende damit unter psychischen Druck gesetzt.
Auch dies kann erneut ein Grund sein, dem zu entweichen. Manche schaffen es auf andere Weise, diesem Druck sich zu entziehen, davon frei zu werden und dieses Leben zu führen und die anderen reden zu lassen. Viele aber lernen diese Alternative in unserer Kultur nicht kennen, zumal, wenn sie noch jung sind. Sie wollen einfach nur weg aus diesem Druck.


Zitat:und im Allgemeinen die Kommunikation, das Spiel, die Hilfe.
Ich kenne aus den diversen Usenet-Foren jene Sinnlosigkeitsapostel, die vom Leben so wenig verstehen, wie die Kuh vom Donner. Man kriegt's auch nicht 'rein. Aber wie diese Leute sich verschließen, ist unübersehbar!


Das klingt aber ein bisschen sehr verächtlich. Ich hätte mich als junger Mensch auch dem verschlossen, wenn Du mir das gesagt hättest, was Du in diesem post geschrieben hast. Damit kann man niemanden erreichen. Damit versteht man ja die Wurzel gar nicht.



Zitat:
Petrus schrieb:Nicht alles, was man nicht versteht, ist "krank".
... aber nicht normal und bedauerlich.


Dann lass uns mal normale Menschen zusammenhacken. Sorry.
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#78
Hallo Karla,
ich bin nicht gut im "zwischen den Zeilen lesen". Folglich entgeht mir jeglicher nützliche Gedanke. Du schreibst zwar viel davon, wo ich eine fehlerhafte Ansicht propagiere, aber Konkretes zum "Erreichen Suizid-Gefährdeter" kommt nicht. Was wäre denn Deiner Meinung nach eine richtige Ansicht?
Ein mehr als seltsamer Freiheitsgedanke kann es ja wohl nicht sein! "Krank", "nicht normal" darf man auch nicht denken. "In Ruhe lassen", halte ich auch nicht für des Rätsels Lösung.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#79
Hallo Ekkard,

leider verstehe ich auch Dein post nun nicht. Ich bin der Meinung, sehr klar und deutlich geschrieben zu haben, natürlich unter Einbeziehung meiner anderen posts hier in diesem Thread. Ich weiß gar nicht, was Du mit "nützlichem" Gedanken meinst. Wenn meine anderen posts für dich nicht nützlich waren, dann wird noch eine weitere Erklärung sicher auch nicht helfen.

Vielleicht muss man es dabei belassen. Ich hätte vielleicht sowieso nicht geschrieben, wenn Petrus sich nicht hätte ausklinken müssen. Ich wollte ihn einfach nur vertreten, wohl wissend, dass es auch sein kann, dass er es doch anders sieht als ich. Auf jeden Fall wollte ich zumindest Dein post nicht unkommentiert lassen.

Wenn Du mit dem "nützlichen Gedanken" vielleicht gemeint hast, was man Selbstmordgefährdeten sagt - falls ich zumindest ein bisschen jetzt zwischen den Zeilen lesen kann -, dann kann ich nur sagen:
absolutes Verständnis haben, den Menschen sich vollkommen aussprechen lassen, durch gute und einfühlsame Fragetechnik seine Zunge lösen, um nichts in der Welt eine wie auch immer geartete Besserwisserhaltung haben, keine Ratschläge austeilen, kein "Kopf hoch" denken, sondern sich so weit wie möglich mit ihm identifizieren, nichts weiter als Spiegel sein - sodass der andere selber erkennnen kann, was eigentlich sein Problem ist. Die klientenzentrierte Gesprächstherapie unter anderem geht so vor. Also vollkommen darauf verzichten, Werte vermitteln zu wollen, sondern die Werte dieses Menschen herausfinden und genau darin ihn bestärken. Dazu muss man natürlich auch andere Werte als die gesellschaftlichen kennen und akzeptieren, sonst geht das nicht.
Falls er in diesem Prozess seine wirklichen, oft sehr tief liegenden und nicht leicht herauszufindenden Probleme erkennt, kann es sein, das er merkt, dass er gar nicht wirklich Selbstmord begehen will. Dann wird er es auch nicht tun. Und dann wird er über sein nun erkanntes Problem reden.
Will er es aber weiterhin, dann kann man nichts weiter tun, als dass man ihm Zusatzmaterial in die Hand gibt - falls er das hilfreich findet -, indem er nach seinem eigenen Weg suchen kann.

