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Martin Luther ?
#46
(20-08-2008, 16:35)Mandingo schrieb:
Zitat:"Die Judenmission ist für mich Fortsetzung des Holocaust mit anderen Mitteln." Ein radikales Urteil, das der Rabbiner Dr. Joel Berger auf einer Podiumsdiskussion beim diesjährigen Kirchentag im Juni in Stuttgart fällte.

nadia schrieb:
Mandingo schrieb:und den Worten des von dir zitierten Rabbiners stehst du völlig unkritisch gegenüber.
Er war brillant! [Bild: 3.gif]
Ein tolles Verständnis von "Holocaust"!

Ob das "toll" ist, weiss ich nicht :icon_rolleyes:

Zutreffend ist es auf jeden Fall.
#47
(20-08-2008, 18:00)nadia schrieb:
(20-08-2008, 16:35)Mandingo schrieb:
Zitat:"Die Judenmission ist für mich Fortsetzung des Holocaust mit anderen Mitteln." Ein radikales Urteil, das der Rabbiner Dr. Joel Berger auf einer Podiumsdiskussion beim diesjährigen Kirchentag im Juni in Stuttgart fällte.

nadia schrieb:
Mandingo schrieb:und den Worten des von dir zitierten Rabbiners stehst du völlig unkritisch gegenüber.
Er war brillant! [Bild: 3.gif]
Ein tolles Verständnis von "Holocaust"!
Ob das "toll" ist, weiss ich nicht :icon_rolleyes:
Zutreffend ist es auf jeden Fall.

Wenn das ein Nicht-Jude sagen würde, fielen alle möglichen Ernstnehmer über ihn her, dass er den Holocaust bagatellisiere.
"Tradition ist die Weitergabe des Feuers, nicht die Anbetung der Asche!" (Gustav Mahler nach Thomas Morus)
#48
Eine Bagatellisierung des Holocaust ist es keinesfalls und ob ein Jude oder ein Nichtjude etwas sagt, ändert nichts an der Tatsache selbst.

Das Ziel der Judenmission ist, alle Juden zum Christentum zu bekehren. Das wäre das Ende des Judentums und damit die Vernichtung des jüdischen Volkes. Es kommt nicht darauf an welche Methode dazu benutzt wird, sondern auf die Absicht, den Vorsätze, die Ziele und, was haShem verhüten möge, das etwaige Ergebnis...


Auch hier eine Anmerkung, damit sich niemand übergangen fühlt. Mission ist kein Monopol des Christentums. Der Islam missioniert genauso und das ist genau dasselbe.

Der Holocaust als Vorwand für Judenmission



Judenmission in Israel



Schon etwas älter, aber immer noch aktuell:

Invasion "2000" - Israel und das Christentum

Frage und Antwort - Israelfreundliche Christen?




Die folgenden beiden Briefe der früheren israelischen Oberrabbiner wurden in der gegen die christliche Mission in Israel gerichteten Schrift "HaOjew HaNozri" (Jerusalem 5760) von Rabbiner Schlomo Aviner, Oberrabbiner von Bet El und Leiter der Jeschiwa "Ateret Kohanim", abgedruckt.

Übersetzung: R. Plaut

Israel Meir Lau schrieb:[Staatswappen Israels]

Israel Me'ir Lau
Oberrabbiner Israels
Vorsitzender des obersten Rabbinatsgerichtes

Mit G~ttes Hilfe
7. Tewet 5760
16. Dezember 1999

An
Rabbiner Schlomo Chajim Hakohen Aviner m.g.t.e.a.*
Bet El

Frieden und Segen,

Wie ich hörte, stehen Euer Ehren kurz vor der Veröffentlichung einer Schrift zum Thema Vorsicht vor der Mission.

Seit Jahren versucht die Mission, die Herzen unserer Brüder der Kinder Israels vom Wege der Tora und des Glaubens abzuwenden. Ihre Absicht ist es, vom Volke des G~ttes Israels jüdische Seelen widerspenstig und abtrünnig zu machen, um sie dann unter den Nichtjuden zu assimilieren.

