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Panentheismus
#24
So, wieder da.

Inwiefern befürchtest du denn, dass die "Schubladen" dich hindern könnten, genau das zu tun: zu glauben, was dein Herz und Verstand dir erlauben?
Auf eine Weltanschauung / einen Glauben / etc. einen Begriff draufzupacken, der noch am ehesten passt, mag ja manchmal praktisch sein, um anderen schonmal die ungefähre Richtung anzugeben, in die es geht. Aber wirklich interessant sind die individuellen Inhalte, die dahinterstecken. Und mit den Begriffen ein Eigentor geschossen hat man sich meiner Meinung nach, wenn sie nicht mehr die Kommunikation mit anderen ein bisschen vereinfachen, sondern einen selbst einengen. Das "Schubladendenken" mag es Menschen leichter machen, Dinge zu verstehen, wenn man vor die ganzen Einzelheiten einen Wegweiser setzen kann, in der Form "ungefähr wie... (beliebiger Begriff)", damit sich das Gegenüber sozusagen "einstimmen" kann, woran ich nun überhaupt nichts Verwerfliches finde, solange es halt das Individuelle nicht ersetzt. Wenn die Schubladen keine Hilfsmittel mehr sind, sondern als einzig-mögliche Alternativen erscheinen, aber man mit seinem Denken nicht zufällig so in eine reinpasst, dass es eben passt, dann wird man natürlich verrückt über den Versuch, sich reinzuquetschen. Das halte ich aber nicht für den Sinn solcher Begriffe. Denn die sind Hilfen für die individuellen Menschen - nicht die Menschen Füllmaterial für die Begriffsschubladen.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass man glücklich damit wird, sich passend zu machen, um einer Klischeevorstellung zu entsprechen. Da scheint es mir erfolgversprechender, erstmal genau hinzuschauen, was man eigentlich denkt und glaubt und das dann entweder gar nicht einzuordnen und nur zu beschreiben, wenn es einem damit am wohlsten ist, oder aber zu gucken, was es an "Schubladen" so gibt, und für den Fall, dass man Kommunikation erleichtern will, den Begriff als Näherungswert auszusuchen, der noch am meisten Gemeinsamkeiten hat, ohne sich dem Begriff deshalb so verpflichtet zu fühlen, dass man die individuellen Unterschiede runterspielt.
Ich habe z.B. jahrelang überhaupt keinen Begriff gekannt, der auch nur annähernd auf mein Denken passte. Das war zwar manchmal lästig, weil man es eigentlich gewohnt ist, Dinge benennen zu können, aber im Nachhinein halte ich das für einen günstigen Zufall - immerhin kann man nicht mal eben aufhören zu denken, nur weil man keine Schublade dafür findet, und wenn man dann später eine entdeckt, die einigermaßen passt, dann kommt man nicht so in Versuchung, sich von ihr einengen zu lassen, weil man inzwischen weiß, dass man, wenn sie mal gar nicht mehr passt, auch ganz gut ohne auskommen kann.
Soweit mein Assoziationsschwall zum Schubladendenken, der mal wieder viel zu lang geworden ist...

Danke für deine Erklärungen zum Bewusstsein im Buddhismus. Ich lese gerade nach längerer Zeit mal wieder Berkeley mit seinem esse est percipi, was ja auch in die Richtung geht. Ich finde die Bedeutung, die dem wahrnehmenden Subjekt sowohl von der buddhistischen Sichtweise, die du nennst, als auch von Berkeleys Philosophie gegeben wird, durchaus einleuchtend, das ganze hat für mich allerdings drei mögliche (einander nicht unbedingt ausschließende) Konsequenzen:
1) Es muss immer wahrnehmende Subjekte geben und gegeben haben. Für einen Berkeley und wohl auch für frühere Buddhisten wird die Vorstellung kein Problem gewesen sein, für uns heute, die wir von Urknall und Evolution ausgehen, ist es das schon.
2) Bei Berkeley noch zusätzlich, aber auch als Ersatz für Nr. 1 zu gebrauchen: es muss einen während allen Stadien der Entwicklung des Universums existenten Geist geben, der immer alles wahrnehmen kann, traditionell als Gott identifiziert.
3) Die notwendige Wahrnehmung ist ganz anders als das, was wir uns darunter für gewöhnlich vorstellen, und nicht nur die Wahrnehmung, die wir uns Menschen und anderen Tierarten zusprechen, fällt darunter, sondern beispielsweise auch die Reaktionen, die einzelne Teilchen miteinander eingehen, sind eine Form der "Wahrnehmung" der Existenz ebenjener Teilchen. (Wobei sich hierbei Berkeley im Grabe umdrehen würde, denn diese Teilchen, die Materie, das ist ja gerade das, was durch sein esse est percipi wegfallen soll, wo die Schwelle für Wahrnehmung eben bei menschlicher / tierischer Wahrnehmung liegt).
Ob Hellpach in eine solche, vielleicht buddhistisch geprägte Richtung gedacht hat, finde ich schwer einzuschätzen, seine Ausführungen sind ja recht knapp gehalten (was angenehm zu lesen ist, aber manche Fragen offen lässt). Einen interessanten Gedanken finde ich es auf jeden Fall - vor allem, da Hellpach ja z.B. bei Sinnestäuschungen sowohl das gemeinhin Tatsache genannte, was wir feststellen, wenn wir die Täuschung durchschauen, als auch den gemeinhin fehlerhaft genannten Eindruck, den wir zuerst einmal haben, als Teile der Welt ansieht. (Ich hab gerade schon eine Weile gesucht, um die Stelle zu finden, aber ich hab sie nicht gefunden - vielleicht erinnerst du dich, dass es vorkam, das Beispiel waren scheinbar zusammenlaufende Bahnschienen, aber sonst such ich noch mal.)
"Gottes ist der Osten und der Westen; wohin immer ihr also euch wendet, dort ist Gottes Angesicht." (2:115)
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