Es käme auch mich unglaublich hart an, jemanden ziehen zu lassen. Aber er MUSS entscheiden dürfen. Das einzige, was ich tun kann, ist, Hebamme zu spielen, mit ihm zusammen sein eigentliches Fragen zu erkennen. Wenn ich ihn nicht als krank sehe, sondern als progressiv, dann kann ich mit ihm zusammen rausschaufeln, wohn er denn will. Er hat vielleicht noch gar keine Ahnung davon - alle anderen wollen ihn immer wieder in die Kiste sprich Gesellschaft - zurückquetschen- Er kann das im Keim Wachsende nicht erkennen, weil die Gesellschaft per se konservativ ist und instinktiv alles Neue zerstört oder einsperrt. Er sieht sich also selber als Abschaum.
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#80
Zitat:Karla schrieb:
absolutes Verständnis haben, den Menschen sich vollkommen aussprechen lassen, durch gute und einfühlsame Fragetechnik seine Zunge lösen, um nichts in der Welt eine wie auch immer geartete Besserwisserhaltung haben, keine Ratschläge austeilen, kein "Kopf hoch" denken, sondern sich so weit wie möglich mit ihm identifizieren, nichts weiter als Spiegel sein - sodass der andere selber erkennnen kann, was eigentlich sein Problem ist. Die klientenzentrierte Gesprächstherapie unter anderem geht so vor. Also vollkommen darauf verzichten, Werte vermitteln zu wollen, sondern die Werte dieses Menschen herausfinden und genau darin ihn bestärken. Dazu muss man natürlich auch andere Werte als die gesellschaftlichen kennen und akzeptieren, sonst geht das nicht.

Liebe Karla,

genauso würde ich auch vorgehen. Ich danke Dir für Deinen Beitrag, anders hätte ich das sicherlich auch nicht erklären können und wollen. Danke.

Lieber Ekkard,

ich wollte keinesfalls vermitteln, dass man einem Suizidgefährdeten Menschen nicht helfen soll. Wenn Du ALLE meine Beiträge in diesem Thread liest, kann es auch gar nicht sein, dass man mich so interpretieren könnte. Da muss man auch nicht "zwischen den Zeilen lesen", ich habe es mehrfach ausdrücklich geschrieben. Es kommt mir darauf an, zu sagen, dass es Menschen gibt, die das Leben derart sinnlos finden, dass man es akzeptieren muss, wenn sie nicht weiterleben wollen, so schwer das auch fällt. Soll man sie "zwingen", das Leben lebenswert zu finden? Und wenn ja, wie? Sie einfach als "krank" zu bezeichnen oder als "nicht normal", ist das Letzte, das diese Menschen "brauchen".

Liebe Grüsse

Petrus
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#81
Ich muss noch mal auf das Wort "krank" zu sprechen kommen, das lässt mir jetzt keine Ruhe. Ich habe Angst, das ein bisschen falsch beschrieben zu haben.

Ich versuche das jetzt mal mehr zu differenzieren.
Wenn ich Grippe habe, dann bin ich krank, klar. Aber nicht in dem Sinne krank, dass meine ganze Existenz krank ist, oder ich als Mensch an sich eine kranke Entität BIN, sondern einfach nur eine vorübergehende Unbalance HABE, mich nicht wohl fühle, ins Bett will etc. Diese Krankheit kann auch dauerhaft sein, selbstverständlich. Entscheidend dabei ist, dass der Mensch selber sich krank fühlt, nicht mehr im Vollbesitz seiner bisher ihm bekannten Kräfte ist. Das nennt man krank, und es ist nichts Ehrenrührendes.