In diesen Tagen, während sich das Datum nähert, das den Namen "das neue Millennium" trägt, erhebt sich diese Angelegenheit mit besonderem Nachdruck und besonderer Stärke. Unter den Pilgern, die während dieser Periode in unserem Land erwartet werden, gibt es welche, die die Herausforderung der Konvertierung jüdischer Seelen vor Augen haben. Auch in theologischer Hinsicht gibt es unter ihnen jene, die glauben, die wahre Erlösung werde erst kommen, wenn es keine jüdische Wesensheit mehr gibt.

Darum ist unseren Brüdern, den Kindern Israels, dieser Zustand und diese große Gefahr, die ihnen droht, bekanntzumachen, rechtzeitig auf der Hut zu sein, den Blick zu schärfen und mit Nachdruck und Stärke gegen jeden Versuch der Missionierung zu protestieren. Manchmal nutzen die Missionare die Notlage von Hilfsbedürftigen und der schwachen Bevölkerungsschichten aus, und man muß wissen, daß es verboten ist, von ihnen irgendeinen Genuß zu erhalten.

Wir müssen den Glauben an die Tora Israels stärken, die Himmelsfurcht mehren und so keinem fremden Verursacher oder einer anderen Religion den Bewegungsraum geben, in unser Haus einzudringen.

Gebe G~tt, daß wir in diesen Tagen seine Rückkehr nach Zion sehen mögen und der wahren Erlösung Israels teilhaftig werden.

Als Bitte des die baldige Erlösung Erwartenden,
[Unterschrift]

Elijahu Bakschi-Doron schrieb:[Staatswappen Israels]

Elijahu Bakschi-Doron
Rischon-LeZion [Ehrentitel des Oberhauptes der sefardischen Juden]
Oberrabbiner Israels

Mit G~ttes Hilfe
12. Tewet 5760 [21. Dez. 99]

Über den Vers "Ihr sahet ihre Gräuel und ihre Götzen aus Holz und Stein, aus Silber und Gold" (Dt. 29,16) sagte einer der großen [Rabbiner], Götzendienst mache auf den ersten Blick einen so abstoßendenden und widerwärtigen Eindruck, daß er sich verstandesmäßig nicht aushalten läßt. Im Laufe der Zeit jedoch gewöhnt man sich an das Abstoßende, sieht es nur als Holz und Stein und fühlt schon nicht mehr die Widerwärtigkeit, und noch später werden Holz und Stein in den Rang von Silber und Gold erhoben, die das Herz des Menschen anziehen. Darum warnte König Schlomo [Salomo] "Halte fern von ihr deinen Weg, und nahe nicht der Türe ihres Hauses" (Sprüche 5,8), und es ist uns geboten, noch nichteinmal den Namen eines Götzendienstes zu erwähnen, geschweige denn einen Genuß daraus zu ziehen.

In nächster Zeit werden voraussichtlich tausende christlicher Pilger ins Land kommen, unter ihnen Missionare, die unbescholtene jüdische Seelen einzufangen drohen, sowohl durch direkte Propaganda, als auch im Rahmen von Hilfs- und Unterstützungsinstitutionen, Adoption von Siedlungen und ähnlichem. Zu unserem Leidwesen gibt es viele Überläufer, die unter verschiedenen Namen wie z.B. messianische Juden und ähnliches auftreten, die unbescholtene jüdische Seelen zu fremden Glauben hinüberziehen und schon viele zu Fall brachten.

Darum sollte man sich hüten, in irgendeiner Weise mit ihnen zusammenzuarbeiten und erst recht nicht einen Genuß von ihnen erlangen; sich entfernen und alle missionarische Propaganda abweisen, auf jedem möglichen Wege, von den Häusern Israels, und recht tat mein Freund, der weise Rabbiner Schlomo Aviner m.g.t.e.a.*, der den Standpunkt der Tora in dieser Angelegenheit bekanntmachte. "Dem Ermahner und dem Gewissenhaften gib Frieden fließend wie die Wasser des Flusses" [aus dem Gedicht "Dror jikra"].

Mit Segenswünschen
[Unterschrift]

[*möge er gute Tage erleben, amen]
#49
Nadia,
damit wir uns recht verstehen: Ich bin gegen Mission mit unlauteren Mitteln. Wer sich für eine andere, als jene Religion entscheidet, in die sie/er hinein geboren wurde, muss sich schlau machen und konvertieren können.