Schwierig wird es IMMER, wenn es sich um Psychisches handelt. Denn es war einerseits auch eine Errungenschaft, Menschen, die man früher als "Irre" oder "Idioten" bezeichnet und sie deshalb nicht selten zum Freiwild des Spottes gemacht hat, nun ihnen ihre Würde zurückgegeben hat, indem man sagte, dass sie eine Krankheit haben, aber eben sonst Anspruch auf alles haben, worauf Menschen auch sonst Anspruch haben.

Ähnlich bei Mördern und Triebtätern, wo man auch mitunter eine "Krankheit" erkennen kann, die sie sozusagen therapiefähig macht. Dadurch bekommt man sie als Mensch wieder in den Blick.

Und weiter in dieser Richtung kann ich dann auch sagen, wenn ich eine Depression habe, das ich an etwas LEIDE und darum im Moment krank bin. Oder auch dauerhaft krank bin, weil das Leiden nicht aufhört.

In diesem Sinne will ich das Wort "krank" nicht ausmerzen, denn es beschreibt ja ein vom Subjekt empfundenes Leiden.

Teuflisch wird es erst dann, wenn ich einen Menschen als Ganzes als krank bezeichne. Also nicht in Bezug auf sich selber, sondern in Bezug auf eine Gesellschaft. Dann bezeichne ich damit ein unwertes Leben. Und eins, das der Betroffene selber keineswegs so wahrnimmt.
So, wenn ich Homosexuelle als krank bezeichne, genauer: ihre geschlechtliche Orientierung als krank bezeichne. Dann ist Holland in Not.
Ähnlich, wenn es als krank bezeichnet wird - ist heute bei uns zum Glück kaum noch ein Thema mehr -, wenn eine Frau einen "Männerberuf" ergreifen oder studieren will. Da wird das Krankhafte von außen so beurteilt, die Frau selber hingegen fühlt sich putzmunter.

Es wird jetzt schwierig, die Kurve zum Selbstmordgefährdeten zu bekommen, denn ich weiß ja, dass der sich in der Regel nicht putzmunter fühlt.
Aber gerade hier ist es so furchtbar wichtig, genau hinzugucken, was genau dann im Moment "krank" ist.
Wenn man sagt: "Dein Selbstmordwunsch ist krank", dann ist das wieder eine Beurteilung von außen, denn er selber sieht das ja gerade als Gesundung an.
Genauso wenn man sagt: "Das Bedürfnis, nicht mehr da zu sein, ist krank." Das ist auch hier eine Beurteilung von außen, aufgrund einer gesellschaftlichen Norm, parallel zur Homosexualität.

Trotzdem würde ich mich nicht dagegen sperren zu sagen, dass dieser Zustand, in dem dieser Mensch verzweifelt ist, nur noch Bretter vor dem Kopf hat und einfach nur noch wund ist, ein kranker Zustand ist. Kein krankhafter, sondern ein kranker, so wie der Grippe-Zustand.

Aber eine Krankheit dient, zumindest im psychischen Bereich, wohl immer der Erneuerung. Es findet ein Paradigmenwechsel statt, und das tut meist weh. Es ist wie beim Zahnwechsel. Die alten Zähne fallen aus, die neuen wachsen nach. So ein Durchgang ist auch die Pubertät. Sie wird zwar nicht als Krankheit bezeichnet, aber man fühlt sich da oft nicht ganz gesund.
Und eine Depression, die jetzt nicht rein körperlich bedingt ist (falls es das überhaupt gibt), ist wohl auch so ein Durchgangsstadium. Etwas ist vorbei, das Neue ist noch nicht erkannt. Bei der Pubertät hat man Daten, man weiß, was kommt. Bei Depressionen ist das nicht so gut erforscht. Man will da ja oft auch nicht zulassen, dass was Neues kommt oder durchbricht.

Und darum bezeichnet man dann nicht die Depression selber als krank, sondern überhaupt dieses Wachsenwollen oder -müssen. Das heißt, diese ganze Problematik bezeichnet man als krank. Und DAS ist das Gefährliche, das Stigmatisierende, das nicht zur Kenntnis nehmen Wollende.

Wenn ich die Analogie zu den Zähnen und der Pubertät hier noch mal fortführe, dann hieße das:
steck dir die ausgefallenen Zähne wieder rein, das Ausfallen der Zähne ist krank, ist nicht normal. Bei der Pubertät fällt mir jetzt kein Beispiel ein.

Aber ich hoffe, jetzt deutlicher gemacht zu haben, wann es stigimatisierend ist, etwas als krank zu bezeichnen, und wann es eher hilfreich ist. Der Depressive befindet sich in einem kranken Zustand, weil er die Lösung noch nicht hat. Er leidet an etwas und weiß nicht, wie er da rauskommen soll. Aber die Fragestellung selber ist nicht krank. Sie ist ein Zeichen normaler menschlicher Reifung, wo eine neue Weichenstellung vorgenommen werden muss. Selbst wenn das nicht zur Zufriedenheit der Gesellschaft ausfallen würde.

Na, ich hoffe, ich habe nicht gelangweilt. Mir lag aber sehr an dieser Klarstellung. Wenn sie denn nun gelungen ist.
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#82
Hallo Karla und Petrus
Danke für die Klarstellung und ein Bisschen von dem, was ich hören wollte, wie man an Leute mit Sinnlosigkeitsphantasien heran kommt. Meine Analyse lag auf einer ganz anderen Ebene. Vielleicht klang dies kalt. Das tut mir leid. Es sind eben doch gute, praxisorientierte und einfühlsame Lehrmeister notwendig! Aber das hatte ich gar nicht bezweifelt, sondern angemerkt, dass jener Junge, von dem die Rede war, sie nicht hatte. Das habt ihr mir ja nun bestätigt.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#83
Wenn ich sage, dass man krank ist wenn man Selbstmordabsichten hat so meine ich das auch so.
Es ist etwas anderes wenn man vielleicht eimal denkt dass es besser wäre man wäre nicht da.
Richtige Absichten zu haben, also planen wie man aus diesem Leben vorzeitig herauskommt
ist nicht normal.
Und mir fällt leider kein anderer Ausdruck ein als "krank".
Das hat nichts mit "hilfreich" oder "hilflos" zu tun, das ist nur eine Beschreibung des Zustandes.
Und wer krank ist der bedarf in vielen Fällen Hilfe.
Krank bedeutet Leid, wer sich umbringen will leidet, egal erstmal warum.
Und das ist nicht im Entferntesten abwertend gemeint.
Ein Selbstmörder sieht seine Absicht sicher nicht als "Gesundung" an, sondern als Lösung oder Notlösung.

Liebe Karla, ich glaube nicht dass Du Dich damit auskennst, Du redest nur, entschuldigung.

Gruß,
Wojciech
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#84
(25-10-2008, 20:04)wojciech schrieb: Liebe Karla, ich glaube nicht dass Du Dich damit auskennst, Du redest nur, entschuldigung.

*seufz*. Doch, ich kenne mich damit aus. Aber ich beschreibe das nicht noch einmal, das habe ich in einem anderen Thread getan.
Was meine eigene Person betrifft, so kenne ich mich ebenfalls damit aus. Ich habe genau das beschrieben, was ich erfahren habe.

Aber wenn Du mich schon ansprichst, dann muss ich auch auf den Rest Deines Beitrages eingehen.