Mir ist allerdings unwohl bei der Vermischung von Religion (Judentum) und Volkszugehörigkeit. Uneingeschränkt stimme ich zu, dass die jüdische Religion das Volk von der Römerzeit bis heute zusammen gehalten hat. Gleichwohl liegt es am Judentum selbst, dass andersgläubige Volksgenossen als ganz Andere (ja, was eigentlich) gesehen werden.
Übertragen auf Deutsche: Ein Deutscher, der sich zum Islam wendet, wird nicht zum "Ausländer" oder gar Araber. Hingegen kenne ich mindestens einen christlich gewesenen Deutschen, der inzwischen zum Judentum konvertiert ist - aber ist er deshalb Bürger Israels oder des Weltjudentums?
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
#50
Hallo Ekkard!

Ekkard schrieb:damit wir uns recht verstehen: Ich bin gegen Mission mit unlauteren Mitteln.

Mission ist ein unlauteres Mittel.

Ekkard schrieb:Wer sich für eine andere, als jene Religion entscheidet, in die sie/er hinein geboren wurde, muss sich schlau machen und konvertieren können.

Da liegt die Initiative beim interessierten Kandidaten und du sprichts von einer bereits getroffenen Entscheidung.

Ekkard schrieb:Mir ist allerdings unwohl bei der Vermischung von Religion (Judentum) und Volkszugehörigkeit.

Wieso ist dir dabei unwohl? Niemand vermischt da irgendetwas. Aber was rede ich, werfen wir einen Blick in die Torah und zwar in die Zeit der Gründung des jüdischen Volkes aus den zwölf Stämmen, damals am Sinai.

Exodus / shemot 20:15-19
Zitat:vechol ha'am ro'im et hakolot ve'et halapidim ve'et kol hashofar ve'et hahar ashen vayar ha'am vayanu'u vaya'amdu merachok. vayomru el moshe daber atah imanu venishma'ah ve'al yedaber imanu el~him pen namut. vayomer moshe el ha'am al tira'u ki leva'avur nasot etchem ba ha'el~him uva'avur tiheyeh yir'ato al pneychem levilti techeta'u. vaya'amod ha'am merachok umoshe nigash el ha'arafel asher sham ha'el~him. vayomer ad~nay el moshe koh tomar el beney yisra'el atem re'item ki min hashamayim dibarti imachem.

ha'am => das Volk.

Man muss nicht einmal Hebräisch können um das zu sehen. Nirgendwo im Tanach ist die Rede von einer Glaubens oder Religionsgemeinschaft, sondern nur vom Volk Yisrael und das in allen Teilen der Schriften.

Im Islam, den du erwähnst, wird hingegen explizit die religiöse Gemeinschaft der Muslime - die Umma - ins Zentrum der Betrachtungen gestellt. Der Vergleich Muslim / Araber muss jedoch scheitern, das ist im Islam überhaupt nicht vorgesehen. Was ist überhaupt ein Araber? Diese Frage wird von den Arbern seit rd. 3000 Jahren täglich diskutiert Icon_lol

Kommen wir zu deinem Beispiel:

Ekkard schrieb:Hingegen kenne ich mindestens einen christlich gewesenen Deutschen, der inzwischen zum Judentum konvertiert ist - aber ist er deshalb Bürger Israels oder des Weltjudentums?

»Judentum« reicht vollkommen; vom »Weltjudentum« sprechen andere :icon_rolleyes:

Etwa problematisch ist das mit Deutschland schon. Nicht wegen der Historik, sondern wegen des jüdischen Rechts zum Eintritt ins Judentum und diesen staatlichen deutschen Religionsgemeinschaften. Es hat da zwar Nachbesserungen gegeben... aber das wäre ein ganz anderes Thema. Nehmen wir an, dass alles OK ist und anerkannt wird.

Es ist tatsächlich so: wer ins Judentum eintritt wird Mitglied des jüdischen Volkes. Die Prozedur ist jener der Annahme einer Staatsbürgerschaft sehr ähnlich. Ein rabbinischens Gericht ( Bet Din ), dessen Zusammensetzung zwingend vorgeschrieben ist, prüft ob ein-e Kandidat-in aufgenommen wird oder nicht. Der Eintritt ist vollzogen, wenn das Gericht dies beschliesst. Ein so Aufgenommener hat dieselben Rechte wie ein geborener Jude. Bei den Frauen gibt es ein paar Sonderregelungen, die allerdings selten Konstellationen betreffen. So darf eine Konvertitin etwa keinen Cohen heiraten.