Zitat:Wenn ich sage, dass man krank ist wenn man Selbstmordabsichten hat so meine ich das auch so.
Es ist etwas anderes wenn man vielleicht eimal denkt dass es besser wäre man wäre nicht da.
Richtige Absichten zu haben, also planen wie man aus diesem Leben vorzeitig herauskommt
ist nicht normal.

Das ist Deine Wertung. Wenn ich Dich richtig verstehe, meinst Du das so, dass so ein Mensch unnormal ist.
Aber mit dem gleichen Recht kann ich sagen, dass es völlig unnormal ist, am Leben zu kleben, nur weil man einmal da ist. Das kann mit gleichem Recht als feige bezeichnet werden, denn es widerspricht der inneren Freiheit des Menschen. Wer nicht frei ist, ist unnormal - könnte ich genauso gut sagen.

Indem Du mir die Urteilsberechtigung absprichst, willst Du Dein Urteil als allein richtig hinstellen. Das alte Lied.



Zitat:Krank bedeutet Leid, wer sich umbringen will leidet, egal erstmal warum.

Damit aber sagst Du ja mit fast genau denselben Worten das, was ich oben geschrieben habe. Warum also greifst Du mich an?


Zitat:Ein Selbstmörder sieht seine Absicht sicher nicht als "Gesundung" an, sondern als Lösung oder Notlösung.

Ah, Du weißt wieder Bescheid über sämtliche Selbstmörder.
Dann lies doch lieber meine Beiträge noch einmal durch, denn ich habe versucht, die verschiedensten Formen anzudeuten.

Wenn Du persönlich Dich in einer solchen Situation krank fühlst, dann ist das ja auch vollkommen richtig. Das habe ich ausdrücklich gesagt, und immer wieder betont, dass es auf die Selbsteinschätzung des Betroffenen ankommt.

Wenn Du aber JEDEN Selbstmörder als krank bezeichnest, dann machst Du Dich im besten Fall nur der unzulässigen Verallgemeinerung und im schlimmsten Fall der Stigmatisierung schuldig. Erklärst Leute als krank, die sich selber nicht so sehen. Und Dein Angriff auf mich ändert gar nichts daran.
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#85
Liebe Karla,
ich greife Dich doch nicht an, warum meinst Du denn das immer wieder.
Ich kann mich leider nun mal nicht so gewählt ausdrücken , ja, mein Fehler.

Des Wort "Normal" oder das Gegenteil "Nicht Normal" hat im Voraus natürlich einen Beigeschmack wie "Schande" oder "Minderwertig".

Das Leben hat die Eigenschaft dass es leben will, das sehe ich als "normal" an.
Und die gesamte Welt des Lebens will nicht sterben, alles Leben das sich gegen den Tod wehren kann tut das auch.
Wenn ich "krank" sage dann meine ich dabei auch "Hilfsbedürftig" und ich sehe es als eine Aufgabe der "Gesunden" eben zu helfen wo es geht.
Ich werte doch Niemanden ab dadurch, eher das Gegenteil.
Nach meinem Glauben kann durch Krankheit Sünde vergeben werden, und bei einem Kranken sind Engel die dem Gutes "aufschreiben" der den Kranken besucht und ihm hilft, auch ein Krankenbesuch ist schon Hilfe.

Wie Du schreibst nehmen manche psychisch Kranke ihre Krankheit selbst nicht wahr, das ist auch ein schwieriger Prozess weil man als Betroffener es nicht wahr haben will dass man krank ist.

Aber Du schreibst, wenn ich das richtig verstehe, dass die "Freiheit des Menschen" auch die Freiheit zum Selbstmord beinhaltet, aber das sehe ich grundlegend anders.

Ich sehe Selbstmord als etwas sehr Schlimmes an, man vergreift sich an einem Wehrlosen.


Gruß,
Wojciech
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#86
Man vergreift sich an einem Wehrlosen? inwiefern? Wehrlosen Körper?

Dass psychisch kranke Menschen ihre Krankheit nicht wahrhaben wollen muß nicht unbedingt der Fall sein, denn wer sich nicht eingestehen will, dass er krank ist weiß im Innersten, dass er doch krank ist. Innerhalb einiger psychischer Krankheiten verliert der Betroffene total das Gefühl für normal und nicht normal. Er weiß nicht mehr, welche seiner Eigenschaften Charakter sind und welche krank, kann das nicht mehr differenzieren und hat im Grunde sogar Angst davor, seine Krankheit loszulassen, weil er fürchtet, dann völlig frei von Charakter zu sein. Das ist etwas komplizierter, als dass man es so ausdisskutieren könnte.

Wenn wir es religiös betrachten wollen: Gott hat uns allen das Bewußtsein anderer Dimensionen mitgegeben. Wir alle können pber unsere eigene Existenz heraus denken, wissen, dass es den Tod gibt und dass man dann gewissermaßen nicht mehr existiert. Also gab er uns auch die freie Entscheidung zum Suizid. Kann es also von Gott oder wem auch immer verboten werden, eine Entscheidung zu treffen, dessen Entscheidungsfähigkeit wir durch ihn bekommen haben? Sollte dem so sein, wäre die Hölle voll von Delphinen, denn diese sind fähig, Suizid zu begehen und tun dies, wenn sie in Gefangenschaft gehalten werden. Ich habe da von einigen Fällen aus Amerika gelesen in denen sich Delphine in Gefangenschaft selbst ertränkt haben, obwohl sie körperlich kerngesund waren.
Gruß
Motte

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#87
Hallo!

Ich möchte noch anmerken, daß sich Depression doch sehr unterschielich anfühlen kann, erlebt werden kann und sein kann. Ohne das ich jetzt meine eigenen Erfahrungen damit (möglicherweise noch ein mal) aufschreiben möchte sei mir dieser Hinweis gestattet. Wenn man "ganz unten" angelangt ist braucht man Hilfe, also muß man zumindest per Definition krank sein, um einen Arzt zu konsultieren, um Behandelt zu werden/um Hilfe zu bekommen.

Auch bei mir reicht meine eigene Sprache und die Sprache des/der anderen oftmals nicht aus, um darüber sich so auszutauschen, daß die/der andere wirklich versteht, was ich erlebt habe, was in mir vorgegangen ist. Mindestens 2/3 der Menschen, denen ich sprechen wollte war es nicht möglich das auch nur annährend zu verstehen. Sie verstanden nicht ein mal, worum es sich eigentlich ging.

Wie heißt es so schön: Der Kranke benötigt die Hilfe des Arztes.
Bei der Definition Arzt möchte ich Psychologen, Psychotherpolten, Psychosomatische Klininiken und was es da noch alles gibt mit einschließen

daß eine Mitarbeit des Patienten wichtig ist.

Gruß
Gerhard
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#88
Leider gibt es genügend Menschen, die Depressionen nicht für eine Krankheit halten, auch wenn sie offiziell definitiv eine ist. Leider arbeite ich täglich mit solchen zusammen und ich könnte sie ab und zu erwürgen.
Gruß
Motte

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#89
ich möchte nur noch dazu sagen, dass ich mich jedenfalls nicht krank gefühlt hatte, im Gegenteil ich dachte wirklich, dass alle anderen einen Schatten hatten.
Das mit der wirklichen Krankheitseinsicht hat lange gedauert, inzwischen kann ich sagen, dass nicht alle Anderen irre sind, aber doch sehr Viele, und bemerken tun die auch nichts Icon_wink

Eine richtige Depression ist eine schwere Krankheit, die Meisten verstehen das leider nicht und kriegen das erst mit wenn sie selbst betroffen sind, oder als Angehöriger oder guter Freund eines Kranken.