Bürger Israels sind die Kinder der Israelis automatisch; das ist wie in vielen anderen Ländern auch.

Bürger Israels wird der Jude, der das werden möchte und bei der Einsreise in Israel das »Zauberwort« sagt Icon_lol

Etwas Lektüre
http://www.israswiss.net/israswiss/staat...index.html
http://www.mfa.gov.il/MFA/MFAArchive/195...05710-1950


Anmerkung:
Ekkard schrieb:Gleichwohl liegt es am Judentum selbst, dass andersgläubige Volksgenossen als ganz Andere (ja, was eigentlich) gesehen werden.
:icon_rolleyes:
#51
Nadia: "Mission ist ein unlauteres Mittel."

Ein Satz, der mir sehr gefällt.

Lieben Gruss

Petrus
#52
(21-08-2008, 08:48)Petrus schrieb: Nadia: "Mission ist ein unlauteres Mittel."
Ein Satz, der mir sehr gefällt.
Mir auch ... meistens ... aber ...
mit Differenzierungen: Der Missionsbegriff wäre näher und vor allem KLAR zu bestimmen!
Wenn Mission das aktive, unaufgeforderte Belästigen mit religiösen Botschaften mit dem Ziel der Entfremdung von gegebener Religiösität und Konversion zu der missionierenden ist ...
Wenn gezielt Methoden geschult und angewandt werden, unbedarftere und religiös wenig gebildete Menschen zu überrumpeln ...
Wenn "Wohltaten" verbreitet werden mit dem Ziel der Konversion ... Missionieren durch Korruption und Ausnutzen sozialer Notlagen.

Möglich bleiben muss IMHO für alle Menschen interreligiöse Diskussion/ Dialog im gegenseitigen Einvernehmen und gegenseitigen Respekt. Möglich bleiben muss wohl auch in diesem Kontext gegenseitiges Hinterfragen der religiösen Grundlagen, Lehren und Politiken/Politiker. Möglich bleiben muss ganz bestimmt zwangloses gemeinsames Lernen an gemeinsamen Heiligen Schriften im wechselseitigen Respekt. (... für die Menschen, denen dies wichtig ist.) Ein Riesenproblem scheinen mir da die Mehrheitsverhältnisse der Religionen. Hierzulande fast immer christlich dominiert.

Der aktiven Judenmission haben evangelische Landeskirchen und katholische Bistümer in Deutschland inzwischen gänzlich abgesagt und auch theologisch begründet verworfen. Wenns heute Ärger jüdischer Gemeinden mit "Missionaren" gibt, dann von Sekten und (manchen freikirchlichen) Gemeinschaften, oft us-amerikanisch massiv gesponsored.

Ein besonders trübes Kapitel die sog. "messianischen Juden", völlig unredliche harte Judenmissionierung mittels folkloristisch vorgegaukelter "jüdischer" Indentität.

Alle winziger Minderheiten und auf die Dauer real ziemlich erfolglos, selbst wenn interessensmanipulierte Statistiken dies kurzfristig anders darstellen.

Die polemisch zugespitzte Formulierung von Dr. Joel Berger von der " Juden-Mission als Holocaust mit anderen Mitteln" ist meiner Meinung für die Empfindung der jüdischen Gemeinden in Ballungszentren, die besonders von freikirchlicher Judenmission belästigt werden, sehr TREFFEND aber NICHT zutreffend.

Assimilation und Säkularisation ist der aktuelle große, existenzgefährdende Angriff auf ALLE kleinen Religionsgemeinschaften, also mit quasi Holocaust-Gefährdungsniveau, auch eine ernstzunehmende Gefahr für religiöses (rechts-orthodoxes) Judentum. nur wirds dabei schwierig, einem TÄTER die Alleinschuld zuzuschieben. Dazu gehören auch Einsicht eigener Fehler oder Unterlassungen. Sektiererisches Abgrenzen allein reicht und funktioniert in heutiger Zeit nicht mehr. Gerade vor dieser Einsicht scheinen sich die rechtslastigeren Richtungen des Judentums zu drücken, deren prominenten Sprecher einer Landes-Rabbiner Joel Berger in Württhemberg zu sein scheint. Trotz oder gerade wegen manchmal verletzender Schärfe nach außen UND innen und aller persönlichen Kantigkeit imho eine wichtige Stimme des deutschsprechenden Judentums. Zum Nachdenken vermag er immer wieder aufzurütteln.