Die "Freie Entscheidung" zum Suizid sehe ich nicht, ich denke dass man sich dazu zwingen lässt, ich glaube nicht, dass ein Mensch der "gesund" ist so etwas tun würde.
Schon dass man oft, täglich oder öfters, darüber nachdenkt und das als Möglichkeit einer Besserung in Betracht zieht ist gefährlich.
Ich jedenfalls glaube nicht dass es danach besser wird.
Einige meiner Bekannten haben sich umgebracht, das ist eben im Künstler- und Drogenmilieu öfters der Fall, und ich konnte wirklich nicht verstehen warum sie es gatan hatten.
Es ist einfach immer Hilfe möglich, und wenn ich sage immer dann meine ich das auch so.

Ein wirklich großes Problem ist eben unsere Gesellschaft die nur Hochleistung und materiellen Erfolg akzeptiert,
da passen Depressive nicht dazu, und Religiösität ist auch nicht gerade besonders wünschenswert, hat man doch dadurch ganz andere Ideale als der Kapitalismus vorschreibt.

Zitat:Wehrlos
Damit meine ich dass man diesem Zwang nachgeben will der einem sagt dass man nutzlos oder Minderwertig ist und seinen Überlebensdrang nicht mehr verspürt bis zu dem Punkt wo man es dann tut. Wehrlos deswegen weil man das einem Leben zufügt das sich nicht wehren kann weil es krank ist oder keinen Sinn mehr erkennen kann, bis eben zu dem Punkt wenn man von der Brücke springt.
Ich bin mir darin sicher dass die Meisten die das getan haben es sich im allerletzten Moment doch anders überlegen und dann ist es aber zu spät und getan.

-----

Und dann gibt es eben den Unterschied zwischen Gläubigen, erstmal egal welcher Religion, und Menschen die nicht an einen Schöpfer glauben und denken sie würden vergehen wie ein dürres Gras und es würde nichts außer Staub übrigbleiben.
Einerseits kann ich mir gut vorstellen dass ein "Ungläubiger" eher einen Suizid in Betracht ziehen kann als ein Gläubiger, andererseits hängt gerade der Ungläubige mehr an seinem Leben da er annimmt dass es danach nichts mehr gibt und er es deshalb viel schwerer hat, einfach loszulassen.
Und an eine Hilfe seines Schöpfers kann er ja auch nicht glauben.
Dass der Selbstmord von der Religion verboten ist und als schwere Sünde betrachtet wird ist ein Thema das vielleicht extra ausdiskutiert werden will falls das Keiner verstehen kann.
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#90
Hallo wojciech,

du sagst:
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Ein wirklich großes Problem ist eben unsere Gesellschaft die nur Hochleistung und materiellen Erfolg akzeptiert,
da passen Depressive nicht dazu, und Religiösität ist auch nicht gerade besonders wünschenswert, hat man doch dadurch ganz andere Ideale als der Kapitalismus vorschreibt.
_____________________________________________________________________

Und ja das glaube ich auch.

Es kann einfach nicht sein, dass 80 Prozent aller mit ihrem Job unzufrieden sind, kein Geld für Familie haben, es Altersarmut gibt? Ja wohl nur, weil es um Produktion und Geld geht.

Geld regiert die Welt und sonst zählt gar nichts. Leider.

Ich finde finanzielles Denken blockt einfach die Entwicklung.

Aber werde ich in hundert Jahren nicht verstehen, warum Geld wichtiger ist, als Menschenleben

Aber ich denke , es ist so. Unser Weltwissen konzentriert sich nicht auf Umweltschutz oder Tierarten zu schützen oder gar Menschen, sondern auf Finanzen.

Tja, Geld kann man nicht essen.

Ich versteh vieles nicht, aber es gibt Dinge, die kann ich gar nicht ab.

Das reicht schon aus für eine Depression und da ist persönliches Umfeld noch nicht mal angesprochen.
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