Fritz
Liebet eure Feinde, vielleicht schadet das ihrem Ruf! (Jerci Stanislaw Lec)

Wer will, dass Kirche SO bleibt - will nicht, dass sie bleibt!
#53
Hallo, Fritz,

ich meinte meine Zustimmung nicht speziell auf Christen oder andere konkrete Religionen bezogen, sondern ganz generell: Der Satz, so wie er da losgelöst steht, hat mir gefallen.

Ich denke, man sollte niemals unter Druck gesetzt werden, irgendetwas glauben zu "sollen" (was meiner Meinung nach sowieso eine Absurdität ist, man kann nicht "glauben müssen" oder "glauben sollen"). Selbstverständlich sollte/müsste/muss "für alle Menschen interreligiöse Diskussion/ Dialog im gegenseitigen Einvernehmen und gegenseitigen Respekt" möglich sein. Das ist gar keine Frage, da sind wir einer Meinung, sonst wären solche Foren wie dieses hier ja auch völlig überflüssig.

Das Problem scheint mir nur, die eigene Leidenschaft für die eigene Religion (oder auch Nichtreligion) mit dem Respekt und der Toleranz dem Anderen gegenüber in Einklang zu bringen. Und daran scheitern hier zahllose Diskussionen, was ich sehr bedauere.

Lieben Gruss

Petrus
#54
(20-08-2008, 18:39)Mandingo schrieb: Wenn das ein Nicht-Jude sagen würde, fielen alle möglichen Ernstnehmer über ihn her, dass er den Holocaust bagatellisiere.
Mag sein, dass ein paar besonders Beflissene auf Fettnäpfchensuche laut aufschreien. Nur zu ... Blamieren kann sich jeder selbst ...
Ich denke, dass weniger die Bagatellisierung das Problematische des medienwirksamen Merkspruchs ist als der Irrtum beim Identifizieren des Gegeners - Täters. Nicht die paar versprengten sektierenden Judenmissionare und ihre mehr als bescheidensten "Erfolge" sind existenzgefährdend für (streng-religiöses) Judentum sondern zunehmendes inneres religiöses Desinteresse und Assimilation z.B. durch Mischheiraten mit Nichtjüdinnen ohne Eintritt ins Judentum. Damit fallen dann auch "automatisch" die Folgegenationen für die jüdische Gemeinschaft aus ... Irgendwann ist die Gemeinschaft soo kleingeworden, dass sie organisatorisch nicht mehr selbständig bestehen kann mit religiöser Infrastruktur. In Deutschland war das vor der massierten Zuwanderung der Kontingenzjuden aus den GUS-Staaten (Russland-Juden) teils fragwürdiger jüdischer Indentität schon nahedran ... und mit dem massenweisen Zuzug waren die jüdischen Gemeinden dann mit der Integration ziemlich am Rande ihrer Kapazitäten bzw. gar überfordert. Eine Notsitution, die agressive chr.-sektiererische Judenmissionierer unredlich ausnutzten (gerade in Ballungszentren) ... und zum Hau-Drauf-Spruch von der "Judenmission als Holocaust mit anderen Mitteln" dem subjektiven Bedrohungsempfinden nach führte. Für mich sehr treffend und sehr verständlich - nur in der Sache missweisend und überzogen ... und an die Großkirchen in Deutschland falsch adressiert.

Fritz
Liebet eure Feinde, vielleicht schadet das ihrem Ruf! (Jerci Stanislaw Lec)

Wer will, dass Kirche SO bleibt - will nicht, dass sie bleibt!
#55
Es hat zwar nicht unbedingt und direket etwas mit Martin Luther zu tun, aber wenn man bedenkt wie er auf die Zurückweisung seiner Judenmission reagiert hat...
Zitat:Warum ließ Martin Luther die jüdische Bevölkerung verfolgen? Der Hintergrund: Luther hoffte zunächst, die jüdischen Mitbürger für die von ihm reformierte Kirche bekehren zu können. Als sich dies bald als Trugschluss erwies, wandelte sich sein ursprünglich freundlicher Umgang in fanatischen Hass.
...sollte man das vielleicht kurz beleuchten.

Philipp Gessler schrieb:Die christliche Synagoge

In Berlin-Lichterfelde feiern "messianische Juden" ihren "Schabbat-Gottesdienst". Sie glauben an Jesus als ihren Messias - ein Paradox. Freikirchen helfen ihnen, jüdische Gemeinden protestieren


TAZ, 24.02.2001
#56
(21-08-2008, 10:29)Petrus schrieb: Der Satz, so wie er da losgelöst steht, hat mir gefallen.
Volle Zustimmung! Der Satz haut treffend rein! Mir gefällt er auch ...
Er scheint treffen und gegebenenfalls verletzen zu SOLLEN!
(21-08-2008, 10:29)Petrus schrieb: Ich denke, man sollte niemals unter Druck gesetzt werden, irgendetwas glauben zu "sollen"
Hmm, setzt zunächst doch zum Erfolg "glauben WOLLEN, glauben KÖNNEN und Glauben KENNEN voraus. Funktioniert also vermutlich gegenen inneren Widerstand des so Bearbeiteten GAR NICHT! Bleibt also real völliger Murks. Zudem sind einige Religion doch wesentlich mehr Tat- als Glaubens-Gemeinschaften. Das Judentum würde ich hierhin zählen, aber auch liberales, ethisch-dominiertes Christentum.

Zudem stellt sich mir die Frage nach dem missionierenden Subjekt, das Erfolg bringt. Sind das vielleicht meistens gar nicht die ach so missionsbemühten Menschen sondern G-tt? Und welcher Mensch weiß schon wirklich so genau, welche Religion der für mich ausersehen hat? Welcher Mensch kann sich Bestimmungskompetenz für Andere darüber anmaßen?

Noch einen Merksatz: Gott will nicht, dass manche Menschen andere Menschen umkrempeln! ... und zwar unabhängig, ob es um Weltanschauung, Hautfarbe, Nationalität, Religion, sexuelle Orientierung, soziale Stellung oder sonstwas geht.


Fritz
Liebet eure Feinde, vielleicht schadet das ihrem Ruf! (Jerci Stanislaw Lec)

Wer will, dass Kirche SO bleibt - will nicht, dass sie bleibt!
#57
(20-08-2008, 19:42)nadia schrieb: Eine Bagatellisierung des Holocaust ist es keinesfalls und ob ein Jude oder ein Nichtjude etwas sagt, ändert nichts an der Tatsache selbst.
Das Ziel der Judenmission ist, alle Juden zum Christentum zu bekehren. Das wäre das Ende des Judentums und damit die Vernichtung des jüdischen Volkes. Es kommt nicht darauf an welche Methode dazu benutzt wird, sondern auf die Absicht, den Vorsätze, die Ziele und, was haShem verhüten möge, das etwaige Ergebnis...

Ich habe selten zu diesem Thema,
einen derart horrenden Unsinn gelesen!

Es ist nicht zu fassen:
Es kommt also nicht darauf an, ob eine Regierung mit staatlicher Waffengewalt und teuflischer Systematik Menschen vergast oder einzelne Mitglieder einer Glaubensgemeinschaft versuchen, Andersgläubige in Gesprächen von ihrem Glauben zu überzeugen!?
Dass solche mir auch fremden "Judenmissionare" im Gegensatz zu den Holocaust-Akteuren überhaupt nicht vorhaben, "das jüdische Volk zu vernichten", sondern ihnen jederzeit widersprochen werden kann, interessiert dich in dem Zusammenhang gar nicht.

Für mich offenbart sich hier ein gerüttelt Maß an ideologischer Verbissenheit, die auf Logik keine Rücksicht mehr nimmt.
"Tradition ist die Weitergabe des Feuers, nicht die Anbetung der Asche!" (Gustav Mahler nach Thomas Morus)
#58
Hallo Petrus!

Petrus schrieb:ich meinte meine Zustimmung nicht speziell auf Christen oder andere konkrete Religionen bezogen, sondern ganz generell: Der Satz, so wie er da losgelöst steht, hat mir gefallen.

Gelegentlich erinnere ich daran, so auch hier:
nadia schrieb:Auch hier eine Anmerkung, damit sich niemand übergangen fühlt. Mission ist kein Monopol des Christentums. Der Islam missioniert genauso und das ist genau dasselbe.

Ein paar Anmerkung zu Luther und der Hinweis auf eine sendungsbewusste Kirchenpopulistin, die sich vor Begeisterung für den toten Hassprediger kaum noch einkriegt, und schon verlieren ein paar empfindsames Seelchen ihre Murmeln, ganz so, als würde man sie ansprechen.
Petrus schrieb:Das Problem scheint mir nur, die eigene Leidenschaft für die eigene Religion (oder auch Nichtreligion) mit dem Respekt und der Toleranz dem Anderen gegenüber in Einklang zu bringen. Und daran scheitern hier zahllose Diskussionen, was ich sehr bedauere.

Es ist das imperative Einfordern der bedingungslosen Anerkennung der eigenen Dinge; es ist genau das was Martin Luther seinerzeit getan hat: wer seiner Botschaft nicht folgen wollte, wurde Ziel seines unbändigen Hasses. Das war übrigens der Grund, warum ich Luther, ganz beiläufig übrigens, als Beispiel genannt habe
nadia schrieb:Manche erwarten die »Übernahme« ihrer Glaubensinhalte weil sie sie für allgemeingültig halten. etc...

So komme ich zum Schluß...
Zitat:For in the final analysis, our most basic common link is that we all inhabit this small planet. We all breathe the same air. We all cherish our children's futures. And we are all mortal.
#59
(20-08-2008, 19:42)nadia schrieb: Das Ziel der Judenmission ist, alle Juden zum Christentum zu bekehren. Das wäre das Ende des Judentums und damit die Vernichtung des jüdischen Volkes. [b]
... schon bei ganz geringer Kenntnis der realen Judenmissions-Erfolge wird die Angstmache absurd. Die paar Hanseln bringen langfristig nur einen Bruchteil der Juden vom Judentum ab im Vergleich zu denen, die ihm durch Konvertierung/ Eintritt ZUWACHSEN. Die wirklichen Gefahren sind Demografie, Assimilation und religiöses Desinteresse ... in Israel wohl dazu noch die wirtschaftlich beklemmende Lage infolge andauernder Kriegs- und Terrorismusgefahr mit Konsequenz Ausreise gerade der jüdischen Bevölkerungsanteile.
Es geht anscheinend mehr um polemische Schuldzuweisung an äußere Täter als Schadensbekämpfung. Da müsste und wird sich vermutlich wohl auch vieles innen ändern ... damit Judentum hoffentlich weiterhin bleibenden Bestand behält.

Mit Propagandafeldzügen gegen wenige und relativ erfolglose Missionierer von ein paar unbedeutenden chr. Randgruppen wirds kaum getan sein ... trotzdem sollten sich Landeskirchen wohl noch deutlicher abgrenzen von jeglicher Judenmission und jegliche personelle, monetäre und logistische Unterstützung zu unterbinden bemüht bleiben. DAS wird noch schwer genug ... (weils eben protestantisch keine hierarchische wirksame Weisungsstruktur bis zur einzelnen Kirchengemeinde und zum einzelnen Gemeindemitglied gibt.)

Fritz
Liebet eure Feinde, vielleicht schadet das ihrem Ruf! (Jerci Stanislaw Lec)

Wer will, dass Kirche SO bleibt - will nicht, dass sie bleibt!
#60
In unserer Zeit und in den freien Teilen dieser Welt, kann jeder und jede widersprechen, den Missionaren, den Nazis und anderen... Bis vor gar nicht langer Zeit konnte man das nicht. Seit der Zerstörtung des zweiten Tempels sind Vierzehn Millionen Menschen unseres Volkes durch Verfolgung ermordet worden. Sechs Millionen wurde Opfer des nationalsozialitischen Rassenwahns. Acht Million wurden aus religiösem Wahn ermordet.

Heutzutage, wo in unserem freien Teil dieser Welt, jeder und jede offen und frei sprechen kann, sieht man wie sendungsbewusste Künder sich aufführen, wenn man ihrer Vorgabe nicht folgen möchte oder sogar wagt ihnen zu widersprechen. Der gewalttätige Duktus, die primitiven Ausfälle und leider auch der Hass, vermitteln, auch heute noch, wie es einst zugegangen ist...


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